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... Suza Gülzow und Sven M. Schreivogel über Wallace jr. und die Faszination Filmhörspiel

Sven Michael Schreivogel ... Suza Gülzow und Sven M. Schreivogel ...
... über Wallace jr. und die Faszination Filmhörspiel

Mabuse und Heinz Ehrhardt – diese beiden Filmserienklassiker hat Sven M. Schreivogel für Eichborn-Lido bereits vertont. Mit Bryan Edgar Wallace geht man nun auch den klassischen Gruselkrimi an. Der Coup dabei war, dass man Norbert Langer als Erzähler gewinnen konnte, der schon Ende der 80er Jahre sehr passend die James Bond-Filmhörspiele von EUROPA als Sprecher begleitet hatte. Filme als O-Ton-Hörspiel. Wie geht das? Fragen an die Regisseurin und Autorin sowie den Produzenten.

Zauberspiegel: Hallo Sven! 2009 habt Ihr die Mabuse-Filmhörspiele zum Abschluss gebracht. Jetzt startet Ihr mit den Bryan-Wallace-Filmen als Hörspiel. Warum habt Ihr diese jetzt ausgewählt?
Sven M. Schreivogel: Während der Produktion der letzten Mabuse-Staffel haben wir bereits überlegt, mit welchem Produkt wir diesen Stil, den wir ja auch bei den Heinz-Erhardt-Klassikern eingesetzt hatten, fortsetzen könnten. Durch den Kontakt zur Familie Brauner kamen wir auf die Verfilmungen nach Bryan Edgar Wallace. Das Gute an diesen Filmen ist, dass es sich um abgeschlossene Storyplots handelt  anders als bei der Mabuse-Reihe, wo's einen roten Faden durch alle sechs Folgen gibt. Hier kannst du die dritte Folge hören, ohne die erste und zweite kennen zu müssen. Außerdem sind die Filme im Vergleich zu Mabuse leichtere Kost, was sich auch in den Erzählertexten von Susa widerspiegelt.

Zauberspiegel: Hallo Susa! Du bist Regisseurin und Autorin der Filmhörspiele. Was ist bei einem Manuskript zu einem Filmhörspiel wichtig? Worauf achtest du, um die Handlung zusammen zu halten, aber unnötige Szenen auszulassen? Wie oft musst du dir dafür zum Beispiel den Film vorher ansehen?
Susa Gülzow: Nun ja, am Wichtigsten ist es, den roten Faden nicht zu verlieren, obwohl ich ja diverse Szenen herausschneiden muss, also praktisch alle, die nur bildlastig sind und somit in einem Hörfilm unverständlich sind, da man ja eben kein Bild hat. Außerdem muss es thematisch natürlich einiges hergeben, ein Aspekt, der auch bei unseren Bryan-Edgar-Wallace-Filmen durchaus gegeben war. Ich sehe mir den Film vorab ein- oder zweimal an, um auf jeden Fall die verschiedenen Handlungsstränge drauf zu haben, das ist das Wichtigste. Ich kann ja nicht vorn die Erwähnung einer roten Jacke einfach cutten, und eben diese Jacke wird zum Schluss dann vielleicht Dreh- und Angelpunkt für die Auflösung des Falles. Ich muss den Film also schon irgendwie "mitsingen" können, um zu wissen, welcher Plot wohin läuft.

Zauberspiegel: Eigentlich musst du ja nur den Sprecher dazuschreiben. Doch wie findet die Szenenauswahl statt? Machst du das allein, oder zusammen mit Sven? Oder im Team mit Mehreren?
Susa Gülzow (lacht): "Eigentlich muss ich nur die Sprecher draufschalten!" - Klar, nachdem ich eigentlich den ganzen Film auseinander genommen und neu zusammengebaut habe. Nein, im Ernst, die Sprecherauswahl drängt sich für mich buchstäblich beim Schreiben der Texte auf. Ich lege die Art der Sprache an und dann fällt mir immer automatisch ein Sprecher oder eine Sprecherin ein, die diesen von mir angelegten Sprachstil am besten transportiert.

Zauberspiegel: Dann die Frage an Sven: Der Film ist also fertig zusammengeschnitten, wenn Ihr den Sprechertext darüber legt, oder passiert alles in einem Guss?
Sven M. Schreivogel: Das ist unterschiedlich. Jeder Tonmeister hat seine eigene Herangehensweise. Der Eine kürzt zuerst den O-Ton anhand des Manuskripts, dann beginnt er, die Sprachaufnahmen an den gekennzeichneten Stellen hinzuzufügen. Der Andere wartet, bis das ganze Material vorliegt und arbeitet chronologisch.

Zauberspiegel: ... und der Sprecher muss den Film nicht unbedingt gesehen haben, wie ich vermute.
Sven M. Schreivogel: Das stimmt. Allerdings ist es natürlich hilfreich, wenn der Sprecher zumindest ein paar Filme kennt, die diesem Stil entsprechen. Wolf Frass kannte nicht jeden Mabuse-Film, und Norbert Langer kannte nicht jeden Wallace-Film, den wir ins Hörspiel gebracht haben, aber den typischen Stil der deutschen Gruselkrimis. Bei den Heinz-Erhardt-Klassikern war's beispielsweise so, dass Marek Erhardt die Filme mit seinem Großvater aus dem Eff-Eff kannte und sehr genau wusste, an welcher Stelle im Film er sich gerade mit seinem Kommentar befand. Deshalb waren wir damals auch vergleichsweise schnell mit den Aufnahmen fertig.

