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Wenn der Vater mit dem Sohne - »Andere Zeiten – Andere Sitten«

Andere Zeiten – Andere SittenWenn der Vater mit dem Sohne
»Andere Zeiten – Andere Sitten«

Der 1901 in Oberschlesien geborene Willy Fritsch und sein 1944 zur Welt gekommener Sohn Thomas Fritsch waren beide große und vielfältige Künstler, die jahrzehntelang ihr Publikum begeisterten. Viermal standen sie gemeinsam vor Film- und Fernsehkameras, letztmals im Jahr 1967 in der fürs ZDF produzierten Unterhaltungsshow „Andere Zeiten – Andere Sitten“, die nun erstmals auf DVD erschienen ist.

Andere Zeiten – Andere SittenWilly Fritsch (1901-1973) begann seine imposante Karriere bereits als 20jähriger, noch in der Stummfilmzeit. Anfangt der 1930er Jahre wurde er dann mit Filmen wie „Hokuspokus“, „Die Drei von der Tankstelle“ und „Der Kongress tanzt“ zu einem der größten deutschen Kinostars. Auch in der Nachkriegszeit drehte er weiterhin wie am Schnürchen, Heimatfilme, Verwechslungskomödien und Schlagerlustspiele. Anno 1960 holte er sich für „Das gibt’s doch zweimal“ Unterstützung durch seinen damals sechzehnjährigen Sohn Thomas (1944-2021) hinzu, der in Folge selbst eine beachtliche Karriere absolvieren sollte. Mit „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“, „Das große Liebesspiel“ und „Heiß weht der Wind“ wurde der gut aussehende junge Mann schnell zum Teenieschwarm. In „Das hab ich von Papa gelernt“ trat er 1964 noch einmal neben Vater Willy auf, der Film wird auch heute noch regelmäßig im Fernsehen wiederholt. „Andere Zeiten – Andere Sitten“ sollte 1967 dann den letzten Showauftritt von Willy Fritsch vor der Kamera markieren, abermals unterstützt vom Filius und einer großen Riege Gaststars.

Andere Zeiten – Andere SittenEine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es bei dieser Fernsehshow nicht, selbst der Titel „Andere Zeiten – Andere Sitten“, der zumindest ein grobes Handlungsgerüst liefern könnte, wird nicht immer von den Drehbuchautoren Max Colpet und Dr. Wolfgang Franke eingehalten. Alles beginnt schon mit einer Songeinlage von Vater und Sohn, die fließend in ein gemeinsam mit Heidi Brühl und Gus Backus gesungenes weiteres Lied übergeht. Dazwischen hat Heinz Schmiedel allerlei Tanzszenen eingestreut, die er selbst als Solist gemeinsam mit Maria Litto und einer ungenannt bleibenden Schar an Revuetänzern aufführt. Überhaupt ist die Show sehr revueartig geworden, da nur sehr selten nicht getanzt oder gesungen wird (insgesamt werden rund 30 Lieder angestimmt). Aber es gibt auch kleine Sketche zwischendurch, in denen als Gaststars der schelmische Wirtschaftswunderkomiker Heinz Erhardt oder die gefeierte Bühnendarstellerin Marianne Hoppe mit von der Partie sind. Die Autoren nehmen schon damals frühe Formen des Weltraumtourismus auf die Schippe, zeigen uns einen Geheimrat Goethe (Willy Fritsch), der aufgrund der Deadlines eines windigen Filmproduzenten (Erhardt) in die Bredouille gerät, oder die antike Modedesignerin Alkmene (Hoppe), die den neuesten Schrei ihrer Damenkreationen auf dem Laufsteg präsentieren lässt. Auch die singenden und tanzenden Kessler-Zwillinge Alice und Ellen und der norwegische Schlagerexport Wencke Myhre bereichern mit ihren Darbietungen die abwechslungsreiche Show.

Andere Zeiten – Andere SittenRegisseur Arthur Maria Rabenalt (1905-1993) war ein Routinier der leichten Muse, der mit diversen Verfilmungen der Operetten „Der Vogelhändler“ und „Der Zigeunerbaron“ bereits einschlägige Erfahrungen im Bereich des Musikfilms vorweisen konnte. „Andere Zeiten – Andere Sitten“ ist ein munteres Potpourri aus Gesang, Tanz und Komik geworden, das tief im damaligen Zeitgeist verhaftet ist. Manche der stilisierten Kulissen oder der penibel arrangierten Tanzchoreografien dürften uns heute ein wenig lächerlich anmuten, auch ist der Humor sehr bieder und in die Jahre gekommen. Trotzdem sollten Fans der Stars auf ihre Kosten kommen, zumal es rasant zur Sache geht und eine Showeinlage auf die nächste folgt.

Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein eher durchschnittliches Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) mit recht grober Körnung. Der deutsche Ton (Dolby Digital 2.0) ist komplett nachsynchronisiert und stets gut zu verstehen, Extras gibt es keine.

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