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The Tale of five books (4) - Der goldene Computer

The Tale of five booksThe Tale of five Books (4)
Der goldene Computer

Im Folgenden unternehme ich den Versuch, einige  SF-Leihbücher aus den  fünfziger und sechziger Jahren zu rezensieren. Ich habe mich  dabei auf fünf Stück festgelegt, die ich aus meinem Fundus nach Belieben wähle. Also nach dem Zufallsprinzip. Dabei werde ich, wie bei Rezensionen üblich, kurz den Inhalt erklären und dann  feststellen, ob das Buch auch heute noch lesens- bzw- beurteilenswerte SF darstellt.

Ich werde nicht über Leih-Buchverlage oder Autorenpseudonyme referieren, sondern die Bücher als das nehmen, was sie sind. Es wird also immanent der reine Band  und sein geschriebener Inhalt bewertet.

Der goldene ComputerDer goldene Computer
von James Spencer (Verlagspseudonym, in vielen Fällen: Werner Ewald)
Verlagsnr. 1290
Erscheinungsjahr 1969
Verlag     Bewin-Verlag
B.Winterbach K.G. Menden/Sauerland

Zum Klappentext:

Eine Auseinandersetzung zwischen dem terranisch-sirianischen Bund und einer fremden Rasse, die in die Galaxis eindringt, ist in vollem Gange, als die Kunde von einem geheimnisvollen goldenen Computer auftaucht. Dieser soll angeblich Kräfte entwickeln, welche den Kampf entscheiden können. Beide Parteien sind mehr als daran interessiert, dieses Gerät in ihren Besitz zu bringen, obgleich niemand weiß, ob es sich um eines der unzähligen Raumfahrermärchen handelt, oder ob es den goldenen Computer wirklich gibt. Drei Soldaten der galaktischen Fremdenlegion, die sich wegen ihrer nicht ganz reinen, weißen Weste haben anwerben lassen, geraten unversehens in den Strudel der Ereignisse.
Nicht mit übernatürlichen Kräften begabte Superhelden, sondern diese einfachen Raumsoldaten, die trotzdem über eine gehörige Portion Mutterwitz verfügen, sind dazu ausersehen, eine ungeheure Gefahr für die Galaxis abzuwenden.
Aber nicht nur ihre begrenzten Fähigkeiten, auch ihre ungünstige Ausgangsposition lassen daran zweifeln, daß sie je ihr Ziel erreichen werden.
Drei Fremdenlegionäre - Partner im Spiel kosmischer Gewalten - drei Männer, die eine eigene Initiative entwickeln, die Terra vor einer gewaltigen Umwälzung bewahrt.

Jetzt die Lesekritik:
Zuerst zum Sprachstil: Die Schreibe ist schnell, spritzig, aber insofern auch rein handlungstechnisch orientiert, innere Monologe, Nabelschau oder psychische Denkprozesse werden nicht beschrieben; der Roman ist außenorientiert. Besondere grammatikalische Satzfehler gibt es nicht, auch die Druckfehler sind selten. Bis auf ganz wenige Ausnahmen elliptisch verkürzter Sätze ist die Sprache klar gegliedert. Insofern ist der Roman heute noch lesbar, ein klarer Pluspunkt.

Der Inhalt:
Zuerst fällt Folgendes auf. Eine der Hauptpersonen heißt „Cliff“ mit Vornamen, die bösartigen Aliens besitzen Beiboote, die „Lancets“ heißen und die sirianisch-terranische Allianz der Erde hat „terranische Raumaufklärungsverbände“. Da war der Autor doch sehr von (der damals neuen, gerade bei Bavaria im Fernsehen erschienenen) „Raumpatrouille Orion“ inspiriert bzw. hat mächtig Begriffe abgekupfert.Das tut aber der Handlung eigentlich keinen Abbruch.Es ist eben SF.

