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... Ben B. Black über Ren Dhark, SF und Kurt Brand

Ben B. Black ... Ben B. Black ...
... über Ren Dhark, SF und Kurt Brand

Kurt Brands Ren Dhark war der große PR-Konkurrent aus den 60er Jahren. In den 70er und 80er Jahren erlebte die Serie eine zweite und dritte Auflage in Heftform. Doch erst bei der zunächst von Manfred Weinland betreuten Neuauflage in Buchform in den 90er Jahren gab es endlich die von den Fans heiß ersehnte Fortsetzung. Bis heute sind mehrere Zyklen und Sonderbände erschienen. Namhafte SF-Autoren haben daran mitgewirkt, obwohl die Bücher "nur" in einem Kleinverlag veröffentlicht wurden. Seit kurzem neu im Autorenteam ist Ben B. Black. Grund genug für den Zauberspiegel den "Neuen" einmal über sich und seinen Blick auf die Serie zu befragen.  

Zauberspiegel: Hallo Ben, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst! Du schreibst unter dem Pseudonym Ben B. Black. Wie bist Du darauf gekommen? Gibt es zu diesem Pseudonym eine Geschichte?
Ben B. Black: Ja, die gibt es, auch wenn sie eigentlich wenig spektakulär ist. Mein bürgerlicher Namen existiert im deutschsprachigen Raum zehntausendfach, der Wiedererkennungswert geht also gegen Null, und somit ist er für das Schreiben nicht wirklich gut geeignet. Als es Ende letzten Jahres mit meiner Arbeit für Ren Dhark ernst wurde, bestand also Handlungsbedarf. Ursprünglich sollte es »Ben Schwarz« werden, aber Hajo F. Breuer, der Exposé-Autor und Herausgeber der Serie, meinte, ein englischer Name wäre im SF-Bereich vielleicht noch besser, und so war der Weg zu »Ben Black« und schließlich zu »Ben B. Black« nicht mehr weit. Und ich gestehe, dass mir dieses Pseudonym inzwischen richtig gut gefällt. Laughing

Zauberspiegel: Du bist seit einiger Zeit im Ren Dhark-Team. Hast Du selbst als Jugendlicher die Serie gelesen?
Ben B. Black: Tatsächlich verschlang ich bereits als Elfjähriger die original Heftserie aus den 60ern. Leider war nach 98 Heften bereits Schluss, aber meine Begeisterung für die SF war geweckt und ließ mich seit da nicht mehr los. Entsprechend groß war meine Freude, als die Serie in den 90ern wieder in Buchform aufgelegt wurde, und selbstverständlich war ich von Anfang an als Leser mit dabei.

Zauberspiegel: Was macht für Dich das Besondere der alten Romane von Kurt Brand aus? Worin siehst Du den Unterschied zu Romanen der damaligen Konkurrenz wie Perry Rhodan oder Rex Corda?
Ben B. Black: Kurt Brand hatte eine Reihe von Ideen, die mich damals besonders fesselten. Das beginnt mit der außergewöhnlichen Form der Point of, dem Raumschiff Ren Dharks. Die Idee, diesem Schiff ein »Intervallum« – also ein eigenes Mini-Kontinuum – zu verpassen, in dem es fliegt, finde ich auch heute noch genial, zumal dieses Intervallum ja auch eine Reihe von Eigenschaften mitbringt, die es bis dato in der SF nicht gab. Darüber hinaus faszinierten mich auch so Sachen wie die Mentcaps oder die Gedankensteuerung – beides Dinge, die man auch heute noch gerne hätte, und an denen meines Wissens fleißig gearbeitet und geforscht wird.

