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Cormans erste Poe-Adaption - »Die Verfluchten«-Das Mediabook

Die VerfluchtenCormans erste Poe-Adaption
»Die Verfluchten«-Das Mediabook

Roger Corman hatte in den 1950er Jahren schon über dreißig Filme produziert, als er sein Herzensprojekt endlich realisieren konnte – die Verfilmung einer Geschichte von Edgar Allan Poe. „Die Verfluchten“ (The Fall of the House of Usher) wurde 1960 für ein bescheidenes Budget realisiert und spielte an den Kinokassen ein Vielfaches ein. Der Beginn einer bis heute verehrten Filmreihe, in der zumeist Vincent Price die Hauptrolle übernahm.

Die VerfluchtenAuch Vincent Price liebte die Gedichte und Schauergeschichten des Schriftstellers Poe. In den vorangegangenen Jahren hatte er auch einschlägige Erfahrungen als Horrordarsteller („Das Kabinett des Professor Bondi“, „Die Fliege“) gesammelt, weswegen er Roger Corman gerne für die Hauptrolle in „Die Verfluchten“ zusagte. Bis ins Jahr 1964 sollten noch sieben weitere Poe-Adaptionen aus dem Hause Corman folgen, darunter die Genreklassiker „Das Pendel des Todes“, „Der Rabe – Duell der Zauberer“ und „Lebendig begraben“. Obwohl sie alle die Jahrzehnte gut überstanden haben und noch heute durch ihre farbenprächtigen Bilder, die beeindruckenden Sets und das Spiel ihrer namhaften Darsteller überzeugen können, gehört „Die Verfluchten“ wahrscheinlich zu den besten dieser Filme, weil er mit bescheidensten Mitteln zu unterhalten versteht, die Atmosphäre der literarischen Vorlage kongenial einfängt und sicherlich auch die eleganteste von Cormans Poe-Adaptionen ist.

Der junge Philip Winthrop (Mark Damon) kommt auf dem abgelegenen Landsitz der Ushers an, wo ihm zunächst der Einlass verwehrt werden soll. Butler Bristol (Harry Ellerbe) bedauert, dass Madeline Usher (Myrna Fahey), die Winthrop eigentlich besuchen möchte, aufgrund einer Krankheit ans Bett gefesselt ist. Madelines Bruder Roderick (Vincent Price) indes hat sich jegliche Besucher verbeten. Da Winthrop einen langen Pferderitt aus Boston hinter sich hat und mit Madeline verlobt ist, lässt er jedoch nicht locker und schafft es tatsächlich, in die marode Villa eingelassen zu werden. Usher macht keinen Hehl daraus, dass er Winthrop so schnell wie möglich wieder loswerden will. Er leidet unter einer erblich bedingten Überreizung der Sinne, weswegen er auf jegliche Form von Geräuschen oder Licht überempfindlich reagiert und sein Haus auch nicht mehr verlässt. Während er nach wie vor versucht, Winthrop so schnell wie möglich wieder loszuwerden, plant dieser bereits seine Abreise mit Madeline, die er notfalls auch gegen den Willen ihres Bruders mit nach Boston nehmen will.

Die Verfluchten„Die Verfluchten“ ist ein gekonnt inszenierter Horrorfilm, der zwar mit bescheidenen Mitteln realisiert wurde und auch keine nervenzerrende Spannung bietet, dafür aber gekonnt eine unheilschwangere Atmosphäre schafft, die ebenfalls für Unterhaltung sorgt. Wie schon in Poes Vorlage wird auch hier das Haus selbst zu einer Art Monster der Geschichte, in dem sich all das Böse der Familie Usher bündelt und das Schicksal der letzten Hinterbliebenen besiegelt. Vincent Price geht mit Wonne in seiner dämonischen Rolle auf und hat mit seiner theatralischen Darstellung den Grundstein seiner künftigen Filmfiguren gelegt. Die Wiederveröffentlichung des Titels als „2 Disc Limited Collector’s Edition #25“ bei Wicked-Vision erfolgt in einem gewohnt tollen Mediabook, das aus einer BluRay, einer DVD und einem 24seitigen Booklet mit einem Text von Dr. Rolf Giesen besteht. Der digital remasterte Film liegt im Widescreenformat 2,35:1 vor, dessen Bild insbesondere in den Nahaufnahmen eine tolle, detailreiche Schärfe erreicht. Bei Halbtotalen und Totalen ist es hingegen häufig grobkörniger, insbesondere kurz vor Filmschnitten und Aktwechseln. Dennoch ist den Publishern hiermit die bislang überzeugendste Veröffentlichung gelungen, zumal durch die hinzugefügte, instrumentale Ouvertüre (gut drei Minuten), die bislang als verschollen galt, hier die weltweit längste Fassung des Films erstellt werden konnte. Der Ton liegt auf Deutsch (vom Lichtton abgetastet) und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 vor, optional sind deutsche und englische Untertitel verfügbar.

Die VerfluchtenZu den umfangreichen Extras gehören neben dem bereits erwähnten Booklet auch ein Audiokommentar, den Giesen gemeinsam mit Dr. Gerd Naumann eingesprochen hat, sowie ein zweiter Audiokommentar von Regisseur Roger Corman. Des Weiteren gibt es eine Einleitung (4 Minuten) und ein Schlusswort zum Film von Vincent Price (3 Minuten), ein Audiointerview mit dem Hauptdarsteller, das David Del Valle mit diesem im Jahr 1988 geführt hat (41 Minuten), ein Vorwort der Price-Tochter Victoria (10 Sekunden) sowie das sehr sympathische und informative Interview „Back to Baker Street“, das Uwe Sommerlad exklusiv mit ihr komplett auf Deutsch geführt hat (56 Minuten)! Ein Interview mit Mark Damon (26 Minuten) war bereits auf der vorangegangenen Veröffentlichung aus dem Jahr 2014 vorhanden, genau wie der originale amerikanische Kinotrailer zum Film. Ebenfalls stark erweitert wurde hingegen die animierte Bildergalerie, die nun über 120 Motive umfasst. Das Mediabook ist in vier verschiedenen Coverversionen erhältlich, die jeweils auf 222 Stück limitiert sind.

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