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Zu schön, um wahr zu sein - »Die JT LeRoy Story«

Die JT LeRoy StoryZu schön, um wahr zu sein
»Die JT LeRoy Story«

Um die Zeit der Jahrtausendwende sorgten die Veröffentlichungen JT LeRoys weltweit für Aufsehen. Der zu jenem Zeitpunkt knapp 20jährige Junge behauptete in seinen autobiografischen Romanen, HIV-positiv zu sein und von seiner Mutter, einer Prostituierten, auf den Strich gezwungen worden zu sein. Alles nur ein wildes Lügenkonstrukt, wie sich schließlich herausstellte. Justin Kelly verfilmte die Geschichte mit Starbesetzung.

Die JT LeRoy StoryIn Deutschland war es im Jahr 2001 der renommierte Reclam-Verlag, der JT LeRoys angeblich autobiografischen Debütroman „Sarah“ veröffentlichte. Im Jahr darauf sicherte sich der Verlag dann auch noch die Rechte der Kurzgeschichtensammlung „The Heart is Deceitful Above All Things“, der hierzulande den Titel „Jeremiah“ verpasst bekam. Im Januar 2006 stürzte das Lügengebilde schließlich zusammen, als ein Journalist herausfand, dass es sich bei dem schüchternen, nur selten in der Öffentlichkeit auftretenden Autoren um Savannah Knoop handelte. Die genderneutrale junge Person hatte damit nach außen hin die Rolle des vermeintlichen Schriftstellers eingenommen, wohingegen die Schriftstellerin Laura Albert die eigentliche Verfasserin von JT LeRoys Texten war. Eine wirklich unglaubliche Geschichte, die geradezu danach verlangte, verfilmt zu werden. Steven Shainberg hatte als erster Interesse gezeigt, „Sarah“ zu verfilmen, als der Schwindel aufflog. Sein Versuch, aus seinem Projekt einen Meta-Film zu zimmern, scheiterte allerdings und endete in einem Gerichtsprozess gegen Laura Albert. Erst im Jahr 2018 gelang es nun Justin Kelly („King Cobra“), die verschachtelte Geschichte aufzuarbeiten. „Zu schön, um wahr zu sein – Die JT LeRoy Story“ erscheint in Deutschland am 22. Juli erstmals auf DVD, BluRay und digital.

Die JT LeRoy StoryLaura Albert (Laura Dern) hat mit „Sarah“ unter dem Pseudonym JT LeRoy ein überaus erfolgreiches Buch geschrieben, in dem es angeblich um die dramatischen autobiografischen Erlebnisse des jungen Mannes geht, der als Sohn einer Parkplatz-Prostituierten aufgewachsen und von seiner Mutter ebenfalls auf den Strich gezwungen wurde. Als Laura über ihren Freund Geoff Knoop (Jim Sturgess) dessen Halbschwester Savannah (Kristen Stewart) kennenlernt, hat sie eine geniale Idee. Das androgyne, burschikose Äußere Savannahs entspricht ziemlich genau ihrer Vorstellung von JT LeRoy. Zunächst überredet sie ihre Schwägerin in spe dazu, für einen Fototermin als JT zu posieren. Doch schon bald wollen die Medien und die Leser mehr sehen von dem bislang höchst zurückhaltenden und öffentlichkeitsscheuen jungen Mann, so dass Savannah immer wieder in die blonde Perücke schlüpfen und für Fragen zur Verfügung stehen muss. Die europäische Schauspielerin und Regisseurin Eva (Diane Kruger), mit der Laura fast täglich als JT LeRoy telefoniert, will diesen endlich kennenlernen, zumal sie den Plan hat, „Sarah“ mit sich selbst in der Titelrolle zu verfilmen. Es kommt zu einer ersten Begegnung, bei der sich die beiden Frauen auch sexuell zueinander hingezogen fühlen. Das dünne Eis, auf dem das ganze Lügengebäude errichtet ist, droht, in sich zusammenzubrechen.

Die JT LeRoy StoryDie Wahnsinnsgeschichte wurde von Justin Kelly abwechslungsreich und spannend in Szene gesetzt. In seinem Film wird deutlich, wie ein harmlos gemeinter Schwindel aus dem Ruder laufen kann, und was das für die Beteiligten bedeutet. Darstellerisch herausragend ist Kristin Stewart, die nicht nur das Androgyne ihrer Rolle perfekt rüberbringt, sondern auch deren Zerrissenheit subtil zu verkörpern versteht. Dass ihre Figur den Hoax als Möglichkeit der kreativen Gestaltung, als eine Art Performance, begreift, beschert den Ereignissen weitere interessante Aspekte. Interessant ist der Film darüber hinaus, weil er so viele ineinander verschachtelte Formen der Darstellung und der Fiktionalisierung enthält. Die BluRay-Erstveröffentlichung überzeugt mit einem sehr scharfen Bild (im Widescreen-Format 2,40:1) und ist auch auf der akustischen Ebene (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen Untertiteln) nicht zu beanstanden. Schade ist hingegen, dass man nicht mit zusätzlichen Hintergrundinformationen bei den Extras aufwartet. Diese umfassen nämlich lediglich eine kleine animierte „Behind the Scenes“-Fotogalerie und den englischen Originaltrailer zum Film.

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