Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Ikonen des Horror - 8. Teil: Dr.Frankenstein (Peter Cushing)

Ikonen des HorrorTeil 8:
Dr.Frankenstein
(Peter Cushing / Hammer Studios)

Dr. Frankenstein ist die Titelfigur des gleichnamigen Romans von Mary Shelley. In der Verfilmung von 1931 ist es die Geschichte eines Wissenschaftlers, der von der Idee besessen ist, künstliches Leben zu erschaffen. Um dem Rätsel des Lebens auf die Spur zu kommen, erschafft er eine Kreatur, die aus verschiedenen Leichenteilen zusammengesetzt wird und das Gehirn eines Toten erhält.
Peter Cushing als Dr. FrankensteinDabei unterläuft ein folgenschwerer Fehler, denn anstatt dem Gehirn eines "normalen" Menschen wird der Kreatur das Gehirn eines Mörders eingesetzt. Ein Gewitter kommt dem Dr. zur Hilfe, denn ein Blitz, der in die vom Doktor aufgebauten Apparatur einschlägt, bewirkt letztendlich, das die Kreatur wirklich zum Leben erweckt.

Doch anders, wie von Frankenstein erwartet, entgleitet das Monster seiner Aufsicht und tötet mehrere Menschen, was natürlich eine Hetzjagd der Menschen auf das Monster nach sich zieht. Das Monster wird in eine alte Windmühle getrieben, die daraufhin angezündet wird und abbrennt.

In den unzähligen Verfilmungen, die auf Mary Shelleys Roman basieren, wird aus dem eigentlichen Titelhelden Dr.Frankenstein eigentlich meist eher eine Art Randfigur, der verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Gründe dafür sind hauptsächlich darin zu sehen, das die damalige Darstellung des Monsters durch Boris Karloff so genial war, das fast immer die Kreatur im Vordergrund stand und bei den Zuschauern eine viel größere Beliebtheit erlangte, als der Titelheld selbst.

 Frankenstens Fluch / The Curse of FrankensteinErst als die Anfang der 50 er Jahre in London gegründeten Hammer Studios 1957 den Film "Frankensteins Fluch" rausbrachten, änderte sich  das, denn anders , als in der Version von 1931, die unter der Regie von James Whale entstand, stand hier nicht die Kreatur, sondern die Person des Baron Frankenstein im Vordergrund. Gespielt wurde dieser in Terence Fisher's Version des Frankenstein-Themas von Peter Cushing, der zu einem der Stammschauspieler der Hammer Studios werden sollte, wie zum Beispiel auch ein Herr namens Christopher Lee (Dracula), über den an anderer Stelle noch ausführlich die Rede sein wird. Interessant ist aber dennoch, das Lee in diesem Film die Rolle der Kreatur gespielt hat.

Die Hammer Studios produzierten zu der Zeit etliche klassische Horrorfilme und zwar alle mit recht geringem Budget. "Frankensteins Fluch" war so erfolgreich, das man daraufhin noch einige direkte Fortsetzungen drehte und nach der Frankenstein-Thematik auch die zweite Ikone der Universal Studios mit ins Boot nahm, nämlich Dracula, dessen Neuauflage auch mehrere Fortsetzungen nach sich zog.

Durch Peter Cushing in der Titelrolle hatte nun auch der doch immer etwas nebensächlich behandelte Chrakter des Dr.Frankenstein endlich Gewicht und vor allem ein Gesicht bekommen. Der Stellenwert der Person wurde extrem aufgewertet und die Kreatur geriet in den Hammer-Verfilmungen etwas mehr ins Abseits, ohne jedoch ganz vergessen zu werden. Der große Erfolg der Hammer-Versionen des Frankenstein-Themas ist sicherlich der charismatischen Darstellung des Titelhelden durch Peter Cushing zu verdanken, der zu einem der größten Stars dieser Zeit wurde.

