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»Dorian Hunter« revisited - Teil 28 - Hexenwahn

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 28 - Hexenwahn

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Schreie des GrauensDie Hexe von Andorra
Dorian Hunter Band 78
von Ernst Vlcek
(EV: DK 77 / 10.02.76)
Nachdem Dorian Hunter bereits in Erwägung gezogen hat, das Castillo Basajaun in Andorra zu kaufen, begibt er sich vor Ort, um es zunächst zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin wird er von zwei Männern angegriffen, die ihn offenbar für einen Dämon halten. Im Castillo macht er die Bekanntschaft mit dem Verwalter Isidor Quintano, welcher sich später als Nachfahre des letzten Inquisitors von Andorra erweist, und es stellt sich heraus, dass die Männer ihn in seinem Auftrag irrtümlich angriffen. Am nächsten Tag lernt Hunter die junge Hexe Sixta kennen, die ihn vor Quintano warnt. Tatsächlich stellt sich heraus, dass dieser dem Wahnsinn verfallen ist, die Hexenverfolgung aktiv praktiziert und in den Kellergewölben Menschen foltert. Aus einer Chronik, die Hunter findet, geht hervor, dass dieses “Amt” bereits über Generationen hinweg fortgesetzt wurde, ursprünglich jedoch auf reiner Habgier basierte. Nach einigem Hin und her gelingt es Quintano, Hunter gefangen zu nehmen. Da er von dessen Verbindung zu Sixta weiß, foltert er ihn jedoch nicht, sondern benutzt ihn als Lockvogel, um an die Hexe heranzukommen, deren Familie er bereits verfolgte. Sixta kann Hunter befreien und es gelingt ihr, dafür zu sorgen, dass Quintano durch eines seiner eigenen Folterwerkzeuge zu Tode kommt. Trotz der Ereignisse auf dem Castillo beschließt Hunter es zu kaufen, um es der magischen Bruderschaft zur Verfügung zu stellen.

Nach dem Coco Zamis - Doppelband darf hier auch ein Dorian Hunter mal wieder im Alleingang agieren, wobei allerdings deutlich wird, dass diese Figur im Team viel besser funktioniert, weil erst durch die Interaktion mit den anderen Figuren, wie Coco, Philip oder Don Chapman die Ecken und Kanten des Dämonenkillers sichtbar werden bzw. sein Charakter richtig zum Vorschein kommt.

Dementsprechend wundert man sich hier stellenweise über die eine oder andere Reaktion und das Verhalten Hunters. Das fängt schon damit an, dass er sich gleich zu Anfang von zwei Möchtegern - Dämonenjägern überrumpeln lässt und nur durch das beherzte Eingreifen einer Katze gerettet werden kann…

Auch im weiteren Handlungsverlauf agiert Hunter seltsam zurückhaltend und zögerlich. So richtig zum Einsatz kommt er dann auch erst recht spät, als er den “Inquisitor” als Wahnsinnigen entlarvt und sich gegen dessen Schergen zur Wehr setzen muss.

Während der Held selbst hier jedoch etwas blass erscheint, muss man die Darstellung seines Gegenspielers Isidor Quintano dagegen schon fast als schillernd bezeichnen. In ihrer unerschütterlichen Überzeugung, das Richtige zu tun, wirkt diese Figur furchteinflößender als so mancher Dämon, so dass man es am Ende beinahe bedauert, als er recht abrupt und ohne die Chance einer Gegenwehr von der Bühne tritt.

Überhaupt hätte man aus diesem Stoff durchaus mehr machen können, denn die Grundidee einer gegenwärtigen Inquisition hat schon was. Doch auch, wenn wir uns hier am sprichwörtlichen Arsch der Welt befinden, erscheint es doch etwas seltsam und unglaubwürdig, dass im Umfeld des Castillos praktisch seit Generationen die Zeit still steht, dass dort mittelalterlichen Praktiken nachgegangen wird und erst ein Dorian Hunter als erster Außenstehender darauf aufmerksam wird, um dem Treiben dann natürlich sofort ein Ende zu setzen…

