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Classic Corner: Tomb Raider I + II – Angelina Jolies Durchbruch

Classic Corner: Tomb Raider I + II – Angelina Jolies Durchbruch

Heute ist der 15.05.2025. Vor genau 40 Jahren, am 15.05.1985, starb Lord Richard Croft, der Vater von Lara Croft. So wäre es jedenfalls gewesen, wenn es Lord Richard Croft wirklich gegeben hätte. Hierbei handelt es sich jedoch um eine fiktive Figur aus dem ersten zur beliebten Videospielreihe gehörenden Film: Tomb Raider aus dem Jahr 2001. Zeit, sich diese beiden Filme mal wieder anzusehen.

Die Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben

Beginnen wir mit diesem Zitat von Mark Twain, denn eines soll an dieser Stelle festgehalten werden: Es gibt wirklich einen Richard Croft! Er ist Opernsänger, 66 Jahre jung und wird regelmäßig als lyrischer Tenor, oder auch „Mozart Tenor“ gefeiert. Diese reale Person hat aber natürlich nichts mit der fiktiven Figur des Lord Richard Croft zu tun, dessen ebenso fiktiver Tochter Lara das Hauptaugenmerk in diesem Artikel gilt.

Die Computerspielreihe Tomb Raider startete im Jahr 1996 sehr erfolgreich durch und bringt es bis heute auf insgesamt 23 verschieden Titel für PC, Mac und diverse Konsolen, sowie zusätzlich 3 Realverfilmungen aus den Jahren 2001, 2003 und zuletzt 2018.

Tomb Raider I

Der Tod ihres Vaters ist maßgeblich für den Werdegang der jungen Lara Croft, die sich seit jeher für Astrologie und Archäologie interessiert. So wird hier auch ein besonders seltenes astrologisches Phänomen - die sogenannte Linearkonstellation der (damals noch neun) Planeten - als Anlass genommen, ein verloren geglaubtes Artefakt zu suchen, das sich „Das Auge der Vorsehung“ nennt.

Selbstverständlich ist neben Lara, die durch einen Brief ihres verstorbenen Vaters auf die Teile dieses Artefakts aufmerksam gemacht wurde, auch eine feindliche Gruppierung auf der Suche danach. Denn schließlich verspricht das Auge der Vorsehung gottähnliche Macht. Passend dazu wird hier auch der Geheimbund der Illuminati eingebunden, welche zu der Zeit bereits Teil einer Verschwörung in Dan Browns Roman „Angels & Demons“ (2000) - in Deutschland erst 2003 unter dem Titel „Illuminati“ veröffentlicht - waren. Natürlich völlig unabhängig von „Tomb Raider“, aber damals eine Art Modeerscheinung.

Der Film nutzt die Videospielvorlage gut aus und zeigt mit Angelina Jolie eine agile, selbstbewusste und auch sexy Archäologin, die sich gegen Übungsroboter, schießwütige Söldner und selbst den Lauf der Zeit beinahe mühelos behaupten kann. Regisseur Simon West bewies bereits 1997 mit „Con Air“, dass er dem Genre des Actionfilms zugetan war und lieferte auch mit diesem Film ein solides Stück Unterhaltungskino ab. Die Spielzeit von 90 Minuten sind ohne Längen mit nachvollziehbarer Handlung gefüllt und mit passender Action garniert.

Tomb Raider II

Durch ein Erdbeben in Griechenland tritt eine geheimnisvolle Kugel zutage, die sich als Schatzkarte entpuppt. In der Wiege der Menschheit soll die Büchse der Pandora versteckt sein, in der sämtliche Seuchen und Krankheiten der Welt enthalten sein sollen. Während skrupellose Geschäftemacher dieses Artefakt für ihre unredlichen Zwecke missbrauchen wollen, macht sich Lara Croft auf die Suche danach, um die Menschheit vor den tödlichen Schrecken dieser Box zu bewahren.

Regisseur Jan de Bont hatte im Vorfeld sehr prominente Filme als Kameramann begleitet (z.B. „Stirb langsam“, oder „Jagd auf Roter Oktober“) und mit seinen ersten Regiearbeiten („Speed“, „Twister“) unter Beweis stellen können, dass er ein Händchen für actiongeladene Filme hat. Allerdings gelang es ihm nicht, eine ähnliche packende Inszenierung für diesen Film abzuliefern.

„Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“ bietet zwar grundsätzlich alles, was ein spannender Abenteuerfilm benötigt, doch leider zieht die Action im Gegensatz zum ersten Teil nur bedingt mit der Story mit. Dabei liegt das nicht daran, dass der Film lahm wäre. Im Gegenteil wurde hier sogar noch mehr auf die Tube gedrückt, was allerdings auch teilweise zu sehr hanebüchenen Szenen führt. So wirkt es beispielsweise absolut unglaubwürdig, wenn Lara mit dem Motorrad auf ihre Gegner zufährt, die Vorderradbremse betätigt, bis sich das ganze Bike anhebt, um dann eine seitliche Drehung zu vollziehen, die dafür sorgt, dass ein Gegner mit dem Hinterrad am Kopf getroffen wird.

