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»Dorian Hunter« revisited - Teil 60: Offene Geheimnisse…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 60 - Offene Geheimnisse …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Tanz der Furie“Tanz der Furie”
Dorian Hunter Band 110
von Earl Warren
(EV: DK 107 / 07.09.76)
Hunter befindet sich noch immer an Bord des magisch gesteuerten Flugzeugs, wo er einen der Goldbarren an sich nimmt und mithilfe des Kommandostabs die darin enthaltenen Informationen erhält. Aus diesen geht hervor, dass Olivaro nicht der Schwarzen Familie, sondern einer fremden Macht angehört, für die er einst arbeitete und von der er sich später lossagte und sie bekämpfte. Auch Vago gehört dieser Macht an, weshalb er versucht, in den Besitz der Barren zu kommen. Nachdem das Wasserflugzeug gelandet ist, geht Hunter als Steiner von Bord und stellt fest, dass er sich auf der Osterinsel befindet.

Ein paar offenbar unter dem Einfluss eines Dämons stehende Archäologen bringen ihn zu ihrem Camp, worauf Hunter einer Prozession von Eingeborenen zu den Moai - Steinköpfen folgt. Über einen der Köpfe fordert Vago die Eingeborenen auf, die Goldbarren aus dem Flugzeug zu bergen und sieben Gräber auszuheben. Kurz darauf taucht der Südseedämon Te-Ivi-o-Atea auf, welcher eine Zeremonie ankündigt, bei der die Archäologen mit den Barren begraben werden sollen. Hunter schließt daraus, dass der ehemalige Verbündete Olivaros nun dessen Gegner ist. Da Vago den Dämon bereits informiert hat, muss Hunter dem Ritual beiwohnen. Er gibt sich als Hermes zu erkennen und es kommt zum Kampf, bei dem Hunter über ein Magnetfeld in seinen Tempel springt und mit dem Ys - Spiegel zurückkehrt.

Als er ihn einsetzt, kommt es zu Erschütterungen, und der Südseedämon wird unter dem umstürzenden Steinkopf begraben. Hunter zerstört den Kopf, doch die Barren sind nach der Zeremonie bereits verschwunden. Nach einem entsprechenden Hinweis begibt er sich zusammen mit Unga und Coco nach Jerusalem, wo die Barren zusammen mit den inzwischen untoten Archäologen bei einem Ritual auftauchen. Es kommt zum Kampf gegen einen Teufelsbeschwörer, der mit Vago paktierte, welcher am Ende auftaucht und von den Gefährten zunächst für Olivaro gehalten wird, da er ebenfall über einen Januskopf verfügt. Zwar muss Vago vor dem Ys - Spiegel fliehen, aber die Barren sind bereits zusammen mit den Untoten verschwunden.

Wie bereits im letzten Roman von Earl Warren, passiert auch in diesem vorletzten Band des Samurai - Zyklus so einiges. Da Hunter anfangs noch über die Goldbarren verfügt und dank seiner Fähigkeiten auch imstande ist, an die darin gespeicherten Informationen zu gelangen, werden hier bereits ein paar Rätsel gelöst und Fragen beantwortet.

Dass Olivaro kein Dämon im herkömmlichen Sinne ist, hat er ja bereits im letzten Roman selbst verkündet, weshalb die Angaben um seine Herkunft keine große Überraschung mehr darstellen. Wobei man sich hier natürlich unweigerlich fragt, wann Vlcek wohl die Idee hatte, diese Figur so umzukrempeln, dass aus dem zwar undurchschaubaren, aber letzten Endes “normalen” Mitglied der Schwarzen Familie ein Wesen wurde, das einer fremden Welt entstammt.

Dabei dürfte relativ klar sein, dass dieser exotische Background der Figur erst im Nachhinein verliehen wurde, um sie wieder etwas interessanter zu machen und sie erneut in den Fokus des Geschehens zu rücken. Ob ein derart krasser Schritt dafür nötig war, sei zunächst mal dahingestellt. Dass man aber dann krampfhaft versucht hat, alle bisherigen auf dieser Figur basierenden Ereignisse irgendwie mit ihrer neu erdachten Herkunft in einen Zusammenhang zu bringen, zeugt natürlich erst recht von einem Konstrukt.

Auch die Aussage, dass Olivaro der Schwarzen Familie einen großen Dienst erwiesen hat, indem er mit der Geburt Tomotadas die Bedrohung durch den Dämonenkiller von ihr nahm, erscheint etwas undurchdacht, denn schließlich hat erst der später geborene gegenwärtige Hunter der Familie wirklich massiven Schaden zugefügt. Im Vergleich damit hat etwa ein Michele da Mosto so gut wie gar nichts bewirkt.  

Der Dämonenkiller weiß nun also bereits, womit er es bei seinem alten Gegner zu tun hat, dass er ursprünglich ein Gesandter dieser fremden Welt / Macht war, der sich dann gegen sein Volk wendete. Als Coco ihm dann aber von ihrem Zwangsbündnis mit Olivaro erzählt, hat er das scheinbar wieder vergessen, da er seine Erkenntnisse mit keiner Silbe erwähnt, sondern über ihn spricht, als sei er noch immer der Dämon Olivaro. Besser gesagt scheint hier wohl der Autor vergessen zu haben, dass Hunter bereits über Olivaros Herkunft informiert ist.

Nicht vergessen hat er dagegen den Südseedämon Te-Ivi-o-Atea, der hier seinen letzten Auftritt hat und ein leider eher unbefriedigendes und unrühmliches Ende findet. Zwar vermutet Hunter allen Ernstes, dass die Tatsache, von einem Steinkopf zerquetscht zu werden, einem Dämon wie ihm nichts anhaben könnte, aber da der Stein von Vagos Magie beseelt ist, stirbt er halt doch.  

Unterm Strich hat Warren hier einen zwar durchaus spannenden Roman geschrieben, der ein hohes Tempo aufweist und in dem viel passiert, der aber am Ende wieder die üblichen Fragen aufwirft. Etwa warum der Gegner (in diesem Fall Vago) wieder einen derart komplizierten Plan entwickeln muss, um die Goldbarren zu beschaffen.

Er entstammt einer fremden Macht / Welt, muss sich aber dennoch der üblichen schwarzmagischen Rituale bedienen, inklusive Opferungen und Untoter, um die Barren von A nach B zu schaffen? Und als Krönung sucht er dann, wie vor ihm schon Luguri und diverse andere Dämonen beim Anblick des Ys - Spiegels sofort das Weite. Auch wenn hier eine Verbindung zu dem Kleinod angedeutet wird, ist ein solcher Ausgang in letzter Zeit einfach extrem überstrapaziert worden.  

Nach all diesen Verwicklungen, den völlig undurchdacht und planlos erscheinenden Aktionen Olivaros, dem ständigen “Rollentausch” des Dämonenkillers und dem langsam gar nicht mehr so furchterregenden sondern nur noch deplatziert wirkenden Samurai erfüllt einen die Aussicht auf das Ende dieses Zyklus fast mit Erleichterung…

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