Zauberspiegel: Diese Geschichten sind aber mittlerweile fast 50 Jahre alt. Was ist daran noch zeitgemäß und wo ist die Fortschreibung der Serie aktualisiert worden?
Ben B. Black: Gute, spannende Geschichten sind immer zeitgemäß, und genau darum geht es bei Ren Dhark in erster Linie: Die Serie soll spannende Unterhaltung bieten. Als die ersten Bücher auf Grundlage der Heftromane geschrieben wurden, hat man vor allem darauf geachtet, Logikfehler, die sich in die Hefte eingeschlichen hatten, zu bereinigen. Natürlich musste man die Texte beim Umarbeiten auch ein wenig straffen, aber ansonsten wurde eigentlich gar nicht viel daran gemacht.
Die Art, wie geschrieben wird, ändert sich naturgemäß über die Jahrzehnte. Das merkt man am Erzählstil, aber auch z.B. daran, wie sich das Frauenbild in der SF wandelt. Früher waren die Damen ausschließlich schmückendes Beiwerk, das vom Helden am laufenden Band gerettet werden musste. Heutzutage verlangt der Leser nach starken, gleichberechtigten Frauen, die auch mal ordentlich mit anpacken können. Solchen Entwicklungen versuchen wir selbstverständlich Rechnung zu tragen.

Zauberspiegel: Inwieweit werden aktuelle Entwicklungen wie z.B. Terrorismus und Bankenkrise bei Ren Dhark aufgegriffen?
Ben B. Black: Natürlich fließen solche Themen auch in die Serie ein. Allerdings achten wir darauf, sie nicht zu stark in den Vordergrund zu stellen, denn wir denken, dass der Leser in erster Linie unterhalten werden möchte. Wenn er wissen will, was in der realen Welt gerade alles schiefläuft, greift er sicherlich zu einer Tageszeitung und nicht zu den schwarzen Büchern, die ihn in eine phantastische Welt entführen.

Zauberspiegel: Für die Fortschreibung von Ren Dhark haben namhafte Autoren wie Hubert Haensel, Manfred Weinland, Alfred Bekker und W.K. Giesa geschrieben. Zum jetzigen Team gehören so bekannte Kollegen wie Konrad Schaef, Jo Zybell und Achim Mehnert. Was ist das für ein Gefühl, in ihre Fußstapfen zu treten und an ihren Werken gemessen zu werden?
Ben B. Black: Einfach toll! Und wenn man dann noch in einer Rezension lesen darf, dass man sich als »Neuer« nahtlos in das bestehende Team einfügt, dann hüpft man schon mal vor Freude durchs Zimmer. Daneben hat man auch die Chance, von den »alten Hasen« zu lernen, und so macht die Arbeit von Buch zu Buch noch mehr Spaß.

Zauberspiegel: In der RD- Hauptserie "Weg ins Weltall" ist jeder Band von vier Autoren geschrieben. Wie funktioniert das genau?
Ben B. Black: Grundsätzlich arbeiten wir nach Exposé, anders wäre es gar nicht möglich, dem Leser eine Serie zu präsentieren, die wie »aus einem Guss« erscheint. So bekommt jeder der vier Autoren, die an einem Band schreiben, ein eigenes Exposé, welches ihm den Handlungsrahmen und die Eckpunkte seines Teils der Geschichte vorgibt. Dieses arbeiten wir aus, um einen spannenden Roman daraus zu machen. Dabei gibt es natürlich immer wieder Berührungspunkte mit den Exposés der Kollegen, so dass wir uns entsprechend abstimmen, Ideen austauschen usw. Am Schluss geht dann der Exposé-Autor nochmals über unsere Manuskripte und schaut, ob uns irgendwo ein grober Fehler passiert ist, was sich naturgemäß nie ganz ausschließen lässt, wenn mehrere Leute gemeinsam an der selben Sache arbeiten.

