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Konkurrenz für den Krämerladen - »Spannagl & Sohn«

Spannagl & SohnKonkurrenz für den Krämerladen
»Spannagl & Sohn«

Mitte der 1970er Jahre war es in Deutschland noch gang und gäbe, dass man die alltäglichen Dinge beim Krämerladen um die Ecke einkaufte. Doch zunehmend schossen überall die großen Supermarktketten aus dem Boden, mit deren Endpreisen die kleinen Einzelhändler nicht mehr lange mithalten konnten und schließlich ausbluteten. Wolfgang Liebeneiner hat sich in der dreizehnteiligen Serie „Spannagl & Sohn“ der Thematik mit den Mitteln der Familienkomödie angenommen.

Spannagl & SohnFür die gleichermaßen ruppige wie herzliche Hauptrolle besetzte er den Krämerladenbetreiber in zweiter Generation, Gustav Spannagl, mit Publikumsliebling Walter Sedlmayr (1926-1990). Der verkörperte zeitlebens einen Archetyp des bodenständigen bayerischen Grantlers, der hinter seiner rauen Schale oftmals einen weichen Kern verbarg. Spannagl war nach „Der Herr Kottnick“ erst die zweite große Serienhauptrolle Sedlmayrs. Als dessen Ehefrau glänzte hier Bruni Löbel, die schon wenige Monate später abermals mit Sedlmayr als Ehepaar vor den Kameras stehen sollte: In der langlebigen Krimiserie „Polizeiinspektion 1“ (1977-1988) verkörperten die beiden dann in zig weiteren Folgen das typische bayerische Ehepaar, das sich ständig kabbelt, aber auch nicht mehr ohneeinander auskommen kann.

Spannagl & SohnDie Geschäfte im Krämerladen „Spannagl & Sohn“ gehen schon länger nicht mehr besonders gut. Gustav Spannagl (Walter Sedlmayr) bedient seine Kundschaft noch persönlich, gemeinsam mit seiner Frau Elise (Bruni Löbel), die auch für die Finanzen zuständig ist. Die Aushilfe Frau Vogel (Gusti Kreissl) können sich die beiden eigentlich gar nicht mehr leisten, zumal die meiste Zeit des Tages ohnehin keine Kunden im Laden sind. Als Spannagls Sohn Gerd (Richard Rüdiger) aus Frankfurt zurückkehrt, ist die Freude allerdings nur von kurzer Dauer. Der studierte Betriebswirt hat nämlich die Geschäftsleitung eines Großmarktes übernommen, der in der Stadt neu gebaut wurde und den Einzelhändlern vor Ort etliche neue Probleme beschert. Unstimmigkeiten innerhalb der Familie sind vorprogrammiert. Während man sich in geschäftlichen Dingen irgendwie zu arrangieren beginnt, versucht Vater Spannagl, seinen Sohn mit dessen ehemaliger Schulkameradin Nicole Jakob (Gerlinde Döberl) zu verkuppeln. Die ist nämlich die Tochter des Stadtrats und Metzgereigroßhändlers Georg Jakob (Gustl Bayrhammer), und damit die künftige Erbin eines Millionenvermögens…

Spannagl & SohnThematisch mag die Serie „Spannagl & Sohn“ heute schon in mancherlei Hinsicht veraltet sein. Krämerläden gibt es schon lange nicht mehr, die damals einsetzenden Monopolisierungen sind längst bitterer Alltag. Auch die antiautoritäre Erziehung, die hier mitunter angesprochen wird, ist ein Kind der 1970er Jahre. Und dennoch kann man die dreizehn rund 25minütigen Episoden auch heute noch mit Genuss anschauen, da Wolfgang Liebeneiner Inszenierung die Handlung stets wie am Schnürchen und ohne die kleinsten Längen ablaufen lässt. Hinzu kommen clevere Geschichten und originell-authentische Dialoge (an denen Walter Sedlmayr stets mitgeschrieben hat), die durchweg von wunderbar ausgesuchten Volksschauspielern dargeboten werden. Wer mit dem bayerischen Naturell etwas anfangen kann und die Darsteller mag, der sollte sich diese Veröffentlichung nicht entgehen lassen. Die DVD-Neuauflage der kompletten Serie erfolgt abermals auf zwei DVDs, die im Amaray-Case verpackt sind. Das Bild ist größtenteils lediglich okay, da es etliche Alterserscheinungen, Verunreinigungen und Streifen aufweist. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist soweit in Ordnung, Extras sind keine mit aufgespielt.

Kommentare  

#1 Erlkönig 2019-10-14 21:01
Da bin ich doch direkt wieder auf den Geschmack gekommen.
Danke für Deinen Artikel, der meine Erinnerung an diese Serie geweckt hat.
#2 Cartwing 2019-10-15 06:34
Habe vor kurzem erst ne Folge auf YouTube gesehen, nachdem ich eigentlich eine andere hier besprochene Serie gesucht hatte. Wirklich nicht schlecht.
Was auch für deine Artikel gilt, informativ und gut geschrieben.

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