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John Wayne - „Er war hässlich und stark, aber er besaß Würde.“

John Wayne - Duke des WesternJohn Wayne -
„Er war hässlich und stark, aber er besaß Würde.“

Um die Jahrhundertwende ließ sich das Ehepaar Clyde und Mary Margaret Morrison in Winterset, Iowa nieder.Clyde Morrison war ein kräftiger Mann schottischer Abstammung. Er arbeitete in einem Drugstore, war allerdings gelernter Apotheker.
 
Seine Frau Mary war Irin. Am 26.05.1907 brachte sie einen Sohn zur Welt, der auf den Namen Marion Michael getauft wurde.

Als man ihn später im Interview fragte, wie er seine Eltern beschreiben würde, sagte er: „Mein Vater war ein freundlicher, geduldiger Mensch. Meine Mutter war ein schmales, lebenslustiges, rothaariges Energiebündel.“

John Waynes Biographie auf DVDNur sechs Jahre lebte Marion Michael mit seinen Eltern in Winterset. Daher sind seine Erinnerungen aus dieser Zeit getrübt: „Ich weiß noch genau, wie ich öfter mit Pferden ausgeritten bin oder wie wir als Kinder Football gespielt haben. Verdammt noch mal, wie gerne habe ich damals Football gespielt.“ 1910 kam sein Bruder Robert zur Welt.

Marion Michaels Vater war schwer krank. Die im Winter kalte, dunstige Luft stach in seinen Lungen. Der Hausarzt der Morrisons sagte damals: „Clyde, deine Lungen sind in einem sehr schlechten Zustand. Und du wirst hier in unserem Klima von dem Blutandrang in deinen Lungen kaum geheilt werden. Ich möchte nicht sehen, wie du hier in Winterset an der Schwindsucht zugrunde gehst. Von ärztlicher Seite kann ich dir daher nur einen Ratschlag geben: Geh weiter nach Westen.“ Der Sohn erinnerte sich gut daran: „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Vater in den nächsten Tagen litt. Aber er wurde immer wieder von schweren Hustenanfällen geschüttelt, und stets fühlte er sich müde und erschöpft. Morgens musste er sich in seinen Drugstore schleppen, und spät am Abend verließ er ihn, um mit schlurfenden Schritten nach Hause zu gehen. Und dann hatte er kaum noch die Kraft, um bis zu seinem Bett zu gelangen“. Als Clyde Morrison eines Tages zwischen mehreren Hustenanfällen kaum noch atmen konnte, beschloss er, fortzugehen. Er verkaufte seinen Drugstore und ging nach Südkalifornien, um für sich und seine Familie eine neue Heimat zu suchen. Nach sechs Monaten kam er zurück, erzählte von dem neuen zu Hause: „Ich habe eine Farm von achtzig Morgen gekauft und ein großes Haus darauf gebaut.“ Marion Michael war begeistert. Er freute sich auf die Farm, die in der Nähe der Stadt Palmdale am Rande der Mojave- Wüste lag. Kurz darauf gingen sie nach Kalifornien.

Während der harten Arbeit auf der Farm wich der kleine Morrison nicht von seines Vaters Seite. Es war ein hartes Stück Arbeit, die Felder für den Maisanbau nutzbar zu machen. Aber er war glücklich auf der Farm. Später sagte John Wayne einem Journalisten: „Es war ein hartes Leben, und wir lebten zeitweise am Rand des Existenzminimums. Wir aßen Kartoffeln und Bohnen in jeder nur möglichen Form. Und wenn wir einmal etwas anderes zu essen bekamen, war das eine wunderbare Sache.“

John Wayne als Rooster Cockburn - Die Rolle, für die er den Oskar bekamIhr einziger Besitz damals war ein Pferd namens Jenny. Marion Michael liebte dieses Tier: „Unser Pferd hieß Jenny. Und wenn ich dem Tier gegenüber so freundlich sein soll, wie ich kann, würde ich bestenfalls sagen, das sie eine ausgebrannte, erschöpfte braune Mähre war. Aber ich liebte Jenny mehr als alles andere auf der Welt.“ Jeden Tag ritt er mit seinem Pferd in die acht Meilen entfernte Schule nach Lancaster. Als er acht Jahre alt war, geschah etwas, das eine tiefe seelische Wunde in ihm hinterließ. Sein so sehr geliebtes Pferd wurde immer dünner und dünner, bis es am Ende erschossen werden musste. Viel später wurde Marion Michael darauf angesprochen und sagte: „Ich bin über diese Erfahrung niemals hinweggekommen. Jenny war ein Teil von mir und als man sie weg brachte, glaubte ich, das ein Bein oder ein Arm von mir entfernt worden war.“

