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Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 17: Ein Fazit

Es ist doch alles SO einfach ...!?Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -
Teil 17: Ein Fazit

 (Kurze) Bemerkungen über zwei Grundausrichtungen
Heute ziehen wir ein Fazit über bisher 16 Teile des Konstruktionsplans einer Horrorheftromanserie, um den Helden Mark Larsen.

Er hat einen langen Weg hinters ich von dem Moment, als ich das ‚blonde Wundertier’ aka Held aka Mark Larsen aus dem Nichts herbeizauberte und ihn mit allem versah, was ein Held so braucht (vom Sidekick über Waffen bis hin zu seinen Gegnern), bis er vom Prototypen zur Serienreife gelangte.  

Dabei haben wir viele Fallstricke entdeckt, die der Serie auf lange Sicht schaden können. Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Hofft man wenigstens, wenn man nicht doch der Verlockung erliegt, Supergegner und Superwaffen zu schaffen. Aber man behalte da die Mahnung Kelsey Grammars im Gedächtnis, dass man bei der Serie Frasier auf richtig gute Gags verzichtet habe, weil sie der Konvention der Serie zuwider liefen. So muss es dann auch der Heftromanautor halten.

Daher haben wir ja einen relativ engen Rahmen um unseren Helden gezogen. Innerhalb dieses Rahmens können wir jetzt frei agieren und es bleibt wirklich genügend Stoff, den man verfolgen kann, ohne sich zu verheddern und dramaturgische Minen zu legen. Je weiter der Rahmen ist bzw. im Laufe der Serie erweitert wird, desto mehr muss der Autor aufpassen die Serie nicht dramaturgisch zu ruinieren. Denn alle Fallstricke, die wir ausgeschlossen haben, lauern dann noch oder wieder auf den Autor.

So oder so ähnlich wie in den 16 Ausgaben von „Es ist doch alles SO einfach...!?“ haben viele Autoren ihre Serien und deren Helden entwickelt. Manche sind über die Fallstricke gestolpert, sind den Versuchungen erlegen und die Serien sind qualitativer Mist, wenn sie sich auch gut verkaufen mögen (was letztlich für den Verlag der Maßstab ist). Insbesondere dann, weil sie einer Modeerscheinung folgend, die Rahmen erweitert haben oder einen Superdämon nach dem auftauchen ließen, weil sie immer frische Höhepunkte brauchten und das normale Arsenal an Gegnern es mit dem Helden und seinen Superwaffen nicht mehr aufnehmen können.

Der Erfolg am Kiosk ist der Maßstab des Verlegers. Also: Qualität ist kein Maßstab, ob eine Serie noch läuft oder nicht. Ich erinnere an Jason Dark und seine Serie John Sinclair. Die Serie hat viele ihrer qualitativ besseren Konkurrenten überlebt. Jason Dark hat fast jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Und (kommerziell) geschadet hat es seinem John Sinclair nicht. Die Serie liegt nach wie vor am Kiosk. Seine roten Fäden waren oft keine roten Fäden, sondern wiederkehrende Motive, die keine wirkliche, fortlaufende in sich schlüssige Entwicklung brachten.

Die wiederkehrenden Gegner John Sinclairs waren nur wiederkehrende Gegner, die irgendwas versuchten, scheiterten bzw. zurückgeschlagen wurden und bei ihrem nächsten Auftritt was anderes versuchten, ohne aus ihren vorigen Niederlagen Lehren gezogen zu haben.

Kaum eine der der Entwicklungen lief auf einen Höhepunkt und von dort auf die Auflösung zu. Willkürlich führte Jason Dark Themen zusammen (Voodoo und Wikinger), und scherte sich einen Dreck darum, ob das überhaupt zusammenpasst.

Und doch: Die Serie ist am Markt, liegt Woche für Woche am Kiosk, gleichgültig welch Unsinn im Roman zu finden ist. Dabei dürfte die Serie sich aber längst nicht mehr auf dem Höhenflug der Achtziger und Neunziger befinden, aber wie viel der gedruckten Auflage noch verkauft werden, weiß man nicht. Daher hat John Sinclair augenscheinlich eines: Erfolg! Fast möchte man meinen: Man nehme meine Konstruktionshinweise und mache das Gegenteil. Dieser Weg führt dann unweigerlich zum Erfolg. Aber das geht SO einfach wieder nicht. Dann würden noch weitere fünf oder sechs Serien am Markt sein, die als Klon des Oberinspektors gelten könnten und in seinem Schatten Triumphe feiern. Aber doch: Auch in John Sinclair stecken all die Grundelemente, die wir in diskutiert haben. Sie sind da.

