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Auf den Punkt gebracht - Hammerharte Horror Schocker 19

Hammerharte Horror SchockerAuf den Punkt gebracht
Hammerharte Horror Schocker 19

Ein Seil, gebunden zu einer Schlinge, ist in den Augen des Fährmannes vor allem dazu gut, seinen Kahn am Ufer festzubinden … Doch auch dieses harmlose Stück Strick wird in falschen Händen zu einem Mordinstrument … wie so ziemlich alles, was diese Hände greifen können … Lest selbst …

(Vorwort aus Hammerharte Horror Schocker 19)

Hammerharte Horror Schocker 19Headhunter (10 Seiten)
Ein amerikanischer Arzt versorgt in den Slums einer südamerikanischen Stadt die Armen. Ein Mitarbeiter eines pharmazeutischen Unternehmens versucht ihn zur Mitarbeit in der Forschung zu überreden.

Der Arzt lehnt dankend, denn er hat bereits einmal für ein anderes Unternehmen gearbeitet und in den Wäldern des Amazonas nach Substanzen für neue Medikamente gesucht. Dort hatte er Kontakt zu den Umani, die jeden Kontakt zur Zivilisation meiden. Es gelingt ihm in jahrelanger Arbeit ein Vertrauensverhältnis vor allem zum Medizinmann des Stammes aufzubauen, von dem er sich Wissen zu neuen Medikamenten erhofft.

Einmal im Jahr ziehen die Männer des Stammes los und überfallen ihre Nachbarn. Der Arzt vermutet, dass der Medizinmann zu genau dieser Jahreszeit besondere Mixturen herstellt. Die Skepsis des Medizinmannes ist besonders groß, denn er möchte die Zutaten dieses Trankes nicht preisgeben. Der Arzt kann zumindest herausfinden, dass es sich hierbei um ein stark wirksames Potenzmittel handelt.

Als die erfolgreichen Krieger in das Lager zurückkehren, soll der Arzt sein Zelt nicht verlassen. Trotzdem kann er sich zum Zelt des Medizinmannes schleichen und heimlich beobachten, wie der das Potenzmittel herstellt. Die letzte unbekannte Zutat entnimmt er aus den Köpfen der Feinde, die ihm von den Kriegern gebracht werden. Der Arzt schleicht sich aus dem Lager, wissend, wie das Mittel hergestellt wird.

In der Gegenwart erkennt der Mitarbeiter des pharmazeutischen Unternehmens, dass der Arzt der Entwickler eines weltweit bekannten Potenzmittels ist. Langsam beginnt er immer mehr einzutrüben, denn der Arzt hat ihm ein Sedativum in das Getränk gemischt. Der Arzt hält eine Säge in der Hand und offenbart dem Einschlafenden, dass er nach wie vor für sein altes Unternehmen arbeite und das Mittel herstelle.

Hammerharte Horror Schocker 19Fazit
Levin Kurio hat als Autor und Zeichner wieder ein schöne, böse Geschichte vorgelegt. Es spricht für die Qualität des Horror Schocker, dass es so gut wie keine Totalausfälle gibt. Die Geschichten sind zum Teil unterschiedlich konzipiert und spielen in verschiedenen Settings. Es ist alles dabei, von Geschichten aus dem Mittelalter bis hin zu Science-Fiction-Storys, aber trotzdem hat jede ihren Reiz. Selbst wenn sich die Handlung in bekannten Bahnen bewegt, wird selbst das noch genüsslich zelebriert.

Die vorliegende Geschichte bewegt wieder in solchen. Der Leser weiss ab der ersten Seite, dass der Arzt etwas Unbekanntes aus dem Amazonas mitgebracht hat und dass der Mitarbeiter des pharmazeutischen Unternehmens nicht überleben wird. Das lässt sich auch daraus schließen, da der Arzt eine Substanz in den Whiskey gemischt hat und der Drink ausreichend Screentime erhält.

So darf der Leser genüsslich beobachten, wie der Arzt an das Rezept des Potenzmittels gelangt.

Es ist am Ende dann doch eine Überraschung, dass der Arzt nach wie vor mit der Produktion des Mittels beschäftigt ist. Jetzt erklärt sich auch, warum der erfolgreiche Arzt im Armenviertel aktiv ist. Dort wird er schnell und unbemerkt an Leichen gelangen, um deren Hirne die notwendigen Substanzen zur Herstellung des Potenzmittels zu entnehmen. Der Pharmamitarbeiter ist dem Arzt fast auf die Schliche gekommen und der muss damit rechnen, dass die Herstellungsweise des Mittels an die Öffentlichkeit gelangt. So betäubt er den Mann und kann dessen Hirn gleich mitverwenden.

In der Geschichte ist von einem weltweit bekannten Potenzmittel die Rede. Damit wird wohl Viagra gemeint sei. Nun, lieber Leser des Zauberspiegels, seid euch bewusst, dass falls ihre eure Standhaftigkeit mit etwas Viagra aufputscht, ihr immer etwas Hirn toter Menschen mitschluckt.

