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Gefühl des Staunens?

SternengeflüsterGefühl des Staunens?

Der „Erzengel“-Zyklus verfolgt zwei größere Erzählebenen. Auf der einen Seite gibt es den Kridan-Krieg, der durch ein paar abtrünnige Aliendi ausgelöst wurde, auf der anderen die Genetiker und die Krankheit, die sie befallen hat.

Das sorgt dafür, dass der Zyklus dichter erzählt ist als der letzte und dadurch spannender ist. In einer früheren Ausgabe des »Sternengeflüster« erwähnte ich bereits den Anstieg von Gewaltdarstellungen im neuen Zyklus. Doch neben der dichteren Geschichten und der Gewalt hat man bei diesem Zyklus auch endlich wieder das Gefühl eines gewissen „sense of wonder“.

Diesen Begriff lege ich immer so aus, dass die Geschichte den Leser in Staunen versetzt. Das können die verschiedensten Dinge sein. So würde ich sowohl eine besonders detailliert erzählte Kultur als auch eine überraschende Wende wie zum Beispiel den Kridan-Krieg dazu zählen.

Davon hat der aktuelle Zyklus schon jetzt viel. Zuerst kam die überraschende Enthüllung, dass Dana Frost, langjähriger Kapitän der Sternenfaust, schon seit längerem an einem merkwürdigen Krankheit leidet. Später folgten der Kridan-Krieg, überraschend dynamische Schlachten, die Genetiker-Geschichten und die Handlung um Far Horizon und die Telepathen. All das hätte man am Anfang des Zyklus nicht vorhersehen können.

Die Genetiker sind dabei besonders faszinierend. Das hat verschiedene Gründe.

Die Geschichte der Genetiker wurde auf dem Zauberspiegel bereits in einem anderen Artikel erzählt. Während die Solaren Welten genetische Manipulation verboten, wurden sie auf den Planeten des Genetiker-Systems fortgesetzt. Das führte natürlich zu einigen Spannungen zwischen der Zentralregierung und den Genetikern. In der Folge spaltete sich das System von den Solaren Welten ab. In den folgenden Heften hörte man immer wieder von Veränderungen auf den Genetiker Welten. Da wurden alte „Modelle“ aussortiert. Nur handelte es sich bei den Modellen um genetisch veränderte Menschen, die nicht mehr die neuesten Veränderungen besaßen. Was man also aus dem System hörte, war menschen unwürdig.

Jagd auf Nickie BergerDas schienen mit der Zeit auch die Genetiker zu begreifen. Zwar blieben die Spannungen mit den Solaren Welten bestehen, doch auch innerhalb der Genetiker-Gesellschaft kam es zu Spannungen. Kurz vor Band 100 hörte man dann von Widerstand gegen die Genetiker-Regierung.Angeführt wurde dieser Widerstand von dem ehemaligen Regierungschef Diaz, der abgesetzt wurde, weil seine genetischen Verbesserungen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprachen.

Nach Band 100 hörte man dann aber erst einmal nichts mehr von den Genetikern. Das war extrem schade, denn sowohl das Schicksal des Widerstands in den Genetiker-Welten als auch die Rolle der Genetiker bei einem Virenangriff auf die Solaren Welten waren nicht wirklich geklärt. Der Zeitsprung, der mit Band 100 durchgeführt wurde, machte die Beantwortung dieser Fragen aber eigentlich unmöglich. So wurde eine sehr interessante Erzählebene mal eben abgeschnitten.

Im aktuelle Zyklus sind die Genetiker präsenter als je zuvor. In „Jagd auf Nickie Berger“ wird sogar noch einmal auf die Ereignisse vor Band 100 eingegangen. Außerdem erhält man endlich Antworten auf die Fragen, die im Weihnachts-Vierteiler aufgeworfen wurden. Die Autoren zeigen damit, dass sie Fragen endlich auch mal wieder beantworten können. Damit die Spannung dabei nicht abbricht, werden natürlich neue Fragen aufgeworfen.
Chimären-TanzIn „Chimären-Tanz“ erlebt man dann die negativste Seite der Genetiker. Ein wahnsinniger Genetiker wurde auf einem Planeten ausgesetzt und ist dabei, das gesamte Ökösystem umzubauen. Die Lektüre der Passagen auf diesem Planeten sind sowohl faszinierend als auch abstoßend. Was in dem Heft vor sich geht, kann kaum noch als menschlich bezeichnet werden. Hier gelingt es den Autoren auf jeden Fall, den Leser zum Wundern zu bringen. Allerdings wundert sich der Leser auch, warum die Genetiker-Welten auf einmal so ablehnend auf Tierversuche reagieren. Denn schließlich haben sie schon während des Kriegs mit den Dronte Soldaten eingesetzt, die Tier-Gene in sich trugen.

Wie bereits erwähnt wurde den Genetikern bereits ein Beitrag auf dem Zauberspiegel gewidmet. Darin wurde zum Schluss die Sorge geäußert, dass ein zu häufiges Auftreten der Genetiker eventuell deren Faszinationskraft mindern würde. Die Gefahr besteht natürlich. Aber solange die Autoren auf solide, verständliche Geschichten setzen, auf die irgendwann auch Erklärungen und Antworten folgen, wird dies hoffentlich nicht geschehen. Und wenn das doch geschieht, müssen die Genetiker halt wieder für einen Zyklus pausieren. Wobei ja immer noch die Möglichkeit besteht, dass die Krankheit, die die Genetiker befallen hat, dafür sorgen wird, dass die Genetiker überhaupt gar keine Rolle mehr spielen können.

