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Der mysteriöse Attentäter - »Der Rosengarten«

Der RosengartenDer mysteriöse Attentäter
»Der Rosengarten«

Artur Brauner (1918-2019) war nicht nur der Produzent von über 300 zumeist überaus erfolgreichen Kinofilmen, sondern auch an rund 30 dieser Produktionen als Autor beteiligt. Hierfür nutzte er zumeist das Pseudonym Art Bernd, zumal es sich dabei häufig um spekulative Werke wie „Hochzeitsnacht-Report“ oder „Robinson und seine wilden Sklavinnen“ handelte. Doch neben Kommerzware schlug Brauners Herz auch für die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit in anspruchsvollen Dramen.

Der RosengartenBereits sein Autorendebüt anno 1948 bei Eugen Yorks Kriegsdrama „Morituri“ ist der Kategorie „Filme gegen das Vergessen“ zuzuordnen, da es hierin um die Flucht einiger Insassen eines Konzentrationslagers in den letzten Kriegstagen geht. Insbesondere in der Spätphase seiner Produzentenkarriere griff Artur Brauner artverwandte Stoffe immer häufiger auf, realisierte auf diese Weise Filme wie „Hitlerjunge Salomon“ oder „Bittere Ernte“ und war als Autor an den Drehbüchern zu „Babij Jar – Das vergessene Verbrechen“ oder „Der letzte Zug“ beteiligt. Auch „Der Rosengarten“ setzt sich mit der nationalsozialistischen Geschichte Deutschlands auseinander und beruht auf wahren Vorkommnissen, die sich unmittelbar vor Kriegsende auf dem Schulgelände Bullenhuser Damm in einem damaligen Stadtteil von Hamburg zugetragen haben. Von SS-Schergen wurden dort am 21. April 1945 zwanzig Kinder, die zuvor medizinischen Experimenten unterzogen worden waren, zusammen mit ihren Pflegern hingerichtet. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Schulgelände eine Gedenkstätte, die den Opfern dieses abscheulichen Verbrechens gewidmet ist. „Der Rosengarten“ nimmt die damaligen Ereignisse zur Grundlage seiner Geschichte.

Der RosengartenAm Frankfurter Flughafen überfällt Ende der 1980er Jahre ein mysteriöser Mann (Maximilian Schell) den greisen Arnold Krenn (Kurt Hübner) und schlägt diesen krankenhausreif. Ohne jegliche Papiere und nur gebrochen Deutsch stammelnd, wird der Fremde in Haft genommen. Die Anwältin Gabriele Freund (Liv Ullmann), die zusammen mit ihrer halbwüchsigen Tochter Tina (Katarina Lena Müller) zufällig Zeuge des Überfalls geworden ist, wird dem Täter als Pflichtverteidigerin zugewiesen. Bei ihren Recherchen stellt sich heraus, dass es sich bei dem Attentäter um den aus Ekuador stammenden Juden Aaron Reichenbach handelt, der im Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinen Schwestern in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Bei Krenn handelt es sich um einen ehemaligen leitenden SS-Offizier. Der Journalist Paessler (Jan Niklas) unterstützt Gabriele bei ihren Nachforschungen, die schnell eine persönliche Beziehung zwischen den beiden Männern offenbaren. Aber Krenn sitzt nicht auf der Anklagebank, sondern ist beim Prozess lediglich Zeuge und Nebenkläger. Wird es der Juristin gelingen, den tatsächlich viel größerer Verbrechen Schuldigen ebenfalls anzuklagen und für die Taten büßen zu lassen, die dieser vor über 40 Jahren verübt hat?

Der RosengartenDer niederländische Regisseur Fons Rademakers (Oscar 1986 für den besten nicht-englischsprachigen Film „Der Anschlag“) setzt in seinem Drama überwiegend auf das Spannungspotenzial, das der Story innewohnt. Über die Identität der beiden Männer bleibt der Zuschauer lange im Ungewissen, weiterer Nervenkitzel entsteht durch den Psychoterror, der sich schnell im Privatleben der Anwältin und ihrer Familie (ihren geschiedenen Mann spielt Hollywoodstar Peter Fonda) breitmacht. Das ist ein überaus interessanter und wirkungsvoller Ansatz für eine Geschichte, die ansonsten von Gerichtsszenen und Dialogschlachten dominiert worden wäre. In kurzen Rückblenden werden gegen Ende auch die Vorkommnisse im Krieg noch einmal nachgestellt, was bei den meisten Zuschauern Beklommenheit auslösen dürfte. Die DVD-Wiederveröffentlichung liegt nun in remasterter Qualität vor, was sich an einem schmutzfreien und sehr scharfen Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) eindrucksvoll zeigt. Wie bereits die Erstauflage aus dem Jahr 2013 gibt es aber auch hier lediglich den deutschen Synchronton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) zu hören, der gleichwohl ebenfalls überzeugend ausgefallen ist. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man auch hier wieder verzichtet.

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