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Die Leihbuch-Ära: Die Autoren - HANS JOACHIM VON KOBLINSKI

Die leihbuch-ÄraHANS JOACHIM VON KOBLINSKI

Der Autor Hans Joachim von Koblinski war wohl einer der produktivsten Autoren der Leihbuch-Ära. Von 1950 bis 1976 veröffentlichte er über 1.700 Romane quer durch alle Genres. Angefangen vom Westernroman über den Frauenroman bis hin zum Kriminalroman. Hans Joachim von Koblinski wurde 1921 in Berlin geboren. Nach dem Abitur verpflichtete sich von Koblinski bei der Wehrmacht und studierte Pharmazie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hielt er sich mit Aushilfstätigkeiten bei Bayer in Leverkusen über Wasser, bis er einen Job beim Kölner Stadtanzeiger als Lokalreporter erhielt.


Schwieriger AuftragSeine Bekanntschaft mit dem früheren Rodeoreiter Billy Jenkins (Erich Rudolf Otto Rosenthal, verstarb am 21. Januar 1954 in Köln), der damals in Köln in einem Wohnwagen hauste, brachte von Koblinski 1952 in Kontakt mit dem Uta-Verlag.

1952 gab Joachim von Koblinski unter dem Pseudonym GUNNAR KOLIN  in dem TOM PROX-Roman # 47 „SCHWIERIGER AUFTRAG“ sein Debüt als Heftroman-Autor. Bis Mitte der 1950er-Jahre blieb er „TOM PROX“ treu und schrieb zusätzlich auch Leihbücher zu der Western-Serie, so dass er schließlich seinen Job als Lokalreporter an den Nagel hängen konnte und seine Schreiberei zum Beruf machte.

Ab den 1950er-Jahren begann Hans Joachim von Koblinski auch für den Leihbuchverlag Paul Feldmann zu schreiben und verwendete dabei  u. a. Pseudonyme wie JOE McBROWN oder JIM KELLOG für seine Kriminalromane sowie DAGMAR VON KIRCHSTEIN für seine Frauenromane.

1957 bot ihm der Paul Feldmann Verlag an, im Verlag auch als Lektor zu arbeiten. Zusätzlich war von Koblinski auch für die Covergestaltung im Kriminal- und Frauenromanbereich zuständig. So betreute der Autor, Lektor und Covergestalter monatlich zwölf Romanneuerscheinungen. Als der Paul Feldmann Verlag den ZWEI SCHWALBEN-VERLAG noch dazukaufte, kamen monatlich vier weitere Romanneuerscheinungen hinzu, die von Koblinski ebenfalls betreuen musste.

„Es gab da eine monatliche Pauschale fürs Lektorat von 150 Mark. Über alle anderen Arbeiten habe ich Einzelrechnungen ausgestellt, egal ob ich ein Manuskript redigiert oder, später, die Titelbilder selbst gestaltet habe.
Das Redigieren z. B. wurde unterschiedlich berechnet. Manche Manuskripte machten sehr viel Arbeit, andere nicht. Es mußte gekürzt oder auch verlängert werden. Die Spanne reichte da von 200 Mark bis 400 Mark.
“
(1)

Zeit der MörderAuch als Autor war Hans Joachim von Koblinski für den Paul Feldmann Verlag weiterhin tätig. So schrieb er monatlich bis zu sechs Romane unter Pseudonymen wie J. H. WAYNE, JIM KELLOG, JOE McBROWN oder JOHN FLETCHER (wobei vermutlich auch andere Autoren unter diesen Pseudonymen schrieben) Kriminalromane, unter DAGMAR VON KIRCHSTEIN und BERT ANDREAS Frauenromane sowie unter J. H. WAYNE Westernromane. Weitere Pseudonyme verwendete er auch mit anderen Autoren zusammen.

