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Ein Fest für High Fantasy-Fans - Frank Rehfelds "Zwergenbann"

Frank Rehfelds ZwergenbannEin Fest für High Fantasy-Fans
Mit »Zwergenfluch« hat Frank Rehfeld einen erstklassigen Leckerbissen für alle Freunde klassischer Fantasysagas vorgelegt.
Mit »Zwergenbann« legt er jetzt noch einen drauf.

Seit dem Erscheinen von Stan Nicholls' »Die Orks« vor einigen Jahren wurde der deutschsprachige Fantasyfan mit einer waren Flut von Romanen über Zwerge, Elfen und andere Fantasyvölker überschwemmt. Noch immer finden derartige Werke Leser, doch vielen Freunden des phantastischen Genres reicht es langsam. Sie wollen neue Storys, fordern neue, eigenständige Ideen.

Ich muss gestehen, dass ich selbst ebenfalls kein allzu großer Fan der ganzen Fantasyvolk-Romane bin. War ich bei »Die Zwerge«, »Die Elfen« oder »Die Trolle« noch mit Begeisterung dabei, so konnte ich Werken wie »Die Drachen« oder »Die Halblinge« schon nichts mehr abgewinnen.

Frank RehfeldNeue Reihen um diverses Fantasyvölker braucht es nicht, so schien es mir. Bis vor kurzem jedenfalls. Dann veröffentlichte Blanvalet mit »Zwergenfluch« den ersten Band von Frank Rehfelds phantastischer Zwergen-Trilogie. Und schon war sie wieder da, meine einstige Begeisterung. »Zwergenfluch« ist ein erstklassiges Fantasyspektakel, das mich von Beginn an mitgerissen hat, ein Roman, den ich in rasantem Tempo geradezu verschlungen habe.

Kein Wunder also, dass ich sehnsüchtig auf den zweiten Teil der Saga wartete. Nun ist »Zwergenbann« endlich erschienen. Ich habe gehofft, dass das Buch an seine Vorgänger heranreichen würde – und wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil! »Zwergenbann« ist noch eine Stufe besser als sein der Auftaktband von Rehfelds Trilogie, und das will bei der Qualität dieses Romans etwas heißen!

Um es gleich von vorne herein festzuhalten: Rehfelds Zwergensaga ist nicht perfekt. Das möchte ich hier auch gar nicht behaupten. Insbesondere hinsichtlich der Story geht der Autor zu oft auf Nummer sicher und wählt bekannte Motive und einfache, wenig überraschende Lösungen, wie sie so ähnlich schon in Dutzenden anderen Fantasywerken zum Einsatz kamen. Ein wenig mehr Mut und Eigeninitiative wäre nicht verkehrt gewesen.

Wer sich davon aber abhalten lässt, Franks Romane zu lesen, der ist zu bedauern!!! Mag es der Story auch ein wenig an Originalität fehlen, so erzählt der Autor dennoch eine Geschichte, die einen innerhalb kürzester Zeit in ihren Bann zieht. Gut geschrieben, reich an vorbildlich gezeichneten Charakteren und mit einem Setting, wie es sich der geneigte Fantasyfan nicht besser wünschen kann (schon alleine der vorzüglich gewählten und wunderbar ausgestalteten Schauplätze wegen ist das Epos die Lektüre wert), erweist sich die Saga als Leckerbissen für jeden Leser phantastischer Unterhaltung.

Und die Geschichte wird von Kapitel zu Kapitel besser. Die Story mutet mitunter durchaus ein wenig altbacken an. Das ändert allerdings nichts daran, dass die verschiedenen Storylines abwechslungsreich und samt und sonders spannend zu lesen sind. Es macht schlichtweg ungeheuer viel Spaß, die Zwerge in ihrem Kampf gegen die Dunkelelben zu begleiten. Was im Übrigen ein weiterer Punkt ist, der Rehfelds Saga aus der Masse der Fantasyvolk-Romane heraushebt: Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen konzentriert sich Frank tatsächlich auch auf das von ihm beschriebene Volk und stellt nicht etwa, entgegen dem angegebenen Titel, Menschen in den Mittelpunkt. Die kommen zwar auch vor, doch der Fokus liegt ganz klar auf den Zwergen.

Doch zur Geschichte an sich. Diese nahm in »Zwergenfluch« ihren Ausgang, als die Zwerge von Elan-Dhor versehentlich die Siegel zum Gefängnis der Dunkelelben brachen und somit eine Gefahr heraufbeschworen, die sie aus ihrer Heimat vertrieb. Den unheimlichen Monstern mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, waren die zwergischen Krieger einfach nicht gewachsen. So kam es, dass sie einerseits eine Expedition aussendeten, die sich auf die Suche nach den Hochelben machen sollte, um diese um Beistand gegen ihre dunklen Vettern zu bitten. Andererseits waren die Zwerge gezwungen, ihre Wohnstatt im Innern des Schattengebirges aufzugeben und an die Oberfläche zu flüchten, wo sie hoffen, zumindest vorübergehend vor den Dunkelelben in Sicherheit zu sein.

