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Drachenblut, Tempel, Titelbilder und ein paar Randbemerkungen...

Teestunde mit RolfRolf, wir haben das Entstehen des ersten Drachen-Romans erlebt. Nun geht es wohl weiter mit dem Drachenblut. Also, wie ging es mit Deinen Romanen und der „Straße der Götter“ in der Fantasy-Reihe weiter?

Drachenblut, Tempel, Titelbilder und ein paar Randbemerkungen...

„Der zweite Roman soll 'Das Drachenblut' heißen. Und das Drachenblut ist das Juwel in der Hand des Mädchens“. lautete die kurze und knappe Anweisung von Helmut Pesch.  Das bezog sich natürlich auf eins der Bilder, die ich damals beim Besuch im Verlag in schwarz-weiß-Kopie mitbekommen hatte.  

Wie lässt Goethe seinen Mephisto sagen? „Oh ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel...“ Auf dem Bild stand in einer Art Schatzhöhle ein dunkelhaariger Barbie-Verschnitt mit dunklen Haaren einem Urvieh, dass man nur mit viel Phantasie als Drachen bezeichnen konnte, gegenüber. Und das Girly hielt dieser Mischung aus Eidechse und Gänsegeier mit dem Charme einer Frau aus der Werbung, die ihrer besten Freundin  das neuste Produkt  der Kosmetik-Industrie präsentiert, eine Art  Juwel entgegen, dass eben auch ein Flakon mit wohlriechendem Inhalt hätte sein können.

 

Klar, das sollte meine Heldin Sina sein – und natürlich der kleine Drache Thaluga. Nur würde sich Sina, die ja immer nur eine knappe Ledertunika trug, keinen solchen Fummel anziehen und Thaluga hatte nun mal die Größe eines Kindes – und war auf dem Bild viel zu groß geraten.   

Aber immerhin – mein erster Roman „Drachenzauber“ hatte Helmbrecht, dem Redaktions-Hobbit von Bastei, gefallen. Auch wenn er das am Telefon eben so nebenher sagte. Aber Lob ist ja nicht so die Sache von Helmut Pesch und wenn er sagt, eine Sache ist gut oder hätte ihm gefallen, dann ist das schon eine Art Ordensverleihung. Und seine knappe Bemerkung: „In diesem Stil weiter“ zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Vorher war ich mir eigentlich gar nicht so sicher, dass mein Experiment „Gewaltlose Fantasy“ und ein „Helden-Team“ überhaupt ankommen würde. Klar, heute kommt so was an und auch die Zeit der Superhelden und Einzelkämpfer der Fantasy sind langsam Vergangenheit. Aber diese Romane wurde ja vor fast 25 Jahren geschrieben.  Da waren das alles noch fremde Pfade der Fantasy-Literatur.

Werner Kurt Giesa hat meine Fantasy-Romane auch immer als Kinder-Bücher bezeichnet. Nun, vielleicht von der „Gewaltlosigkeit“ her – aber der Stil war doch für Kinder etwas zu kompliziert.

Den zweiten Roman habe ich dann auch wesentlich schneller fertig gemacht. Ich habe gar nicht lange nachgedacht, sondern einfach drauf los geschrieben und nur drauf hingearbeitet, dass das Finale in einer Schatzhöhle statt fand. Es war eine richtige abenteuerliche Diebesgeschichte, wie da vorgesehen war. Denn eigentlich sollte ich in der „Straße der Götter“ ja nur die „Füller-Romane“ schreiben – Werner sollte mit Damon und Bianca die große „Politik“ machen.

Welchen Weg WK gehen wollte, hat er mir nicht gesagt und auch seine Manuskripte nicht zu lesen gegeben. Das war ja auch nicht nötig – die beiden Handlungsstränge sollten sich ja wenigstens vorerst, nicht begegnen. Gut, auch beim Zamorra habe ich, vom Dynastie-Zyklus abgesehen, Werners Romane vorher nicht gelesen. Wir liefen ja auf verschiedenen Schienen, die nur gelegentlich miteinander verflochten wurden.  Und deswegen ist, wenn ich mich recht erinnere, mein Roman „Geister-Party“ der einzige PZ-Roman, der sich direkt an einen von Werners Zyklen anschließt in diesem Fall war es der 250er.  Ansonsten teilten wir uns während der „Bier-Konferenzen“ immer nur mit, was wir für Neuerungen in die Serie gebracht hatten.  So sollte das bei der Fantasy dann auch gehen. Allerdings erst später, falls Werner mal ein Abenteuer in Salassar spielen lassen wollte.

