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Männer der Zukunft - Die nächste Generation: H.J. Alpers

Männer der Zukunft - Die nächste GenerationH.J. Alpers

In den fünfziger Jahren galt bei vielen Fans die einfache Gleichung: angloamerikanische Autoren = gute Science Fiction, deutsche Autoren = schlechte Science Fiction, Wildwest im Weltraum. Der Utopia Großband war von Walter Ernsting ja geradezu so konzipiert, dass beinahe ausschließlich Übersetzungen gebracht wurden. Daraus leitete er dann eine höhere Qualität als beim Utopia Kleinband ab. In den sechziger Jahren gab es in Utopia und Terra teilweise im ganzen Monat nicht einen deutschen Roman. Auch die ersten Taschenbuchreihen verzichteten fast völlig auf deutsche Autoren.

 

Hans Joachim AlpersErst in den siebzigern wurde zaghaft versucht, hier eine Trendwende einzuleiten. Während einige Perry Rhodan Autoren einfach ihre alten Heftromane auf Taschenbuchlänge brachten, gingen andere Herausgeber neue Wege. Wolfgang Jeschke, Herbert W. Franke und Ronald Hahn zählten damals dazu, vor allem aber auch H.J Alpers, der sich deutsche SF besonders auf die Fahnen geschrieben hatte.    Er erlag einem Leberkrebs am 16. Februar 2011 in Niebüll.

Hans Joachim Alpers wurde 1943 in Wesermünde geboren. Nach einer Schlosserlehre auf der Werft begann er ein Studium in Maschinenbau. Später studierte er auch Politik und Erziehungswissenschaften. Danach arbeitete er als Schriftsteller, Übersetzer, Redakteur und Herausgeber.
Er zählt zu den Entwicklern des Rollenspiels "Das Schwarze Auge" und Gründern des Verlages Fantasy Productions.

Im Fandom war Alpers schon seit den frühen 60er Jahren zu finden. Er zählte damals zu Angehörigen der ICO (innerclubliche Opposition) und war 1970 eines der Gründungsmitglieder der AST (Arbeitsgemeinschaft Spekulative Thematik). Diese von der Studentenbewegung inspirierte Gruppe verlies 1971 den SFCD. Sprachrohr der Gruppe wurde die Science Fiction Times. Alpers war dort über Jahrzehnte Mitarbeiter, unter anderem auch zeitweise Herausgeber und Chefredakteur. Hier "sammelten sich damals alle Fans, die der Meinung waren, mit der Amerikanisierung der Welt (=Vietnamkrieg) könne es nicht so weitergehen" (Ronald M. Hahn). Das Blatt erschien bald in gedruckter Form und hatte zeitweise eine Auflage von 2000 Exemplaren. Obwohl dort in den siebzigern stark polemisiert wurde,  genoss es nach kurzer Zeit einen guten Ruf als Fachblatt für SF weit über das Fandom hinaus. Man muss aus heutiger Sicht allerdings sagen, dass die Inhalte stark politisiert waren. Die Angriffe gegen die etablierte SF und insbesondere gegen Perry Rhodan gingen weit über das Ziel hinaus und waren oft ungerecht. Viele der der damaligen Mitarbeiter haben später noch wichtige Rollen in der deutschen SF gespielt. Man denke an Ronald M. Hahn, Werner Fuchs, Thomas Ziegler, Heinz Mohlberg, Uwe Anton, Andreas Brandhorst, Helmut W. Pesch und Horst Pukallus.

