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Norman im Kaufhaus - »Ich und der Herr Direktor«

Ich und der Herr DirektorNorman im Kaufhaus
»Ich und der Herr Direktor«

Seit es mehrstöckige Warenhäuser gibt, die für jede Lebenslage die richtigen Dinge anbieten, gibt es auch Komödien über das Chaos, das an diesen Orten ausbrechen kann. Man denke nur an „Die Marx Brothers im Kaufhaus“ aus dem Jahr 1941, oder an Frank Tashlins gelungenes Jerry-Lewis-Vehikel „Der Ladenhüter“, das 1963 in die Kinos kam. Auch Norman Wisdom nutzte 1953 die Szenerie für seinen ersten eigenen Kinofilm „Ich und der Herr Direktor“.

Ich und der Herr DirektorSir Norman Wisdom (1915-2010) dürften heute hierzulande leider nur noch die wenigsten Menschen kennen, wohingegen er in seiner britischen Heimat Kultstatus genießt. Nachdem er die unterschiedlichsten Jobs ausgeübt und die Welt umreist hatte, begann er in den 1940er Jahren als Stand-Up-Komiker auf der Bühne zu stehen. Bald schon folgten auch Auftritte im Fernsehen, die ihm schließlich 1952 einen Sieben-Jahres-Vertrag mit der Rank Organisation einbrachten. „Ich und der Herr Direktor“ war voll und ganz auf Wisdom zugeschnitten, und in den nächsten Jahren folgten ähnliche Projekte wie „Ich und der Herr Minister“ und „Ich und die Frau Gräfin“, die auch in bundesdeutschen Kinos ausgewertet wurden. In der DDR entdeckte man Wisdom erst einige Jahrzehnte später, synchronisierte dann aber noch einige weitere seiner Solo-Arbeiten, die in den Titeln hier an bekannte deutsche Sprichwörter angelehnt waren. „Ein blindes Huhn…“, „Früh übt sich…“ oder „Wer zuerst kommt…“ hießen seine Filme im Osten. „Ich und der Herr Direktor“ feierte dort 1985 seine Erstaufführung im Fernsehen, unter dem Titel „Wie gewonnen…“.

Ich und der Herr DirektorDas trifft den Nagel auf den Kopf, denn „wie gewonnen, so zerronnen“ scheint die Stellung des Lageristen Albert (Sir Norman Wisdom) im großen Kaufhaus des Westens. Denn als ihn der neue Generaldirektor Amandus Freimann (Jerry Desmonde) zu sich ins Büro bestellt, weil er auch die kleinsten Angestellten seines Hauses kennenlernen will, vermutet Albert in ihm nicht seinen neuen Chef, sondern einen anderen Angestellten. Voller Übermut schlägt er über die Stränge und benimmt sich im Büro des Chefs ordentlich daneben, woraufhin er von Freimann kurzerhand gekündigt wird. Bevor er das Haus verlässt, will er seiner Kollegin Dolly Wilke (Lana Morris) noch einen Besuch abstatten, weil er ungeschickterweise am Morgen ihr Fahrrad demoliert hat. Nebenbei ist er dem resoluten Fräulein Berger (Dame Margaret Rutherford) bei ihren „Einkäufen“ behilflich, was von dieser über den grünen Klee gelobt wird. Daraufhin wird er von Freimann flugs wieder eingestellt, da dieser Fräulein Berger für eine der zahlungskräftigsten Kundinnen seines Hauses hält. In Wirklichkeit ist diese allerdings eine raffinierte Trickbetrügerin, die mit vollgestopften Koffern an Diebesgut den Laden verlässt. Im weiteren Verlauf der Handlung wird Albert noch so manches Mal seinen Posten verlieren und kurz danach aus Dankbarkeit seines Chefs wieder zurückerlangen…

Ich und der Herr DirektorFast 70 Jahre nach seiner Uraufführung wirkt „Ich und der Herr Direktor“ doch ein wenig angestaubt, weil viele der hier zum Einsatz kommenden Gags einfach zu brav und altbacken sind. In einer der ersten Szenen des Films wirkt Norman Wisdom darüber hinaus eher nervig als komisch, doch das legt sich dann im weiteren Verlauf. Dann kann man aufgrund der einen oder anderen Szene auch heute noch schmunzeln, was wohl insbesondere an den trefflich besetzten Nebenrollen liegen dürfte, die von gestandenen Charakterkomikern gemeistert werden – neben der schrulligen „Ur-Miss-Marple“ Margaret Rutherford und Wisdoms Langzeit-Antagonisten Jerry Desmonde sind hier auch noch die blutjunge „Carry On“-Stammschauspielerin Joan Sims, Rutherfords Ehemann Stringer Davis und der höchst amüsante Michael Brennan als unfähiger Kaufhausdetektiv mit von der Partie. Für Liebhaber englischen Humors sicherlich ein netter Zeitvertreib. Die DVD-Erstveröffentlichung des Films bietet ein gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, vorhanden ist leider nur der Synchronton der westdeutschen Fassung aus dem Jahr 1954; eine kleine rekonstruierte Passage liegt im Original mit deutschen Untertiteln vor) ist nicht zu beanstanden. Als Extra gibt es als Booklet den verkleinerten Nachdruck der vierseitigen „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 2366) zum Film, die etliche Fotos, Credits (inklusive Synchronsprecher) sowie eine Inhaltsangabe enthält.

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