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Mit dem Zug nach Kalapur - »Brennendes Indien«

Brennendes IndienMit dem Zug nach Kalapur
»Brennendes Indien«

Im Jahr 1959 inszenierte der Brite J. Lee Thompson mit „Brennendes Indien“ sicherlich einen der von der Kritik am meisten geschätzten Filme seiner Karriere. Der Abenteuerfilm punktet in erster Linie durch eine herausragende Kameraführung durch Geoffrey Unsworth, die nun in der BluRay-Erstveröffentlichung des Films in der Reihe „Pidax Historien-Klassiker“ besonders eindrucksvoll wieder zur Geltung kommt.

Brennendes Indien„Brennendes Indien“ ist in erster Linie ein Abenteuerfilm, der die gefährlichen Begegnungen und Zwischenfälle auf der Reise der Protagonisten auf spannende Weise aneinanderreiht. Aber der Film ist auch ein historischer Kommentar auf die Hochphase der Kolonialzeit, in der das britische Empire auf jedem Kontinent mit ihren Besatzungstruppen präsent war und den dortigen Ureinwohnern nicht nur ihre Religion, sondern auch ihren Way-of-Life aufzudrücken versuchten. Dass diese Invasionspolitik oftmals mehr Leid und Wut verursachte, als Segen mit sich brachte, ist längst kein Geheimnis mehr und hat im Laufe des 20. Jahrhunderts auch dazu geführt, dass die westlichen Kolonien wieder in die Unabhängigkeit entlassen wurden. J. Lee Thompsons („Die Kanonen von Navarone“) Film ist im Jahr 1905 angesiedelt und berichtet von den Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus in Nordindien, bei denen sich die britische Kolonialmacht ebenfalls nicht zurückhalten möchte und regulierend in die Kämpfe der verfeindeten Gruppen eingreift.

Brennendes IndienPrinz Kishan (Govind Raja Ross) ist erst fünf Jahre alt und Sohn eines Maharadschas in Nordindien. Für die gläubigen Hindu ist er dennoch bereits eine Leitfigur, und den Moslems deswegen ein Dorn im Auge. Radikale Anhänger dieser anderen Glaubensrichtung töten Kishans Vater und würden auch vor dem kleinen Jungen nicht Halt machen, wenn sie ihn zu greifen bekommen würden. Im Auftrag des britischen Gouverneurs der Provinz soll der Armeeangehörige Captain Scott (Kenneth More) Prinz Kishan sicher von Haserabad nach Kalapur geleiten, wo man besser für den Schutz des Thronfolgers sorgen könnte. Der letzte reguläre Zug hat die Stadt mit hunderten Flüchtlingen allerdings bereits verlassen. Scott gelingt es, die etwas baufällige Lokomotive Victoria und ihren liebenswerten Lokführer Gupta (I.S. Johar) noch für seine Zwecke einzuspannen und eine allerletzte Fahrt aus der mittlerweile von Moslemgruppen besetzten Stadt zu organisieren. Weitere Reisegäste des aus einem Personenwagen und einem Schlepptender bestehenden Zugs sind Kishans amerikanische Gouvernante Miss Wyatt (Lauren Bacall), die Frau des Gouverneurs, Lady Windham (Ursula Jeans), der Waffenverkäufer Peters (Eugene Deckers), der britische Diplomat Bridie (Wilfrid Hyde-White) und der allseits eher unerwünschte holländische Reporter van Leyden (Herbert Lom), der durch eine List mit an Bord genommen werden muss. Schon die Fahrt aus den Stadtmauern von Haserabad heraus wird zu einem Abenteuer, und unterwegs lauern zahlreiche weitere Gefahren auf die Gruppe, da die Moslems das Gelingen der Aktion mit allen Mitteln verhindern wollen.

Brennendes IndienJ. Lee Thompson liefert mit „Brennendes Indien“ den Beweis ab, dass er ein ausgezeichneter Spannungsregisseur war, dem es auf vorzügliche Weise gelang, publikumswirksame Höhepunkte aneinanderzureihen und technisch perfekt in Szene zu setzen. Durch die bestechend schönen Cinemascope-Bilder von Chefkameramann Geoffrey Unsworth kommen die aufwändigen On-Location-Aufnahmen gleich nochmal so gut zur Geltung und machen einen weiteren, zeitlosen Reiz dieses Films aus. Das überschaubare Figurenensemble und deren individuelle Sorgen und Nöte nehmen bereits ein wenig den ab den späten 1960er Jahren so beliebten Katastrophenfilm vorweg. Insbesondere Herbert Lom kann auch hier wieder Akzente setzen und legt seine Rolle als undurchschaubare, gebrochene Figur an. In den Kinos lief „Brennendes Indien“ seinerzeit nur in einer um rund 20 respektive 41 Minuten gekürzten Fassung, die bislang auch immer wieder bei Fernsehausstrahlungen und auf DVD Verwendung fand. Für die BluRay-Erstveröffentlichung konnte man nun auf ein tolles britisches Master mit hervorragendem Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) zurückgreifen, bei dem die damals nicht Deutsch synchronisierten Passagen im Original mit deutschen Untertiteln wiedergegeben werden. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist stets gut verständlich und nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es eine nette animierte Bildergalerie zum Film sowie Werbematerial als PDF-Datei auf der Scheibe.

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