Erde ohne MenschenSeine erste Veröffentlichung hatte Alpers bereits 1967 in der Reihe Terra. Dort war es eine Storysammlung. Erst Jahre später folgten weitere richtige Romane.  Nachdem der fünfteilige "Tantalus"-Zyklus, der die Notlandung auf einem fremden Planeten beschrieb, bei Terra Astra erschienen war und gute Kritiken erhalten hatte, bekam Alpers das Angebot, mehr für Pabel/Moewig zu schreiben, was er allerdings nicht wahrnahm. Stattdessen steuerte er eine Reihe von Bänden bei Kelters Gemini bei. Diese Romane entstanden fast alle in Gemeinschaftsarbeit mit anderen Autoren wie z.B. Ronald M. Hahn. Überhaupt bot sich hier eine Plattform für die Autoren, die von der gemeinsam mit Hahn betriebenen literarischen Agentur betreut wurden. Ebenfalls mit Hahn zusammen schrieb er auch eine sechsteilige Jugendbuchserie "Weltraumvagabunden".

Der elektronische RebellEine Anküdigung:
"Wir schreiben das Jahr 1998. Die demokratische Ordnung der Bundesrepublik wurde durch einen Putsch liquidiert, Tyrannen überziehen das Land mit dem blanken Terror ihrer Hakenpolizei. Der allmächtige Computer KNIFE hilft den Tyrannen, den Widerstand der Bevölkerung zu brechen. Dennoch wächst die Untergrundbewegung. Aber sie kann nicht verhindern, daß immer mehr Menschen verschwinden. Man munkelt, daß ihre Gehirne in die Körper künstlicher Wesen eingesetzt werden und jede Entscheidungsfreiheit verlieren. Der Widerstandskämpfer Pandur schlägt sich nach einem Atomangriff auf seine Heimatstadt zum Standort von KNIFE durch. Gejagt von Hakenmännern und Spitzeln kommt er einem mysteriösen Geheimnis auf die Spur, das ihn zu einem Mädchen mit PSI-Kräften führt und zum entscheidenden Faktor des Aufstands gegen die Tyrannen werden kann."
(Ankündigung zu Der elektronische Rebell
Ara Toxin 3Serienerfahrung sammelte Alpers nur bei Commander Scott. Bastei startete damals den Versuch, eine amerikanische Serie ins deutsche zu übersetzen, mit dazwischen eingestreuten deutschen Titeln zu strecken und schließlich fortzusetzen. Er und die anderen deutschen Autoren verstanden es geschickt, die Tendenz der Originalausgabe beinahe ins Gegenteil zu drehen. Nicht mehr der Kampf einer CIA-ähnlichen Organisation gegen die den Sowjets nachempfundenen bösen Chamboden wurde forciert, sondern diktatorische Herrscher und skrupelose Händler wurden von Scott und seinen Freunden bekämpft. Auch hier befand sich Alpers in Gesellschaft von Hahn und Pukallus aus dem Kreis der AST und Science Fiction Times.
 
Die Perry-Rhodan-Serie wurde von Alpers dagegen in den siebziger Jahren vehement kritisiert. Insbesondere die Romane aus der Scheer-Ära fanden in der SFT keine Gnade. Erst nach der Jahrtausendwende hat er seinen Frieden mit der Serie gemacht und ein Taschenbuch für Perry Rhodan geschrieben.
 
Lopernikus 3Auch als Redaktuer und Herausgeber war Alpers eine wichtige Persönlichkeit in der deutschen SF-Szene. Neben der SF-Times sind folgende Stationen zu nennen. 1969 war für die Auswahl von SF-Kurzgeschichten im "X-Magazin" zuständig. 1978/79 arbeitete er für Comet - das Magazin für SF und Raumfahrt. 1978-1980 baute er für den Droemer Knaur Verlag die Reihe Knaur Science Fiction Taschenbuch auf. 1980 schließlich ging er zu Moewig und betreute dort bis 1987 die neue Reihe Moewig Science Fiction. Und hier leistete er bahnbrechende Arbeit. Er nahm auch deutsche Titel in die Reihe auf und gab zwischen 1980 und 1987 den "Science Fiction Almanach" sowie zwischen 1982 und 1986 das "Science Fiction Jahrbuch" heraus. Dazu kommen Tätigkeiten als Redakteur für Buchbesprechungen im Spielemagazin "Wunderwelten" sowie als Redakteur und Mtiherausgeber des SF-Magazins "Parsek" (1990).
 
