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Star Trek Countdown - IS THERE IN TRUTH NO BEAUTY? (Staffel 3, Episode 5, 1968)

Star Trek CountdownStar Trek Countdown
IS THERE IN TRUTH NO BEAUTY?
(Staffel 3, Episode 5, 1968)

ANDREW: Star Trek, ach ja. Ich war damals bei der deutschen Erstausstrahlung dabei. Das war 1972. Damals waren Kirk & Co. noch cutting-edge. Und ich hab mir die Folgen auf die mir modernste zur Verfügung stehende Art aufgezeichnet: Auf Audiokassette. Ein paar dieser Kassetten besitze ich bis heute.


UWE: STAR TREK, das waren doch die Drecksäcke, die TARZAN und BONANZA vom Sendeplatz vertrieben hatten. Damals, 1972. Bis die sich meinen Respekt verdient hatten, bedurfte es schon noch zehn Jahre. Aber zugegeben, die waren ja echt nicht mehr auf meine Gnade angewiesen. Die haben sich mit anderen Gesellen ein ordentliches Häuschen gebaut. Es war schon eine architektonische Glanzleistung, damals, und ist es noch heute. Und ich finde es bedauerlich, nicht beim Aushub dabei gewesen zu sein.

ANDREW: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ehrfürchtig ich damals vor dem Fernseher saß, wenn beispielsweise Abraham Lincoln auf seinem Sessel mitten im Weltraum vor der Enterprise aufgetaucht ist. Dass es fünfzehn Jahre später eine Star-Trek-Serie geben sollte, in der nicht Kirk & Co. mitspielen, musste ich erst verdauen. Das roch damals noch nach Blasphemie. Doch irgendwann dämmerte mir, dass nur dies das Weiterleben der Serie sichern konnte. Sonst wäre dieses Pflänzchen namens Star Trek irgendwann zu alt geworden und abgestorben.

UWE: Von allen Genre-Fans, so gehen die Legenden, sei der Star-Trek-Fan der fanatischste. Ach was, blasse, picklige Tapetenkleber sind das nur, die solches behaupten, weil wir im coolsten Haus von allen wohnen. Armselige Star-Wars-Würstchen, die keine Ahnung davon haben, welche Stiefel Kirk nach dem Sex mit Elan zuerst über die Füße zieht. Guten Mörtel verlangt da die Sache, und keine verweichlichten Puppenstuben aus Balsaholz. Hätten einige Menschen bei Paramount in Erinnerung behalten, welchen Stiefel Kirk zuerst überzieht, wären auch sie fleißige Maurer für die Serie da gewesen und diese wäre nicht gestorben. Oder vielleicht erst recht?


Andrew: Nichts desto trotz starb ja die Serie erst einmal. Damit das aber nicht das Ende war, hatte man in den 80ern einen Ableger genommen und neu eingepflanzt, damit er wachsen und gedeihen konnte und neue Blüten hervorbringen. Weitere Serien, weitere Filme, weitere Fans. Alles schien in Ordnung zu sein. Leider vergaß man darüber, dass die schönste Pflanze der Welt nicht ewig blühen konnte, wenn man sich nicht genügend um sie kümmerte. Das führende Team hinter den Kulissen blieb über die Jahre weitestgehend unverändert, die kreativen Quellen versiegten langsam, die Ideen verblühten.

Uwe: Was nach über vierzig Jahren aus dieser sehr speziellen Serie geworden wäre, wenn sich die Original-Crew zum Weitermachen entschlossen hätte, kann wirklich niemand sagen. Genauso wird niemand den Einfluss des glatzköpfigen Poliers in vollem Umfang abschätzen können, der über den Produktnamen ein neues Dach gesetzt hat. Rückblickend muss man leider zugestehen, dass Picards Dachziegel Star Trek nicht nass werden ließen und sein Fachwerk durchaus positiv zu bewerten ist. Möglich wäre ja, dass seine Vorgänger mit einer Neuauflage Mitte der 70er so gnadenlos über die Brüstung geflogen wären, dass heute kein Aas mehr von ihnen rede würde. Wer weiß, wer weiß. Was folgte, waren nicht mehr „meine Serien“, aber zumindest konnte ich mit der Kelle wedeln und behaupten, zum Grundstein zu gehören. Und wem ich da zuwedelte, war eine enorm hohe Zahl von neuen Bewohnern in der Hütte.

Andrew: Knapp 20 Jahre haben die das durchgehalten, eine beinahe unglaublich lange Zeit. Doch das war des Guten zuviel. Man hatte die Pflanze zu stark gegossen, nun wurde sie welk. Ist das nun das Ende? Kann man wieder einen Ableger nehmen, wieder von vorne beginnen? Wenn, dann wirklich radikal. Runterschneiden bis auf die Triebe. Alles auf Anfang. Die Kinozuschauer von heute sind dazu bereit.

Uwe: Von einem Mieter wird enorm viel abverlangt, wenn solche Umbaumaßnahmen anstehen, wie sie von J. J. Abrams zu erwarten sind. Niemand weiß doch wirklich, ob er nur die Wände weißelt oder den gesamten Bau auskernt. Persönlich wohne ich schon zu lange hier, um die Notwendigkeit eines Neubaus wirklich zu erkennen. Da weder Picard noch Janeway, weder Sisko noch Archer mein Traumhaus errichtet haben, wird es auch Abrams nicht können. NEXT GENERATION war durchaus ein schönes Haus in unserer edlen Straße, aber für mich hatte es nie dieselbe Hausnummer. Abrams wird bestimmt keine Gartenlaube hinzimmern, in der man gerade mal das Werkzeug ablegt. Vielleicht hat er ein Hundertwasser-Haus errichtet und genau das erwarte ich auch. Aber in meiner konservativen Stadt bekommen Hundertwasser-Häuser nur in anderen Vierteln eine Baugenehmigung.

Andrew: Nur ein Neuanfang kann klappen, alles andere wäre zum Scheitern verurteilt. Weg mit den alten Trieben, frische Erde dran, neuen Dünger her und, ganz wichtig, einen neuen Gärtner! Das ist geschehen, nun müssen wir abwarten. Wenn alles passt, dann funktioniert das. Und ob es funktioniert, davon werde ich mich selber überzeugen. Im Mai. Im Kino. So ehrfürchtig wie 1972 werde ich dann nicht mehr sein. Es wird ganz sicher nicht dasselbe sein wie damals. Aber mit etwas Glück macht es (fast) genauso viel Spaß.

Uwe: J. J. Abrams wird mich bestimmt nicht dazu bewegen, wieder Panini-Bilder sammeln zu gehen.
 
 

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