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Die Aufgaben der Kirche - »Himmlische Freuden«

Himmlische FreudenDie Aufgaben der Kirche
»Himmlische Freuden«

„Himmlische Freuden“ kann man bereits als Spätwerk in den Karrieren der filmemachenden Zwillingsbrüder Roy und John Boulting bezeichnen.

Denn die Hochphase ihrer größten Hits lag bereits in den 1950er Jahren. Nach „Himmlische Freuden“, der 1963 entstand, drehte John Boulting nur noch zwei weitere Filme als Regisseur, und auch als Produzent kamen nur vier Filme nach.

Himmlische FreudenEin Markenzeichen der bebrillten Zwillingsbrüder bestand darin, dass sie sich in ihren Filmen über altehrwürdige britische Institutionen lustig machten. „Der beste Mann beim Militär“ war 1956 eine der ersten Komödien der beiden, in denen sie die Armee und militärischen Drill durch den Kakao zogen. Mit der College-Komödie „Volltreffer in Glück“ war der Universitätsalltag dran, „Junger Mann aus gutem Haus“  ließ schließlich kein gutes Haar an Firmenpolitik und den Kapriolen der Gewerkschaften. Der hierzulande bislang nicht gezeigte „Brothers in Law“ befasst sich mit dem britischen Rechtssystem, „Wenn zwei Hochzeit machen“ nimmt den Stand der Ehe aufs Korn. Politischer wurde es dann wieder in „Ausgerechnet Charlie Brown“, der nichts mit den Peanuts zu tun hat, sondern mit Terry-Thomas und Peter Sellers in den Hauptrollen die Fremdenlegion und die Außenpolitik Großbritanniens zum Ziel des Spotts machte. „Himmlische Freuden“ schloss sich 1963 an, und hier ist es nun die anglikanische Kirche, die gehörig auf die Schippe genommen wird.

Himmlische FreudenDie reiche Gemeinde Orbiston Parva benötigt einen neuen Vikar. Da der Clan von Lady Despard (Isabel Jeans) dank einer lukrativen Beruhigungsmittelfabrik vor Ort das Sagen hat, wird Erzbischof Aspinall (Cecil Parker) dazu angehalten, einen Geistlichen zu finden, der gut mit der Oberschicht des Städtchens harmoniert. Durch eine Namensgleichheit wird allerdings jener John Smallwood (Peter Sellers) nach Orbiston Parva bestellt, der bislang als Gefängniskaplan gearbeitet hatte und dessen Herz für Außenseiter und Minderbemittelte schlägt. So macht er bereits als erste Amtshandlung den dunkelhäutigen Müllmann Matthäus (Brock Peters) zum neuen Kirchenvorsteher, was beim gutsituierten weißen Kirchenrat für Missmut sorgt. Kurz darauf erfährt Smallwood von der Zwangsräumung der kinderreichen Familie Smith (Eric Sykes und Irene Handl spielen die Eltern), die mit ihrem Wohnwagen auf einem Gelände hauste, das nun ebenfalls Despards Firma einverleibt werden soll. Getreu dem Motto der Nächstenliebe lässt Smallwood die aus einem guten Dutzend Personen bestehende Familie im Pfarrhaus einziehen, was bei den Honoratioren abermals sauer aufstößt und bald Kreise bis zum Bischof (George Woodbridge) zieht.

Himmlische FreudenInsgesamt ist „Himmlische Freuden“ eine seltsame Mischung aus Satire und frommen Sentimentalitäten geworden, deren komplexe Geschichte sich dem (deutschen) Zuschauer nie ganz erschließen will. Die sonst so kunstfertigen Boulting Brothers haben hier wohl ein wenig den Überblick verloren: klerikale Verwechslungen, gelangweilter Landadel, eine Beruhigungsmittelfabrik, britische Raumfahrtprojekte, Wohltätigkeit, politische Klüngelei – das sind insgesamt zu viele Themen, die den Spaß deutlich ausbremsen. Trotz namhafter Stars und skurriler Nebenrollen (Bernard Miles als greiser Butler und Miles Malleson als voreiliger Psychiater sind grandios) ist der Film insgesamt viel zu verzettelt und wird deswegen mitunter langweilig. Für Fans der tollen Schauspieler ist dieses Kuriosum aber dennoch einen Blick wert, zumal den seinerzeit nicht in unseren Kinos gelaufenen Film, der erst in den 1990er Jahren für seine Fernseherstausstrahlung synchronisiert wurde, kaum jemand kennen dürfte. Die DVD-Erstveröffentlichung überzeugt mit sehr gutem Schwarz-Weiß-Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) und einem angemessenen Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0). Als Extras gibt es eine größere animierte Bildergalerie sowie im DVD-ROM-Teil das englische Presseheft als PDF-Datei.

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