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Der Überwachungsstaat

Schrott auf DVD und BluRayDer Überwachungsstaat

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Der Roman "1984" von George Orwell hat Spuren in der Geschichte hinterlassen, ob in der Literatur oder im Film. Der Gedanke, bis in den hintersten Winkel seiner privaten Sphäre beobachtet, ja kontrolliert zu werden, macht einem Angst. Nicht zu unrecht, wie ich bestätigen muss. So ist es leicht, den Zuschauer durch diese Furcht zu manipulieren. Die folgenden Filme versuchen das, doch es gelingt ihnen nicht so ganz. Sie sind halt billige Filme, die es sich nicht leisten können auf Plakatives zu verzichten – wer würde sie sonst sehen wollen?

EyeborgsEyeborgs (2009)
(Eyeborgs)
Regie: Richard Clabaugh, mit Adrian Paul, Dale Girard, Mickey Wiseman, John S. Rushton, Kat Munday, Devin McGee, Danny Trejo
"Wir wollten keine einfachen Roboter die Menschen angreifen."

Also entwarf man ein Szenario, in dem ein von Menschen erschaffenes System die Kontrolle übernimmt und selbst die Roboter bastelt, die es braucht um alle vorgegebenen Aufgaben wahrzunehmen. So entstand eine "Big Brother"-Vision, die erschreckende Ausmaße besitzt.

Robert J. Reynolds (Adrian Paul) gehört zu den Befürwortern des Systems ODIN (Optical Defense Intelligence Network) und den dafür genutzten so genannten Eyeborgs, spinnenartige Roboter, die polizeiliche Überwachungsfunktionen ausführen, sowie kleine zweibeinige Kameraroboter, die einzig dem Zweck dienen jeden Vorgang des öffentlichen Lebens zu erfassen und aufzuzeichnen. Geboren wurde das Ganze um die amerikanische Bevölkerung vor dem Terrorismus zu bewahren. Als Reynolds einen Heckenschützen dingfest macht, der versuchte den Neffen (Dale Girard) des US-Präsidenten zu erschießen, kommen erste Zweifel auf. Während die Überwachungskamera ein Bild des am Tisch sitzenden Mannes zeigt, wird dieser von den Maschinen angegriffen, flieht aus dem Raum und stürzt sich in den Tod. Der Neffe des Präsidenten muss derweil erleben, wie ein Freund (Danny Trejo) von den Eyeborgs getötet wird. Auch seine Freundin wird wenig später umgebracht. Reynolds beginnt zu ahnen, dass sämtliche Aufnahmen der Geschehen manipuliert sind, denn es gibt keine Bilder, die einen Angriff der Maschinen zeigen. Als der Präsident während des Wahlkampfes in die Stadt kommt offenbart sich ein Plan diesen Mann umzubringen. Reynolds und seine Kollegen stürmen das Gebäude um ihn zu schützen, müssen aber feststellen, dass selbst der Präsident nur noch ein von den Systemen animiertes Bild ist.

EYEBORGS ist ein unglücklicher Film. Das Thema wäre einer Großproduktion würdig. So bleibt es einem Low Budget Film vorbehalten, dieses brisante Thema aufzuarbeiten. Dass dabei inhaltlich eine Menge auf der Strecke bleibt versteht sich von selbst.

Zunächst einmal, der Film scheitert in der Veröffentlichung an seinem Titel und vor allem am Cover. Man könnte einen billigen TheAsylum-TV-Heuler dahinter vermuten. Also wird er von vielen Leuten verschmäht. Auch ich dachte zunächst an so etwas und nahm das Ding unter diesen Vorraussetzungen mit. Der Hauptdarsteller Adrian Paul spricht ebenfalls dafür, trat er doch schon in mehreren Filmen des Senders SyFy auf.

Wie sehr wird man doch geplättet, dass dem nicht so ist. Obgleich er phasenweise sehr auf Action setzt so ist er doch ernst zu nehmen. Natürlich ist auch das spinnenartige Aussehen der Eyeborgs recht spekulativ, doch andererseits - betrachtet man die Bewegungsfähigkeit der Roboter, so entbehrt diese Kreation nicht der Logik. Die kleineren Dinger möchte man als "süß" bezeichnen, worin allerdings eine böse Gefahr liegt. Sie können überall sein und sind deshalb noch erheblich gefährlicher als die großen.

