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Einmal Andromeda und nicht mehr zurück

Einmal Andromeda und nicht mehr zurück

Zur 12bändigen Fan-Romanfortsetzung des legendären MEISTER DER INSEL-Zyklus innerhalb der Perry Rhodan-Serie (und ein persönlicher Rückblick auf 14 Jahre Fan-geschichte(n)

Von Mitte der 90er bist zu seinem leider viel zu frühen Ableben im Jahr 2015 pflegte ich einen guten Kontakt zu Rhodan-Daten-Mastermind Rainer Castor. Wir tauschten uns regelmäßig und ausgiebig über unsere Lieblings SF-Serie aus, und an Rainer ging damals auch meine allererste E-Mail, nachdem ich endlich das quietschende Modem an meinen WIN 95 Rechner angeschlossen hatte.


Besonders reichhaltig war der Austausch über unseren gemeinsamen Lieblingszyklus und von Rainer bekam ich schließlich unter anderem auch eine 130 (!) Seiten umfassende Zusammenstellung von Ideen und Anmerkungen zum MdI-Zklus, die ich dann mal ziemlich umgehend mit einem 15-seitigen Kommentar beantwortete. Unser besonders Augenmerk lag dabei – verständlicherweise – auf den vielen noch ungeklärten Fragen und losen Handlungsfäden, die Karl Herberts Meisterwerk noch zu bieten hatte.

Jedenfalls: Einige Lösungen, die ein paar dieser offenen Fragen beantworten, schwirrten mir immer mal wieder im Kopf herum. Es muss dann eine dunkle Samstagnacht gewesen sein, in der ich mich mit einer Flasche Campari und O-Saft (Vitamin C ist immer wichtig!) in mein Büro im Garagenanbau (heute TCE-Lager) zurückzog, weil ich eisern entschlossen war, dazu endlich mal ein paar Zeilen zu tippen.

Es lief ganz gut an, aber irgendwann packte mich doch die Müdigkeit und ich wollte wieder ins Haus. Dort jedoch war alles still und nirgendwo brannte mehr ein Licht. Frau und Tochter waren schlafen gegangen, ohne zuvor eine Vermisstenanzeige aufzugeben, und ich hatte keinen Schlüssel dabei, war also ausgesperrt, Kurt allein außer Haus, sozusagen.

Die Haustür mit einem lässigen Schulter-Rammstoß aufbrechen oder ninjamäßig durch eins der Fenster einsteigen, fand ich dann ein wenig übertrieben und nicht wirklich prickelnd … außerdem kreuzten ja immer noch genügend Ideen durch meinen Kopf. Also beschloss ich nach einer weiteren guten Mischung einigermaßen energisch, den eigenen Schönheitsschlaf zu vertagen, und den meiner selig schlafenden Mädels nicht mit kriegerischen Aktionen, Dauerklingeln oder gar verzweifelten „Hilfe!“-Schreien zu stören, sondern mich wieder an die Tastatur zu setzen und den Faden frohgemut von Neuem aufzunehmen.

Und so entstand in dieser Nacht bis in die Morgenstunden das erste umfangreiche Exposé für den Roman „Geleitzug nach Andromeda“, in dem ein altes Robot-Schlachtschiff des Robot-Regenten von Arkon noch einmal in Dienst genommen wird … für einen Einsatz, der dann bis in die Andromedagalaxie führt.

Muss ich erwähnen, dass ich das Ding mit einigem Stolz an Rainer schickte, der dann auch freundlich antwortete: Ja, könnte durchaus umgesetzt werden, die Frage ist nur: Wo?! Die Perry Rhodan-Taschenbuch-Reihe („Planetenromane“) war ja leider eingestellt worden.

Danach verschwand auch mein Exposé erstmal in einem Ordner auf der Festplatte … und überlebte dort seltsamerweise (aber zum Glück) diverse PC-Abstürze und Rechnerwechsel.

