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Mad Scientists, Vampire, Rache & Co. - John Sinclairs Anfänge

1Mad Scientists, Vampire, Rache & Co.
John Sinclairs Anfänge

Neben Zamorra, Ballard, Dr. Morton, Maddrax und Perry Rhodan lese ich auch John Sinclair ab Band 1. Zudem alle Serien aktuell, wobei ich bei Sinclair nur noch die Co-Autoren Romane lese. Jasons Romane sind mir einfach zu schlecht geworden, und ich habe kein Interesse ständig über Logikfehler zu stolpern. Aber genau deswegen habe ich diesen Artikel geschrieben. Denn... mal ehrlich ...


... lesen wir einen heutigen Roman von Jason Dark, dann ist es ein Glücksspiel, ob er überhaupt noch lesbar ist. Wieso also ist "John Sinclair" so erfolgreich geworden? Fast 1900 Romane in der ersten Auflage, dazu 50 Romane im Gespenster-Krimi und rund 300 Taschenbücher. Irgendwo muss der Mann also doch schreiben können, sollte man meinen.

Und ja, er konnte. Ich sagte bewusst: konnte. (Ehe jetzt irgendwer meckern will: Selbstverständlich ist das vor allem meine eigene Meinung. Allerdings sind auch zahlreiche andere Fans inzwischen unzufrieden)

Ich habe inzwischen die ersten elf Bände der Gespenster-Krimi Sinclairs gelesen und bin richtig begeistert. (Und es werden noch die 39 anderen Folgen, ehe es mit Band 1 der eigenen Serie weitergeht. Wie lange ich durchhalte vermag ich nicht zu sagen, aber bis zur Zeit von Dracula 2 sicherlich.)

Der Autor feuert ein regelrechtes Ideenfeuerwerk ab, und schreibt dabei richtig spannend und mitreißend. Und während er später - leider - dazu überging Opfer zu vermeiden, vor allem bei Kindern, metzelt er sich ganz früher munter durch die Handlung und lässt auch Kinder ums Leben kommen. Sicher, so etwas muss eine Ausnahme sein, aber dennoch trägt das zur Glaubwürdigkeit bei, wenn die Feinde sich zuerst um die schwächsten kümmern.

Aber wieso gibt es John Sinclair überhaupt, also als Serie? Eigentlich ein offenes Geheimnis, aber nicht jeder weiß es. Ganz einfach: Jason Dark wollte nicht alle paar Wochen eine völlig neue Romanwelt erschaffen. Ob ihm nun dazu die Lust fehlte, oder er lieber spannende Geschichten erzählen wollte, statt erst immer 3, 4 Seiten mit Beschreibungen der Hauptpersonen zu verschwenden, weiß ich jedoch nicht. Vermutlich ein Mix aus beiden.

Aber dank dessen haben wir zahlreiche spannende Romane lesen dürfen.

Geisterjäger John Sinclair - Wehret den AnfängenDirekt zum Auftakt muss John Sinclair, der bisher nur theoretisch von Dämonen gehört hat, gegen eine ganze Armee von Untoten kämpfen, die der rachsüchtige Professor Iwan Orgow beschworen hat. Natürlich ist die Story: genialer Wissenschaftler wird ausgelacht, dadurch irre und will Rache ... nicht DER Brüller. Ganz im Gegenteil. Sie ist einer DER häufigsten Storyaufhänger überhaupt in den Gespenster-Krimis. Aber Jason Dark strickt daraus einen Roman der sehr flüssig wegzulesen ist und auch wirklich spannend ist.

Geisterjäger John Sinclair - Wehret den AnfängenÜber den Logikfehler in Band 2 Mörder aus dem Totenreich (Gespenster-Krimi 10) mit Ma Baker sollte man hinweg sehen. Sie galt halt sehr lange als gefährliche Verbrecherin und es ist erst vor einigen Jahren bewiesen worden, dass sie wohl "nur" eine harmlose Helferin war, die ihren Jungs zur Seite stand. Und damals konnte man ja nicht einfach mal eben Wikipedia aufrufen und nachschlagen, unabhängig von Jasons "Computer-Allergie". Selbst wenn er gewollt hätte: es ging nicht, also musste er sich auf Bücher verlassen, wie jeder der Autoren die für den GK tätig waren. Warum also jammern, dass eine - scheinbar - "harmlose" Hausfrau als Killerin mitspielt? Damals wusste man es nicht besser und konnte auch nicht mal eben bei Wikipedia nachschlagen.