Aber „Sternenfaust“ hat noch andere faszinierende Spezies erschaffen, die immer mal wieder in der Serie auftreten.

An erster Stelle sollten da die Shisheni genannt werden. Die Shisheni sind ein extrem friedliebendes  echsenartiges Volk. In ihrem System befindet sich ein Material, das Raumschiffe so gut abschirmen kann, dass sie von Strahlenwaffen keinen Schaden erleiden. Da ist es natürlich verständlich, dass alle galaktischen Völker dieses Material haben wollen. Aber durch Tricks und äußerst kreative Strategien gelang es den Shisheni zwei Mal Invasionen abzuwehren. Beide Male war die Sternenfaust mit dabei.
Außerdem nahmen die Shisheni an einer Expedition in den Morax-Teil der Milchstraße teil. Seitdem aber hört man kaum noch etwas von diesem eigenartigen und friedliebenden Volk.

Etwas skurriler sind die Sharaan. Die Sharaan sind eine Händlerrasse, die sehr eng mit dem kridanischen Imperium verbunden ist. Sie sind Methan-Atmer und werden immer noch von Zeit zur Zeit in der Serie erwähnt. So wurde in einem der letzten Hefte auf Kridania darüber nachgedacht, die Sharaan mit in die Kampfhandlungen gegen die Solaren Welten einzubinden. Die Sharaan scheinen da reine Vasallen der Kridan zu sein.
In den Anfangszeiten der Serie war das noch anders. Damals versuchten die Sharaan Zugang zu dem Wurmloch nach Transalpha zu bekommen. Der Versuch scheiterte, machten aber deutlich, dass die Sharaan durchaus ihre eigene Agenda verfolgten. Das harmlose Händlervölkchen entpuppte sich als gar nicht so harmlos. Seitdem hat man von keiner großen Sharaan-Aktion mehr gehört.

Während des Dronte-Krieges entdeckte die Sternenfaust permanent Systeme mit fünf Monden. Es stellte sich heraus, dass diese Zusammenstellung notwendig war, um Wurmlöcher zu erzeugen. Das war eine sehr gefährliche Sache, denn meistens führten diese Wurmlöcher zu den Dronte und sorgten somit für eine Invasion. Also war die Sternenfaust eine Weile lang damit beschäftigt, die Entstehung von Wurmlöchern zu verhindern.
Mittlerweile hört man überhaupt nichts mehr von den Systemen mit fünf Monden.

Ein faszinierendes Volk waren auch die Mantiden. Gleich im dritten Roman der Serie widmete ihnen Luc Bahl eine eindrucksvolle Beschreibung, die schon da beinahe ohne die Sternenfaust auskam. Die Mantiden waren zu Beginn der Serie auch die einzigen Verbündeten der Solaren Welten. Doch während des Dronte-Krieges entschieden sie sich dazu, ihre Heimatwelt zu verlassen und zu flüchten. Nach dem Krieg kehrte zwar ein Teil der Mantiden zwar zurück, wurde daraufhin aber von den anderen Völkern ignoriert.
Seitdem hat man von der interessanten Insekten-Spezies kaum etwas gehört.

Eine Weile nervte mich, dass ständig neue Völker bei Sternenfaust eingeführt wurden. Die waren zwar meist interessant und hoben sich häufig auch mal von den stereotypen Science-Fiction-Völkchen ab, aber Mara Laue beschrieb eigentlich alle zwei Monate ein neues Volk.
Mittlerweile vermisst man diese Beschreibungen beinahe. Seit dem Abgang Mara Laues gab es eigentlich keine neuen Völker mehr. Die einzige Ausnahme bildet hier das Eingeborenen Volk aus dem Weihnachtsvierteiler. Dabei hat Sternenfaust gerade noch aus der Anfangszeit ein großes Arsenal an Völkern, die an die Solaren Welten grenzen und die man mal wieder besuchen könnte.

Seit Beginn der Serie tauchen immer mal wieder Hinweise auf die so genannten „Toten Götter“ auf. Mal passiert das häufiger, mal eher selten. Zu Beginn waren diese Episoden wohl dosiert und spannend. Mittlerweile tauchen die Relikte häufiger auf und haben ihren Reiz verloren. Denn Antworten hat man eigentlich noch keine bekommen. Der Leser kennt mittlerweile zwar diverse Hilfsvölker, aber Antworten ist man eigentlich noch nicht näher gekommen. Auf Dauer ermüdet das natürlich.

„Sternenfaust“ bietet neben den Genetikern also noch eine Reihe faszinierender Dinge, die seit Band 100 eine eher geringe Rolle spielen. Das ist einerseits gut so, denn das Beispiel der „Toten Götter“ zeigt, dass man den Leser auf Dauer auch ermüden kann. Andererseits sind es gerade die vielen kleinen Dinge, die Sternenfaust zu etwas Besonderem machen, denn religiöse Kriege und Telepathen kennt man schon aus vielen anderen Serien.

Natürlich hat sich die Sternenfaust im wahrsten Sinne des Wortes verändert. Sie ist nicht mehr der U-Boot-artige leichte Kreuzer und auch nicht mehr der experimentelle Sondereinsatzkreuzer. Mittlerweile ist sie das Flag- und Schlachtschiff der Solaren Welten schlechthin. Die Befehlsstruktur an Bord ist enorm. Kleine, kurze Missionen sind kaum noch möglich. Somit sind die Geschichten um die Sternenfaust mit ihr gewachsen, sprich „größer“ geworden. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass es zu Beginn der Serie viele kleine Dinge gab, die den Leser durchaus mal staunen ließen.

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