Die Jahre vergingen, und um 2010 kam ich in Kontakt mit einem Norbert Mertens, dem ich von einer anderen Romanidee erzählte, die mich zu jener Zeit beschäftigte, und für die ich einen guten Autor suchte. Inzwischen hatten sich beim TCE die Möglichkeiten ergeben, derartige Fan-Romane selber zu verlegen und so konnte ich Norbert davon überzeugen, diesen Roman zu schreiben. In der Folge entstand „Geheimoperation ONAGER“, in dem es um eine wilde Schießerei an der Grenze des Sonnensystems geht und einen dicken Tritt, den wir als Fans der Kolonne TRATIOR noch mitgeben wollten. Norberts Roman wurde ein richtig fettes Ding, das es so in der Geschichte der PR-Fanromane noch nie gegeben hatte. Raimund Peter produzierte dazu eine Animation, die wir als DVD dem Roman beilegten und der unglaubliche Wilfried A. Hary sprach mit seiner sonor-sexy Stimme den kompletten Roman für eine Sonderedition als Hörbuch ein.

Beflügelt durch diesen Erfolg schickte ich daraufhin das alte Exposé über den „Geleitzug nach Andromeda“ ebenfalls an Norbert und der meinte nach Durchsicht und kurzem Überlegen: „Ja, okay, schreibe ich.“ So entstand nach und nach auch dieser Roman, begleitet von der einen oder anderen Story, die selbst heutzutage noch gern zu später Stunde auf Cons erzählt wird. Zum Beispiel die, dass ich bei Rainer bezüglich der Entfernung nach Andromeda und diverser Zwischenstopps sowie Flugdauer um ein paar Auskünfte bat und innerhalb von zwei Stunden eine ganze Auflistung mit Tabellen im Mail-Postfach hatte. Oder diejenige, dass Norbert mit dem Roman nicht weiterkam und spät nachts entsprechend grübelnd und leicht frustriert vor dem Rechner hockte … und irgendwann einen Stein, den ich vom Grab von K. H. Scheer mitgenommen und ihm geschenkt hatte, in die Hand nahm – und ihm, plötzlich wie ein Blitz aus nachtdunklem Himmel, genau der Einfall kam, mit dem er die Handlung weiterführen konnte. Oder, dass die dem Roman beigelegten Poster, die eine bis dahin nur auf einer CD veröffentlichte Risszeichnung von Michael Fey zeigten, zu groß waren. Um sie passend zu zuschneiden, wurde also eine große Schneidemaschine benötigt. So eine befand sich zufällig in einer Grundschule in Hückeswagen, zu der wiederum zufällig Joachim Kutzner, der andere rührige TCE-Vorstand, einen Schlüssel hatte. Tja, und weil tüchtigen Rhodan-Fans bekanntlich keine Stunde schlägt, suchten wir also spätabends noch diese Grundschule heim. Tür auf, rein gepirscht und ran an die Maschine.

Auch der „Geleitzug nach Andromeda“ mit dem Flug der SKARG wurde ein großer Erfolg und ging für einen Fanroman ab wie eine von Karl Herbert entwickelte Rakete. Später folgte dann – wieder zusammen mit Norbert – der Roman „Raumschlacht im Venussektor“, der im M87 Zyklus angesiedelt war.

Aber die Reise nach Andromeda war noch nicht zu Ende, noch lange nicht…, im Gegenteil. Im Jahr 2012 trat Michael Pfrommer an mich heran. Genauer gesagt Prof. Dr. Michael Pfrommer, ein promovierter Archäologe und Verfasser einiger historischer Romane und Sachbücher. Die verschlungenen Wege des Internets hatten uns zusammengeführt, und er fragte an, wie ich die Chancen für die Erfüllung eines von ihm lange gehegten Herzenswunsches einschätzen würde. Im Klartext, dass er auch mal einen Rhodan-Roman schreiben könnte. Ich setzte ihn dann, soweit mir möglich, ins Bild und bot eine Veröffentlichung beim TCE im Rahmen eines Fan-Romans an. Erstmal konnte Michael gar nicht glauben, dass der Verlag solche Fan-Werke erlaubt, beziehungsweise denen sogar wohlwollend gegenübersteht. Ich musste ihn überzeugen, dass die VPM Fan-Romane, nach Absprache und Genehmigung, durchaus erlaubt, und keinesfalls die Gefahr besteht, dass Leute vom Verlag, bzw. K.N. Frick, mit einer Dachlatte bewaffnet vor seinem Haus lauern werden, wenn er einen solchen FAN-Roman schreibt. Danach warfen wir dann schnell das Sie über Bord und unseren Ideen zusammen. Sofort verfielen wir auf den legendären MdI-Zyklus und waren beide derselben Meinung wie Rainer Castor, dass mit dem Tod von Faktor 1 der Kuchen in Andromeda noch lange nicht gegessen war.