»Zwergenbann« knüpft unmittelbar an diese Geschehnisse aus dem ersten Buch der Saga an. In drei verschiedenen Handlungssträngen erzählt Rehfeld das weitere Vorgehen der Zwerge im Kampf gegen einen schier übermächtigen Feind. Die Dreiteilung der Story erweist sich als echter Glücksfall. Jeder Handlungsbogen erzählt eine ganz anderer Art von Geschichte; ein jeder greift ein anderes, klassisches High Fantasy-Motiv auf und führt es vollends gelungen aus:

  • Storyline 1: Die Suche nach den Hochelben. Hier bekommt man die klassische Queste geboten. Die Helden reisen durch ein ihnen unbekanntes Land und geraten von einer abenteuerlichen Situation in die nächste. Das Ganze ist abwechslungsreich geschildert, mal geht es tempo- und actionreich zur Sache, dann wieder stehen Wunder und die Faszination des Unbekannten im Vordergrund. Schöner kann man eine Queste eigentlich gar nicht ablaufen lassen.

  • Storyline 2: Die Erkundung Zarkhaduls. Im Laufe von »Zwergenbann« stellt sich heraus, dass es nur wenige Tagesreisen von Elan-Dhor entfernt eine verlassene Zwergenmine gibt. Diese könnte den Flüchtlingen als neue Heimat dienen. So sendet Königin Tharlia einen Trupp aus Kriegern und Arbeitern aus, die die fast vergessene Mine finden und feststellen sollen, ob sie wirklich als Unterschlupf geeignet ist. Hier kommt der für viele High Fantasy-Werke typische Sense of Wonder voll zum Tragen. Die Erforschung Zarkhaduls (samt der zu erwartenden Feststellung: „Wir sind nicht allein ...“) wird jeden Leser, der geheimnisumwitterte Schauplätze liebt, in wahre Begeisterungsstürme versetzen. Spannend, wundersam und gefährlich, kurzum: ein Handlungsbogen, den man einfach lieben muss.

  • Storyline 3: Der Kampf der Zwerge ums Überleben an der Oberfläche. Hier kommt der dritte klassische Fantasyaspekt zum Tragen, nämlich der der Politik, Intrigen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Waren die Zwerge im Innern des Schattengebirges weitestgehend alleine, so müssen sie sich auf der Oberfläche mit Menschen herumschlagen, die das Land am Fuße der Berge besiedeln. Schnell kommt es zu Spannungen, die sich bald schon in unschönen Taten entladen. Ein Krieg droht, und mit jeder neuen Feindseligkeit wird es unwahrscheinlicher, dass dieser noch vermieden werden kann.
    So gelungen wie bei David B. Coe mag die politische Storyline bei Rehfeld nicht sein. Packend ist sie aber allemal. In anschaulicher Weise schildert der Autor die zunehmenden Spannungen zwischen Zwergen und Menschen. Die Storyline bildet einen beeindruckenden Kontrast zu den übrigen Handlungsbögen, fügt sich aber wunderbar in die Gesamthandlung ein und weiß, wie auch die anderen Storyarcs, durchweg zu überzeugen.

»Zwergenbann« ist ein Roman, den sich Fans klassischer Fantasysagas unter keinen Umständen entgehen lassen sollten. Nicht nur, weil das Buch, wie schon erwähnt, noch mal einen Tick besser ist als sein ohnehin schon erstklassiger Vorgänger. Rehfeld vereint die besten Elemente der High Fantasy in einem einzigen Epos. Wer da nicht zugreift und genießt, der ist selbst schuld.

Zwergenbann Ich habe schon so manches Fantasybuch gelesen, doch nicht viele konnten mich derart begeistern, wie es Rehfelds Zwergensaga gelingt. Daher kann ich jedem, der phantastischer Unterhaltung auch nur das Geringste abgewinnen kann (und jedem, der mal in das Fantasygenre reinschnuppern will), nur raten, Rehfelds Romane zu lesen. Ich selbst kann es kaum noch erwarten, bis endlich der finale dritte Band der Reihe erscheint.

Ganz ehrlich: Selten war High Fantasy schöner.

 

Daten zum Buch
Zwergenbann
von Frank Rehfeld
Blanvalet Fantasy
erschienen: Sommer 2009 (Deutschland)
480 Seiten; 13,00 €
ISBN: 978-3-442-26615-9
Random House (Blanvalet)

 

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