Paul gibt eine anständige Performance. Überhaupt gehört er zu den häufig sehr unterschätzten Darstellern, der selbst in den billigsten TV-Gurken noch eine brauchbare Leistung abliefert. Ist etwas schade um ihn, der nach der HIGHLANDER-Serie keine wirkliche Chance mehr bekam.

Der Film befindet sich auf einem überraschend hohen handwerklichen Level. Die CGI-Tricks sind als solche kaum wahrnehmbar, sodass die Eyeborgs bemerkenswert realistisch wirken. Das ist allerdings auch wichtig, da man sonst weder die Story noch die Bilder ernst nehmen kann. Irgendwann, ob des Fortlaufs, wirken selbst die Minis bedrohlich. Ein wenig ärgerlich sind lediglich die an "Transformers" angelehnten Roboter am Ende. Allerdings sind sie eine konsequente Folge der Entwicklung. Das System beginnt sich auf veränderte Situationen einzustellen und kreiert neue Drohnen die einer Gefahr für sich begegnen.

Am Schluss bleibt die Erkenntnis, dass selbst heroischer Einsatz nicht immer eine Lösung bringt. Es wird ein neuer Präsident vereidigt - doch ist er real oder wieder nur eine virtuelle Erscheinung? Das ODIN-Konzept wird fortgesetzt.

EYEBORGS ist zwar eine düstere Zukunftsvision, kann jedoch seine Wirkung nicht voll entfalten, da er ein wenig zu sehr auf äußere Merkmale setzt. Dennoch ist er ein ein kompetent gemachter Film, der zumindest einmal darüber nachdenken lässt, wohin der Wahn führen kann, die Menschen komplett zu kontrollieren, um das Verbrechen zu bekämpfen. Wer das nicht braucht, dem kann ich sagen, dass der Film gut fetzt und über die gesamte Distanz zu unterhalten weiß. Zusammen gesehen ist das weißgott mehr als man über manche teuren Filme sagen kann.

Hunting the PhantomHunting the Phantom (2014)
(Hunting the Phantom)
Regie: Marina Kunarova, mit Kristanna Loken, Armand Assante, Sanjar Madi, Jose Rosete, Rich Paul,Elena Karimova

Wenn man Kristanna Loken und Armand Assante in der Headline liest, dann vermutet man sicherlich keinen Spielfilm aus Kasachstan dahinter, zumal diese Nation als Filmland bisher praktisch nicht Erscheinung getreten ist. Kleine Dramen, ein paar TV-Produktionen, es gab dort große Vorbehalte gegen einen derartig aufwändigen SciFi-Actionfilm. So mussten ausländische Namen verpflichtet serden, denn nur ein internationaler Absatz konnte die Refinanzierung garantieren.

Okay, hinter dem Standard amerikanischer B-Actioner braucht sich dieser Kracher nicht verstecken. Und er bietet Action, ohne Kompromisse, ohne logisches Hinterfragen. Da fliegen Autos und Menschen herum, in verschieden Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen (MATRIX lässt grüßen). Keine Szene ist absurd genug um nicht in diesem Film gezeigt zu werden. Hinzu kommen schnelle und gar nicht mal schlechte Martial Arts Kämpfe. Der Film gönnt dem Zuschauer nur wenige Pausen. Dass es dabei in der Handlung ein wenig holpert verwundert dann nicht. Und vielleicht hätte das Thema eine etwas geringer aufgeregte Abhandlung verdient gehabt.

Die Prämisse ist, dass die Corporation ein Implantat entwickelt hat, mit dem Menschen identifiziert, geortet und damit überwacht werden können. Dieses wurde weltweit zum Einsatz gebracht, sodass die Verbrechensrate um beinahe 90 Prozent zurückgegangen ist.