Geisterjäger John Sinclair - Wehret den AnfängenIn Band 3 Dr. Satanos (Gespenster-Krimi 17) nahm er sich erneut des Motivs um einen racheerfüllten Wissenschaftler an, wobei hier schon besser erklärt wurde, wieso er von den anderen verspottet - und gar verachtet wurde. Bei Orgow hingegen... Man kann vermuten warum, aber eine richtige Information gab es nicht. Später gab es ja mit Dr. Tod einen weiteren Wissenschaftler des Bösen, ohne dass es überhaupt eine Information über sein Vorleben gab. War er immer schon der Hölle zugetan? Vermutlich.

Geisterjäger John Sinclair - Wehret den AnfängenViele Leser bemängeln ja im vierten Band dass Lady Laduga mal als Vampirin, dann als weiße Frau dargestellt wird. Aber vielleicht ist das gewollt, und sie ist beides - ganz nach Bedarf. Es sagt ja niemand, dass eine weiße Frau nicht auch eine Vampirin sein kann, zumal es eine racherfüllte weiße Frau ist, die nur noch einen Gedanken hat: morden!

Später gab es sogar einen Gegner der sich mit einem Zauberelixier zu einem Vampir verwandelte. Auch wenn viele sagen: "So ein Unsinn!", so hat es mir persönlich gefallen und gerade weil die Zutaten des Elixiers sehr simpel sind, würde niemand auf diese Idee kommen. Und seien wir ehrlich? Es ist ebenso ein Unsinn dass jeder, der vom Vampir gebissen wird direkt selbst einer wird ...und obendrein gleich ein BÖSER Vampir. ...der allerdings ALLE Erinnerungen an sein Leben als Mensch behält. Und genau das ist wirklich unlogisch.

Natürlich darf sich die Blutgraffin Barthony nicht in der Sammlung der ersten Feinde fehlen. Wobei heutzutage der schlechte Ruf der Gräfin als bewusste Rufschädigung in Betracht gezogen wird, da sie einige politische Feinde hatte und sich die Hinweise mehren, dass sie eine friedliche Person war. Aber ebenso könnte sie doch die Person sein, die man aus Romanen und Filmen kennt.

Wieso sollte sich ein Will Mallmann später aufregen: "Der Mörder meiner Frau ist zurück!", wenn er Menschen nur noch als Imbiss ansieht? Und nur weil ihn Reva gebissen hat, wird er gleich mal eben so böse, dass er prompt zum neuen Supergegner der Serie mutiert? (Dass er am Ende nur noch ein lächerlicher Kasper war, den der Leser nicht mehr ernst nahm ist was anders...)

Warum? Warum muss ein Vampir "vollautomatisch" böse sein? Wobei das nicht auf Jasons Unsinn gewachsen ist, sondern auch bei Ballard & Co immer der Fall war. Da sind mir die Vampire bei Zamorra doch lieber, die sind gut oder böse - aber nicht weil es Vampire sind, sondern weil sie es selbst so wollen. Zumindest jene Vampire die eine größere Rolle in der Serie spielten und spielen. Und das ist natürlich logischer als ein starres: "Wer gebissen wird, wird böse punkt"

Geisterjäger John Sinclair - Wehret den AnfängenEin weiteres Motiv Jasons war es dass ein ausgestoßener Mann - was auch sonst (Aber wie gesagt, so war es damals halt) - Rache will und dabei die schwarze Magie des Urwalds erlernt. Nur hat der Schamane wohl nicht damit gerechnet, dass sein Schüler gleich mal eben mit der Schrumpfkopf-Magie zum mehrfachen Mörder wird. Denn generell ist schwarze Magie ja nicht einmal wirklich böse, wenn man bedenkt wie heutzutage die Einteilung ist.

Schwarze Magie ist halt Angriffsmagie, oder im Fall der Trilogie von Trudi Canavan (Absolute Leseempfehlung! Was aber für ALLE Romane der Autorin gilt!!) sogar eine Magie, die man mit Blut beschwört. Jemand muss halt zum Bluten gebracht werden, und damit wird die schwarze Magie gewirkt. Da dann einige Magier diese Magie missbrauchten wurde sie fast weltweit verboten. Da ist es schon richtig ironisch dass ausgerechnet jene schwarze Magie am Ende die Welt rettet.