Ich wusste, dass Werner seinen „Tempel der Schatten“ abgeschlossen und verkauft hatte. Und dass es mit seinem zweiten Band „Die Sturmrösser von Khe-She“ offensichtlich Probleme gab. Was für welche, hat mit Werner natürlich nicht gesagt. Er erklärte nur, sein Redakteur hatte eben keine Ahnung von der Materie und würde speziell vom Heft-Roman nichts verstehen. Er hätte jedenfalls die perfekten Heft-Romane geschrieben – erklärte er im Brustton der Überzeugung.  

Vielleicht hatte Werner ja auf seine Weise Recht. Nur hat er übersehen, dass ein Doktor Pesch eben andere Vorstellungen von Fantasy hatte. Helmut wollte seinen Lesern gute Fantasy für ein Taschengeld servieren. Nur hat er übersehen, dass die damalige Fantasy-Szene, (wenn sie nicht grundsätzlich englische und amerikanische  Originale gelesen haben), nichts anderes als Taschenbücher konsumiert haben. Selbst die Leute von FOLLOW, die ja die Hefte eigentlich jubelnd hätten aus den Regalen hätten reisssen müssen, gehörten nicht zu den Lesern. Hefte – wer liest denn in diese Hefte. Das war was für Proleten und Bildzeitungsleser. Fantasy war ja schließlich Literatur – und die gab es nicht im Heft.  Das ein großer Teil der Fantasy früherer Jahre wie z.B. “Conan“  in amerikanischen „Pulp“-Magazinen erschienen sind, die im Prinzip nichts anderes waren als unsere Hefte, das wurde von diesen Leuten gern vergessen.

Und auch, als die „Straße der Götter“ von mir noch in drei Taschenbüchern weiter geführt wurde, war das offensichtlich nichts für die Leute von FOLLOW. Ich weiß das daher, weil man bei einem „Fest der Fantasy“ mal in einem Quiz eine Frage aus meinem „Wunderwald“ gestellt hat, die niemand beantworten konnte. Dabei war die Frage ganz einfach. Es ging darum, welche Leute von FOLLOW ich in diesen Roman eingebaut hatte.  Denn die „Schweine“ sind bei FOLLOW ja wirklich bekannt wie die berühmten bunten Hunde. Übrigens haben sie Werner und mich damals mal zu „Ehrenschweinen“ gemacht, weil wir „einen Geistes sind“. Auch diesen Titel bin ich heute noch stolz und wenn einer „Du Schwein“ zu mir sagt (kann schon mal sein, wenn man einen „Männerwitz“ erzählt) kommt garantiert ein: “Ehrenschwein – bitte!“     

Klar, auch wenn alle FOLLOWer die Serie gekauft hätten, wäre vielleicht die Einstellung auch dann nicht vermieden worden. Aber es hat nicht nur mich, sondern auch Helmut Pesch damals sehr getroffen, dass die Serie gerade von den Leuten, für die sie eigentlich gedacht war, total ignoriert wurde. Heute würde sie sie das vielleicht nicht mehr – aber bitte, das war vor  25 Jahren.

Und es war sicher nicht nur das Heft-Format, was die Fantasy-Puritaner abgehalten hat, die Serie zu kaufen und zu lesen. Fantasy aus Deutschland – das war damals so ein Anachronismus wie Deutsche Science Fiction in den 50er Jahren, als ein Walter Ernsting seine Romane mit englischen Titel von „Clark Darlton“ als „Aus dem Amerikanischen übersetzt“ beim Verlag an den Mann bringen musste.

Deutsche Fantasy – das war damals gerade mal Wolfgang Hohlbein mit seinen „Märchenmond“.  Dass seine höchst erfolgreichen „Waldkönig-Romane“ Hefte innerhalb der Bastei-Fantasy waren, wird heute gern übersehen. Klar, die hat ja damals auch „Henry Wolf“ geschrieben. Und außerdem – wer außer einigen Insidern erinnert sich noch an dieser Serie, die „ganz plötzlich und unerwartet“ eingestellt wurde.

