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#64 - Kohl, Wallmann und ich

As Time Goes By# 64: Kohl, Wallmann und ich

Die Buchmesse ist unter anderem ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Halbprominenz und Prominenz wohin der Fachbesucher schaut. Schlagerbarden veröffentlichen ihre mit Herzblut von Ghostwritern geschriebenen Biographien. Jungstars aus Daily Soaps bringen auf dem Höhepunkt ihrer Popularität ihre 'Erinnerungen' raus, bevor sie dann für immer im Dunst der Halbprominenz und Supermarkteröffner, Dschungelcamper und Nebenrollenausfüller verschwinden.


Dann noch ein wenig echte Prominenz. Willy Brandt bin ich dort begegnet, Dieter Hildebrandt, Ephraim Kishon und anderen. Teilweise hat man am Würstchenstand ein paar Worte gewechselt. Man darf bloß keine Berührungsängste haben. Und die Erfahrung lehrt mich, dass die wirkliche Prominenz zugänglicher ist als die Träger des flüchtigen Ruhms, wie Popstars heutiger Prägung, Schauspieler aus Daily Soaps und ähnliche gelagerte 'Stars' ...

Aber auch die Politik ließ sich immer auf der Messe blicken. Pflichtprogramm, der Kultur zu Liebe und weil's nichts kostet. Als Helmut 'Birne' Kohl noch Kanzler und Walter Wallmann Ministerpräsident des Landes Hessen war, hatte ich in zwei aufeinanderfolgenden Jahren unheimliche Begegnungen der dritten Art mit beiden.

Im ersten Jahr plauderte ich mit Wolfgang "Arndt Ellmer" Kehl (auch Wolke genannt) müßig am Lübbe Stand über SF, Fantasy, Perry Rhodan, den Hexer und Gott und die vermaledeite Welt, als auf einmal der Laden in Bewegung geriet. Unauffällige Männer in dunklen Anzügen marschierten auf. Ich lehnte an der Wand des Bastei-Standes, meine Füße im Gang, als der Kanzler, der durchaus noch eine Gewichtsklasse höher boxte als ich, um die Ecke bog und fast über meine Beine gestolpert wäre. Mit Mühe gelang es mir gerade noch, eine aufrechte Haltung einzunehmen, und dann düste der Kanzler, der dem Lübbe-Verlag (insbesondere dem Gründer) verbunden war, an uns vorbei, ohne zu stürzen. Vor meinem geistigen Auge tauchte die BILD-Schalgzeile auf: "Erfolgloser Autor fällt den Kanzler – Leibwächter überwältigten den Attentäter" ...

Ein Jahr später hatte ich mit Helmut Pesch gerade eine Weile geklönt, stellte dann aber fest, dass ich ganz schnell zu meinem nächsten Termin eilen musste. Ich verabschiedete mich hektisch, griff meinen Aktenkoffer und donnerte in vollem Lauf vom Stand, bog um die Ecke und da kamen der Kanzler und Walter Wallmann, der auf einmal meine Brust anstarrte. Dank guter Reflexe konnte ich haltmachen, bevor ich ihn, den Ministerpräsidenten des Landes Hessen, über den Haufen gerannt hatte, denn Wallmann war nicht über einsiebzig groß und wog höchstens die Hälfte von mir.

Seither biege ich vorsichtiger um die Ecken von Messeständen ...

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