Die Qing-Dynastie Teil I
Die Qing-Dynastie Teil I
Die Qing stellen in der Geschichte Chinas die zweite Fremdherrschaft dar, nachdem bereits einmal ein Volk aus dem Norden Chinas das Land eingenommen hatte.
(Vorbemerkung: Die Fotografien von Beijing stammen aus dem Jahr 1900-1902 - Lit.hinweis am Artikelende)
Bestimmend innerhalb der Volksgruppe der Mandschuren, aus denen die Qing-Dynastie hervor ging, war das Geschlecht der Aisin Gioro. Dieses Geschlecht war es, das als Begründer der Qing-Dynastie seit der Machtübernahme durch Fürst Nurhaci als Kaiser in China herrschte. Die Bedeutung des Geschlechternamens "Aisin Gioro" ist nicht sehr spektakulär: In der mandschurischen Sprache steht der Begriff "Gioro" für "Clan/Geschlecht" und "Aisin" für "Gold".Aisin Gioro war ein Clan innerhalb der mandschurischen Volksgruppe. Die Mandschuren stammten aus der Mandschurei, einem Landstrich im heutigen Nordosten Chinas, der im Norden und Osten an Sibirien grenzt, im Westen an die Mongolei und im Süden an Nordkorea.
Nurhacis Sohn Huang Taiji ließ die Bezeichnung "Jurchen" offiziell verbieten und wählte für die zu der Zeit bereits geeinten Stämme den Namen "Mandschuren" nach dem Heimatgebiet.Diese sind ein schöner, ursprünglich tungusischer Volksstamm, aufgeweckt, kriegerisch und mit großer Energie begabt, dem es 1644 gelang, sich in den Besitz des Throns von China zu setzen. Sie führten in China die Sitte des Haarschneidens und Zopftragens ein, wogegen die hierher gewanderten Chinesen manche ihrer Sitten, wie die Verkrüppelung der Füße bei den Frauen, aufgaben.
Mit den Mandschuren kam eine neue Haartracht und neue Kleidung ins Land. Die Chinesen waren seit der Regentschaft von Regent Dorgon unter Todesstrafe dazu aufgefordert, ihre Haare in der Sitte der Reitervölker des Nordens im vorderen Kopfbereich zu scheren und hinten lang im Zopf zu tragen. Und der Hanfu, das traditionelle Gewand der Han-Dynastie, eine Art Wickelkleid, das Männer und Frauen gleichermaßen trugen, war verpönt. Männer begannen einen langen Rock und darüber eine Jacke im mandschurischen Stil zu tragen, während für Frauen die Qipaos eingeführt wurden, lange, eng geschnittene "Etuikleider".
Als Shunzhi mit 17 Jahren die Herrschaft selbst in die Hände nahm und seine beiden Onkel als Strafe für ihr Verhalten gegenüber dem Volk ihrer Würdenämter entledigte, zeigte sich rasch, dass Shunzhi aus anderem Holz war. Durch seine schulische Bildung und die Einflüsse der Han-Chinesen, aber auch durch den Einfluss seiner Mutter hatte er sich zu einem intelligenten, politisch sensiblen Regenten entwickelt, der sich um Einbindung der Chinesen in Regierungskreise bemühte. Er pflegte sogar enge persönliche Kontakte zu einem deutschen Missionar, der in China wirkte. Mit Schuntschi beginnt die (21.) Dynastie der Mandschu oder Tsing (1644), die noch jetzt den Thron von C. innehat. Schuntschi hatte den Unterricht des berühmten deutschen Jesuiten Adam Schall genossen und räumte diesem einen großen Einfluß auf sich und die Regierungsangelegenheiten ein. Unter Schuntschi, seinem Sohn Schingtsu mit dem Prädikat Khanghi und dem Herrscher Kaotsungschün mit dem Namen Khianlung erhob sich C. zu großer Macht.
Alle Aufstände im Land wurden niedergeschlagen, Formosa mit C. vereinigt und kolonisiert, der größte Teil der Dsungarei, ganz Turkistan (die Gebiete Kaschgar, Jarkand etc.) und Tibet unterworfen, ein Krieg gegen Rußland, der wegen Grenzstreitigkeiten 1684 entstand, 1689 beigelegt.
gilt als einer der erfolgreichsten Regenten der Qing-Dynastie, seine Herrschaft ging als eine der Epochen in die Geschichte ein, in der das Reich prosperierte. Während seiner Regierungszeit hatte das Reich der Qing-Dynastie eine riesige Ausdehnung erreicht: Das eigentliche "Innere China" und die Mandschurei, sowie Teile von Russland und der Mongolei. Korea war zu einem Vasallenstaat Chinas geworden.
Sein Sohn , der 4. Sohn des Kaisers, kam auf mysteriöse Umstände an die Macht. In seiner Position eines weit hinter dem Kronprinzen stehenden Sohnes Yongzhengs hatte er wenig Aussichten darauf, jemals die Macht zu übernehmen.
