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# 18 Fantasy - das unbekannte Wesen

As Time Goes By# 18: Fantasy – das unbekannte Wesen

Bereits im Zauberspiegel spielte sie per Definition der Macher schon eine Rolle. Denn wir hatten uns schon bei der Gründung darauf festgelegt, uns nicht nur den Dan Shocker-Serien zu widmen, sondern darüber hinaus zu gehen ‑ auch im Interesse der Vielfalt in dem noch namenlosen Fanzine. So betreute das Team Aichele/Drögemöller die Sparte Larry Brent/Horror und das Duo Dammann/von Allwörden die Sparte Macabros/Fantasy.

In das restliche Fandom stieß die Fantasy erst nach und nach vor. Zum einen gab es damals die Welle von Fantasyfilmen, ausgelöst durch Arnold Schwarzenegger in der Rolle des Conan und die zahlreichen italienischen Rippoffs wie Ator, Gunan, Er stärker als Feuer und Eisen und all dem teilweise herrlichen Unsinn. Dazu kamen mehr oder minder gute und teure US-Produktionen wie der Tag des Falken, Legende, Das Labyrinth und so weiter. Weiterhin war es so, dass in Serien wie Zamorra und Ballard zunehmend Fantasy-Elemente Einzug hielten. Es war der Boom des Genres zu Anfang der achtziger Jahre, der auch viele mehr oder minder gute Taschenbücher in die Buchhandlungen spülte.

Das Horrorfandom konnte sich dem also kaum entziehen. Nur, wer schon von seinem Leib- und Magengenre, dem Horror, keine oder nur wenig Ahnung hatte (das ging nicht nur Dieter Hoven so, der immerhin mit der Frage beeindruckte, was denn Vampire mit Erotik zu tun hätten), kannte die Fantasy auch kaum oder eben gar nicht.

Hugh Walker mühte sich zwar redlich in der Terra Fantasy-Reihe mit seinen Einführungen Licht ins Dunkel zu bringen. Kurt Luif aka Neal Davenport schrieb sich in den frühen Nummern der Serie Mythor die Seele aus dem Leib, in der er eine Volksversion der Geschichte des Genres unters Volk streute. 1984 erschien auch Helmut W. Peschs Doktorarbeit (Fantasy in Theorie und Geschichte) und lieferte die akademische Variante. Man hätte sich rein theoretisch schon schlau machen können, wenn man denn gewollt hätte.

Aber es gab ja noch die Cinema, von Norbert gern als die BILD unter den Kinozeitschriften bezeichnet, weil sie vorwiegend mit Bildern denn Kritiken beeindruckte (ein Zustand, der sich bis heute nicht geändert hat). Exemplarisch das Verhalten der Zeitschrift zum Start des 1. Batman-Films: mehrere Monate euphorische Berichte. Schon als der Film nicht so lief wie gehofft und sich kritische Stimmen mehrten, feierte die Cinema diesen Film als epochemachendes Ereignis. Erst als alles gelaufen war, kam dann auch der kritische Nachschlag der Cinema. Die Hamburger Morgenpost lieferte in ihrem Kinojahresrückblick dann postum den Slogan zu Batman: Der Film zum Hemd.

Diese Cinema gab zum Start des Conan Films und der bereits angekündigten Welle ein Sonderheft zum Thema Fantasy heraus, das die Vorliebe der Zeitschrift für oberflächliche Berichterstattung zementierte. Unkritisches Jubeln, beim Blick aufs Genre hätte man sich einen schärferen Blick gewünscht und nicht das präsentierte Wischiwaschi. Aber gut. Mehrere Clubs nutzten allerdings dann ausgerechnet die Cinema als Quelle für ihren ersten Blick ins Genre und dementsprechend "fachlich" war das dann auch.

Ich meine, ich muss gestehen, in dieser Hinsicht selbst zwei kapitale Böcke geschossen zu haben. Ich machte in Zauberspiegel Nr. 2 Tolkien zum Berichterstatter des 2. Weltkriegs (großes Kino). Hat aber keiner unserer Leser gemerkt (sic!) und ich korrigierte diesen gewaltigen Fauxpas erst im Rückblick auf fünf Jahre Zauberspiegel. Zum Zweiten machte ich aus der Conan Begleiterin Belit, der Königin der schwarzen Küste, eine Farbige (was sie nicht war). Dies ist immerhin wenigstem einem aufgefallen und wurde umgehend korrigiert. Für den Tolkien-Lapsus gibt es keine Entschuldigung. Für den Howard/Conan-Bock habe ich zumindest die Erklärung, dass mir der Freud'sche Fehler unterlief, weil Belit die Königin der Schwarzen Küste und Herrin über Farbige (Schwarze) war. Naja …

Die Bad Oeynhausener um Thomas Beinke veranstalteten gar ein Fantasypreisausschreiben, welches ich turmhoch gewann. Ich beantwortete die 30 (glaube ich) Fragen auf dem Parkplatz des Campingplatzes in Ahnatal-Weimar, als die Herren das Auto zwecks Heimreise bestiegen in wenigen Minuten und korrigierte gleich noch die Fehler. Das Witzige daran: Ich war selbst noch eine Laie, der das Genre erst vier oder fünf Jahre kannte. Das ist „Conan" und „Der Herr der Ringe" und Andre Nortons „Hexenwelt“-Zyklus zu verdanken. Letzterer wurde von Hubert „Hugh Walker" Straßl dem deutschen Leser in Terra Fantasy näher gebracht.

Andererseits gab es zu dieser Zeit kein oder besser nur wenige Kontakte zum EDFC (Erster Deutscher Fantasy Club) und FOLLOW oder zum SF-Fandom, in dem viele fachlich doch recht beschlagen sind. Das lag zum Einen daran, dass das Horrorfandom zu sehr auf das Heft (seine Serien und Autoren) fixiert war (auch einer der Gründe des Sterbens des Fandoms desselben ab 1986/87). Zum Anderen kursierte (unter anderem geschürt durch bittere Erfahrungen von W. K. Giesa, der mit der AG SF Monströses erlebte) ein verzerrtes Bild des SF-Fandoms. Und auch FOLLOW galt mehr als Kostümverein, der sich Zugängen eher verschloss. Beide Bilder waren falsch, aber zu prägnant, als dass sich das nicht gut eingebrannte hätte.

Ich hatte da auch schon meine Erfahrungen mit FOLLOW gesammelt, diese aber nie verallgemeinert. Ende 1986/Anfang 1987 suchte ich im Zauberspiegel einen Mitarbeiter für die Fantasyspalte. Ich fragte Helmut Pesch, wen er empfehlen könnte. Helmut empfahl mir Hermann Ritter zu fragen, der habe eine aktive Truppe. Ich schrieb Hermann Ritter, ob er jemand für mich wüsste. Die Antwort war: "Ich habe keine Zeit." Da habe ich dann die Kolumne selbst betreut und es ist die Jahre über recht gut gegangen und hat mir selbst viele Einsichten vermittelt. Ich habe quasi beim Schreiben gelernt.

Insgesamt ist die Geschichte der Fantasy im Horrorfandom der ersten Hälfte der Achtziger von dem nur Relikte überlebten, eine Geschichte der Peinlichkeiten (und damit dazu geeignet, noch das eine oder andere Mal thematisiert zu werden)

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