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Die enttäuschende Apokalypse: Corona und die Gesellschaft

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie enttäuschende Apokalypse
Corona und die Gesellschaft

Was hatten wir es uns so schön ausgemalt dieses Ende der Welt. Ein Virus, dass die Menschheit befällt, sie in Wesen verwandelt, die unser Gehirn wollen. Allgemeines Chaos bricht aus. Regierungen sind ratlos, das Militär schaltet sich ein. Panzer rollen durch die Straßen. Wer infiziert ist, der kommt in Ghettos, die streng bewacht sind. Strom, Gas und Wasser fallen aus und je länger der Zustand dauert, desto stärker bricht die Zivilisation zusammen …

So jedenfalls ist es doch bei den meisten Endzeit-Szenarien. Ein Virus taucht auf. Löscht die Bevölkerung aus oder mäht nur die Erwachsenen nieder oder verwandelt auf einmal normale Leute in Superhelden mit magischen Fähigkeiten - so wie in George R. R. Martins Reihe um die <Asse> etwa. Wobei hier auch noch Außerirdische im Spiel sind, wenn ich mich richtig erinnere. Aber das Topos ist klar: Auf eine geordnete Gesellschaftsform wird das Chaos losgelassen. Und die Zivilisation geht unter.

Zumindest das mit dem Virus, der auf einmal auftaucht und droht die Menschheit auszulöschen, zumindest dieser Teil des bekannten Apokalypse-Plots beherrscht momentan die Politik. Was folgte? Chaos und Not? Von wegen. Die Politiker haben alles im Griff. Die Bundeswehr wird nur für Hilfszwecke im Inland eingesetzt. Social Distancing statt General Zombifying. Das ist vor allem für die enttäuschend, die sich jetzt schon auf das Ende der Welt eingestellt haben: Die Prepper. Leute, die eigene Bunker bauen, Waffen horten und vermutlich auch diejenigen sind, die das ganze Klopapier in den letzten Tagen - nun - gebunkert haben. <Was sagt das eigentlich psychologisch über unsere Nation aus, Herr Freud, dieses Anhäufen von Waren für den analen Bereich?>

Eine enttäuschende Apokalypse also. Sie entspricht nicht unseren Erwartungen. Aber mal ehrlich: So gern wir uns auch Dystopien in der Phantastik anschauen und uns heimlich gruseln, so ungern würden wir persönlich wirklich real in ihnen leben wollen. Ganz und gar abgesehen davon, dass Etliche die ersten Tage schon nicht überleben würden, wir natürlich nicht alle Bauern sind und auch nicht die Fähigkeit besitzen, Tiere selbst zu schlachten. Sicherlich sind Städte abhängig von der Umgebung - und keiner hat das jemals besser beschrieben als Terry Pratchett in <Die Nachtwächter>, wenn Samuel Mumm hier über darüber nachsinnt, wie sich die Absperrung eines Quartiers auf die Logistik der Stadt auswirkt …

Selbst wenn wir zurück zur Natur gehen und ganz ohne die Jagd auf Tiere auskommen könnten, was ja eigentlich das Ideal der Veganer ist - wobei, wenn Veganer das Vitamin B Zwölf heute künstlich zugeführt bekommen müssen … Auf jeden Fall: Selbst wenn wir alle wieder Jäger und Sammler werden würden - das würde uns auch nicht retten. Da jede kleine Wunde sich entzünden könnte, da Impfstoffe irgendwann ausgehen würden … kurz und schlicht: Es lohnt sich nicht heute noch zu lernen, wie man ein Huhn schlachtet. Es wäre wohl klüger ein Medizinstudium zu absolvieren und dann noch ein wenig alternative Kräutermedizin dazu zu nehmen.

Abgesehen davon: Wenn schon nach knapp drei Wochen teilweise die Nerven so blank liegen, dass ein Handgemenge im Supermarkt ausbricht, nur weil jemand vergessen hat den Wagen zu desinfizieren - Gebot Nummer Eins des RKI war doch, regelmäßig Hände zu waschen? Vor und nach dem Einkauf? - wie soll da erst werden, wenn wir alle wirklich in Ghettos zusammenleben müssten? Wobei man ja nur einen Blick in unsere Geschichte werfen muss, um sich zu vergegenwärtigen wie und was mit Menschen passieren kann, die eingepfercht werden und die von machtgeilen Psychopathen bewacht werden. Die dann auch noch meinen, sie würden etwas Gutes für die Menschheit tun …

Mag sein, dass diese Apokalypse enttäuscht. Dass es nicht DIE Apokalypse gibt, sondern mehrere haben Terry Pratchett und Neil Gaiman in <Ein Gutes Omen> ja wunderbar herausgearbeitet. Glücklicherweise aber enttäuscht sie. Sie zeigt zudem: Es mag Arschlöcher geben, die nach drei Wochen das mit den Abständen zu ALLEN SEITEN nicht verstanden haben und einem im Bus zu eng auf die Pelle rücken. Aber andererseits zeigt sie auch die Chancen, die in einer Krise stecken. Sie zeigt, dass Solidarität anscheinend doch nicht von denen niedergemacht wurde, die in dieser Situation kaum mehr zu hören sind. Sie zeigt auch, dass neben den Irren dieser Welt, die momentan - noch - in diesen Regierungen sitzen es eben auch Mächtige gibt, die nicht vorschnell urteilen, die abwarten, die auf Experten hören. Wenn wir später auf diese Krise zurückschauen werden, werden wir ein mildes Urteil über die Aktivitäten des Corona-Kabinetts fällen können. 

Kommentare  

#31 Heiko Langhans 2020-08-21 06:39
Aha.

Dann geh doch mal mit gutem Beispiel voran und setze für Deine Person die Teilnahme an demokratischen Wahlen bis auf Weiteres aus.
#32 Hermes 2020-12-13 23:42
Zitat:
Wenn wir später auf diese Krise zurückschauen werden, werden wir ein mildes Urteil über die Aktivitäten des Corona-Kabinetts fällen können.
@ Christian

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