Warum Vlcek dann die Hexe Sixta - anders als im Expose von ihm selbst vorgegeben - am Leben lässt, wusste vermutlich nur der Autor. Vielleicht wollte er die zukünftige Bastion des Dämonenkillers nach den hier geschilderten Ereignissen nicht mit einem ganz und gar faden Beigeschmack einführen, vielleicht hatte er mit Sixta aber auch noch etwas vor. Ob sie je wieder aufgetaucht ist, entzieht sich dem Erinnerungsvermögen des Verfassers dieser Zeilen. Was vielleicht daran liegt, dass er auch diesen Roman längst vergessen hatte…

Kommentare  

#1 Toni 2021-09-02 15:30
Danke für die Auffrischung in Sachen Dämonenkiller. Hatte den Roman auch nicht mehr auf der Pfanne.
Habe den Einzug ins Castillo etwas früher vermutet.
Ja, ohne seine Sidekicks sah Dorian immer etwas blass aus. War wohl nicht unbedingt Vlceks Bester...
#2 Cartwing 2021-09-02 18:19
Zitat:
War wohl nicht unbedingt Vlceks Bester...
Nicht wirklich, man hätte mehr aus der Thematik machen können.

Demnächst wird ja ein Taschenbuch eingeschoben, in dem es wieder um das Thema Hexenverfolgung geht, aber dazu sage ich jetzt mal noch nix... ;-)
#3 Andreas Decker 2021-09-03 09:57
Castillo Basajaun ist das erste von vielen Konzepten, die wenig Mehrwert bieten und mit dem viele Autoren nicht wirklich realistisch umgehen werden können. Die Logistik macht keinen Sinn, als Spielwiese wird der Schauplatz auch nie vernünftig genutzt. Dafür wird das Team nur aufgeblasen.

Es ist manchmal verblüffend. wie durchschnittlich Vlcek zu dieser Zeit mit den Charakteren umgeht, die er selbst erfunden hat. Andererseits hatte er ein gewaltiges Pensum zu der Zeit. 1977 zählt er allein 20 Romanveröffentlichungen bei Pabel, dazu kommen noch die 52 Exposés für den DK. Das war alles in der Schreibmaschinenzeit. Er muss gearbeitet haben wie ein Blöder.

Dazu kam noch der wachsende Streß mit dem Jugendschutz, der ihm viele Konzepte verhagelt und den Spaß langsam aber sicher gekillt haben dürfte. Die Idee, den DK "familienfreundlicher" zu gestalten, wird nicht von ungefähr gekommen sein.
#4 Cartwing 2021-09-03 12:14
Zitat:
Er muss gearbeitet haben wie ein Blöder.
Stimmt, er war glaube ich der erste PR Autor, der vier Romane am Stück geschrieben hat. Obwohl das später war.

Seine Perry's mochte ich allerdings nicht unbedingt
#5 Andreas Decker 2021-09-03 12:50
zitiere Cartwing:
Er muss gearbeitet haben wie ein Blöder.


quote name="Cartwing"]Zitat:
Stimmt, er war glaube ich der erste PR Autor, der vier Romane am Stück geschrieben hat. Obwohl das später war.
Das waren wohl mal 3 Rhodans. 940-942.

zitiere Cartwing:

Seine Perry's mochte ich allerdings nicht unbedingt


Seltsamerweise geht mir das nicht anders. Der Mann hat an entscheidender Position mehr sprich länger was für die Serie getan als alle, aber wenn ich spontan einen seiner Roman nennen sollte, der bei mir hängen geblieben ist, müsste ich passen. Bei fast jedem von der ersten Garde fällt mir unter Nr. 1000 ein Roman ein, ob nun im positiven wie im negativen Sinn, aber bei Vlcek nicht.
#6 Cartwing 2021-09-03 17:33
Zitat:
Das waren wohl mal 3 Rhodans. 940-942.
Nee, 4... :lol:
939 - 942

Ich glaube, das hat außer ihm nur Christian Montillon geschafft, da bin ich mir aber jetzt nicht sicher...

Zitat:
aber wenn ich spontan einen seiner Roman nennen sollte, der bei mir hängen geblieben ist, müsste ich passen.
Band 1860 "Goedda" fand ich damals ziemlich genial. Da musste ich jetzt aber auch etwas länger überlegen...

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