Weiße Magie hingegen gilt als Heilmagie oder Unterstützungsmagie. Zumindest in der heutigen Zeit. Damals war das noch anders, aber die heutige Einteilung ergibt natürlich viel mehr Sinn und Möglichkeiten. Denn Voodoo ist schwarze Magie, aber Voodoo kann schaden oder auch helfen. Zumindest dem Glauben der Schamanen nach.

Ob dem wirklich so ist, vermag ich weder abzustreiten noch zu bestätigen. Racheschwüre sind in jedem Fall ein beliebtes Mittel um das Verhalten der Gegenspieler zu erklären. Aber macht das die Romane schlechter? Nicht wirklich. Jedenfalls soll jeder, der nicht glaubt dass Jason Dark einst sehr gute Romane geschrieben hat, einmal zu den ganz alten greifen. Da merkt man: er konnte wirklich sehr gut und spannend schreiben. Schade, dass er es verlernt hat. Sehr sehr schade ...

Dennoch verneige ich mich vor Jason Dark, der uns mit John Sinclair, Professor Zamorra und Damona King drei spannende Serien gebracht hat, von denen zwei immer noch laufen. Aber die Fans würden sich auch sehr über neue Romane um die weiße Hexe freuen, vor allem weil leider alle Handlungen recht offen sind und man zumindest ein rundes Ende möchte.

Soweit meine Meinung - und divsere Ausschweifungen - zu den Anfängen von John Sinclair.

Ich wollte einfach aufzeigen, dass ich nicht nur über Jason Dark meckern, sondern ihn auch loben kann.

Und selbst wenn man Sinclair nicht mag, so sollte man anerkennen, wieviele Romane Jason Dark ALLEINE schrieb.

Und das soll ihm erst einmal jemand nachmachen - und zwar unabhängig von der Qualität, der er immerhin lange Jahre auf einem hohen Level halten konnte. Auch wenn, wie ich finde, Giesa, Morland und damals (damals!) Hohlbein viel besser waren.

Dennoch weiß Sinclair zu unterhalten und ich lese die alten Romane gerne.

Und das reicht mir. Will ich Anspruch, lese ich Tolkien, Feist, Hobb, Wurts & Co.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-09-25 11:20
Zitat:
Warum? Warum muss ein Vampir "vollautomatisch" böse sein? Wobei das nicht auf Jasons Unsinn gewachsen ist, sondern auch bei Ballard & Co immer der Fall war. Da sind mir die Vampire bei Zamorra doch lieber, die sind gut oder böse - aber nicht weil es Vampire sind, sondern weil sie es selbst so wollen. Zumindest jene Vampire die eine größere Rolle in der Serie spielten und spielen. Und das ist natürlich logischer als ein starres: "Wer gebissen wird, wird böse punkt"
Die Frage kann ich dir beantworten :D Weil das mit dem "guten" Vampir revisionistischer Unsinn ist, den Anne Rice und ihre Jammervampire damals so richtig populär gemacht hat und dessen Höhepunkt dann Twilight und die gefühlten Million "romantischen Vampire" waren.

In der ursprünglichen Vampiridee gibt es eine fundamentale christlich religiöse Komponente. Darum sind sie bei Stoker "unrein" und werden "erlöst." Ein guter Vampir ist ein Widerspruch in sich. Er kann sich genauso wenig entscheiden, "gut" zu sein, wie ein Weißer Hai Veganer werden kann.

Aber mit diesem Konzept kann man nicht viel machen, und es wirft natürlich Themen auf, mit denen sich nach Murnau vor allem kein Filmemacher mehr beschäftigen wollte, weil man es dem Zielpublikum nicht vermitteln konnte. Also hat man das auf ein paar Elemente reduziert - Kreuz und der Austausch von Körperflüssigkeiten - und den Rest unter den Tisch fallen lassen.

Und vor allem die Autoren von Heftromanen haben sich zu der Zeit immer nur am Kino orientiert. Gerade die ersten Sinclairs sind - bewusst oder unbewusst - B-Movies nachempfunden, vor allem britischen und italienischen Produktionen. Nur halt ohne Sex.