Angedacht war zunächst nur ein Roman, im besten Fall eine Triologie. Aber alles kam anders… Denn zum einen erwies sich die Handlung um Faktor 14, den bis dato unbekannten Meister der Insel, der in der „richtigen“ Serie wahrscheinlich nie mehr gewesen war als ein Tippfehler, als viel zu umfangreich für einen oder zwei Romane. Der vergessene Meister entwickelte samt seiner Machenschaften ein raum- und seitenforderndes Eigenleben. Erfreulich und wichtig war aber auch, dass schon der erste Roman „Das Andromeda-Backup“ außerordentlich gut in den Fankreisen einschlug und wir schnell nachdrucken mussten. Es folgte, womit wir zu Beginn nie gerechnet hatten, dann Schlag auf Schlag ein Roman nach dem anderen.

Mittlerweile sind vierzehn Jahre vergangen und aus dem ursprünglich kleinen Buchprojekt zweier Fans ist eine Serie mit inzwischen 12 Paperback-Bänden geworden. Dazu kam noch ein Sidekickroman, der „Geleitzug nach Andromeda“ mit der Handlung beziehungsweise Handlungssträngen der Andro-Serie verbindet. Auch ließ mir das Superschlachtschiff SKARG keine Ruhe, und bevor der alte Kahn mich noch jede Nacht als Fliegender Holländer bis in den Schlaf verfolgte, schrieb ich seine abenteuerliche Geschichte selber. Etwas, das ich mir früher auch nicht hatte vorstellen können! Aber die Zusammenarbeit mit Autoren schult, und nötigenfalls bekommt man bei Poblemen auch Hilfe.

Diese Hilfe bekam der Andromeda-Fanzyklus von vielen Freunden und Fans. Neben den schon genannten möchte ich hier auch noch Angelika Rützel, Roland Wolfs, Thomas Röhrs, Willi Diwo, erwähnen und mich bedanken. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, aber sicher gibt es da immer noch den einen oder anderen Menschen, dem Dank gebührt. Dank natürlich auch an die VPM für die freundliche Genehmigung.
In den vergangenen 14 Jahren ist nun freilich auch im echten Leben viel passiert. Jedes Jahr einen Roman, trotz auch mal Krankheit oder widrigen Lebensumständen und Ereignissen. Und es gäbe da auch wieder so manche Geschichte zu erzählen. Unter anderem von Last-Minute-Eilversand-Buchpaketen auf den schon mehr als letzten Drücker von der Druckerei direkt an irgendwelche Freunde, die das Pech hatten, zufällig in der Nähe genau jenes Ortes zu wohnen, in dem ein Con stattfand, auf dem der TCE unsere Bücher anbieten wollte. Aber klaglos ließen die sich diese Pakete auf's Auge drücken, sodass wir sie dann auf dem Clubtisch schön angemessen präsentieren konnten.

Michael Pfrommer hat sich schon lange eingearbeitet und auf höchste Betriebstemperatur geschrieben, und dementsprechend schrumpfte mein Anteil an den Romanen von Jahr zu Jahr. Ein fast schon Selbstläufer braucht keinen zweiten Steuermann. Normalerweise sollte mein Name also gar nicht mehr mit auf dem Cover stehen, aber Michael Pfrommer bestand und besteht darauf, das weiter so zu handhaben. Und so geht es auch 14 Jahre nach Start weiter mit Michael und mir und dieser Fan-Serie um die Meister der Insel, einer Fan-Serie, die vom Volumen her längst mindestens 35 Heftromanen entspricht.
In diesem Sinne Ad Astra und mit Vollschub voraus…

 

Copyright ©: 2025: Kurt Kobler

Anmerkungen:
Eine Auswahl der „anderen“ Bücher von Michael:
„Kleopatra und die goldene Schlange“, Metz, Gaggenau 2005, ISBN 3-927655-66-X / ISBN 3-927655-67-8, „Hindukusch“, von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3790-8, „Das Zweite Buch“, von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3714-4, „Der Flug des Greifen“, von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3728-1, „Verschwörung am Vesuv“ – Ein Kriminalroman aus dem alten Pompeji, Arena, Würzburg 2008, ISBN 978-3-401-06130-6, „Kleopatra und der Wolkenturm“ – Mit einem kleinen Lexikon antiker und ägyptischer Begriffe, von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-3923-0.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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