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Rock´n Pop revisited - Folge 6: Tears for fears - The Tipping Point (2022)

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Folge 6:  Tears for fears - The Tipping Point (2022)

An dieser Stelle möchte ich in unregelmäßigen Abständen neue oder kürzlich erschienene Alben besprechen, wobei hier Bands im Fokus stehen, die seit mindestens 25 Jahren im Geschäft sind (oder es zur Zeit der Veröffentlichung waren).

Dabei sollen vor allem jene Künstler Beachtung finden, die nach längerer oder sehr langer Zeit wieder ein neues Album veröffentlicht haben.

The Tipping Point6:  Tears for fears - The Tipping Point (2022)
Gegründet wurde die Band bereits 1981, das erste Album “The Hurting” erschien dann zwei Jahre später und enthielt mit “Mad world”, “Change” und “Pale Shelter” gleich drei bekannte und erfolgreiche Titel (“Mad World” wurde vor ein paar Jahren nochmal sehr erfolgreich für den Film “Donnie Darko” gecovert). Das 1985 erschienene zweite Album “Songs from the big chair” war international sehr erfolgreich und enthielt mit “Everybody wants to rule the world” und “Shout” zwei der bekanntesten und erfolgreichsten Singles der Band. Auch mit dem dritten, 1989 erschienenen Album “The seeds of love” blieb man auf Erfolgskurs. Neben dem titletrack, der sich stilistisch an den späten Beatles orientierte, gab es hier noch die soulige und von Oleta Adams gesungene Ballade “Woman in chains”, bei der Phil Collins das Schlagzeug übernahm. Überhaupt war dieses dritte Album das wohl aufwändigste und anspruchsvollste, wobei hier vor allem auf der zweiten Seite deutliche Jazz - Einflüsse hörbar sind. Nachdem Curt Smith nach diesem Album zunächst ausgestiegen war und Orzabal allein weiter machte, veröffentlichte man 2004 wieder ein gemeinsames Album unter dem Titel “Everybody loves a happy ending”. Erst 18 Jahre später erschien dann das Album, um das es heute geht. Dieses sollte eigentlich bereits 2016 erscheinen, es gab jedoch diverse Probleme, die zu Verzögerungen führten, weshalb man das Album erst 2022 in überarbeiteter Form veröffentlichte.

Mit “No Small Thing” beginnt das Album noch sehr handgemacht mit Akustikgitarre und Orzabals verhaltenem, aber eindringlichen Gesang. Ein dezent klopfendes Schlagzeug setzt ein, worauf sich langsam das Tempo und die Stimmlage erhöhen und zum Chorus steigern. Der effektvolle Beat treibt den Song zu einem opulenten von verzerrten Gitarrenriffs begleiteten Finale.

“The Tipping Point” beginnt eher untypisch mit Synthieklängen, worauf dann ein treibendes Schlagzeug und der von sphärischen Gesangs - Harmonien begleitete Gesang einsetzen. Eine im Vergleich mit dem opener etwas einfacher gestaltete uptempo Popnummer, die aber noch überzeugt und an Songs wie “Advice for the young at heart” erinnert.

Das von Smith gesungene balladeske “Long, long, long time” klingt ebenfalls recht modern und angepasst an den heutigen radiotauglichen Popstil, ein Song, den man recht schnell wieder vergisst.

Auch “Break The Man” klingt nur stellenweise wie ein Tears for Fears Song, eigentlich nur dann, wenn die typischen kurzen Gitarrenriffs einsetzen, die man von früher kennt. Ansonsten ist auch das wieder ein eher simpler Popsong, der auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich hängen bleibt.

“My demons” klingt bis zum Einsetzen des Schlagzeugs eher wie eine dancefloor Synthie - Nummer. Ein Eindruck, der durch den monotonen Gesang noch verstärkt wird. Ein sehr steril klingender Titel, der nun so gar nichts mehr mit den Ursprüngen gemein hat.

“Rivers of mercy” beginnt wieder mit akustischeren Klängen. Der verhaltene Gesang wird hier in den Strophen hauptsächlich von einem Klavier begleitet, bis der Chorus dann von Gitarre und gospelartigen Background Vocals begleitet wird. Eine nette Ballade, die aber auch nur stellenweise nach Tears for Fears klingt und insgesamt etwas zu brav dahinplätschert.

Bei dem Titel “Please be happy” rechnet man dann erst mal wieder mit einem simplen Popsong, aber auch hier erleben wir eine von Klavier und Streichern begleitete Ballade, die für den betriebenen musikalischen Aufwand aber zu kurz geraten ist. Im Vergleich mit den vorherigen Titeln ist das zwar immerhin ein annehmbarer Song, einen Vergleich mit früheren Titeln sollte man aber auch hier lieber nicht anstellen.

Das kraftvolle an die Beatles erinnernde “Master plan” ist nach dem opener der erste wirklich überzeugende Titel im vertrauten Stil der Band, der wie ein wehmütiger Gruß aus besseren Zeiten klingt und somit auch auf dem letzten noch recht starken Album hätte vertreten sein können.
Das ist wieder ein handgemachter Titel, den man auch mehrmals hören kann, ohne ein Gähnen unterdrücken zu müssen.

“End of night” erhöht das Tempo wieder, wobei der stampfende Beat erneut von Synthieklängen begleitet wird, weshalb hier ein weiterer tanzbarer aber nicht wirklich für die Band typischer und letztlich überflüssiger Song entstanden ist, der mit einem einfachen Arrangement vielleicht eher hätte überzeugen können.

“Stay” beginnt wieder mit Akustik - Gitarre und Smiths gefühlvollem Gesang. Ein vergleichsweise sparsam instrumentierter Titel, der trotz des etwa in der Mitte einsetzenden Konservenbeats beinahe an die frühen Alben erinnert und das Album so immerhin annehmbar abschließt.

Fazit:
Man sollte dieses Album besser nicht mit den früheren Werken der Band vergleichen. Selbst das bereits etwas poppigere Album von 2004 war insgesamt noch überzeugender und klang vor allem wie ein “echtes” Tears for Fears - Album, während hier nur drei Titel an die früheren Werke erinnern, was wohl vor allem an dem Umstand liegt, dass hier ursprünglich etwas modernere, kommerziellere Songs entstehen sollten. Wenn man bedenkt, dass die Macher später beschlossen haben, das Material zum Teil durch neue, akustischer klingende Songs zu ersetzen, fragt man sich, wie “schlimm” dann die Urfassung gewesen sein muss. Das Ergebnis ist zwar kein durchgehend schlechtes, aber ein für Freunde der frühen Alben verzichtbares Album.

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