Zauberspiegel: Du hast für Bryan Edgar Wallace Norbert Langer gewinnen können. Wie kamst du auf ihn?
Sven M. Schreivogel: Eigentlich stammt die Idee von Susa. Sie wollte immer schon mal mit der deutschen Stimme von Magnum zusammenarbeiten, und bei dieser Produktion hat sich's angeboten. Das wirst du auch an den Texten merken. *zwinker*

Zauberspiegel: Nach Mabuse bedeutet es ja für Euch, aber im Besonderen für Susa, mit Bryan Edgar Wallace eine ähnliche Sache zu kreieren. Hast du dich Susa, gleich wohl gefühlt mit der neuen Aufgabe, oder war es trotzdem wieder was Neues? Denn etwas anders sind die Bryan Edgar Wallace ja schon im Vergleich zu Mabuse.
Susa Gülzow: Klar, jeder Film ist anders, bei der BEW-Reihe zum Beispiel gab es viel mehr A-Takes, also bildlastige Szenen, die ich nicht einfach durchlaufen lassen kann, sondern beschreiben muss, was dort passiert. Das ist ein Aspekt, bei dem man sehr aufpassen muss, dass es nicht klingt wie ein "Untertitel", ich drehe da schon sehr an den Texten, um sie möglichst mit einem ironischen Unterton lustig zu transportieren, damit es nicht "vorgelesen" klingt.

Zauberspiegel: Da Ihr das sehr gut macht, finde ich es richtig schade, dass nicht auch noch andere Filmhörspiele an Euch gingen? Was könntest du dir noch vorstellen in dem Bereich, Susa?
Susa Gülzow: Wow, alles! Ich finde das Medium an sich so spannend, wenn man zum Beispiel im Auto sitzt und sich diese Art von Hörfilm reinzieht, dann würde ich am liebsten jede gute Geschichte entsprechend umarbeiten und es gibt viele gute Geschichten!

Zauberspiegel: Arthur Brauner hat ja auch zwei echte Wallace-Krimis gemacht. Käme man da auch ran, lieber Sven?
Sven M. Schreivogel: Du meinst Der Fluch der gelben Schlange und Der Teufel kam aus Akasava? Eine gute Idee  zumindest, was den ersten Titel angeht. Ich müsste Alice Brauner mal auf so ein Projekt ansprechen.  

Zauberspiegel: Es gibt zehn Bryan Wallace-Filme. Ich hoffe, Ihr bringt alle, auch wenn wirklich nur wenige richtig gut sind.
Sven M. Schreivogel: Im Gruselkrimi-Stil sind ja nur noch Das Phantom von Soho, Das Ungeheuer von London City und Das 7. Opfer. Aber ich hoffe, dass unser Partner Eichborn-Hörbuch demnächst grünes Licht für eine zweite Staffel mit diesen drei Titeln gibt.

Zauberspiegel: Hast du, Susa, eine besondere Zuneigung zu dieser Art von Filmen, siehst sie also selbst gern?
Susa Gülzow: Absolut. Ich finde Filme aus dieser Zeit unheimlich spannend und, aus der heutigen Sicht betrachtet, eben auch oftmals unfreiwillig komisch, ohne den Film damit schmälern zu wollen, im Gegenteil. Ein Film der heute noch gern gesehen und sogar für ein anderes Medium bearbeitet wird, ist doch der Hammer, oder?

Zauberspiegel: Dann hoffe ich auf noch viele Filmklassiker im Hörspiel. Es gibt da noch so Einiges.

 

Kommentare  

#1 Matthias Hagedorn 2010-06-13 10:41
Dufter Service für Blinde!
#2 Norbert 2010-06-14 09:13
Obwohl ich kein Hörspiel-Freak bin, so gibt es ein paar Sprecher, die mich dazu verleiten, hin und wieder mal so etwas zu hören. Norbert Langer gehört dazu, was mich sicherlich veranlassen wird, in dieses Projekt hinein zu hören (Habe sogar mal ein paar alte Barbie-Hörspiele von Europa gehört, wo er ja den Erzähler gab). Langer gehört m.E. zur Elite der deutschen Synchronsprecher der letzten 30 Jahre und war zumindest in den 80er und 90er Jahren der bessere Tom Selleck (ausser bei Quigley Down Under). Bin gespannt...
Ach, G.Walt, auch wenn Hörspiele eben nicht so meine Welt sind, so lese ich Deine Artikel doch immer mit Interesse. Sie haben mich schon auf das eine oder andere hübsche Ding hingewiesen.
Noch eine Frage an Dich. Hans Paetsch war für mich DER Märchenerzähler meiner Kindheit. Hast Du über den Mann schon mal was geschrieben? Wenn ja, setz mir einen Link, denn ich finde nichts. Wenn nicht, schleunigst nachholen...
#3 G. Walt 2010-06-14 13:08
Hallo Norbert. Vielen Dank für das Lob. Der gute Norbert Langer ist sicher einer der einprägsamsten Stimmen der Sychronlandschaft. Als Hörspielsprecher war er ja viel unterwegs. Nicht nur bei BARBIE sondern auch als He-Man in den 37 MASTERS OF THE UNIVERSE-Hörspielen von EUROPA.

Was Hans Paetsch angeht - über den habe ich noch nichts geschrieben. Werde ich aber bald mal tun. Mal sehen wie viel Material ich zusammen bekomme. Ansonsten gibt´s bei Wikipedia oder europa-vinyl was über hin - aber das weißt du sicher schon.

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