„Es ist doch alles SO einfach...!?“ war kein Ratgeber, der den sicheren Weg zum Bestseller im Heftformat weist bzw. weisen soll (und wenn er das gewesen wäre, dann hätte das Rezept schön für mich behalten und wäre jetzt ein viel beschäftigter, vor allen Dingen erfolgreicher und gut bezahlter Heftautor, der eine Serie selbst schreibt und zehn weitere gebaut hätte (und sich an deren Erfolg beteiligen lässt... Und wenn ich mich dann auf meinen Millionen ausruhen will, hätte mein Kochbuch an einen Verlag verkauft und mir ein Cottage in Schottland nahe einer Destille gekauft und dort mit einem gelegentlichen Schluck Single Malt meine Tage beendet).

Es ging darum Mechanismen aufzuzeigen, die verwandt wurden, um Heftromansserien konstruieren. Das Horrorheft ist dabei mein Metier, daher wählte ich dieses Genre als Beispiel. Ich habe wohl die meisten Horrorhefte gelesen, die zwischen 1968 und Anfang der Neunziger erschienen, aber einige mit ganz wenig Vergnügen. Bereits zwischen 1984 und 1987/88 erstellte ich eine erste Version des Konstruktionsplans eines Horrorhefthelden und seiner Serie. Und inhaltlich stimmen beide Versionen im Wesentlichen überein. Das zeigt auch, dass sich an den Grundlagen kaum etwas geändert hat.

Aber auch für alle übrigen Genres kann man ähnliche Mechanismen finden und sich ein Kochbuch backen. Das ist kein Problem. Und der zentrale Angelpunkt des Spannungsromans im Heft ist der Held. Und der ist im Grunde überall gleich, es gibt lediglich genrespezifische Ergänzungen.

Einer der Gründe für inhaltliche Übereinstimmung der vor fast einem Vierteljahrhundert begonnenen Version von „Es ist doch alles SO einfach ....!?“ und der Version unserer Tage mag sein, dass der Held des Heftromans seine Wurzeln im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts hat. De Waynes, Taylors, Bogarts standen Pate, ebenso wie die von ihnen verkörperten Archetypen, wie Cowboy, Detektiv, Polizist. Auch die Weltraumhelden funktionierten nach diesem Muster, bedienten sich ebenso aus dem Fundus des knallharten Helden. Das gilt bis heute.

Das Drumherum um die Helden der diversen übrigen Genres muss ich dann nach den Mustern der jeweiligen Genres entwickeln und schon habe ich ein „Es ist doch alles SO einfach“ für den Cowboy, den Polizisten oder den Weltraumhelden. Die Fragestellungen sind immer dieselben. Der Heftroman ist im Grunde eine berechenbare Publikationsform, weil sie an sich keine innovative Form von Literatur ist.

Das ist auch gar nicht der Anspruch an das Heft. Das Heft ist eine Literatur, die populäre Muster vervielfältigen soll. Dem Leser soll schnelle und billige Unterhaltung zugänglich gemacht werden (wobei Perry Rhodan in dieses Schema kaum noch hineinzupressen ist, aber der Erbe des Universums mag als die Ausnahme gelten, die die Regel bestätigt).

Also ist das Heft gemäß der Philosophie Gustav H. Lübbes etwas, dass an früh morgens vor einem langen Arbeitstag lesen können muss, wenn man müde im Pendlerzug sitzt. Oder auch nach einem langen, harten Tag auf de Heimweg. Es ist Gebrauchsliteratur. Nichts, was die Jahrhunderte überdauern mag, aber ein oder zwei Stunden bereiten soll.

Aber ist diese Form des Heftromans und seiner Helden noch zukunftsfähig? Das ist dann in der letzten Folge von „Es ist doch alles SO einfach... !?“ unser Thema.

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