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Wie in guten alten Krimizeiten - Die Toten von Marnow

Die Toten von MarnowWie in guten alten Krimizeiten
»Die Toten von Marnow«

Schwerin schwitzt. Es ist der heißeste Sommer seit Jahren. Die Kommissare Lona Mendt und Frank Elling ermitteln im Fall eines Mannes, der mit durchschnittener Kehle kopfüber in seinem Bad aufgehängt wurde. Als kurz darauf ein weiteres Opfer ermordet wird, zeichnet sich die Tat eines Serienmörders ab. Doch was verbindet einen Hartz-IV-Empfänger aus einer Schweriner Plattenbausiedlung mit dem Bewohner einer noblen Senioren-Residenz am See?

Wählt der Mörder seine Opfer willkürlich aus? Sendet der Täter eine Botschaft? Je tiefer Elling und Lona Mendt in den Fall eindringen, desto mehr werden sie persönlich gefordert. Beide lassen sich zu moralisch zweifelhaften Handlungen hinreißen: Lona beginnt eine Affäre mit ihrem Untergebenen, dem jungen Kollegen Sören Jasper. Der völlig überschuldete Elling nimmt von einer Unbekannten Bestechungsgeld an. Er soll die Ermittlungen sabotieren. Es ist der junge Sören, der einen Hinweis entdeckt, der sie zu einem geheimnisvollen Campingplatz nach Marnow an der Seenplatte führt. Während die Ermittlungen Fahrt aufnehmen, droht die Bestechung Ellings den beiden Kommissaren Kopf und Kragen zu kosten. Lona beschließt, ihrem Kollegen zu helfen. Doch das erweist sich als schwieriges Unterfangen, denn der korrupte LKA Beamte Bernd Peters, der versucht, die wahren Hintergründe der Mordserie zu verschleiern, mischt sich in die Ermittlungen ein und setzt die Beiden unter Druck.

Als Jasper entführt und Elling von dem Mörder attackiert wird, liegen die Nerven blank und Bernd Peters zwingt Lona zu einer folgenschweren Entscheidung. (1)

Die Toten von MarnowDas Neuartige mit klassischer Qualität
Mit neuartigen Serien heutzutage, trage ich mich etwas schwer. Die Helden sind mir oft zu unmoralisch, die Handlungen langatmig und der Fokus liegt zu wenig auf der Geschichte, die erzählt werden soll.

Hinzu kommt häufig eine Erzählung auf Endlos-Staffeln, die bei gleichbleibenden Erfolg immer weiter gesponnen wird, bis sie sich irgendwann von selbst ermüdet und dann mangels Zuschauerinteresse an einem Punkt eingestellt werden, an den man sie sich nie gewünscht hatte.

Ich bin persönlich bin für eine Geschichte die gut ist. Und eine gute Geschichte hat von Beginn an einen Anfang und ein Ende. Diese Geschichte dazwischen gilt es zu erzählen und wenn sie spannend genug ist, ergibt sie eine interessante Collage. Die guten Kritiken zu Die Toten von Marnow wären für mich noch lange nicht Grund genug gewesen hier einzuschalten. Erst die guten und durchaus positiven Erkenntnisse zur Serie aus meinem Bekannten- und Familienkreis bewogen mich dazu hier mal einen Blick zu riskieren. Und schon war ich gefesselt. Die Geschichte ist durchweg spannend und jede Folge endet mit einem Cliffhanger. Da fühlt man sich an gute alte Krimizeiten erinnert, in denen in Mehrteilern eine Handlung erzählt wurde, die mehr und mehr fesselte. Man erinnere nur an die berühmten Straßenfeger der späten 60er-Jahre. Ganze Generationen versammelten sich vor dem Bildschirm, um zum Beispiel das Geheimnis von Das Halstuch zu ergründen. Die Toten von Marnow hat auf die heutige Zeit gemünzt, sicher ein ähnliches Potenzial. Auch wenn die meisten, diese Serie wohl eher in der Mediathek bewundert haben.

