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Bekenntnisse eines Heftromanlesers - Lektüre der Jugend

Bekenntnisse eines Heftromanlesers - Lektüre der JugendBekenntnisse eines Heftromanlesers
Lektüre der Jugend

In meiner Kindheit konnte ich mich nie für Romane oder Jugendbücher begeistern. Ich habe zunächst immer nur Comics gelesen, am liebsten Gespenster- und Spuk-Geschichten, und als mir das dann zu langweilig war, gab es Grusel- und Horrorheftromane sowie Bücher von Stephen King. Meine Eltern wären damals schier verzweifelt, denn sie haben mir als Kind ständig gesagt: "Lies doch mal ein schönes Jugendbuch. Es gibt so viele tolle Jugendbücher!"

Satans Schlangen-KultDas hat mich aber nie interessiert. Wer will schon diese Grütze lesen?

Des weiteren haben mir meine Eltern geraten: "Lies doch mal Astrid Lindgren, Enid Blyton, Die drei Fragezeichen oder Karl May, das sind wirklich schöne Bücher für Jugendliche!"
Mag ja sein, aber nicht für mich, ich wollte Gruselgeschichten haben. Möglicherweise hätten mir die drei Fragezeichen sogar gefallen, aber die hatte ich nie im Zugriff.

"Jetzt lies halt endlich mal was Schönes!" haben meine Eltern gefordert. "Aber ich lese doch was Schönes", habe ich gesagt und ihnen ein paar Gruselcomics und Horrorromane gezeigt. "Aber das ist doch nichts Schönes", haben sich meine Eltern beschwert, "das ist doch alles furchtbares Zeug!"

Stimmt, und so bin ich Zeit meines Lebens bei diesen schrecklichen und garstigen Gruselgeschichten geblieben und habe auf die seriöse Literatur gepfiffen. Besonders viel Bildung habe ich dabei zwar nicht abbekommen, und ein großer Literat ist auch nie aus mir geworden, aber dafür hatte ich eine Menge Spaß! Und genau darauf kommt es im Leben doch an, dass man Spaß hat an dem, was man macht, und genau das hatte ich mit meinen Gruselgeschichten letztendlich erreicht. Warum soll ich mich durch banale Quatschbücher lesen, wenn man auch das literarische Grauen in seiner reinsten Form erleben kann: Horrorheftromane, der perfekte Schund, aber mit viel Liebe geschrieben, mit noch mehr Liebe gelesen und kultisch verehrt von seinen Fans.

Die BlutpatrouilleDie Science-Fiction-Fraktion hat mich ebenfalls immer schief angesehen. "Lies doch lieber Perry Rhodan oder Atlan!" haben sie mir gesagt. Hat mich aber nie interessiert. Ich wollte nicht in den Weltraum fliegen, ich wollte lieber in die Hölle hinabsteigen und den Dämonen bei ihrem Kampf um die Höllen-Hierarchie beistehen.

DAS war spannende Lektüre, wie man sie kein zweites Mal mehr findet. Vor allem Serienhelden mit Fortsetzungscharakter hatten es mir angetan, die waren am allerbesten, aber auch viele Einzelromane waren erstklassige Unterhaltung.


Und wenn ich heute meine Horror-Leidenschaft und meine Vorliebe für schreckliche Geschichten Revue passieren lasse, dann fällt mir dazu das folgende Gedicht ein, das meine Jugend perfekt auf den Punkt bringt:

Ihr seht, ich suchte Zeit meines Lebens,
gute Literatur vergebens.

So las ich Horrorschund en masse,
einiges davon war ziemlich krass.

Die Leidenschaft war schnell entdeckt,
ich hatte richtig Blut geleckt.

Professor Zamorra war mein Traum,
beim Lesen hielt mich nichts im Zaum.

Ich liebte auch den Dämonenkiller.
Fack Ju Göhte, Fack Ju Schiller.

Wer braucht schon diesen alten Mist,
wenn er ein Heftroman-Liebhaber ist?

Ich hegte dunkle Phantasien,
und konnte ihnen nicht entfliehen.

Würden Psychologen meine Texte lesen,
dann wär's mit mir schnell aus gewesen.

Sie würden mich stundenlang nur tadeln,
wegsperren und die Tür zunageln.

Zwei Seelen wohnen in meiner Brust,
habt Ihr das denn nicht gewusst?

Denn Dr. Jekyll und Mr. Hyde,
sind in mir allzeit bereit.

Tagsüber, da war ich brav und nett,
doch nachts studierte ich ihm Bett,
finstere Schriften aus alten Zeiten,
sie würden mich fortan begleiten.

Aus mir ist nichts Vernünftiges geworden,
ich träumte von Dämonen-Horden,
von Lucifuges Höllenschar,
und bald war allen Leuten klar:

"Der Oliver hat den Verstand verloren,
der Wahnsinn trieft ihm aus allen Poren.
Die Realität hat bei ihm nichts zu melden,
stattdessen schwärmt er von Serienhelden.
Sie hängen an ihm wie die Kletten,
da ist - weiss Gott - nichts mehr zu retten!"

So lebte ich in meiner Welt,
und opferte mein ganzes Geld,
für meine wilde Horror-Sucht,
denn ich war ganz und gar verrucht.

Jetzt wisst Ihr, wie es um mich steht,
und falls Euch bald die Lust vergeht,
meine Schauer-Phantasien anzuhören,
dann will ich Euch nicht länger stören.

Nur eines sei Euch noch gesagt,
selbst wenn mich das Gewissen plagt:
Hat mich der Horror auch verzückt,
ich bin beileibe nicht verrückt.

Ihr werdet es zwar nicht verstehen,
doch meine Meinung bleibt bestehen:
Horror-Fans, die sind normal.
Ihr glaubt mir nicht? Mir doch egal!

Und falls Ihr mir die Frage stellt:
Wer ist verrückt in dieser Welt?

Ich würde sagen: Alle Wesen,
außer die, die Horror lesen,
da Normalität nur jemand genießt,
der regelmäßig Horror liest.

In diesem Sinne: Lest mal wieder einen guten Gruselroman!

Im Zeichen des BösenMeine persönliche Top Ten: Die zehn besten Horror-Heftromanserien aller Zeiten

1. Dämonenkiller
2. Professor Zamorra
3. Vampir-Horror-Roman
4. Silber-Grusel-Krimi
5. Rick-Masters-Romane von Andrew Hathaway
6. Tony Ballard
7. Gespenster-Krimi
8. Dämonen-Land
9. Macabros
10. Larry Brent

Und was ist mit John Sinclair?
Hat mir nie so wirklich gefallen. War mir irgendwie zu brav, zu bieder und zu banal.
Die anderen Serienhelden waren einfach besser: Dorian Hunter & Professor Zamorra rules!

Was ebenfalls noch eine Erwähnung wert ist: Die Titelbilder des Vampir-Horror-Romans sind einzigartig und genial. Das waren die besten Cover, die es je für eine Heftromanserie gegeben hat, denn das sind noch ECHTE und richtig gute Horrorbilder gewesen. Der VHR war in jeder Hinsicht ein Juwel unter den Heftromanserien! Schade, dass es dafür nie eine Zweitauflage gegeben hat.

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