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Dekadenz in Afrika - »Die letzten Tage in Kenya«

Die letzten Tage in KenyaDekadenz in Afrika
»Die letzten Tage in Kenya«

Während 1940 weite Teile der Welt in Kriegshandlungen verwickelt waren, frönten einige Exil-Briten in Kenia dem süßen Nichtstun und verwickelten sich in die Fallstricke der Liebe.

Nach tatsächlichen Vorkommnissen verfilmte Michael Radford die Ereignisse 1987 unter dem Titel „Die letzten Tage in Kenya“.

Die letzten Tage in Kenya1982 und somit rund 40 Jahre nach den Vorkommnissen im Happy Valley in Kenia fasste der britische Journalist James Fox (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen britischen Schauspieler) diese in seinem Roman „White Mischief“ (auf Deutsch als „Weißes Verhängnis“ erschienen) auf teils fiktionale, teils journalistisch-investigative Weise zusammen. 1940 war der afrikanische Staat Kenia noch britische Kronkolonie und diente einigen betuchten Engländern als passender Rückzugsort vor den Schrecknissen des Zweiten Weltkriegs, die damals auch über die britische Insel hereingebrochen waren. Fernab der kriegerischen Auseinandersetzungen hatte sich insbesondere im Happy Valley in der Nähe der Bergkette Aberdare Range eine größere Gruppe britischer und irischer Aristokraten angesiedelt, die sich von den eingeborenen Dunkelhäutigen bedienen ließen und ansonsten ein unbeschwertes Leben zwischen Partys, Polo und Partnertausch führten. Mit großer Starbesetzung hat Michael Radford („1984“ mit Sir John Hurt und Richard Burton) die Buchvorlage hier als Kinofilm adaptiert und dabei ebenfalls die zweigeteilte Struktur des Romans beibehalten.

Die letzten Tage in KenyaSir Henry „Jock“ Delves Broughton (Joss Ackland) hat gerade die rund 30 Jahre jüngere Diana (Greta Scacchi) geheiratet und flieht im Jahr 1940 vor dem näher rückenden Zweiten Weltkrieg mit seiner Gattin nach Kenia. Dort hat sich im Happy Valley ein elitärer Club der Exilanten und Kolonialisten herausgebildet, in dem die Langeweile mit dekadenten Spielchen, Drogen und Promiskuität vertrieben wird. Als Hahn im Korb der Aristokraten gilt Lord Josslyn Victor Hay, Earl of Erroll (Charles Dance), dem man nachsagt, dass er so ziemlich mit jeder der anwesenden Frauen bereits eine Affäre unterhalten habe – vorausgesetzt, die Dame ist mit jemand anderem verheiratet. Es dauert nicht lange, bis auch Diana sein Interesse erregt hat und Joss mit dem Balzen beginnt. Gräfin Alice de Janzé (Sarah Miles), Lady Gladys Delamare (Susan Fleetwood) und Lady June Carberry (Catherine Neilson) beäugen die Versuche des Earls mit einer Mischung aus Eifersucht und sportlichem Interesse. Broughton ahnt zunächst nichts von der Untreue seiner Gattin, besucht stattdessen alte Freunde wie John Soames (Trevor Howard) und dessen Ehefrau Nina (Geraldine Chaplin) oder den Exzentriker Gilbert Colvile (Sir John Hurt). Als er schließlich dennoch dahinterkommt, was sich nachts im Club abspielt, nimmt er die Neuigkeiten mit Humor und wie ein echter Gentleman. Er lädt Joss zusammen mit einer Bekannten und seiner Frau zu einem üppigen Abendessen ein. Noch am selben Abend gibt es eine Leiche zu beklagen…

Die letzten Tage in KenyaWas die gelangweilten britischen Angehörigen des Geldadels während des Zweiten Weltkriegs in Afrika trieben, um sich die Zeit zu vertreiben… Da wird intrigiert, gehurt und betrogen, unliebsame Konkurrenz kurzerhand aus dem Weg geräumt. Eine Soap Opera der Kolonialzeit sozusagen, aber was für eine! Ein Film, der sowohl darstellerisch als auch inszenatorisch überzeugt und Spaß macht. Dass er auf tatsächlichen Vorkommnissen basiert und deswegen ein recht realistisches Zeitporträt entwirft, macht ihn umso interessanter. Nach den dekadenten Schilderungen zu Beginn entwickelt sich der Film in der zweiten Hälfte zu einem Kriminal- und Gerichtsfilm, bei dem Michael Radford eine gehörige Portion Spannung mit ins Spiel bringen kann. Die DVD-Wiederveröffentlichung bei „Pidax Historien-Klassiker“ bietet ein akzeptables, unrestauriert wirkendes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), das häufig etwas blasse Farben aufweist (trotz der angeblich remasterten Edition!). Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) geht soweit in Ordnung. Als Extras hat man eine im Jahr 2010 entstandene Dokumentation über die Herstellung („Making Mischiefs“, 30 Minuten) und eine kleine animierte Bildergalerie mit aufgespielt. Der verkleinerte Nachdruck des vierseitigen „Neuen Filmprogramms“ (Nr. 8795) liegt als Booklet bei und bietet neben etlichen Fotos und Credits zum Film auch noch eine kurze Inhaltsangabe.

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