Werner hat damals triumphiert, dass er Recht behalten hatte – und Helmut Pesch als Redakteur bei Bastei ein Projekt in den Sand gesetzt hätte. Dass Helmut dann allerdings die Treppe nach oben stolperte und erst Fantasy-Tachenbücher machte und einige Jahre später zum Lübbe-Verlag wechselte, wo er echte Spitzen-Autoren wie z.B. Philipp Vandenberg oder Ken Follet betreut ist eine andere Sache.

Wie formulierte es Helmut seinerzeit in seiner knappen und treffenden Art? „W. K.Giesa und ich haben beide unser Ziel erreicht. Ich mache keine Hefte mehr. Und er macht heute noch – Hefte.“     

Aber ich bin schon wieder etwas vorausschauend abgeschweift. Denn nach dem „Drachenblut“ wurde Helmut etwas deutlicher. Beide Romane wären bei den Lesern gut angekommen und er hätte sehr positive Leser-Resonanz.  Wer' s nicht glaubt, der braucht sich nur die Romane zu beschaffen und in die LKS zu sehen. Und dann sagte er mir weiter, ich solle die Romanhandlungen ausweiten. Mit Werners Romanen wäre er nicht so glücklich und es sähe so aus, als ob er in der Serie nicht zum Zuge käme, weil er sich für die Fantasy eben etwas anderes vorstellte als den Sinclair- und Zamorra-Stil.

Nun, das kam mir eigentlich sehr entgegen. Und wo weitete sich die Szenerie im dritten Band „Drachentod“ weiter aus. Der Band „Drachenkampf“ schloss sich hier direkt an und bildeten so eine Art Overtüre, die im späteren Finale zum „Götter-Krieg“ wurden.  Ich will hier nicht auf die Handlung eingehen. Wer die wissen will, kann sich die Sachen ja bei „Readers Planet“ als E-book bestellen. Auch wenn gewisse Namen verändert wurden und der Stil etwas bearbeitet wurde, der Inhalt ist der Gleiche.

Jedenfalls ordnete Helmut an, dass als Nächstes das Geheimnis des Drachenlords  gelüftet werden sollte und genehmigte mir sogar einen Doppelband. Wer mich kennt weiss, dass ich eigentlich so ab Manuskriptseite 50 erst so richtig in Laune komme und es für mich einfacher ist, einen Fantasy-Roman in der epischen Breite vom „Herrn der Ringe“ zu schreiben als eine Kurz-Geschichte abzuliefern.

Ja, und dann bekam ich von ihm noch einen Auftrag, über den ich bis jetzt nur mit Insidern gesprochen habe und der jetzt sofort wieder einige Leute wild aufschreien lässt. Dennoch – es war so, wie ich es schreibe.

Helmut bat mich, Werners „Tempel der Schatten“ nach seinen Vorstellungen „lesbar“ zu schreiben. Er hatte den Roman angekauft, ohne ihn zu lesen, weil Werner ja durch seine Zamorra-Romane zu den Spitzen-Autoren der Bastei-Heft-Szene gehörte. Zudem hatte Helmut Giesa-Fantasy bei Mythor gelesen und diese – nach Exposés von Voltz und Vlcek entstandenen – Romane waren richtig gut. Nun, ich versprach ihm, mich nach Ausarbeitung der Story um den „Drachenlord“  dran zu machen und er schickte mir das Manuskript, das ich bisher noch nicht gesehen hatte.

Ich las einige Seiten und gab das Manuskript dann an Petra weiter.  Denn sie las damals sehr viel Fantasy und vielleicht war es möglich, dass mein Urteil dahingehend getrübt war, dass ich eben zur Entspannung eher andere Lesekost als Heftromane bevorzuge – von einem gelegentlichen Western oder Jerry Cotton mal abgesehen.

Aber – masch-allah  Wunder Gottes – Petra und ich waren ausnahmsweise hier mal einer Meinung. Auch sie warf das Manuskript nach einigen Seiten  in die Ecke. Über ihren Kommentar schweige ich lieber – aber es hatte so was mit dem vulgärdeutschen Wort für „Stoffwechselendprodukt“ zu tun.  

