Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 3)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(3. Teil)

wir setzen unsere Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie" mit einem ihrer Ahnen fort.

Viele betrachten Edward John Moreton Drax Plunkett, den achtzehnten Lord Dunsany, einen irischen Adeligen, als den nach William Morris wichtigsten Autor der heroischen Fantasy.


Er beeinflußte zahllose Autoren mit seinen phantastischen Geschichten. Meiner Meinung nach hat Sir Henry Rider Haggard eine ebenso wichtige Rolle in der Entwicklung der Fantasy gespielt, obzwar er von vielen Historikern der Fantasy wie Sprague de Camp und Lin Carter nur flüchtig erwähnt wird. Diesmal beschäftige ich mich mit Lord Dunsany, in der nächsten Folge dieser Serie werde ich dann auf Sir Henry Rider Haggard näher eingehen. 

Lord DunsanyLord Dunsany (1878 -1957) war ein erstaunlicher Mann: Soldat, Sportler, Jäger, Politiker, Weltenbummler, Lehrer, Romanautor, Dramatiker und Poet. Er war 1,90 m groß und ziemlich hager. Seine Hände und Füße waren überdurchschnittlich groß geraten. Oft wurde er der „schlechtest gekleidete Mann Irlands“ genannt. Er rauchte und trank nur mäßig, und er war auch kein Spieler, eine Seltenheit für einen irischen Adeligen. Lord Dunsany war eine überaus starke Persönlichkeit, ziemlich redselig, immer zu Scherzen aufgelegt und außergewöhnlich vielseitig. So wurde er z. B. 1924 irischer Schach-Champion (dem genialen Schach-Weltmeister Capablanca rang er einmal in einer Partie ein Remis ab). Die ihn mochten, bezeichneten ihn als herzlich, in seiner Art köstlich und überaus faszinierend. Die ihn weniger schätzten, sagten, dass er arrogant, von sich eingenommen und gelegentlich reizbar und rücksichtslos war. Zu seinen Freunden zählten u. a. der Nobelpreisträger William Butler Yeats, R. Kipling und H. G. Wells.

Seine Ahnen hatten die Burg Dunsany in der Grafschaft Meath (Irland) im 12. Jahrhundert erbaut. Lin Carter behauptet, dass Dunsany auf dieser Burg geboren wurde und auch dort aufwuchs. Dort sollte er auch durch die zahllosen Sagen und Legenden die ersten Impulse zum Schreiben seiner Kurzgeschichten erhalten haben. Eine hübsche Story, leider aber nicht wahr, denn Dunsany wurde 1878 in London geboren, und seine Kindheit verbrachte er in Kent in einem Haus, das seiner Mutter gehörte. Seine Eltern lebten getrennt, und seinen Vater bekam er nur selten zu Gesicht. Dunsany studierte in Eton und Sandhurst. Zu dieser Zeit starb sein Vater und er wurde der achtzehnte Lord Dunsany. Er war in der beneidenswerten Lage, nie Geld verdienen zu müssen, denn das geerbte Vermögen war beträchtlich. Danach diente er als Offizier bei den Coldstream Guards auf Gibraltar. Zurückgekommen in die Heimat heiratete er Lady Beatrice Villiers, die Tochter des Earl of Jersey. Dunsanys Biograph berichtet über diese Ehe: „Sie hatte von Sex keine Ahnung, er kaum mehr, aber das war für die beiden niemals wichtig.“ Trotzdem entsprang dieser Verbindung ein Sohn: Randall Arthur Henry Plunkett. Um 1903 begann er kleine Geschichten zu schreiben, die von Göttern, Göttinnen und Helden in Fantasiewelten handelten. Er schrieb mit einem Federkiel oder diktierte seiner Frau. 1905 fand er für diese Stories einen Verleger (angeblich bezahlte Dunsany selbst die Druckkosten), der sie unter dem Titel Gods of Pegana herausbrachte. Bis zu seinem Lebensende hatte er über sechzig Bücher veröffentlicht: Kurzgeschichten, Romane, Theaterstücke, Gedichte und Lebenserinnerungen. Er schrieb sehr rasch und sagte über seine Schriftstellerei: „Ich schreibe niemals um und korrigiere auch nicht." Die meisten seiner phantastischen Geschichten haben nichts mit unserer Welt gemeinsam. Sein manierierter Stil hat viele begeisterte Anhänger gefunden. Andere behaupten, dass seine Erzählungen sehr langweilig seien. Zeitgenössische Kritiker konnten nichts Besonderes an seinen Stories entdecken, sie überschütteten Dunsany mit Spott und Hohn. Immerhin veröffentlichte er bis 1919 acht dünne Bändchen mit Erzählungen, die nach der Meinung seiner Fans zu den Besten gehören, die je geschrieben wurden. Dunsany war von der Aufnahme, die sein Werk fand, so enttäuscht, dass er mit dem Schreiben von Romanen begann. Beachtenswert an seinem Werk ist, dass er der erste Autor war, der die heroische Fantasy in Form von Kurzgeschichten darbot. Dazu brachte er erstmalig orientalische Motive hinein. Ziemlich übertrieben halte ich Lin Carters Begeisterung für Dunsany: „Ich glaube nicht, dass das Wort „Genie" in Bezug auf die Gestaltung von heroischen Geschichten zu hoch gegriffen ist. Niemand hat je Dunsany auf dem Gebiet der Fantasy-Geschichte übertroffen, noch wird er wohl im Verfassen von lyrischer Fantasy übertroffen werden.“