1958 erschien der wiederum unter der Regie von Terence Fisher entstandene Film "Frankensteins Rache", der eine direkte Fortsetzung von "Frankensteins Fluch" darstellt. Dr. Frankentein, der dem Tod durch die Guillotine entgangen ist, indem er den Henker bestochen hatte, wird von einem anderen Arzt erkannt und daraufhin erpresst. Um sein Geheimnis zu wahren, muß er mit dem Arzt zusammen eine neue Kreatur erschaffen. Am Ende des Films stirbt Dr.Frankenstein, doch vorher gelingt es seinem Partner, das Gehirn des sterbenden Doktors in einen Ersatzkörper zu transplantieren.

Frankensteins Ungeheuer / The Evil of FrankensteinMit "Frankensteins Ungeheuer" erschien 1964 der nächste Frankensteinfilm der Hammer-Reihe. Bei diesem Film handelt es sich um den einzigen Teil der Reihe, bei dem mann den Universal-Look der Kreatur übernommen hat und der nicht unter der Regie von Terence Fisher entstand. Diemal zeichnete Freddie Francis für die Regie verantwortlich, da Fisher zu der Zeit einen Autounfall erlitt. Das Drehbuch zum Film schrieb übrigens Hammer-Chef Anthony Hinds persönlich, allerdings unter dem Pseudonym "John Elder". Wenn man dem "Lexikon des Horrorfilms" glauben darf, dann gilt dieser Film als bester der britischen Horror-Reihe, doch bei den Fans der Hammerfilme gilt der Teil eher als umstritten, da er Handlungselemente sowohl der Frankenstein-Reihe von Hammer, wie auch der von Universal enthält und viele Fans das für nicht kompatibel halten. Interessant ist auch noch die Tatsache, das vor der ersten TV-Ausstrahlung des Films im Jahr 1968 einige zu brutale Szenen gekürzt oder herausgeschnitten wurden. Um aber die Sendezeit für das Fernsehen auf 2 Stunden zu erhöhen, wurde nachträglich gedrehtes Filmmaterial eines anderen Regisseurs beigefügt.

1967 erschien dann der mittlerweile vierte Teil der Farnkenstein-Reihe, nämlich "Frankenstein schuf ein Weib", bei dem wieder Terence Fisher die Regie führte. Diesmal versuchte man, neue Wege zu gehen, denn erstmalig wurde hier kein künstliches Monster aus Leichenteilen geschaffen, sondern die Seele einer verstorbenen Person in einen anderen Körper transferiert. Vielleicht wird dieser Teil auch aufgrund dieser Tatsache von einigen Leuten als Mischung aus Horror und Nonsens angesehen. Als weitere Besonderheit des Films ist die Tatsache anzusehen, das während der gesamten Laufzeit nicht eindeutig ersichtlich ist, in welchem Land der Film wirklich spielt, auch wenn die Kleidung wohl der schweizer Mode des endenden 19. Jahrhunderts ähnelt.

"Frankenstein muß sterben", so lautet der Titel des 1969 erschienenen fünften Teil der Reihe. In wohl keinem anderen Teil der Reihe wird der Charakter des Doktors so grausam und kaltblütig dargestellt, denn hier schreckt er selbst vor Mord, Erpressung und Vergewaltigung zurück. Vor allem in einem Punkt hält sich dieser Film sehr genau an die literarische Vorlage, denn hier wird die geschaffene Kreatur nicht als Wesen dargestellt, das nicht sprechen kann und nur Grunzlaute von sich gibt, sondern durchaus in der Lage ist , zu sprechen und sich am Ende gegen seinen Schöpfer wendet.

1970 erschien mit "Frankensteins Schrecken" ein Film, der eigentlich nicht zur eigentlichen Frankenstein-Reihe gezählt wird. Vielmehr kann man diesen Film lediglich als loses Remake von "Frankensteins Fluch" ansehen. Hier führte auch nicht Terence Fisher, sondern Jimmy Sangster Regie und die Rolle des Doktors spielte Ralph Bates. Angeblich wollten die Hammer Studios durch einen jüngeren Darsteller in der Rolle des Dr. Frankenstein ein jüngeres Publikum ansprechen.