Ich rief Helmut Pesch an und erklärte ihm, dass hier eine Totaloperation notwendig war. Dieser Roman musste völlig neu geschrieben werden und Werner hätte außer dem Titel und seinen Helden Damon und Bianca nicht mehr viel gefunden, dass ihn an sein eigenes Manuskript erinnert hätte. Als ich jedoch einige Seiten vom „Tempel der Schatten“ neu geschrieben hatte, kam eben jener Anruf, der das „Aus“ der Bastei-Fantasy-Serie bedeutete. Und dieses „Aus“ hat mich ganz besonders getroffen.

Doch davon beim nächsten Mal, denn die Seitenzahl, die ich mir so als Limit für eine Teestunde gesetzt habe, ist schon wieder erreicht. Und ihr wollt ja noch länger was zu lesen haben.

Dass ich in der letzten Woche keine Teestunde gemacht habe, kam daher, dass am Sonntag, 16.November, meine Mutter gestorben ist und ich in dieser Situation für solche Sachen natürlich keine Gedanken hatte.  Ich war in der letzten Stunde bei ihr und habe sie vorbereitet. Es ging eigentlich ganz schnell, das Krankenlager war kurz und die Pflegerinnen meinten, sie wäre so sanft gestorben, dass es so aussieht, als ob sie von den Engeln geholt wurde. Jetzt ist sie dort, wo sie immer hin wollte – bei meinem Vater. Nun, meine Mutter ist 85 geworden (Vater war 86) und das ist ein schönes Alter.  Und irgendwann müssen wir alle gehen.   

Zwar bin ich inzwischen im Ruhestand – nur Ruhe habe ich eigentlich noch nicht gehabt. Mein Freund, der Tierlehrer Sascha Prehn, steht mit seinen Tigern hier in der Gegend im Quartier und langweilt sich bis zum Weihnachts-Engagement. Klar, dass ich den gelegentlich besuche oder auch mal nach Nassenerfurth hole. Dabei ist dann immer Chayenne, ein derzeit sechswöchiges Tiger-Baby. Und da ich bei Kasseler Familien-Weihnachts-Circus die Kamele vorführe muss ich morgen mit den Proben anfangen.

Dazu kommt, dass ich wieder gezielt zu schreiben begonnen habe – auf der Buchmesse ist ja so einiges besprochen worden.  Und da sind noch meine Katzen, die hier für Wirbel sorgen – auch wenn Sarina derzeit auf dem Computer schläft und Cindy sich zwischen Tastatur und Bildschirm rumlümmelt. Mona ist draußen auf der Rolle und die Fee passt im Schlafzimmer auf, das keiner mein Bett klaut.

Morgen also zwei Kamelproben, dann zu Sascha, weil er mit seinen Tigern proben will und einer zur Sicherheit an der Tür stehen muss, falls was passiert und die Katzen rausgetrieben werden müssen. Seine Frau Janine kann das derzeit nicht machen. Sie arbeitet in Mannheim auf dem Weihnachtsmarkt und Sascha fährt ab 10. Dezember zu seinem Weihnachts-Engagement.  Morgen hole ich ihn mal wieder nach Borken – da steht morgen der Hähnchenwagen. Klar, Klein-Chayenne ist mit dabei – die kann man nicht alleine im Wohnwagen lassen. Mal sehn, ob meine Katzen wieder auf Abstand gehen.  Jedenfalls habe ich meine „Katzenburg“ inzwischen in „Tiger-Palast“ umbenannt. Nun, ich denke, irgendwann wird es im Rahmen der Teestunde mal ein Bild von der Kleinen geben.  Und weil Sascha nach dem Weihnachtsengagement noch bis Ende Februar in unserer Nähe sein wird, werde ich Chayenne wohl noch etwas aufwachsen sehen.

Was am Samstag los war, als wir mit Chayenne zum 5. Geburtstag meines Pseudo-Enkelchens Lisa als „Special-Guests“ aufgetaucht sind, kann  sich sicher jeder vorstellen, der sich mit Kindern im Vorschulalter auskennt. Welches kleine Mädchen träumt nicht davon, an seinem Geburtstag einen kleinen Tiger zu Gast zu haben.
 
 Also – der Ruhestand ist im Prinzip ein Unruhestand.

In diesem Sinne, bis nächste Woche – und eine schöne und besinnliche Adventszeit.   
    

 

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