Hammerharte Horror Schocker 19Wenn sie nur wüsste (4 Seiten)
Gerry hat finanzielle Probleme, weil es beruflich für ihn nicht gut läuft. Zur Sicherheit hat er Rücklagen gebildet und sie in illegale Projekte gesteckt. Die Hinweise auf das Geld möchte er seiner Freundin Mara nicht sagen. Er bewahrt sie in einem sicheren Versteck in ihrem Haus auf.

Eines Tages verstirbt Gerry unverhofft, ohne Mara das Versteck zu verraten. Verzweifelt durchsucht sie erfolglos das Haus nach den Hinweisen. Bei ihrer Suche wird sie immer wieder durch Telefonanrufe gestört, in denen ein Unbekannter in den Hörer stöhnt. Wütend legt sie immer wieder auf, in der Annahme, es handele sich um einen obzönen Anruf.

Tatsächlich ist der Anrufer Gerry, der als Untoter seinem Grab entstiegen ist, um Mara das Versteck mitzuteilen. Nach einigen Anrufen aus der dem Friedhof nahe gelegenen Telefonzelle geht sein Kleingeld zur Neige und er schlurft zurück in sein Grab.

Fazit
Autor Levin Kurio und Zeichner Jörg Pape erzählen eine auf den Punkt gebrachte Kurzgeschichte mit einem überraschenden Twist. Mit Jörg Pape ist ein neuer Zeichner an Bord des Horror Schocker, der in diesem Band seine erste Geschichte veröffentlicht. Pape zeichnet in klar strukturierten Bildern und erzählt den Fortgang der Handlung von Panel zu Panel. Es besteht die Möglichkeit Panel gerade mit einem Lineal zu zeichnen oder sie freihändig in einer gewellten Linie zu gestalten. Das verleiht dem Fluss der Geschichte eine andere Form. Pape wählt die klassische Art und umrahmt die Panels mit einem Lineal. Zuweilen wählen Zeichner auch eine Mischform von geraden und gewellten Formen, so dass die Story nochmals eine andere Wirkung entfaltet. Bei Levin Kurios Zeichnungen ist das hin und wieder zu sehen.

Kurzgeschichten schreiben ist gar nicht so einfach. Sie benötigen einen guten Twist, den der Leser günstigenfalls nicht vermutet. Dazu muss die Handlung und die Charakterzeichnung auf das nötigste reduziert sein, denn alles andere würde nur stören und die Geschichte unnötig in die Länge ziehen. Es ist nur das nötig, was auf den Twist vorbereitet.

In der vorliegenden Geschichte gelingt das ziemlich gut. Der Leser darf an den Gedanken von Mara teilhaben. Es ist kein einziger Satz dabei, der nicht auf das Ende hinarbeitet. Der bitterböse Twist liegt darin, dass Mara dem Gestöhne einfach nur hätte zuhören sollen, dann nämlich hätte sie von Gerry den Ort des Versteckes erfahren.

Sehr lustig ist, dass Gerry die Anrufe beendet, da ihm das Kleingeld für die Telefonzelle ausgegangen ist und er das Wissen um das Versteck nun in sein Grab mitnimmt. Im Zeitalter von Handys und sozialen Netzwerken scheint sich das Problem nicht mehr zu stellen. Die älteren unter den Lesern mögen sich noch schmunzelt an die Zeiten erinnern, an denen man ein Gespräch mit der Angebeteten abbrechen musste, da man nicht mehr genügend Kleingeld für den Münzfernsprecher in der Tasche hatte.

Hammerharte Horror Schocker 19Abfall (4 Seiten)
Ein Mann verkauft Abonnements an der Tür und hat sich auf ein bestimmtes Klientel spezialisiert. Seine Kunden sind Einwohner von sozialen Brennpunkten, die er abwertend als Abfall bezeichnet.

Die Kunden lassen sich in bestimmte Gruppen einteilen, zu denen er im Laufe der Zeit bewährte Verfahren entwickelt, um die Personen zur Unterschrift zu einem Abonnement zu bewegen. Da ist der Alkoholiker, dem er vorgaukelt, er komme von der Hausverwaltung. Alte Frauen verwickelt er in lange Gespräche, die schließlich aus Dankbarkeit für das Gespräch unterschreiben. Er scheut sich auch nicht, Druck auf Migranten auszuüben, in dem er vorgibt, von der Ausländerbehörde zu kommen.

Eines Tages klingelt er an der Tür eines Messies. In der Annahme, seine übliche Vorgehensweise abzuspulen betritt er die Wohnung und wird von dem Bewohner mit einem Baseballschläger niedergeschlagen. Der Messie zehrt den Mann in einen Raum, in dem bereits die Leichen anderer Vertreter liegen, denn der Messie sammelt Türverkäufer.

Fazit
Autor Levin Kurio und Zeichner Klaus Scherwinski erzählen eine amüsante Geschichte über einen Drücker. Die 4-seitige Geschichte ist ähnlich konzipiert, wie die vorherige: Auf den Punkt gebracht. Reduzierte Hintergründe. Der Fokus liegt auf den Akteuren.

