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SETI – Auf der Suche nach außerirdischem Leben

SETI – Auf der Suche nach außerirdischem Leben

SETI ist die Abkürzung für „Search for Extraterristrial Intelligence“, zu Deutsch: Suche nach Extraterristrische Intelligenz. Das Feld mit unzähligen Radioteleskopen ist ein bekanntes Bild und ziert auch die Spielepackung für ein außergewöhnliches Brettspiel aus dem Hause CGE – Czech Games Edition. Den deutschen Vertrieb hat der Heidelberger Spieleverlag übernommen. Beides Namen, die für gute Qualität im Bereich der Brettspiele stehen.

Mit SETI ist nun 2024 ein Spiel auf den Markt gekommen, welches sich der Suche nach außerirdischem Leben zum Thema macht.

Ein bis vier Spieler leiten hierbei eine Raumfahrtgesellschaft, deren Ziel es ist, die Planeten in unserem Sonnensystem zu erforschen und dabei nach Spuren außerirdischen Lebens zu suchen. Als Produkt der Kategorie Kennerspiel darf man hierbei einen herausfordernden Mechanismus erwarten, der das Spiel komplex, aber nicht kompliziert macht.

Neugier beim Auspacken

Wer sieht sich eigentlich die Rückseite eines Spielbretts an? Meist sind die Dinger eh nur schwarz. Bei SETI lohnt sich allerdings der Blick auf die Rückseite des mehrteiligen Spielbretts, denn hier ist eine weitere, sehr stimmungsvolle Illustration zu sehen, die sich ebenfalls dem Thema des Spiels annimmt. Alleine hier kann man schon erkennen, wieviel Liebe zum Detail ins Spiel gesteckt wurde. Ein schönes Gimmick nebenbei. Konzentrieren wir uns jetzt auf das Spiel selbst.

 

Das Spielprinzip

Der Umfang des Spiels kann sich sehen lassen. 138 Spielkarten, mehrere Spielbrettteile, Sonden, Signale, Pappmarker und einiges Mehr. Doch obwohl hier viel Material vorhanden ist, wirkt das Spiel nicht unübersichtlich. Ein Vorzug, der sich insgesamt durch alle Phasen des Erlernens des Spiels durchzieht. Die Spielregeln sind gut geschrieben und vermitteln meist eine klare Vorstellung von dem, was wann und wie gemacht werden muss.

Jeder Spieler repräsentiert eine Raumfahrtbehörde und als solche bekommen alle Mitspieler die gleichen Startressourcen an Energie, Kapital und Handlungskarten. Mit diesen Ressourcen gilt es nun, Sonden in den Weltraum zu bringen und die sieben anderen Planeten zu erforschen (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun). Wir können uns entscheiden, einen Planeten zu umkreisen, oder auf ihm zu landen. Wenn vorhanden, können wir sogar auf einem der Monde eines Planeten landen, sofern die dafür nötige Technologie entwickelt wurde. Diese Reise zu den Planeten bringt uns natürlich auch wieder neue Ressourcen, vor allem auch welche, mit denen man zwei von insgesamt fünf außerirdischen Spezies im Spiel entdecken und daraus weiteren Nutzen ziehen kann.

Gespielt werden insgesamt fünf Runden, was sich erstmal nach wenig anhört. Allerdings unterteilt sich eine Runde in eine unbestimmte Anzahl von Zügen. Je nachdem, wie gut man mit seinen Ressourcen hantiert, sind etwa vier Züge pro Runde je Spieler möglich. Da sind wir dann schon bei zwanzig Zügen.

Um das ein wenig aufzuschlüsseln: Mit jeder neuen Runde erhält jeder Spieler neue Ressourcen, mit denen er pro Zug eine Hauptaktion und beliebig viele sogenannte freie Aktionen machen kann. Ein einfacher Mechanismus, der die Möglichkeiten sinnvoll begrenzt. Die Handlungsoptionen richten sich auch nach zufällig gezogenen Karten und den Handlungen der Mitspieler.

 

Im Solospiel

Es ist ein großer Vorteil, wenn man ein Spiel auch alleine spielen kann. SETI profitiert davon erheblich, weil es einem Spieler die Möglichkeit gibt, sich mit dem Spielprinzip vertraut zu machen, damit die erste Mehrspielerpartie flüssiger läuft.

Sonde starten, forschen, zu einem der Planeten fliegen und diesen umkreisen, oder darauf landen. Soweit, so einfach. Doch das Spiel wäre weit weniger faszinierend, wenn das Geschehen derart simpel bleiben würde.

Eine Rakete mit einer Sonde von der Erde zu starten kostet Credits. Sie dann im Sonnensystem zu bewegen, kostet Energie. Die Kartenhand ermöglicht einem dann noch weitere Aktionen, unter anderem auch das Reisen der Sonde durch die einzelnen Sektoren, ohne Energie zu zahlen.

Ein automatischer Spieler ist im Wechsel zu dem Solospieler dran und befolgt die Spielanweisungen anhand extra für ihn gestalteter Karten, auf denen mehrere Handlungsoptionen dargestellt sind. Je nachdem, ob er die erste Option nutzen kann, wird er dies tun, oder dann Ausweichoptionen nutzen. Dieser Mechanismus ist gut ausgestaltet, so dass die Züge des automatischen Spielers kaum willkürlich, sondern recht logisch erscheinen. Und dummerweise kann er einem auch mal eine Strategie zerstören, wenn er beispielsweise sein Rundenende erreicht hat und einfach passt. In dem Moment dreht sich das Sonnensystem weiter, und plötzlich ist der eben noch kurze Weg zum nächsten Planeten nicht nur länger geworden, sondern womöglich auch noch durch ein Asteroidenfeld schwerer zu durchqueren.