Timur (Sanjar Madi) ist Polizist, der ob seiner besonderen Fähigkeiten gerne zu riskanten Aktionen neigt. So dringt er nach guter alter STIRB LANGSAM-Manier in ein Hochhaus ein und schaltet eine Horde von Verbrechern im Alleingang aus. Doch plötzlich wendet sich das Blatt. Eine der geretteten Geiseln gibt ihm einen Kuss. Wie sich später herausstellt handelt es sich bei der Dame um Rush (Kristanna Loken), die darauf aus ist, alle entscheidenden Personen der Corporation auszuschalten. Seine Freundin wird indes zur Mörderin, als sie die Seile des in den Bergen herumkraxelnden Chefs der Corporation (Armand Assante) durchschneidet. Wenig später trifft Timur auf den Sohn des Chefs Carson (Jose Rosete), mit dem er sich auf die Flucht begibt. Carson berichtet von Phantom, einer Weiterentwicklung der Corporation, mit der die Menschen sogar beeinflusst werden können, um zu Handlungen gezwungen zu werden, die sie nicht wollen. Darauf ist Rush aus. Es beginnt eine Jagd auf Timur und Carson, wobei sie sich sowohl gegen die Polizei wie gegen Handlanger von Rush und Beeinflussten zur Wehr setzen müssen. Gleichwohl müssen sie das System außer Kraft setzen um die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren.

Wie gesagt, das Thema ist ein Knaller. Leider wird es den Actionszenen zu sehr untergeordnet. Um einen internationalen Standard zu erreichen wird der Bogen derart überspannt, dass man sich manchmal sogar gelangweilt fühlt.

Ursprünglich war lediglich ein Thriller über Hacker geplant. Inzwischen gibt es ja eine beachtliche Anzahl von Filmen zu diesem Thema. Also entschied man sich kurz vor Drehbeginn das Drehbuch komplett umzuarbeiten. Man berief sich darauf, dass selbst die Nazis schon an einem Konzept für die Gedankenkontrolle arbeiteten, Experimente in den USA und in der Sowjetunion gemacht wurden. Alles ganz nett. Ist ja auch ein spannendes Thema. Um so etwas als Film aufzubereiten bedarf es aber einer Tiefe die hier nicht geleistet wird.

Technischer Schnickschnack steht im Vordergrund, dabei werden die virtuellen Möglichkeiten zwar in einem glaubwürdigen Rahmen gehalten, der Film aber deutlich damit überfrachtet. Offenbar wollte man in Kasachstan der Welt Alles zeigen. Seht her, wir können das auch! Na ja, um zur Spitze gehören zu wollen muss noch ein weiter Weg zurückgelegt werden. Die CGI-Effekte sind für einen B-Film-Standart ganz ansprechend. Es hapert am Timing. Die Actionsequenzen wirken ebenso planlos eingestreut wie die emotionalen Momente. Dadurch bekommt der Film keinen Rhythmus.

Actionfans dürften an dem Film ihre Freude haben, denn es knallt und zischt, dass es kaum Pausen gibt, es wird gekämpft und geballert. Manche Sequenzen sind so originell und abgefahren, dass man es in den Himmel loben möchte. Wenn da diese Story nicht wäre, die für diesen Verlauf schlicht zu überambitioniert ist. Und die amerikanischen Stars? Assante ist eben Assante, ein verlässlicher Schauspieler der irgendwie alles kann. Kristanna gibt die Fiese ganz ansprechend und sieht einfach knackig aus in ihrem glatten hautengen Kunststoffanzug.

Wenn man von der Tatsache absieht, dass der Film aus Kasachstan kommt, dann gibt es außer ein paar Knallmomenten nichts Besonderes, das ihn von durchschnittlichen US-Actionern unterscheidet. Schade, er ist ein unterhaltsamer Film, aber er verschenkt sein Potential.

Human RaceHuman Race (2013)
(Human Race)
Regie: Paul Hough, mit Paul McCarthy-Boyington, Eddie McGee, Trista Robinson, T. Arthur Cottam, Brianna Lauren Jackson
Im Jahre 2000 sorgte der japanische Film BATTLE ROYALE weltweit für Aufsehen. Ein Plädoyer an die Menschlichkeit mit den Mitteln der Unmenschlichkeit. Ein rüder Film von extremer Gewaltdarstellung, der die tiefsten Abgründe menschlichen Verhaltens offenbarte. Er wurde oft missverstanden und in manchen Ländern sogar mit einem Bann belegt. Das reine Reduzieren auf die Gewalt führte auch bei uns dazu, dass er zensiert wurde. Er geriet nicht in Vergessenheit und beeinflusste eine Reihe von Filmen, bis hin zu solchen Blockbustern wie THE HUNGER GAMES.