Rellergard hat Unglaubliches geleistet, keine Frage. Da fällt es nicht ins Gewicht, dass die Romane schon länger eine eher freie Interpretation der Realität darstellen, um es mal so auszudrücken. ;-)
#2 Loxagon 2014-09-25 17:38
Das sag ich ja oft genug, dass Jason früher richtig toll war - und daher kam ja auch dieser kleine Artikel.

Natürlich finde ich (und nicht nur ich) seine Schreibe heute ehr unleserlich, aber dem stehen einige hundert lesbare und vor allem sehr gute Romane gegenüber. Und das schaffen wirklich nur die allerwenigsten. Ich selbst kenne, wie ja erwähnt nur Dark, Morland und Giesa. Möglich dass es da noch mehr gibt, vielleicht im Western/Liebes/Berg/Krimibereich, aber das ist nicht wirklich mein Lesestoff. Hin und wieder ein Cotton, okay. Aber Liebesromane? Ne, dann lieber im TV eine herrlich kitschige Telenovela. (Kein Scherz! Ich liebe diesen Kram!)
#3 Postman 2014-09-26 19:26
Die besten zusammenhängenden Ideen sprudelten zwischen Band 100 - 250 und dann wurde Jugendschutz bzw. Deutschlands Spießer Zensur vermehrt auch auf die Sinclair Romane aufmerksam, und Rellergerd musste doch ziemlich schnell und unspektakulär die tolle Idee der Mordliga einstampfen. Alles erinnerte doch zu stark an die RAF und dieses Thema ist gleich nach der Nazi-Herrschaft doch das 2. Tabu-Thema in Deutschland. Beim Pabel Verlag war man da risikofreudiger, bekam aber sehr schnell mit einigen Indizierungen beim Dämonenkiller eine Kopfnuss.

Als er dann die Großen Alten aufgebaut hatte, kam Hohlbeins Hexer (ob bewusst oder unbewusst) als Konkurrenz und wieder servierte er übereilt und panikartig diese Gegner zu schnell ab. Da es die Hölle auch in mehr Serien gab verstehe ich diese Reaktion nicht ganz, denn die Serienuniversen waren in sich doch anders.

Nachfolgend verlor der Autor und sein Held viel an Glaubwürdigkeit, denn die Gegner waren zuletzt "universell" und wurden dann doch wie jeder andere Gegner beseitigt. Ab Band 500 war dann gar kein Konzept mehr dahinter und die Templer-Thematik war zwar geheimnisvoll, aber fast alle diese Romane rissen Themen nur an und waren manchmal mehr Historienschinken als Gruselromane. Zudem fehlt hier bis heute der rote Faden.

Ich denke aber viel hat der Bastei Verlag an Darks Romanen und seinen Konzepten "kaputt" gemacht, denn ich empfinde die Phase ab 500 als große Verunsicherung beim Autor, und er hatte sich irgendwann in Einzelromanen verloren.

Ich hoffe, daß die Jungautoren im Wechsel etwas mehr Frische bringen und vor allem wieder ein roter Faden herkommt.
Daß sein Sinclairs Patenkind Johnny auch auf Dämonenjagd geht ist mittlerweile nur noch mäßig spannend.
#4 VM 2018-03-15 13:23
Marcel schrieb in seinem Artikel: "Warum? Warum muss ein Vampir "vollautomatisch" böse sein? Wobei das nicht auf Jasons Unsinn gewachsen ist, sondern auch bei Ballard & Co immer der Fall war. Da sind mir die Vampire bei Zamorra doch lieber, die sind gut oder böse - aber nicht weil es Vampire sind, sondern weil sie es selbst so wollen."

Ich habe gerade den Zamorra 1140 von Balzer gelesen. Da tragen die Vampire Fu Longs, wenn sie sich bei Tage in Hong Kong bewegen, Schutzkleidung vor dem Sonnenlicht UND ATEMMASKEN. Diese Untoten benötigen also offenbar Atemluft. Das ist ein Grund, weshalb Zamorra mich nur mäßig begeistert.
#5 Loxagon 2018-03-15 22:56
Wobei das doch, wenn ich es noch richtig weiß, auch erklärt wurde.

Im Gegensatz zu Mallmann als Dracula 2. Warum war er einfach so nach dem Biss direkt böse? Machte einfach keinerlei Sinn.

Und Ballard hatte ja zB einen guten Werwolf.

PZ ist einfach viel durchdachter, wobei JS dank der neuen Autoren es auch inzwischen ist.

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