Der Drücker erweckt schon mit den ersten Sätzen Missfallen. Sein Menschenbild ist äußerst fragwürdig, bezeichnet er die Menschen unterer sozialer Schichten als Abfall. Eiskalt spielt er mit den Sehnsüchten und Ängsten der Kunden, um sie zum Abschluss eines Abonnements zu bewegen und damit Geld zu verdienen. Der Leser darf an einigen seiner Verkaufsgespräche teilnehmen und die Antipathie gegenüber ihm steigert sich von Seite zu Seite. Ihm ist nichts heilig und Gewissensbisse sind ihm fern. Vorsicht lässt er nur dann walten, sollten die Auswirkungen seiner betrügerischen Maschen zu groß sein und er eventuell dafür belangt werden könnte.

Hin und wieder trifft er auf einen Messie als potentielles Opfer. So ist er sich seiner Sache sicher, als er die Wohnung betritt. Als er in der Wohnung steht, bemerkt er, dass hier etwas anders ist, als es gewöhnlich ist. Aber dann ist es schon zu spät. Der Messie schlägt dem Drücker mit einem Baseballschläger auf den Kopf und er ist tot. Die Leiche wird in einen Raum geschliffen und dort befinden sich bereits weitere Leichen von Personen, die dem Messie etwas an der Tür verkaufen wollten. Eine Leiche hat eine Zeitschrift in der Hand, eine andere den Wachturm.

Der Messie bezeichnet die Drücker wiederum als Abfall, die er schön in seiner Wohnung horten kann.

Hammerharte Horror Schocker 19Die Einladung
Der Freiherr von Laumingen nutzt jede Gelegenheit, um sich mit seinen Freunden vom niederen Adel einem Trinkgelage hinzugeben. An einem späten Abend neigen sich die Weinvorräte langsam dem Ende und er lädt die Gruppe zu sich nach Hause ein. Auf dem Weg zu seinem Anwesen passieren sie den Galgenhügel, an dem kürzlich vier Diebe aufgehängt wurden. Vom Wein beseelt lädt er aus Spaß die Gehängten zu einem Umtrunk zu sich nach Hause ein.

Belustigt feiert die Gruppe bis in die tiefe Nacht hinein. Als der letzte der Freunde das Anwesen von Laumingens verlassen hat, klopft es an der Tür. Es sind die Gehängten, die der Einladung gefolgt sind und nun mit dem völlig verängstigten Freiherrn bis zum Morgen das Gelage fortsetzen. Die Untoten kehren an den Galgen zurück und sprechen eine Gegeneinladung aus, nach der von Laumingen innerhalb von 30 Tagen neben ihnen am Galgen hängen soll.

Völlig eingeschüchtert verlässt der Freiherr 30 Tage lang sein Anwesen nicht. Er schlägt alle Einladungen aus. Sogar dem Empfang des neuen Landvogtes bleibt er fern, mit der Begründung, er sei krank.

Kurz vor Ablauf der Frist verlässt er sein Haus in Richtung des Wirtshauses. Dort wird er von den Wachen des neuen Vogtes gestellt, die ihn für den Verantwortlichen eines Mordes halten, der im Ort begangen wurde. Es entsteht ein Handgemenge, in dem der Freiherr eine der Wachen tötet. Der Vogt lässt ihn dafür aufhängen und zwar direkt neben der Diebesbande. So hat der Freiherr die Einladung der Untoten doch noch angenommen.

Fazit
Autor Kevin Kurio und Zeichner Kolja Schäfer haben die Story nach einer alten Sage verfasst. Diese Geschichte ist die erste von ihm gezeichnete im Horror Schocker und es werden noch viele folgen. Was sich schon sagen lässt, ist, dass seine Zeichnungen, insbesondere die der Gesichter der Figuren, einen hohen Wiedererkennungswert haben.

Die Geschichte ist eine übliche Gruselmär und der Leser wird erahnen, dass der Freiherr das Ende nicht überleben wird.

Der Kern der zugrunde liegenden Sage wird wahrscheinlich sein, dass das Gastrecht und eine Einladung eine unverhandelbare Sache sind, wenn sie erstmal ausgesprochen sind. In der Einleitung wird schon davor gewarnt, dass man an der Auswahl seiner Gäste Vorsicht walten lassen solle.

Der Freiherr lädt im Übermut und angetrunken die Gehängten zu sich nach Hause ein. Wie kann er auch ahnen, dass die Toten vom Galgen steigen und die Einladung annehmen. Die Toten sprechen wiederum eine Einladung an den Freiherrn aus und wie es sich gehört, muss der Freiherr diese annehmen, auch wenn es nicht ganz freiwillig ist.

Hammerharte Horror Schocker 19Hammerharte Horror Schocker 19
Erscheinungsdatum: März 2009
Cover: Levin Kurio
Preis: 3,90€

Headhunter
Text: Levin Kurio
Artwork: Levin Kurio

Wenn sie nur wüsste
Text: Levin Kurio
Zeichnungen: Jörg Pape
Farben: Gunther Klippel

Abfall
Text: Levin Kurio
Artwork: Klaus Scherwinski

Die Einladung
Text: Levin Kurio
Zeichnungen: Kolja Schäfer
Farben: Levin Kurio

Weissblech Comics

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