Hinter der eisernen MaskeNachdem er 1983 das Rollenspiel das schwarze Auge mitentwicklelt hatte und die entsprechende Firma mitbegründet hatte, engagierte er sich auch dort an ub verschiedenster Form. Dazu gehörten Computerspiele und natürlich auch Bücher.

Hervorgetan hat sich Alpers auch als Mitarbeiter/Herausgeber verschiedener Lexika und Übersichtswerke. 1978 war er an der "Dokumentation der SF in Wort und Bild" beteiligt.

Lexikon der SF-Lteratur1980 gehörte er zu den Herausgebern des zweibändigen "Lexikons der Science Fiction Literatur". 1982 brachte er zusammen mit Werner Fuchs und Ronald M. Hahn "Reclams Science Fiction Führer" auf den Markt. 1988 gab es die einbändige Neuauflage des "Lexikons der Science Fiction Literatur" und 1999 "Das Lexikon der Horrorliteratur". Inzwischen ist auch das "Lexikon der Fantasy-Literatur" erschienen.

Hans Joachim Alpers zählt zweifellos zu den wichtigsten Persönlichkeiten in der deutschen SF-Szene der siebziger und achtziger Jahre. Dies verdankt er allerdings nicht so sehr seinem eigenen literarischen Werk, sondern seinen anderen Tätigkeiten.

Als Literaturagent, Herausgeber von Fanzines, Taschenbuchreihen und Lexika  hat er
entscheidend dazu beigetragen, neue Maßstäbe in Qualität und Vermarktung zu setzen und vor allem auch der deutschen Science Fiction ein höheres Ansehen zu verschaffen. Unter seiner Herausgeberschaft war Moewig SF auf einer Höhe mit der ansonsten unerreichten Heyne SF-Taschenbuchreihe. Und mittlerweile ist aus dem einstmals schärfsten Kritiker der Rhodan-Serie sogar ein Perry Rhodan Autor geworden.

Die Fallen des TantalusTerra:
(1967)

507   Erde ohne Menschen (C)

Terra Astra:
(1975)

209 Das Ende der Demeter
214 Die Sklaven des Tantalus
218 In den Höhlen des Tantalus
223 Die Fallen des Tantalus
227 Die Kinder des Tantalus

Gemini:
(1976/77)

14 Der elektronische Rebell (mit Gerhard Maximovic)
15 Duell mit den Raumpiraten (mit Peter Crohn)
17 Im Netz der Dimensoren (mit Ronald M. Hahn)
28 Magna Centauri (mit Peter Crohn)

Commander Scott:
Das Raumschiff der Kinder(1975/76)
1 Titel
Nr. 37
 
Shadowrun:
(1994)
3 Titel
 
Das schwarze Auge:
(1996-2007)
8 Titel
 
Perry Rhodan Taschenbuchserien:
(2008)
1 Titel
Ara-Toxin 3

Ennslin-Verlag:
(1977-1979)

6 Titel (Jugendbücher mit Ronald M. Hahn)

Hans Joachim Alpers
(*1943 - 2011)

erste Veröffentlichung: 1967
Pseudonyme: Jürgen Andreas, Mischa Morrisson, Thorn Forrester (SP) (mit Gerhard Maximovic), Gregory Kern (VP), Jörn de Vries, Peter de Vieton

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Kommentare  

#1 Miku 2010-10-18 22:33
Da ist er wieder: Commander Scott. Finde ich
hochinteressant, das H.J. Alpers auch zu dieser Serie einen Roman geschrieben hat, leider fehlt die Angabe der Heftnummer... Dieses Problem ist aber nicht neu, auch die Beiträge der anderen deutschen Autoren sind offenbar einfach nicht zu ermitteln bzw. eindeutig zuzuordnen.