Sein bester Fantasy-Roman dürfte wohl The King of Elfland's Daughter sein. Der Held Alveric heiratet die Tochter des Königs vom Elfenland. Nach der Geburt eines Sohnes werden die beiden getrennt. Alveric verbringt Jahre damit, nach seiner verlorenen Liebe zu suchen und erlebt dabei die phantastischsten Abenteuer. 1951 schrieb Dunsany sogar einen SF-Roman The Last Revolution. Eine ziemlich simple Geschichte, in der es um eine Revolte von Robotern geht.

Einige seiner Theaterstücke waren überaus erfolgreich. Sein erstes Stück The Queen's Enemies schrieb er nach einer Ägyptenreise. Das phantastischste Stück ist King Argimenes and the Unknown Warrior, das viele Bewunderer fand, darunter auch Fletcher Pratt, der seinen ausgezeichneten Fantasy-Roman Die Einhornquelle in der Welt des Königs Argimenes spielen lässt.

Egal wie man zu Lord Dunsanys Werk heute steht, muss man feststellen, dass er nach William Morris der zweite Autor war, der die Möglichkeiten der heroischen Fantasy richtig ausnützte. Abenteuerliche Geschichten in Phantasiewelten, voll mit Göttern, Hexen, Magie, Zauberei und tapferen Helden.

Für den interessierten Leser sei abschließend noch erwähnt, dass oben erwähnter Roman Lord Dunsanys The King of Elfland's Daughter auf Deutsch erschienen ist, und zwar in der Hobbit Presse unter dem Titel: DIE KÖNIGSTOCHTER AUS ELFENLAND....

Bis in einer Woche!

Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

Schwert & Magie - NachtragNachtrag von Kurt Luif:
Über seinen Geburtsort und wo er aufwuchs, gibt es, wie ich nun merkte, unterschiedliche Angaben. Aber sicher wird uns da ein echter Dunsany-Fan helfen können. 

Dunsany in der englischsprachigen Wikipedia

Dunsany in der deutschsprachigen Wikipedia

Ich googelte „luif pesch“ und kam zu
 [PDF] Untitled
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
Helmut W. Pesch. Vorwort zur zweiten Auflage. Für die 2. ...... Kurt Luif, Wien, zu Dank verpflichtet, da die Quellen heute Sammlerstücke sind.) ...
und gab dort „suchen luif“ ein und kam zu
59. Die Bezeichnung ›Sword-and-Sorcery‹ wurde von Leiber in einem Fanzine namens Ancalagon geprägt und in der Juli-Nummer 1961 von Amra (vol. H, no. 16) nachgedruckt. (Für die Information ist der Verf. Kurt Luif, Wien, zu Dank verpflichtet, da die Quellen heute Sammlerstücke sind.)
Nun konnte ich mir runterladen:
  • HELMUT W. PESCH
  • Fantasy
  • Theorie und Geschichte einer literarischen Gattung
  • E-Book-Ausgabe
 
Ein wirklich großartiges Werk, das man als Fantasy-Fan einfach haben muss. Vielen Dank an Helmut Pesch!

 

Kommentare  

#1 McEL 2011-03-08 00:25
Zitat:
Für den interessierten Leser sei abschließend noch erwähnt, dass oben erwähnter Roman Lord Dunsanys The King of Elfland's Daughter auf Deutsch erschienen ist, und zwar in der Hobbit Presse unter dem Titel: DIE KÖNIGSTOCHTER AUS ELFENLAND....
Ich empfehle dringend, das Original zu lesen! Nur dort kann man m. E. wirklich Lord Dunsanys Stil erkennen. Außerdem finde ich die Übersetzung ohnehin nicht allzu gut gelungen. Aber das ist natürlich Ansichtssache.
#2 Harantor 2011-03-08 00:45
Mein Lieblingstück von Dunsany haben wir auf der Seite: es ist DISTRESSING TALE OF THANGOBRIND THE JEWELLER www.zauberspiegel-online.de/index.php?option=com_content&task=view&id=429&Itemid=209. es gibt zwei deutsche Übersetzungen. Die erste bei Insel ist toll und fängt die Geschichte gut ein. Die zweite aus einer Ullstein-Anthologie übersetzt diese in eine moderne, sachliche Sprache und raubt der Geschichte jeden Zauber...

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.