Frankensteins Höllenmonster / Frankenstein and the Monster from HellMit "Frankensteins Höllenmonster" erschien dann im Jahr 1974 der letzte Teil der Frankenstein-Reihe aus den Hammer Studios. Ein letztes mal spielte der charismatische Peter Cushing seine Paraderolle und Terence Fisher führte wieder die Regie. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hatte dieser Teil das kleinste Budget überhaupt, was sich besonders durch die klaustrophobisch engen Sets wiederspiegelt. Auch für das Make Up der Kreatur war kein Geld vorhanden, so das der Maskenbildner Eddie Knight als kostengünstige Alternative eine starre Vollmaske anfertigte. Der Schauspieler David Prowse, der den meisten eher als der "Darth Vader" aus der Star Wars Saga bekannt ist, spielte hier nach "Frankensteins Schrecken" das zweite mal die Rolle der Kreatur. Erwähnenswert ist auch noch die Tatsache, das dieser Film in Deutschland weder im Kino noch im TV lief.

Abschließend muß man sagen, das Peter Cushing wohl die absolut beste Besetzung war, die man für den Charakter des Dr.Frankenstein finden konnte. Durch diesen Glücksfall bekam der eigentliche Titelheld der literarischen Vorlage endlich den Stellenwert, den er verdiente und das Horror-Genre einen weiteren unvergesslichen Darsteller.














Kommentare  

#1 Norbert 2009-01-07 10:53
Seltsam, irgendwie habe ich den Roman Mary Shelleys anders in Erinnerung. Das, was in der Einleitung erzählt wird, ist die Story der Verfilmung von 1931, die lediglich einige Figuren und die Schöpfung als solche übernahm.
Die Frankenstein-Reihe von Hammer empfinde ich als eine der qualitativ besten Serien in der Geschichte des Horrorfilms. Das liegt sicherlich in erster Linie an Cushing, der den Charakter aussergewöhnlich darstellte. Ich bin dennoch der Meinung, dass auch Colin Clive eine sehr gute Charakterisierung schuf. Leider war Karloffs Monster so übermächtig, dass er kaum wahrgenommen wurde und man den Baron daraufhin ins Abseits stellte. Hätte man der Figur von Clive mehr Beachtung geschenkt und auch mehr zugetraut, denn wären möglicherweise Filme entstanden, die Cushing überflüssig gemacht hätten. Andererseits: Gottlob war es nicht so, sonst hätte uns Cushing nicht seine Interpretation der Figur schenken können.
Schade nur, dass "Frankenstein schuf ein Weib" so schlecht weg kommt. Er ist meines Erachtens wunderbar fotografiert, hat ausgezeichnete Dekors und ist in seiner Dramaturgie und Melancholie Shelleys Roman deutlich näher als die meisten anderen Filme von Hammer oder Universal.
#2 Holzi 2009-01-07 18:49
Das mit der Inhaltsangabe kann ich nur bestätigen, ich habe vor nicht allzu langer Zeit noch den Doppelband "Frankenstein oder Der moderne Prometheus" und "Der letzte Mensch" gelesen und das unterscheidet sich doch recht deutlich vom aus den Filmen bekannten Stoff.
Man kann das jedem Horrorfan nur mal ans Herz legen, damit man sieht, was Shelley damals tatsächlich geschrieben hat und was daraus in den Filmen wurde (allesamt recht "freie Interpretationen", auch der von Branagh). Natürlich ist das Lesen nicht ganz leicht, denn immerhin wurde Frankenstein 1818 erstmalig veröffentlicht und auch wenn die Sprache natürlich leicht modernisiert wurde ist das stilistisch für das heutige Auge immer noch recht harter Tobak.
#3 horror1966 2009-01-07 18:56
Ich habe das mal etwas abgeändert, das hört sich wirklich etwas missverständlich an. Ich meinte das natürlich auf den Film bezogen, denn den Roman habe ich nicht gelesen.
#4 Harantor 2009-01-07 18:58
Der "Classical-Comic" Frankenstein setzt diesen Roman kongenial um. Das in zwei Textvarianten - Originaltext und übersetzt ins moderne Englisch. Ich habe die 'Graphic Novel' im Advent der Bücher besprochen www.zauberspiegel-online.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2251&Itemid=262

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.