Warum ist das so? Meint jemand, sich hier für etwas schämen zu müssen? Das wäre m.E.völlig fehl am Platz. Denn gerade die Beiträge der deutschen Autoren (erkennbar durch das Imperessum der Hefte, dort waren die Übersetzungen als solche gekennzeicnet) fand ich in den meisten Fällen sehr ordentlich.

Kann jemand hierzu sachdienliche Hinweise geben? Ich wäre sehr dankbar dafür.

PS: Bei Bastei braucht man wohl nicht zu fragen...
#2 Remis Blanchard 2010-10-18 23:00
Mich würde auch mal interessieren welche deutsche Autoren an der Serie damals mitgeschrieben haben und wer welchen Roman geschrieben hat. Bei Commander Scott scheint das wirklich schwierig zu sein. Es gibt kaum Informationen darüber, welche deutsche Autoren an der Serie mitgeschrieben haben. Obwohl ich sagen muss, dass ich diese Serie nicht so gut fand. Rex Corda und die Terranauten fand ich besser.
#3 Max 2010-10-18 23:22
Die Autoren waren:
H.J. Alpers: #37
Horst Gehrmann ("Ewers"): #20, 33, 40
Ronald M. Hahn: #12, 16, 19, 25, 42
Hans Peschke: #23, 35, 39, 41
Horst Pukallus: *09, 17, 22, 27, 34
Manfred Wegener: #10, 14, 28, 30, 36
Mario Werder: #13, 18

Der Rest sind Originale, und die sind bekanntlich von E.C. Tubb.

:-))
#4 Harantor 2010-10-18 23:28
Danke Max. Endlich können wir die Nummern nachtragen... :lol:
#5 Remis Blanchard 2010-10-19 11:17
Danke Max. Somit ist diese Liste bei mir endlich komplett.
#6 Miku 2010-10-19 21:44
Vielen Dank an Max! Ich hätte nicht gedacht, dass
diese Informationen noch einmal publik werden. Weist Du womöglich auch, inwieweit nach der plötzlichen Einstellung mit Band 42 noch weitere fertige Romane auf Halde lagen? Nach meiner Erinnerung waren seinerzeit nämlich noch ein paar Fragen offen geblieben.
#7 Hermes 2010-10-20 01:12
@ Max

Vielen Dank!

Kann man das irgendwo nachlesen?
#8 Max 2010-10-24 00:42
Natürlich kann man das irgendwo nachlesen ... sonst wüßte ich's ja nicht ... 8)

www.corian-verlag.de/loseblattsammlungen/0194dc92ed0d88616/index.html

Autor der Commander-Scott-Bibliographie in diesem Werk (aus der 10. Erg.Lfg. April 1990) ist Hermann Urbanek.

:-)
#9 klausb 2018-09-15 09:39
Soviel ich weiss, ist das "Das grosße Lexikon der Horrorliteratur" so nicht erschienen, zumindest nicht 1996, sondern wohl erst 1999 unter dem Titel "Lexikon der Horrorliteratur".
#10 Hermes 2018-09-15 09:40
@ klausb

ich schätze Du hast recht!
#11 Advok 2018-09-15 09:45
zu #6:
Prinzipiell würde es mich wundern, wenn Fragen offen geblieben sind - hat es da überhaupt ein über die Bände hinaus gehendes Konzept gegeben?

Zur Frage nicht veröffentlichte Romane:
Ronald Hahn hat in einem (öffentlichen) Facebookbeitrag einmal geschrieben, dass es von ihm noch einen unveröffentlichten CS-Roman gibt. Leider hat er das Manuskript selbst nicht mehr.

Stellt sich die Frage, ob der Bastei-Verlag unveröffentlichte Manuskripte bei dem großen Umzug vor einigen Jahren mit umgezogen oder eine finale Lösung gefunden hat.
#12 Aarn Munro 2018-09-15 10:15
Die Tantalus-Romane bei TA gefielen mir gut.

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