Höher, schneller, weiter! Dieses Konzept hat bei Tomb Raider II nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Der Film wurde ein Flop, Angelina Jolie hatte keine Lust auf eine weitere Fortsetzung und Jan de Bont hängte seine Karriere als Regisseur an den Nagel.

Weibliche Heldenfigur?

Machen wir uns nichts vor, die Figur der Lara Croft war von Beginn an auf ihre Oberweite fokussiert. Spieleentwickler Toby Gard, der für die Erschaffung der Figur verantwortlich zeichnet, wollte eine weibliche Spielfigur, weil die ganzen akrobatischen Einlagen in den Spielen seines Erachtens nicht zu einem männlichen Charakter gepasst hätten. Dass Laras Brüste derart groß geworden sind, sei im Ursprung ein Fehler gewesen, den man jedoch nicht korrigiert hat. Das und die knappe Bekleidung hat vor allem männliche Spieler angesprochen. Der oberflächliche Sexappeal wurde dann auch in die Rolle beider Filme auf Angelina Jolie übertragen, was jedoch nicht immer Anklang fand. Sigourney Weaver (Alien, Ghostbusters, Avatar) beispielsweise kritisierte: „Dicke Brüste, enge Shorts und eine Knarre in der Hand, das allein reicht in meinen Augen noch nicht, um einen weiblichen Hero zu kreieren.“
Vergleicht man dagegen die aktuellen „Tomb Raider“-Spiele und den Film mit Alicia Vikander in der Hauptrolle, ist Lara Croft nun weniger spätpubertärer Männertraum, als vielmehr ernstzunehmende, weibliche Heldenfigur. Die Persönlichkeitsentwicklung ist in jedem Fall besser geworden.

Game of Throne Raider

Beide Filme warten ohnehin schon mit einigen bekannten Schauspielern auf. Jon Voight (Mission: Impossible) zum Beispiel der nicht nur Laras Vater spielte, sondern in Wahrheit auch Angelina Jolies Vater ist. Auch Daniel Craig (James Bond), Gerard Butler (Angel Has Fallen) und Til Schweiger (Tatort) haben ihre Auftritte.
Game of Thrones Fans können sich aber auf ein Widersehen mit ein paar inzwischen bekannten Gesichtern freuen, die damals noch weniger prominent waren.
Iain Glen zum Beispiel, der im ersten Lara Croft Film den zwielichtigen Anwalt Manfred Powell spielt, war in Westeros als Jorah Mormont bekannt. Oder der irische Schauspieler Ciarán Hinds. Seit 1981 im Film „Excalibur“ regelmäßig auf der Leinwand zu sehen, spielte der Mime nicht nur den Antagonisten in Tomb Raider II, sondern er war auch der König jenseits der Mauer in Game of Thrones.
Viel erstaunlicher und fast nicht wiederzuerkennen ist jedoch Laras Gehilfe Bryce, der in beiden Filmen zu sehen war. Der Schauspieler Noah Taylor verkörperte hier einen eher nerdigen Technikfreak. Zurückhaltend, schüchtern, freundlich. Kaum zu glauben, dass der gleiche Darsteller in Game of Thornes den absolut unsympathischen Locke gespielt hat. Locke war der Kerl, der Jamie Lannister die Hand abgeschlagen hat und Brienne von Tarth gegen einen Bären kämpfen ließ. Sehr wandlungsfähig!

Fazit:

Als Abenteuerfilme funktionieren die Filme grundsätzlich gut. Die Geschichten bieten ein gewisses Maß Mysterium, welche sich jeweils gut eignen, um die Geschichte am Laufen zu halten. Bei der Umsetzung hätte man sich ruhig trauen können, Lara mehr Persönlichkeit zu geben, statt die vollbusige Videospielvorlage möglichst genau auf die Leinwand zu bringen. Der zweite Teil flacht zudem leider dahingehend ab, als dass die durchaus rasante Inszenierung eher lieblos heruntergespult wird. Da wundert es auch nicht, dass Angelina Jolie kein Interesse mehr an weiteren Fortsetzungen hatte.
Allerdings kann man beide Filme auch heute noch als leichte Unterhaltung genießen.

Zusammen gibt es 3 von 5 Sternen für zwei solide, aber nicht überragende Abenteuerfilme, die zumindest der Vorlage einigermaßen treu bleiben, sich aber sonst wenig Neues trauen.

 


Lara Croft: Tomb Raider
DVD
FSK: 12
Spielzeit: 90 Minuten


Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens
DVD
FSK: 12
Spielzeit: 120 Minuten

 

 

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