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Götz George - Raubein mit Anspruch

Götz GeorgeGötz George
(1938 - 2016)

Er hat viele Rollen gespielt. Die des Horst Schimanski im TATORT war seine Bekannteste und das obwohl es für mich persönlich nicht seine Beste Darstellung war. Nicht das er es etwa nicht gut gespielt hätte. Nein. Aber wie er selbst sagte war "Schimanski" eine Komödie. Es war fast so etwas wie eine Krimiparodie und taugte als Krimi mit Spannungselementen wenig. Bis auf drei, vier Folgen gefiel mir keine Folge mit ihm wirklich.

 

Götz George

Und bei denen die gefielen waren auch die beiden Kino-Schimanskis mit dabei.

Die Figur Schimanski war es, die den Zuschauer begeistert hat. Ein rebellischer Typ. Jemand der stets über die Strenge schlug und deutscher Spießbürgerlichkeit den Haken zeigte. Die Krimihandlung war Nebensache, wenn nicht sogar total unbedeutend. 1981 übernahm Götz George diese Rolle. Der Tatort war Duisburg - mitten im Ruhrpott. Haferkamp alias Hansjörg Felmy ermittelte in Essen. Schon er war ein ungewohnter Ermittler mit Ecken und Kanten. Ein Mitspracherecht am Drehbuch war für Felmy die Bedingung für die Übernahme der Kommissars-Rolle. Als George dann Felmys Job bekam wollte er das Gleiche. Ein Mitspracherecht. Und wieder ging dieses Konzept auf. Schimanski war dabei allerdings noch kantiger noch robuster und fälschlicherweise machte man ihn zu dem Mann, der als Erster das Wort Scheiße im deutschen TV nutzte.

Die Schauspielerei war ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Heinrich George war ebenso ein großer Schauspieler wie seine Mutter Berta Drews. Am 23.07.1938 wurde er in Berlin geboren. Nach viel Theater bekam er 1953 seine erste Filmrolle. Aber nicht nur er feierte sein Filmdebüt in "Wenn der weiße Flieder wieder blüht", sondern auch die junge Romy Schneider. Es folgten weitere Heimat- und Liebesfilme. Nach "Mörderspiel" einem TV-Krimi im Jahre 1961 buchte man ihn auch vermehrt für das Spannungsgenre. George wurde zum Abenteuer - und Krimiheld.

Götz George und Uschi Glas in DER SCHATZ IM SILBERSEEEs kamen drei Karl May-Filme: "Der Schatz im Silbersee", "Unter Geiern" und "Winnetou und das Halbblut Apanatschi". Ferner spielte er in bekannten deutschen Western wie "Sie nannten ihn Gringo" und dem Kriminalfilm "Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu", wo er neben Christopher Lee auftrat. Das war alles in den 60er Jahren. Vermehrt kamen Krimis hinzu wie der Film "Wartezimmer zum Jenseits", der auf einem Mabuse-Roman basierte und im Zuge der Wallace-Filmwelle an die großen Erfolge des Krimikinos der 60er Jahre anknüpfen wollte. George war zu der Zeit sehr gefragt. Einige Male war er sogar für einen echten Wallace-Krimi geplant. Doch entweder man plante um oder es passte terminlich bei George nicht. 

In den 70er Jahren arbeitete er vermehrt für TV-Serien. So spielte er zunächst 1971 in dem Dreiteiler "11 Uhr 20" neben Joachim Fuchsberger. Dann kamen Gastrollen in Serien wie "Tatort", "Derrick" und "Der Kommissar" sowie "Der Alte". Der Krimi hatte ihn voll im Griff. 

Mit "Diamantendetektiv Dick Donald" bekam er 1971 sogar eine eigene Serie. Sie endete nach 13 Folgen mangels Erfolg mit einem miesen Cliffhanger. Von einem Messer getroffen bricht Dick Donald blutend zusammen. Ob er überlebt blieb ungeklärt.

Plakat zu DER TOTMACHERDie Unterhaltung war sein Metier, obwohl er für anspruchsvolle Rollen durchaus geeignet war, wie er es nicht zuletzt in seinen Bühnenrollen immer wieder zeigte. Doch erst nach Schimanski, also nach 1991 kamen viele  Rollen fernab des Krimigenres. In der "Sandmann"verkörperte er den Serienmörder Henry Kupfer. Er spielte den Boxer Bubi Scholz sowie den Massenmörder Fritz Hamann. In "Nichts als die Wahrheit" verkörperte er den KZ-Arzt Josef Mengele. Komödiantisch wurde er in "Schontk" und "Rossini".

1997 nahm er die Rolle des Schimanski wieder auf. In einer eigenen Serie, außerhalb des TATORT spielte er dort den gealterten Schimmi als Privatdetektiv. Bis 2013 entstanden 17 Folgen. 

"Ich bin immer einen recht geradlinigen Weg gegangen. Damit habe ich sicher einige Menschen vor den Kopf gestossen, aber ich habe mich nicht verbiegen lassen" (1)

2014 bekam er das Bundesverdienstkreuz. Seine Filmauszeichnungen sind vielfältig und die Liste ist lang. Eine emnid-Umfrage kürte ihn zum besten Tatort-Kommissar ever. Gleich danach Hansjörg Felmy. 

Privat sorgte er gemäßigt für Schlagzeilen. Seine Art bei Interviews machten es schwierig mit ihm zu sprechen. Zehn Jahre war er mit Schauspielkollegin Loni von Freidel verheiratet. Aus dieser Beziehung stammt eine Tochter. Zuletzt war er mit der Journalistin Marika Ulrich verheiratet.

2015 zog er sich aus dem Schauspielgeschäft zurück. Offiziell weil ihm der Stress zuviel wurde. Er starb am 19. Juni. Medienberichten zufolge an einer Krebserkrankung. Die Besetzung fand seinem Wunsch entsprechend im engsten Kreise statt. Sein älterer Bruder Jan George ist 85.

Zum Tode von Götz George folgt in Kürze die Artikelserie "Schimanski" - Eine Besprechung seiner Tatort-Fälle im Zauberspiegel.

(1)= Götz George

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