Zauberspiegel: Wie kann man sich und seine Ideen als "Neuer" überhaupt in die RD-Serie einbringen? Gibt es Autorenkonferenzen oder musst Du Dich allein mit Eurem Expokraten Hajo F. Breuer auseinandersetzen?
Ben B. Black: Natürlich gibt es von Zeit zu Zeit Autorenkonferenzen, und bei der nächsten werde ich auch dabei sein. Aber auch davor hat man schon genug Möglichkeiten, sich kreativ in die Serie einzubringen. Wir genießen relativ viel Freiraum bei der Ausarbeitung unserer Exposés, was meines Erachtens einer der Gründe ist, warum die Serie auch heute noch so lebendig ist. Bei größeren Sachen, die weitreichende Auswirkungen in der Serie haben könnten, stimmen wir uns natürlich mit Hajo F. Breuer ab, andernfalls würde er uns zurecht am Öhrchen ziehen. Generell muss ich sagen, dass das Arbeitsklima im Team sehr angenehm ist, und man merkt, dass alle Beteiligten mit viel Spaß und Freude dabei sind.

Zauberspiegel: Hast Du Lieblingsfiguren bei Ren Dhark?
Ben B. Black: An dieser Stelle muss ich unterscheiden. Als Autor gefallen mir alle Figuren nahezu gleich gut, d.h. es macht Spaß, jeden Handlungsträger zu schreiben, weil jeder von ihnen seine eigenen Charakterzüge hat, aus denen man etwas machen kann. Als Leser und Fan, was ich ja auch immer noch bin, hat es mir jedoch deutlich der »dicke Ingenieur« Chris Shanton angetan. Er und sein Roboterhund Jimmy sind für mich die heimlichen Stars der Serie. Diese beiden habe mich als Kind sogar so sehr beeindruckt, dass sie Einfluss auf meine spätere Berufswahl nahmen, denn ein Ingenieurs-Studium musste es unbedingt sein, das war mir damals schnell klar.

Zauberspiegel: Welche anderen Serien außer Ren Dhark haben Dich beeinflußt?
Ben B. Black: Richtig ausdauernd las ich eigentlich nur zwei Serien, und zwar Ren Dhark und Mythor. Natürlich kenne ich auch einiges von Perry Rhodan, denn welcher SF-Leser tut das nicht? Darüber hinaus habe ich vor allem Einzelromane gelesen, oder eben Mini-Serien wie die Wüstenplanet-Saga oder den Darkover-Zyklus. Generell bin ich aber sehr stark von der SF geprägt, wie sie in den 50ern und 60ern geschrieben wurde, als Technik noch nicht als böse betrachtet wurde, und die Menschen mit viel Optimismus in die Zukunft blickten.

Zauberspiegel: Dein Kollege Achim Mehnert schreibt neben Ren Dhark auch noch für andere Serien wie Atlan und Raumschiff Promet. Wie sieht es bei Dir aus? Gibt es noch andere Projekte, an denen Du mitarbeitest?
Ben B. Black: Derzeit nicht, aber ich lasse mich einfach überraschen, was die Zukunft bringen wird. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen, auch wenn es bei weitem nicht so »cool« ist, wie man sich das gemeinhin vorstellt. In erster Linie ist es Arbeit, so wie jeder andere Broterwerb auch. Der besondere Reiz liegt einfach darin, eigene Ideen umzusetzen und am Ende ein fertiges Produkt in der Hand zu halten, an dem man nicht unerheblich mitgewirkt hat.

Zauberspiegel: Momentan sind die eBooks auf dem Vormarsch. Merkst Du als Autor schon etwas davon? Verändert das Deine Arbeitsbedingungen?
Ben B. Black: Die Auswirkungen der eBooks werden sich wohl vor allem bei den Verlagen zeigen. Als Autor arbeite ich ja heute schon »vollelektronisch«, tippe mein Manuskript also mit einem Textverarbeitungsprogramm. An dieser Stelle wird sich vermutlich auch nicht allzu viel ändern. Man könnte höchstens darüber nachdenken, dem PC die Texte zu diktieren, aber das hat alles nichts mit eBooks zu tun.