Ein munteres Auf und Ab in der Geschichte erfolgt.Zwei fremde Alienrassen bekriegen sich. Beide kommen von außerhalb der Galaxis. So weit so gut, doch die Allianz ist nun mitten drin und muss sich der Invasionsversuche erwehren. Die drei Fremdenlegionäre, darunter auch „Cliff“, müssen bei der Flotte antreten, um nicht in die lunaren Bergwerke zu kommen, weil sie eben so einige Sachen auf dem Kerbholz haben. Sie werden zusammengeschossen, landen bei den Aliens, die sie rekrutieren, einen goldenen Computer zu stehlen.Dieser wurde von einem ausgestorbenen Volk konstruiert und kann also fast alles. Er soll von  den Terranern im Auftrag der irdischen Flotte  heimlich  an den Ort geschafft werden, wo die Aliens die Milchstraße betreten und ihnen mit einem Verwirrfeld den Weg versperren.Beide Alienrassen versuchen nun, die drei Kerle und das Gerät unter Kontrolle zu bekommen, was nicht gelingt., denn eine Kopie des Gerätes gibt es auch noch zur Tarnung.Am Ende alles gut: Terras Flotte versperrt den Eingang dank des eroberten goldenen Gerätes und die Invasion ist beendet.Lustig naiv beschrieben; Tote kommen allerdings schon  darin vor, die drei Stooges überleben aber natürlich. (Cliff selbstverständlich auch, denn sonst könnte er ja nicht in einer anderen Serie die ORION befehligen.)

Zur Kritik:
Herrlich erfrischend naiv - aber auch sehr oberflächlich geschrieben. Kann man durchaus einmal im Leben lesen, wird das Buch aber sicher kein zweitesmal zur Hand nehmen, da die Belange darin doch allzu banal sind und es über diesen Plot wesentlich Besseres gibt, das zu lesen sich lohnt.Der goldene Computer der ausgestorbenen Aliens ist doch ein gar zu sehr deus-ex-machinae-Stück, als dass hier großes Interesse an der Handlung aufkommen kann.Vorübergehende Spannung ist immerhin an einigen Stellen garantiert, auch trennen sich die Protagonisten vorübergehend, agieren allein, wovon allerdings nur ein Handlungsstrang beschrieben wird.Eines der Alienvölker  ist eine insektenartige Rasse, die doch in den ersten fünfzig Seiten sehr stark an „Starship Troopers“ von Robert A. Heinlein erinnert.Allerdings stilistisch  nicht so gut beschrieben wie dort. Hier nimmt der Autor jedenfalls  ganz klar einige Anleihen auf. Dabei  sind es allerdings keine „Bugs“, sondern „Motts“, was aber letztlich aufs Gleiche herauskommt.

Fazit:
Für einen Regennachmittag auch heute noch lesbar. Inhaltlich und stilistisch akzeptabel. Man wird allerdings sicher kein zweitesmal im Leben zu diesem Band greifen. Dazu ist die geschilderte Handlung doch allzu banal und oberflächlich, ein klares Freund-Feind-Denken wird nicht hinterfragt: wir und die Sirianer gegen die Krabbler, die Außengalaktiker. Dazu ein technisches  Gadget wie der „goldene Computer“, der doch die Handlung teilweise in Slapstick verwandelt, wenn sich gleich drei Völker darum streiten und der fast alles kann.Das macht die Handlung dann doch wieder langweilig.Auch ein neutraler Alien eines weiteren, fast ausgestorbenen Volkes, der den Protagonisten aber immerhin hilft, der keine Gewalt ausüben oder ertragen kann, bringt die  Handlung nicht wirklich  weiter voran.Es plätschert also alles so dahin, selbst die Raumschlachten, die bei Ausfall aller Geräte durch gegnerische Treffer über Sichtluken(!!!) ausgetragen werden.

Also: eingeschränkt empfehlenwert, weil durchaus noch lesbar und formal den heutigen Stilkriterien zumindest grundsätzlich genügend. Inhaltlich banal bis lächerlich, mindestens recht oberflächlich.Für damals aber waren wahrscheinlich durchaus einige neue Ideen drin, die den SF-Leser von anno dunnemals zufrieden lesen ließen.Der Affe bekam seinen Zucker ..
 Das ist mir eine große Supernova und ein kurzes Aufflackern von fünf möglichen Sternexplosionen wert.
Abschließend sei noch gesagt, dass diese Leihbücher ja immer zuerst von außen  recht respektabel dick wirken.Diese Tatsache relativiert sich aber: das Papier der Seiten ist sehr dick und die Seitendarstellung des Textes ist meist 40 Zeichen auf 23-25 Zeilen, so dass knapp 950 bis 1000 Anschläge pro Seite herauskommen. Die Schrift ist also recht groß.Bei 250 Seiten ist das also auch nur eine bessere Heftromanlänge von bis zu 250.000 Zeichen.Kein Wunder also, dass viele der Leihbücher auch später, ohne dass große Kürzungen notwendig waren, als Hefte bei UTOPIA, TERRA etc. wieder aufgelegt werden konnten.

2019 by Holger Döring

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