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Die Erde ist nicht mehr zu retten - T.S. Orgel »Behemoth«

0Die Erde ist nicht mehr zu retten
T.S. Orgel »Behemoth«

Bekannt wurde das Autorenduo T.S. Orgel durch seine Fantasy Bücher. Die beiden Trilogien "Orks vs. Zwerge" (2012-2014) und "die Blausteinkriege" (2015-2017) waren überaus erfolgreich.

Aber mit "Terra" aus dem Jahre 2019 haben die beiden Brüder Tom und Stefan Orgel auch schon einen beachtenswerten SF-Roman vorgelegt.

Ging es damals noch um die Erde, so ist man jetzt einen Schritt weiter.

BehemothDie Geschichte
Während es mit der Erde immer weiter abwärts geht, besiedeln die Menschen Mond und Mars. Und auf dem Roten Planeten finden einige Siedler ein Wrack. Es handelt sich anscheinend um ein außerirdisches Raumfahrzeug, das in weiten Bereichen noch funktionsfähig ist.

Mit den dort gefundenen Techniken werden drei Raumschiffe ausgerüstet, die zur vermuteten Heimatwelt der Außerirdischen aufbrechen, während es um die Menschen im Sonnensystem immer düsterer steht. Erde, Mond und Mars haben jeweils ein Schiff gebaut. Um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Mission zu erhöhen, fliegen sie gemeinsam los. Doch schon bald gehen die Besatzungen auf Abstand. Das Erdenschiff "Zheng He", dominiert von Menschen chinesischer Abkunft, misstraut den KIs und geht stattdessen den Weg der genetischen Optimierung des Menschen. Tiergenome machen die Menschen zu perfekt auf ihre Aufgaben zugeschnittenen Besatzungsmitgliedern. Ein Drachenrat regiert mit harter Hand. Das Mondschiff "Tereschkowa" setzt mehr auf menschlichen Erfindungsgeist und das Improvisationstalent der eigenen Leute. Doch dieses Schiff wird von einem Asteroiden im Leeraum getroffen und schwer beschädigt. Die Schiffs-KI fällt aus und ein Admiral reisst die Macht an sich. Die Marsianer haben sich dafür entschieden, die meisten Siedler und Besatzungmitglieder im Kälteschlaf reisen zu lassen. Nur jeweils 200 Personen werden für 20 Jahre aufgeweckt. Auf der "Venta Chitru" setzt man sehr stark auf die Automatisierung und die Schiffs-KI EVA.

Die Jahre vergehen, die Schiffe haben kaum noch Kontakt zueinander, da taucht plötzlich ein vielversprechender Asteroid auf. Mit den dort vorhandenen Metallen und anderen Rohstoffen, könnten die arg dezimierten Vorräte aufgefüllt werden.

Alle drei Schiffe starten Erkundungsmissionen. Schnell wird klar, man hat es mit einem küsntlichen Flugkörper zu tun.

TerraDie Protagonisten
Das Buch vefolgt vor allem zwei Protoganisten. Aus ihren Lebensumständen und ihrem persönlichen Alltag entsteht ein bunter Teppich, der den Leser unwiderstehlich in die Geschichte reinzieht. Ein Mann und eine Frau versuchen unter ganz unterschiedlichen Bedingungen das Beste aus ihrem Leben zu machen, sind dabei ständig in der Gefahr den inneren moralischen Kompass zu verlieren.

Laohu ist ein "Tiger", das heißt seine menschlichen Gene sind mit denen eines Tigers aufgewertet worden. Er gehört deshalb auch zur Tigereinheit, das sind speziell ausgebildete Sichereitsbeamte mit übermenschlichen Fähigkeiten. Sie gehen überaus effiezient gegen jede Störung des Schiffsfriedens auf der "Zheng He" vor. Dafür genießen sie viele Privilegien. So verfügt er über einen Diener und einen eigenen Garten. Er ist gewissermaßen ein Retortenbaby gewesen. Aus seiner Charge sind mehrere Jungen bei den Tigern gelandet. Doch zur Zeit der Handlung sind nur noch Laohu und sein Bruder Chen übrig. Zwischen den beiden herrscht starke Konkurrenz, möchte Chen doch seinen Bruder als Chef der Tigereinheit ablösen. Und Laohu hat ein dunkles Geheimnis. Bei einem Einsatz wurde sein Knie verletzt und ist nicht wieder richtig ausgeheilt. Um seine Position nicht zu verlieren hat er diese Tatsache vertuscht.

Helen Hopper ist Schweißerin auf der "Tschereskowa". Mit ihrem Mann Rangi Hopper fliegt sie das alte Beiboot "Maru". Ihr Job ist es die Außenhaut des großen Schiffes auf Risse und andere Beschädigungen abzusuchen und diese dann möglichst zu verschließen bzw. zu beheben. Ihre Heimat ist Hangar 14. Mittels Tauschgeschäften und guten Kontakten zu den Mechanikern hält sie ihre Schiff in Stand. Ihre Tochter Aotea hat sich abgesetzt und gegen dem Willen der Eltern dem Widerstand unter dem legendären Trofim angeschlossen.

Meine Gedanken
Die Gebrüder Orgel haben wieder einen gut lesbaren Roman vorgelegt. Das Szenario dreier Generationenraumschiffe auf ihrem jahrhundertelangen Flug in ein anderes Sternensystem hat etwas Faszierendes. Die beiden näher beschriebenen Raumschiffe erinnern in ihren Zuständen und politischen Systemen an China und die USA. Die Charaktere sind fein gezeichnet. Ein Mann und eine Frau suchen ihren Weg. Freilich gibt es auch einige kleine Logiklöcher in der Geschichte. Wie kann die am höchsten entwickelte KI so einfach ausgeschaltet werden? Was treibt den Überläufer? Wieso rechnet man damit, dass man am Ziel der Reise auf einen besiedelbaren Planeten stößt und nicht auf eine außerirdische Zivilisation? Warum stellen sich die hochentwickelten Robotsysteme so ungeschickt bei den Probeentnahmen an?
Mein Fazit lautet trotzdem: Unbedingt lesen, es lohnt sich!

Behemoth
von T.S. Orgel
574 Seiten
ISBN 978 3 453 32113 7
EURO 14,90
Heyne 2021

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