, links das offizielle Abbild bei seiner Amtseinführung, war ein Sohn von Yongzheng und erbte den Thron von seinem Vater. Qianlong, geboren als Hongli und Prinz Bao, wurde der Kaiser der chinesischen Geschichte, dem die längste Regierungszeit vergönnt war. Er hatte die große Chance, lange Zeit seinen Vater und sogar seinen Großvater Kangxi bei ihren Regierungsgeschäften zu beobachten, und man geht davon aus, dass dies ihn stark beeinflusst hatte. Außerdem schien er der bevorzugte Enkel des kaiserlichen Großvaters und des Kaises Yongzheng selbst gewesen zu sein. Die Christen, welche längere Zeit geduldet worden waren, wurden aus politischen Gründen von Khianlung seit 1735 hart verfolgt. Unerbittlich gerecht, war dieser doch auch rücksichtslos grausam; im übrigen beförderte er die Wissenschaften und legte vier Bibliotheken der schätzbarsten Bücher an; auch war er selbst Dichter. Im J. 1796 legte er zu gunsten seines fünften Sohns, Kiakhing, die Regierung nieder und starb 1799.
, sein Sohn, kam erst spät, im Jahre 1795, an die Macht. Qianlong, zu diesem Zeitpunkt bereits über achtzig Jahre alt, dankte in diesem Jahr zu Gunsten seines Sohnens Jiaqing ab, eine sehr ungewöhnliche Entscheidung. Als Grund hierfür wird in der Regel ein angeblich während der Phase seines Regierungsantritts gemachter Schwur genannt, dass er nicht länger als sein Großvater Kangxi herrschen wollte, den er sehr verehrt hatte. Auf diese Weise wollte er offenbar seinen Großvater ehren und sich nicht über ihn stellen.
Auch als "Tai Shang Huang" (Höchster Kaiser) behielt er einen großen Teil seiner Herrschaftsmacht bei und degradierte seinen Sohn - obwohl offizieller Herrscher - zu einer Art Unterkaiser.
Geboren als Yongyan, war der junge Prinz nicht die erste Wahl seines Vaters. Als fünfzehnter Sohn seines kaiserlichen Vaters rückte er nach als zwei seiner Brüder, für die sich Qianlong zuerst entschieden hatte, noch im Kindesalter starben.
Von seinen zahlreichen Frauen und Konkubinen hatte Jianqing neun Töchter und lediglich fünf Söhne, was bereits eine gewisse Bedrohung für die legale Nachfolge bedeuten konnt, war doch der Tod im Kindesalter nichts Ungewöhnliches.
Jiaging gilt als einer der unpopulärsten Kaiser der Qing-Dynastie, und man sieht in seiner Regierungszeit häufig den Beginn des Untergangs der Qing-Dynastie. Bei seinem Tod war die kaiserliche Schatulle praktisch geleert (was weniger an seiner Verschwendungssucht als an der allgemein um sich greifenden Korruption und dem von den Briten forcierten Handel mit Opium lag), und in vielen Teilen des Landes hatten Unruhen und Aufstände um sich gegriffen.
Von dieser Zeit an war die Macht der Mandschu im Abnehmen begriffen. Kiakhings Gewaltthätigkeit und Grausamkeit erregten bald allgemeine Unzufriedenheit; immer neue Verschwörungen wurden angezettelt, Räuberbanden durchzogen verheerend das Land; Seeräuber, die sich in Hainan und Formosa festsetzten, beherrschten nicht allein das Meer und bekämpften hier die chinesischen Flotten mit wechselndem Glück; sondern drangen auch von den Flußmündungen aus in das Innere des Landes plündernd und verwüstend ein, bis ihre Macht endlich durch innern Zwiespalt zu Grunde gerichtet ward. Im J. 1807 kam der erste protestantische Missionär, Morrison, nach C.; 1815 wurden alle Katholiken aus C. verbannt. Kiakhing starb 1820, wie man vermutet, durch einige Mißvergnügte ermordet.
An dieser Stelle war die Geschichte der Qing-Dynastie noch nicht beendet, aber sie findet hier auf dem Zauberspiegel eine (erste) Zäsur. Am kommenden Montag, dem 12.10.2009, folgt der zweite Teil der Geschichte der Qing-Dynastie.
Band 69 von Münchener ostasiatische Studien
Autor Sabine Dabringhaus
Verlag Steiner, 1994
Original von University of Michigan
Digitalisiert 3. Sept. 2008
uni-protokolle.de
chinaculture.org
Alfons von Mumm, Ein Tagebuch in Bildern , verm. 1902 (Link öffnet sich in neuem Fenster und verlässt die Seiten von Zauberspiegel-online)
Karrikatur: New-York tribune, Feb 28, 1909




Kommentare
Besonders interessant fand ich die Entdeckung des Tagebuchs in Bildern.