Zauberspiegel: In den letzten Jahren ist es relativ ruhig um die Science Fiction in Deutschland geworden. Viele große Verlage haben ihre Taschenbuchreihen auslaufen lassen. Meinst Du, dass es in absehbarer Zeit noch einmal eine Renaissance geben wird? Oder bleibt die SF im "Ghetto" der Kleinverlage mit vielen guten Werken, aber doch ein wenig abseits vom Mainstream?
Ben B. Black: Das ist eine sehr interessante Frage, die ja immer wieder heiß diskutiert wird. Ich finde, dass es der SF recht gutgetan hat, sich eine Zeitlang vom Mainstream zu verabschieden. Die Sachen, die die letzten Jahre von den großen Verlagen teilweise veröffentlicht wurden, waren streckenweise ja schon fast gruselig zu nennen. Was also den Spaß am Lesen angeht, ist es vielleicht gar kein Fehler, wenn die SF die Domäne der Kleinverlage bleibt, die an dieser Stelle sehr gute Arbeit leisten, und gerade mit den eBooks vielleicht einen Vertriebsweg erhalten, der sie noch weiter nach vorne bringt.
Wenn die SF im Mainstream-Bereich eine Renaissance erleben wird, dann vermutlich »durch die Hintertür«. Sehr erfolgreiche Bücher wie z.B. »Die Tribute von Panem« sind ja eigentlich SF-Romane im klassischen Sinn. Einziger Unterschied ist, dass die Belange von Teenagern im Vordergrund stehen. Es ist nicht auszuschließen, dass solche Werke auch bei jüngeren Lesern wieder das Interesse an der SF wecken werden.

Zauberspiegel: Für einige Autoren ist es relativ egal, ob sie SF, Krimis, Western, Horror oder Fantasy schreiben. Wie ist das bei Dir? Was macht für Dich den besonderen Reiz von SF aus? Welchen Stellenwert nehmen Technik, naturwissenschaftliche Grundlagen, fremde Völker und Kulturen ein? Und wie hältst Du es mit Robotern, Raumschlachten und Mutanten?
Ben B. Black:
Es fällt mir relativ schwer, einen der Punkte als besonders wichtig für mich zu bezeichnen. Es ist wohl mehr die gute Mischung, die den Reiz des Genres ausmacht. Ich habe schon tolle Geschichten gelesen, in denen kein Fremdvolk und keine andere Welt vorkam, und die sich sehr stark an dem orientierten, was wir heute in der Naturwissenschaft als gesicherte Erkenntnisse ansehen. Genauso gibt es das andere Extrem, das ich mal als »hinaus in die Fremde; was kümmert mich dabei die Physik?« bezeichnen möchte, wo es auch wirklich fesselnde Sachen gibt. Die Erzählung muss einfach in sich stimmig sein, wobei ich Raumschlachten und Mutanten eher als Gewürze sehe: Zu viele davon verderben das Gericht.

Zur Person
Ben B. Black wurde 1963 in Oberschwaben geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Informationselektroniker. Danach absolvierte er ein Ingenieursstudium. Von Ben B. Black sind bisher erschienen:

 

  • RD - Weg ins Weltall 29 - Tödliche Rückkopplung
  • RD - Weg ins Weltall 30 - Priester des Bösen
  • RD - Weg ins Weltall 31 - Jagd auf die POINT OF.
  • RD - Sternendschungel Galaxis 52 - Das Weltuntergangsprogramm
  • RD - Sternendschungel Galaxis 53 - Geheimwaffe Kurnuk

 

Außerdem hat er einige Kurzgeschichten verfasst. Mehr dazu auf seiner Homepage. In Vorbereitung ist RD - Weg ins Weltall 32 - Sternengefängnis Orn.

Kommentare  

#1 Uwe Helmut Grave 2011-10-19 12:37
Danke, dass in diesem Interview einer unserer besten Ren Dhark-Autoren erwähnt wurde: Konrad Schaef alias Conrad Shepherd. Kürzlich wurde er in einem "Sprechblase"-Artikel schlichtweg vergessen - dabei ist er der älteste, erfahrendste Schreiber unseres Teams.
#2 Manfred Weinland 2011-10-19 14:30
Uwe Helmut Grave darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Wo kämen wir da hin? ;-)

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