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Nein heißt Nein: Auch bei Kommentaren im Netz

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneNein heißt Nein
Auch bei Kommentaren im Netz

Es ginge, so Paul Watzlawick, eine Menge verloren, wenn nur die Möglichkeit der digitalen Kommunikation besteht. Sicherlich hat Watzlawick digital nicht so aufgefasst wie wir das tun, doch dass Signale beim Gespräch im Internet fehlen, erklärt natürlich die Erfindung der Smileys. Des Weiteren auch, warum Ironie und Sarkasmus so schwer ins Netz zu vermitteln sind. Da muss man schon nachhelfen und signalisieren, wie man es gemeint hat.

Was allerdings eingerissen hat ist die Vorstellung, dass man eine Diskussion nicht vorzeitig beenden dürfe, sondern dass man brav immer und immer wieder einen Argumente-Loop erzeugen müsse.

Es gibt Themen im Internet, bei denen weiß man: Wenn ich das poste, bekomme ich jede Menge Traffic. Leider nicht den der guten Art, sondern ich bekomme eine Menge von mißbeliebigen Kommentaren. Es geht ja nicht an, dass in der BRD oder im Internet jemand eine andere Meinung hat, diese auch noch gut argumentieren vertritt, oder auf Experten hinweist, die dasselbe sagen. Es ist egal, ob es im den Klimawandel, das Impfen, Corona direkt, um Körperbilder, um das Tragen von Kopftüchern oder das Kreuz im Klassenzimmer geht - letzteres eher ein sehr bayerisches Regionalthema. Wo Emotionen aufeinanderprasseln entwicklen sich die Fronten schnell. Es gibt dann nicht mehr den Grau-Bereich und das respektvolle Verständnis davon, dass der Andere seine Meinung haben darf, nein, der Andere muss mit Verve und notfalls rhetorischer Gewalt überzeugt werden. Weil … es kann nicht sein, was nicht sein kann.

Mit etwas Erfahrung merkt man rasch, ob jemand wirklich Interesse am Austausch hat,  oder ob er nur seine Meinung von Anderen bestätigt bekommen möchte. Gehört jemand der ersten Gruppe an, dann lohnt es sich eventuell Zeit zu investieren um den eigenen Horizont zu erweitern - es kann ja sein, dass man Dinge im neuen Licht sieht. Das wäre das Optimum des Diskurses: Beide Partner gehen mit neuen Sichtweisen aus dem Gespräch heraus und erkennen an, dass der Andere seine Meinung hat. Differenzen kann man aushalten. Wenn ich mir frühere Aufzeichnungen von sogenannten Talkenden ansehe, aus den 50gern und 60gern - ich bin leider für die klassischen Formate wie „Je später der Abend“ zu jung - dann war das durchaus damals eine andere Republik. Ein anderes Fernsehen natürlich auch. Klar, das war manchmal etwas zu intellektuell angehaucht, aber wann nimmt man sich heutzuge noch eine Stunde Zeit für einen einzigen Gast und fühlt diesem auf den Zahn? Das gilt heute ja nur noch für Politiker. „Was nun, Herr oder Frau …“ wird heute ja kaum gefragt. Dieses Nah-Dran-Sein, die Zeit, sich auch mal richtig mit Dingen auseinanderzusetzen … das hat schon seine Vorteile.

Die Vorteile im Internet sind: Gehört jemand der zweiten Kategorie an, gibt es die Blockierfunktion. Es lohnt sich nicht sich mit Leuten auseinanderzusetzen, die Sätze anfangen mit „Ich habe ja nichts gegen Ausländer, Bodypositivity, Bienen, Radfahrer (...), aber …“ Doch, du hast da schon was. Sonst wäre der Satz schnell zu Ende anstatt weiterzugehen. Selten kommt es übrigens so plump direkt, manchmal erkennt man auch erst nach zwei Postings, was da für ein Deichselhuber am anderen Ende des Bildschirms sitzt. Vermutlich landete die Netiquette bei der letzten Festplattenformatierung im digitalen Orkus. Es hat auch keinen Sinn mit Fakten argumentieren zu wollen, das werten solche Leute nur als Angriff. Überzeugen kannst du sie eh nicht, weil - Fakenews! Alles Fakesnews, was du da hast! Gerne auch gepaart mit „Ja, google doch mal.“ Nein. Einfach nein: Wenn das Gegenüber eine Behauptung aufstellt, suche ich nicht dafür die Belege. Das mach mal schön selbst, Liebelein.

Nein, einfach nein gilt auch für das Weiterführen von Diskussionen, wenn man anfängt sich im Kreis zu drehen. Dreimal lasse ich mir das gefallen, aber meistens beende ich Diskussion mit einem netten Posting und verweise darauf, dass wir nicht einer Meinung sind, aber das ja auch nichts mache, man kann ja weiterhin … nein, das sollte man sich eher für richtige Beziehungen aufheben. Aber so die Art. Höflich ist es allemal. Was dann aber immer kommt ist ein „Feigling“ oder ein „Ha, du bist ja nur ein Troll, wußte ich es“ oder das Gegenüber erwartet eine Reaktion, nachdem man Schluss gemacht hat. Es lebe die Blockierfunktion. Und ja, wenn ich mir die Meinung angesehen habe, durchdacht habe, eventuell nochmal auf Links verweise, die meine Sicht der Dinge darstellen oder anderes widerlegen … und es kommt immer derselbe Scheiß, weil sich nicht die Mühe gemacht wird das zu lesen … also, ich kann meine Zeit nicht mit Stunden im Netz verschwenden. Besonders nicht, wenn ich mies drauf bin - und  ich werde mies drauf sein. Von daher: Nein. Einfach nein.

Wenn es heißt, ich will das nicht mit dir diskutieren, dann diskutiere ich das nicht mit dir. Ich mag in deinen Augen vollkommen falsch liegen, ich laufe aber nicht in dein Meinungscamp über. Außerdem hast du keine Kekse.

Wenn ihr daher in diesen sonnigen Tagen vermehrt irgendwelche Kommentare bekommt, die euch zum Diskussionmodell (heraus)fordern … blockiert die einfach. Die Tage sind viel zu schön um sich ärgern zu lassen. Zudem, wenn man einmal vielleicht schon einen längeren Text geschrieben oder verlinkt hat, und das Gegenüber den offenbar nicht durchlesen möchte … Also ich hab Eis. Markise ist runter. Kaltgetränk der Wahl steht bereit, eventuell ist der Grill auch wieder sauber. Das ist viel schöner als sich mit Idioten im Netz auseinanderzusetzen. Aaaaahhh.

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