Das wohl dreisteste Ripp-Off entstand 2013 in den USA, betitelt mit HUMAN RACE. Im Grunde könnte man es dabei belassen, dass er BATTLE ROYALE in vielen Dingen missverstanden hat. Die blutigen Details des Films von Kinji Fukasaku, einem der meines Erachtens besten Filmemacher Japans, waren schockierend und führten dem Zuschauer vor Augen was geschieht, wenn die Regeln des Zusammenlebens außer Kraft gesetzt sind.

Auch HUMAN RACE möchte Entsetzen hervor rufen. Dabei begeht er grundsätzlich erst einmal einen Fehler. Er lässt sich nichts einfallen, was es nicht schon in seinem Vorbild auch gegeben hätte. Okay, BATTLE ROYALE hatte einen realistischen Hintergrund, HUMAN RACE flüchtet sich für die Erklärung des Spektakels in die Science Fiction, wodurch das Anliegen des Films am Ende total verwässert wird. Dabei waren die Voraussetzungen, besonders ob der Charaktere, gar nicht mal so schlecht.

Da ist ein weißes Licht und plötzlich finden sich 80 Leute unterschiedlicher Herkunft auf einem unbekannten Gelände wieder. Eine Stimme in ihrem Kopf sagt ihnen, dass sie um ihr Leben laufen müssen. Kommen sie vom Weg ab, müssen sie sterben, werden sie überrundet, dann verlieren sie ebenfalls ihr Leben. Es gibt drei Räume, in denen ihnen nichts geschehen kann, doch eine Flucht ist unmöglich. Nur einer von ihnen kann überleben. Schnell wird ihnen drastisch vor Augen geführt, was ein Fehlverhalten bedeutet. Der Schädel explodiert. Also beginnen sie zu laufen. Die Stimme im Kopf nennt ihnen ständig eine neue Zahl, wie viele Überlebende es noch gibt. In einem Haus, das als sicherer Freiraum gilt, versuchen ein paar von ihnen die Leute zusammen zu halten. Die Spannungen untereinander verhindern aber ein gemeinsames Handeln. Manche von ihnen offenbaren ein menschenverachtendes Verhalten. Selbst jene, die nie vorher Gewalt gegen andere ausgeübt hatten, erkennen, dass sie alle Hemmungen überwinden müssen. Am Ende bleibt ein Mann übrig, doch er erlangt damit nicht seine Freiheit - sondern lediglich ein höheres Level.

Darin liegt die Ironie des Films, welche die Macher aber offenbar selbst nicht so ganz begriffen haben. Es gibt keine schlüssige Erklärung für das Geschehen. So, wie es sich darstellt, sind die Menschen zu Protagonisten einer Art Videospiel von Aliens geworden. Nur der Sieger darf ein höheres Level erreichen und muss sich dort mit Kreaturen auseinandersetzen, die offenbar in anderen Welten Opfer des gleichen Spiels wurden. Eine ziemlich gute Idee, die nach einer Fortsetzung schreit, um das Ganze schlüssig zu machen. Ist aber nicht gekommen.

Leider kommt er oft sehr vordergründig daher. Natürlich ist es für die unfreiwilligen Teilnehmer des Spiels wichtig, dass sie sich der Konsequenzen eines Fehlverhaltens bewusst werden. Recht drastisch wird ihnen das durch das Kopfzerplatzen vor Augen geführt - muss es aber fortan immer und immer wieder gezeigt werden? Selbst dem härtesten Gorefreak entlockt es irgendwann nur noch ein Gähnen. Auch dass einige körperlich behinderte oder gebrechliche Menschen tragende Rollen spielen kommt ein bisschen plakativ daher, denn es sind prozentual gesehen zu viele. Hier wollte man ganz offensichtlich anders sein.

Ansonsten haben die Macher BATTLE ROYALE sehr gut studiert. Man hat sich leider keine neuen Charaktere einfallen lassen, auch keine abweichenden Handlungen. Er hätte durchaus Wirkung erzielen können, wenn es eben das Vorbild nicht gegeben hätte. So aber bleibt ein fader Nachgeschmack, denn man hat es im Vorgänger schlüssiger, intensiver und aufrüttelnder gesehen.

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