„Ich war die alleinige Kontrollinstanz darüber, was angekauft und veröffentlicht wurde. Ich habe damals unter den verschiedensten Pseudonymen sehr viel geschrieben bzw. diktiert; der Verleger hatte nichts dagegen, solange es sich verkauft hat.“ (2)

Oft konnte Hans Joachim von Koblinski aber aufgrund der Arbeitsüberlastung den Termin für seine eigenen Romanmanuskripte nicht einhalten. So wurde es Standard im Paul Feldmann Verlag, dass er seine eigenen Werke in wenigen Stunden auf Band diktierte und sie dann abschreiben ließ oder dem Setzer in ein paar Stunden Satz für Satz seine Romane in die Maschine diktierte.

Doch seine immense Produktion an Romanen hatte durchaus auch negative Seiten und Folgen. Seine teils ausufernde Produktivität führte zur Qualitätsminderung seiner Romane.

Der Dämon von Blackwood CastleAls Mitte der 1970er-Jahre die Ära der Leihbücher endgültig zu Ende ging, was 1976 auch das Aus für den Paul Feldmann Verlag bedeutete, soll Hans Joachim von Koblinski - laut dem Autor Jörg Weigand - u. a. unter dem Pseudonym J. H. ANDREAS Porno-Romane für Olympia-Press, den Stuttgarter Decker-Verlag sowie Erber in Sasbachwalden geschrieben haben, die alle indiziert, aber viele Jahre später  im Verlag der Beate Uhse unter Pseudonymen wie  HANS LÖNS, G. F. MEYER oder ANDREAS KOBLENZ erfolgreich neu aufgelegt wurden.

Ab Mitte der 1970er-Jahre wechselte Hans Joachim von Koblinski jedenfalls zum Heftroman, wo er u. a. für Serien wie „JERRY COTTON“, „KOJAK“, „MARK BAXTER“, sowie „PROFESSOR ZAMORRA“ oder für die Reihe „GESPENSTER KRIMI“ schrieb. Auch scheint er in dieser Zeit für einige Western-Serie unter dem Pseudonym J. H. WAYNE  tätig gewesen zu sein.

Über seine weitere Tätigkeit als Autor ist leider nichts bekannt.

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BIBLIOGRAPHIE (Eine Auswahl)

TOM PROX (Uta Verlag, unter Gunnar Kolin, 1952-1954/55)
47 - Schwieriger Auftrag
51 - Das Banditen-Duell
58 - Toms Steckbrief
65 - Die Geier der Gila-Wüste
66 - In verwegener Rolle
70 - Skandal um Waffen
74 - Rancher und Bankster
76 - Gonzalas Rache
78 - Der falsche Weg
79 - Kurz vor zwölf


PROFESSOR ZAMORRA (Bastei Verlag)
104 - Die Stieftochter des Teufels (1978)
108 - Die fliegenden Skelette (1978)
132 - Der schwarze Graf (1979)
133 - Der Mumienfürst (1979)

MARK BAXTER (Bastei Verlag)
07 – Die Agenten-Bar (1979)
60 – CIA jagt Mr. X (1981)
97 – Schneller Tod in Singapur (1983)

GESPENSTER KRIMI (Bastei Verlag)
Unter Frederic Collins
447 – Wenn der Katzenmann kommt (1982)

Unter Brian Elliot
402 – Jacinto, der Bote des Todes (1981)
493 – Der Höhlendämon (1983)
498 – Der Dämon von Blackwood Castle (1983)

Unter Frank deLorca
555 – Voodoo-Monster in Singapur (1984)

MITTERNACHTS-ROMAN  (Bastei Verlag, unter Terry Shattner)
599 – Auf ewig verflucht (1997)

(1) Hans Joachim von Koblinski
(2) Hans Joachim von Koblinski

© by Ingo Löchel

Kommentare  

#1 Schnabel 2011-04-15 08:19
Erotik erschien bei der Verlagsgruppe Erber-Luther im Star-Verlag.
#2 Sarkana 2018-07-26 17:51
Der gute alte Bob Hill, da verbirgt sich auch noch der eine oder andere phantastische Roman, bevor es in den wilden Westen ging. Wer es geschrieben hat weiß aber offenbar keiner mehr - abgesehen evtl. von Koblinskis Romanen.

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