Diese gut durchdachte Logik des automatischen Spielers ist hier besonders hervorzuheben. Es gibt einige Spiele, die einen Solomodus anbieten und die meisten sind zwar gut durchdacht, karnken aber oft daran, dass die Züge des automatischen Spielers vor allem darauf ausgelegt sind, dass er insgesamt dem Mechanismus folgt, um zum Spieler konkurrenzfähig zu bleiben.

Anders ist es bei SETI. Dadurch, dass hier mehrere Optionen angegeben wurden, die einem schlüssigen Aufbau folgen, fügen sich die Aktionen des automatischen Spielers ganz logisch ins Spielgeschehen ein.


Mit mehreren Spielern

Ein Brettspiel macht natürlich mit echten Mitspielern gleich nochmal soviel Spaß. In der zweiten Testrunde waren drei Spieler beteiligt, die sich dem Wettlauf ins All und um die Gunst der Außerirdischen gestellt haben.

Das Spiel beginnt erstmal ganz harmlos damit, dass jeder seine erste Sonde ins All schießt und damit die nahen Planeten erkundet. Die Möglichkeiten des Spiels entfalten sich von Zug zu Zug. Dadurch, dass man zwar jeweils nur eine Hauptaktion, aber theoretisch unendlich viele freie Aktionen ausführen kann, sofern man die benötigten Ressourcen besitzt, eröffnen sich den Spielern bald vielschichtige Varianten, das Speil zu spielen. Wir haben im Spiel zu dritt festgestellt, dass jeder tatsächlich seinen eigenen Schwerpunkt hatte, den er, bzw. sie verfolgte.

Durch das Scannen von Raumsektoren kann man Daten gewinnen, deren Analyse Informationen zu außerirdischem Leben liefern, während das Landen auf den umliegenden Planeten Wissen generiert. Die Forschung von Technologien erweist sich im Spiel als ein Thema, das man im Auge behalten sollte. Natürlich kann man auch so einfach im All herumreisen, doch die Technologien bringen wichtige Vorteile.


Ziel des Spiels

Im Laufe des Spiels erhält jeder Spieler für bestimmte Aktionen Siegpunkte. Gewonnen hat am Ende der Spieler, der die meisten Punkte hat. Dabei kann sich innerhalb der fünf Runden ein wirklich spannendes Wettrennen ergeben, das nur schlecht vorhersehbar ist. Ein paar gute Chancen können einem Spieler einen wahren Punkteregen geben, während man bei anderen Zügen kaum vorwärts kommt.

Es hat sich im Probespiel herausgestellt, dass es sich auszahlt, eine Strategie zu verfolgen, die die möglichen Boni für die Entwertung berücksichtigt. Während zwei SpielerInnen auf die unmittelbaren Möglichkeiten konzentriert waren, hatte unsere dritte Mitspielerin zum Ende des Spiels den Fokus der goldenen Wertungsplättchen im Auge behalten und schoss am Ende mit den Punkten wie eine Saturn-V-Rakete an allen anderen vorbei.


Fazit:

Als kleiner negativer Punkt sei angemerkt, dass ein, zwei Regeln im Testspiel nicht ganz klar waren. Das Regelwerk, so gut und einfach es auch insgesamt gehalten ist, bietet hier leider keine näheren Beschreibungen. So muss man eventuell eine Hausregel für den einen, oder anderen Vorgang einführen. Das klappt gut und verändert nichts an der guten Balance des Spiels. Am Ende haben sich auch wirklich nur wenige Fragen ergeben. Für die erste Partie sollte man sich aber auf jeden Fall viel Zeit nehmen und diese gegebenenfalls unvollendet abbrechen. Das ist jedoch bei Spielen dieses Umfangs kein Problem.

Die positiven Aspekte gleichen diese leichte Schwäche gut aus. Zwar ist SETI kein kooperatives Spiel, doch der Wettbewerbsmechanismus ist genau darauf ausgerichtet: den Wettbewerb!

Hier geht es nicht darum, gegeneinander zu spielen, obwohl manch ein Zug schon dafür sorgen kann, es einem Mitspieler schwerer zu machen. Insgesamt achtet hier aber jeder Spieler vor allem auf sein eigenes Vorankommen, denn andere zu behindern und zu blockieren nutzt einem herzlich wenig. Von daher ist das Spielprinzip gut geeignet, einen fairen Wettlauf um das Rennen im All zu auszutragen. Die 138 (!) Handlungskarten und das rotierende Sonnensystem sorgen dafür, dass keine zwei Partien genau gleich ablaufen, was dem Spiel einen hohen Wiederspielwert beschert.
Die Spielkomponenten sind nicht nur hochwertig, sondern bestechen auch damit, dass vieles aus recyceltem Material hergestellt wurde. Zehn Klemmtüten sorgen dafür, das alles aufgeräumt bleibt, wobei ein Sortiereinsatz schöner wäre.


Hier gibt es 4,5 von 5 Sternen für ein spannendes Spiel, das ein unverbrauchtes Thema bedient und sich nicht damit begnügt, dass die Spieler einfach nur gegeneinander spielen, sondern sich im Wettbewerb messen können.

SETI – Auf der Suche nach außerirdischem Leben
Alter: 13+
Spieldauer: 40 – 160 Minuten
Spieler: 1 – 4
Kategorie: Kennerspiel
Deutsche Veröffentlichung: 2024
Heidelberger Spieleverlag

 

 

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