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Die Meriten der Bundespost - »Dreizehn Briefe«

Dreizehn BriefeDie Meriten der Bundespost
»Dreizehn Briefe«

Im 21. Jahrhundert ist es einigermaßen aus der Mode gekommen, im privaten Bereich Briefe zu verschicken. Stattdessen steht man viel schneller und unmittelbarer per Email, Chat oder Text-Message miteinander in Verbindung. Die im Jahr 1967 erstausgestrahlte ZDF-Serie „13 Briefe“, die nun erstmals auf DVD erschienen ist, stellt nicht nur Briefe in den Mittelpunkt, sondern thematisiert alle seinerzeit noch von der Bundespost betreuten Kommunikationswege.

Dreizehn BriefeDie dreizehn jeweils rund 25minütigen Episoden, die durchweg von Hermann Kugelstadt („Hallo – Hotel Sacher… Portier!“) in Szene gesetzt wurden, widmen sich in den höchst unterschiedlichen Geschichten den vielfältigen Aspekten, die die Arbeit der Deutschen Bundespost seinerzeit betrafen. Häufig geht es dabei natürlich um die Zustellung von Briefen und die damit verbundenen Hindernisse und Fallstricke. So thematisiert beispielsweise die erste Episode „Es liegt was in der Luft“ die Probleme, die Zusteller Erich Wuttke (Hans Ulrich) erhält, weil eine seiner Postsendungen ausgelaufen ist – und nun er selbst und alle seine Briefe nach Damenparfüm riechen. Auch so mancher unschuldige Empfänger gerät dadurch bei seiner Gattin in Missgunst. In „Das neue Amt“ fürchtet ein Briefträger (Henry Vahl), durch Modernisierungsmaßnehmen frühzeitig pensioniert zu werden, in „Geschrieben ist geschrieben“ hat eine erboste Freundin (Ursula Mellin) ihrem Verlobten (Reiner Uhlig) einen Einschreibebrief über ihre Trennung geschickt, den sie nun abfangen möchte, bevor er seinen Bestimmungsort erreicht.

Dreizehn BriefeAls Hintergrund bei einer solchen Geschichte erfährt der Zuschauer dann allerhand Nützliches über die Prozesse bei der Bundespost, erhält dokumentarische Einblicke in die Arbeit von Sortiermaschinen oder Telefonzentralen. Denn seinerzeit war die BP auch für das Telefonnetz und die Funk- und Satellitenfrequenzen in der Bundesrepublik verantwortlich, wovon andere Folgen berichten. In „Alarm im Äther“ schicken einige Schüler über einen privaten Funksender Lösungen für Hausaufgaben an ihre Klasse, wodurch es zu Beeinträchtigungen im Luftfahrt-Funknetz kommt. Die Post schickt einen Peilsender-Wagen auf die Suche nach der Ursache. In Episode 9, „Rhapsodie in Kupfer und Blei“, kommt nicht ein einziger Brief vor, stattdessen thematisiert die Geschichte eine Praxis, die sich auch in unserer Zeit noch gehalten hat: Ein paar vorwitzige Jugendliche (Joachim Richert, Volker Bogdan) stehlen auf einer Baustelle Telefonkabel, um das darin enthaltene Kupfer und Blei bei einem Schrotthändler (Kurt Klopsch) zu verhökern. Da die darin befindlichen Leitungen bereits in Betrieb waren, werden etliche Telefonanschlüsse unbrauchbar, was wiederum die Fernmeldetechniker der Bundespost auf den Plan ruft. Und in „Der Mann in der ersten Reihe“ gibt es einen Exkurs nach Raisting bei München, wo sich die Erdfunkstelle befindet, die zu jener Zeit bereits über den Satelliten „Early Bird“ (Intelsat I F1) Fernsehsignale aus den USA auffing und für das deutsche Fernsehen verarbeitete. In der Episode dient das als Hintergrund für eine Kriminalgeschichte.

Dreizehn BriefeDie insgesamt von vier verschiedenen Autoren geschriebenen dreizehn Geschichten pendeln in ihrer Qualität zwischen gut und befriedigend. Einige Episoden wirken heute doch arg bieder und sind auch hinsichtlich ihres bescheidenen Humors in die Jahre gekommen. Für Nostalgiker ist „Dreizehn Briefe“ aber auf jeden Fall zu empfehlen, da es etliche der hier geschilderten Abläufe (das umfasst auch Phänomene wie Telegramme oder Münzfernsprecher) in dieser Form heute nicht mehr gibt. Die semi-dokumentarischen Sequenzen, in denen dem Publikum Einblicke hinter die Kulissen gewährt werden, dürften für einige sogar interessanter sein als die drum herum konstruierten Geschichten, die bestenfalls nette Unterhaltung bieten, immerhin aber mit namhaften Schauspielern kurzweilig in Szene gesetzt wurden. Die dreizehn Folgen sind auf 2 DVDs in einer Box erschienen, deren schwarz-weißes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) nicht sonderlich scharf ist, vermutlich, weil es beim Transfer doch recht stark komprimiert wurde. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist stets gut zu verstehen, Bonusmaterial ist nicht vorhanden.


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