Wie in diesen frühen Krimis gibt hier nicht nur Cliffhanger an Cliffhanger, sondern es türmen sich auch die Leichen. Doch während in den früheren Krimis schon mal die Logik auf der Strecke blieb, scheint hier alles durchdacht.

Die Toten von MarnowFalsche Spuren
Zunächst glauben die Polizisten Lona Mendt und Frank Elling in der Tat, sie jagen einen Rächer, der es auf Pädophile abgesehen hat. Das ändert sich aber recht schnell, da zu offensichtlich wird, das jemand sie auf eine falsche Spur locken will. Als Elling auch noch geschmiert werden soll, wird dies noch deutlicher. Und alsbald wird den Ermittlern klar, dass sie es mit mehr als einen Gegner zutun bekommen haben.

Das Zentrum des Geschehens scheint Marnow zu sein. Ein fiktives Örtchen in der Nähe Schwerins. Auf einem Campingplatz schlägt Lona ihr Revier auf. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, da wird der junge Kollege Jasper entführt. Lona, die eine Affäre mit ihm begann, ist emotional involviert.

Frank Elling hat andere Probleme. Seine Frau betrügt ihn mit einem stadtbekannten Politiker. Außerdem hat eine achtzehnjährige Tochter, der er nicht das bieten kann, was er gerne möchte. 

So geht er auf den Deal mit einer Erpresserin ein. Dabei gerät er immer weiter in eine Spirale des Verderbens.
Die Lage spitzt sich zu als Jaspers Leiche gefunden wird. Der korrupte LKA-Mann Peters spielt im Hintergrund ein eigenes Spiel. Haben die Morde etwas mit alten Stasi-Machenschaften und einem Pharma-Skandal zutun? Dieser Eindruck verstärkt sich als ein weiterer Beteiligter mit durchgeschnittener Kehle gefunden wird.

Die Toten von MarnowFiguren mit Ecken und Kanten
Die Figuren sind sehr bizarr, das muss man zugeben. Lona Mendt, die smarte Ermittlerin steht ihrem Kollegen Elling zumindest äußerlich in nichts nach. Geradezu schluderig und ungepflegt kommen beide daher. Bei Schimanski waren seinerzeit wenigstens die Haare geföhnt. Von dem ist hier nicht zu sprechen. Ebenso schlampig erscheinen ihre Ermittlungen. Sehr anfällig sind sie für Fehler, aber ebenso gut darin diese wieder auszubügeln, auch wenn das Glück dabei immer dicht bei Ihnen ist.

Etwas aus der Art geschlagen wirkt da der junge Ermittler Jasper. Aber auch dieser hat besondere Züge, die sich in das Gefüge Elling und Mendt sehr gut einreihen.

Die schauspielerische Leistung der Darsteller ist insgesamt sehr hoch einzustufen. Angefangen bei Petra Schmidt-Schaller, die in ihrer unterkühlten und unnahbaren Art kaum einen Blick in die Seele der Figur zulässt. Auch Sascha Alexander Geršak ist ideal besetzt und setzt einen neuen Maßstab in der TV-Landschaft.

Michael Mendl, der seine erste Erwähnung ausgerechnet in einer TV-Rolle im Jahr 1975 in der Folge "Die Kusine" aus der Reihe Der Kommissar findet (einem Krimi also) - und dort lediglich eine Rolle als Schießbuden-Mann innehatte, spielt hier den großen Zampano im Hintergrund und natürlich den Haupt-Bösewicht.

Spoiler? Nein. Schnell ist hier klar, wer gut und wer böse ist. Nur was hinter dem ganzen steckt ist eben rätselhaft und es gibt auch noch einen maskierten Mörder, den es zu entlarven gilt.

Einzig fehlbesetzt scheint Jörg Schüttauf, der als alternder LKA-Mann mit korrupten Zügen nicht ganz so überzeugen kann.

Fazit:
Richtig gute Krimispannung, der man wie in alten Zeiten gut folgen kann und dessen Dialoge dank herausragender schauspielerischer Leistungen verständlich sind. Beides ist heutzutage leider nicht selbstverständlich.

(1) = ARD

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