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Der Atomkrieg, der keiner wurde - Über Kurt Koblers Fanroman

Der Atomkrieg, der keiner wurdeDer Atomkrieg, der keiner wurde
Über Kurt Koblers Fanroman

Angesichts der Gräuel, die Putins Staatsterror-Truppen momentan in der Ukraine verüben, fällt es wohl uns allen schwer, die mentale Balance zu wahren. Eine äußerst kreative, toll aufgemachte, sorgfältig produzierte und auch noch klasse und packend geschriebene Print-Neuerscheinung kommt da also gerade recht, obwohl auch hier mal kurz ein Atomkrieg im Spiel ist: Kurt Koblers Fan-Roman um G-man JERRY CARBON.

Bomben Gangster und Mutanten - Wir gegen die IndividualverformerDer Roman huldigt gleich zwei Ikonen des deutschen Heftromans – nämlich JERRY COTTON, dem erfolgreichsten Krimi-Helden der Welt, und … PERRY RHODAN, dem Hero der größten SF-Serie aller Zeiten. Beide (man glaubt es kaum!) agieren in diesem Roman doch tatsächlich gemeinsam, und zwar in dieser aberwitzig ideenreichen Szenerie:

Im New York des Jahres 1972 suchen außerirdische Invasoren die Millionenstadt an Hudson heim. Schon bald herrschen Angst und Schrecken in den Straßenschluchten, die öffentliche Ordnung bröckelt und das FBI bittet seinen besten Mann Jerry … nein, nicht Cotton sondern Carbon, sich in seinen Jaguar zu werfen und aufzuräumen. Parallel wird die Venusbasis kontaktiert und ein gewisser Perry Rhodan ebenfalls um Hilfe gebeten. Die Dritte Macht schickt das geheime Mutantenkorps in den Einsatz …

Womit all das da ist, was schon immer das Fan-Herz ein paar Takte schneller schlagen ließ.

Von Anfang an begeistert, wie gut der Autor die Essenz und Trigger-Werte beider Kult-Serien in seinem Stil vereint, als hätt` er nie was anderes gemacht. Kleinigkeiten wie diejenige, dass es im Serien-Original in der Eingangshalle des FBI-Headquarter New York meines Wissens nie einen „Haus-Kiosk“ gab, an dem JC sich seine Morgenzeitung plus schwarzem Kaffee von einem gewissen Claus-Norbert reichen lässt, der neben Zeitungen und Zeitschriften auch Romanheftchen anbietet, die er selber voller Stolz Raketenheftchen nennt, und mit seinen Trinkgeld-Erlösen für ein ganz besonderes neues Fahrrad spart (Zwinker-zwinker!), passt wirklich alles … und sowieso sind wir hier ja im Hauptquartier von Jerry Carbons FBI.

Man merkt dem Autor an, dass er Spaß an der Sache hat, als würde er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllen. Die sorgfältig recherchierte und nie kalt  konstruiert wirkende Story beginnt, erzählt in der ersten Person lässig – aber straff genug – mit bereits geballten (und gekonnten) Anspielungen und zieht schnell an. Eine Schießerei mit der Mohlberg-Gang im Druckerei-Viertel ist da beispielsweise kurz erwähnt, und schon daran merkt die geneigte Zauberspiegel-Leser*Innenschaft (zu der ja hoffentlich nach wie vor unser Heinz M. gehört): Hier blickt einerseits jeder Cotton-Fan, der nicht zugleich auch Rhodan-Leser war/ist (und Rhodan No. 9 „Hilfe für die Erde“, VÖ 1961, kennt) durch. Und andererseits ertappt sich einer wie ich, der auch „seinen“ Cotton – wie Rhodan – von den Anfängen bis heute als Fan und Autor begleitet hat, immer mal wieder dabei, dass er kurz wehmütig schmunzelnd an die  … na ja … guten alten Zeiten der Serie denken muss, als JC noch lässig kurz mal halb Manhattan im Spurt durchquerte und unfreiwillig komische Satz-Klöpse wie Ich federte aus meinem Jaguar und Phil deckte mich von hinten an der Tagesordnung waren – und dem Riesenerfolg dank eines nachkriegs-superlesegierigen Publikums doch keinen Abbruch taten.

Der 22. Juli, der zu Jerry Carbons heißestem Tag werden sollte, beginnt mit dem Jaulen der Sirenen und dem Anflug chinesischer Atomraketen der „Asiatischen Föderation“ auf die USA. Die ihrerseits locker schon ihren Gegenschlag auf den Weg gebracht hatten … womit Carbon für sich das lakonisch-realistische Fazit zieht:

„… aber die Vergeltung würde uns nicht retten. Tod und Vernichtung erwarteten beide Seiten, ein Kampf, der nur Verlierer und keine Gewinner haben konnte …“

Aus, vorbei und Feierabend ist dann aber doch ein Trugschluss, und für Carbon und Bill Dekker geht es erst richtig los. Und genau dieses nun folgende Abenteuer sollten sich alle Cotton-Fans und auch alle Rhodan-Fans nicht entgehen lassen. Die Cotton-Fans schon deshalb nicht, weil es in den 1970er und 1980er-Jahren von den sogenannten fortschrittlichen SF-Autoren um den mittlerweile ins Rentnermusikerdasein geglittenen Ronnie M. Hahn schließlich gerne mal verlautete, dass Cotton-Leser eher tumb, SF-Leser hingegen allgemein die „intelligenteren Leser“ seien.

Geschrieben wurde dieser auch augenzwinkernd humorvolle Crossover-Roman von Kurt Kobler, der in den letzten Jahren zwar auch einige Kurzgeschichten, Artikel, Berichte sowie Exposés für Kurzgeschichten und Romane verfasste – und, wie er mir schrieb, auch Ideen u.a. für seinen Freund Rainer Castor und den von ihm und wohl uns allen geschätzten Wilfried A. Hary lieferte.

Vor allem aber wurde Kurt durch das zusammen mit Michael Pfrommer realisierte, bislang schon sieben Romane umfassende Fan-Projekt „DER ANDROMEDA-ZYKLUS“ bekannt – eine ideen- und kenntnisreiche SF-Saga um die Rückkehr der innerhalb der Rhodan-Serie bis heute äußerst beliebten  „MdI - Meister der Insel“ (ebenfalls im TCE veröffentlicht, Infos dazu auf der Homepage des TCE; animierte Trailer von Raimund Peter auf YourTube, Text gesprochen von Wilfried Hary).

Herausgegeben wurde JERRY CARBON im schon oft dank liebevoll gemachter Fan-Publikationen äußerst positiv aufgefallenen T(erranischen)C(lub)E(den) als A-5-Softcover mit 72 im Heftroman-Layout präsentierten Seiten.

Bestellt werden kann (und sollte!) er zum Preis von 3,80 € (plus Porto) via
Mail: tceorder(at)terranischer-club-eden.com

Oder direkt bei: Kurt Kobler, Feuerwerkerstraße 44, 46238 Bottrop

Kommentare  

#1 Advok 2022-03-03 19:35
Im Jerry-Cotton-Taschenbuch 119 "Mondbasis - Mordbasis" von Peter Theodor Krämer hat Jerry Cotton damals 1971 den Mond mindestens in einer Raumkapsel umflogen ... :-) :-) :-)

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