Nach zwei Jahren gab Clyde Morrison seine heruntergewirtschaftete Farm auf und zog mit seiner Familie nach Glendale, Kalifornien, einem Vorort von Los Angeles. Er arbeitete als Angestellter in einem Drugstore, der in der Nähe der Triangel- Filmgesellschaft lag, wo er mit seiner Familie in einem Mietshaus wohnte. Da sich die Familie von dem kargen Lohn des Vaters keine Luxusartikel leisten konnte, nahm Marion Michael mit elf Jahren eine Arbeit als Zeitungsausträger: „Ich hatte gehört, das der Los Angeles- Examiner Kinder suchte, die morgens Zeitungen austrugen. Ich habe mich daraufhin beworben und den Job bekommen. In der folgenden Zeit musste ich um vier Uhr früh aufstehen, um die Zeitungen zu verteilen. Es war eigentlich kein schlechtes Geschäft, wenn man bedenkt, das ich immerhin sechs Dollar in der Woche für diese Tätigkeit bekam. Ich musste lediglich ein paar Stunden am Tag vor der Schule arbeiten und hatte dann für meine damaligen Verhältnisse viel Geld in der Tasche. Das Schlimme allerdings war, das ich auch am Samstag und Sonntag die Zeitungen austragen musste.“

Nach zwei Jahren konnte der Vater seine eigene Apotheke im Jensen- Building eröffnen. Schon bald freundete er sich mit dem Geschäftsführer des Glendale- Theaters an, und bekam regelmäßig zwei Freikarten für seine beiden Söhne. Als man ihn später darauf ansprach, sagte er: „Ich habe laufend von dem Angebot Gebrauch gemacht. Ich ging ungefähr vier- oder fünfmal in der Woche ins Kino. Das war viel mehr, als sich der Durchschnittsjunge in meinem Alter leisten konnte, wenn er Eintrittsgeld bezahlen musste.“

John WayneMarion Michael und seine Freunde sahen oft bei den Dreharbeiten der großen Stars zu. In ihrem eigenen Studio spielten sie dann die Stars nach: „Meine liebsten Westernhelden in dieser Zeit waren William S. Hart, Dustin Farnum, Hoot Gibson und Tom Mix. Ich habe sie alle gespielt, aber Harry Carey lag mir am meisten, weil seine Gestalt realistisch wirkte. Viele Jahre später hatte ich das Vergnügen, mit Harry in ein paar Filmen gemeinsam zu spielen. In Red River spielte Carey den Mann, der meine Rinder kaufte, als ich sie nach Abilene gebracht hatte.“

Seinen Schulabschluss machte Marion Michael mit 13 Jahren. Um Geld zu verdienen, verrichtete er alle möglichen Arbeiten, unter anderem als Eisverkäufer oder als Aushilfsbote bei seinem Vater. Im Jahr 1921 ging er auf die Glendale Union High School. Im selben Jahr trennten sich seine Eltern. Als einer der ersten Schüler meldete er sich für die Footballmannschaft der Schule: „Ich war völlig verrückt nach Football. Und ich hatte die ideale Figur für dieses Spiel. Ich war groß und ziemlich stark, konnte jede Position in einem Team spielen.“ Schnell spielte er sich an die Spitze seiner Mannschaft, weshalb man ihm ein Sportstipendium anbot, das er nach anfänglichem Zögern an nahm.

Da das Geld, trotz der fünf Dollar, die ihm sein Vater regelmäßig schickte, nicht ausreichte, hielt er sich als Tellerwäscher und technischer Überwacher bei einer Telefongesellschaft über Wasser. Nach einem Jahr verlor er seinen Job als technischer Überwacher. Da er dringend Geld brauchte, sollte er auf Empfehlung seines Trainers, als Trainer für einen der damals berühmtesten Filmstars Tom Mix arbeiten. Aber alles kam ganz anders.

Für 35 Dollar in der Woche arbeitete Marion Michael als Requisitenschlepper in den William- Fox- Filmstudios, wo er schon bald den Regisseur John Ford kennen lernte. John Ford wurde zu einem lebenslangen guten Freund: „Dieses Ereignis war der Beginn der innigsten Freundschaft meines Lebens. Seit dieser Zeit hat mich John Ford in einigen meiner besten Filme als Regisseur geführt. Ich bin mit ihm zur Jagd gegangen. Wir haben zusammen geangelt und viele Flaschen Whisky miteinander getrunken. Wenn ich nicht diesen engen freundschaftlichen Kontakt zu John Ford gehabt hätte, und wenn er als Regisseur nicht diesen Glauben an mich als Schauspieler gehabt hätte, würde ich wahrscheinlich noch heute irgendeinen Sheriff in drittklassigen Western spielen.“ Er wusste noch nicht, das er bald zum Lieblingsschauspieler John Fords werden würde. Er arbeitete weiterhin für die Fox- Studios.

1926 kehrte er mit 500 Dollar in der Tasche an die University of Southern California zurück. Im selben Jahr lernte Marion Michael seine große Liebe kennen, Carmen Saenz, die Tochter eines Angestellten der panamesischen Botschaft, die er später auch heiratete. Noch in der selben Nacht, in der er sie kennen lernte, sollte etwas passieren, das seine angestrebte Footballkarriere vorzeitig beendete. Beim Baden im eiskalten Pazifik, zog er sich einen Muskel- und Bänderriss zu. Da er das Spielverbot seines Arztes aus Angst, er könnte sein Stipendium verlieren, missachtete, brach die Verletzung während eines Spieles wieder auf und beendete die Sportlerlaufbahn.

Zu dieser Zeit rief ihn John Ford wieder in die Filmstudios mit der Aussicht als Schauspieler zu arbeiten. 1927 gab Marion Michael sein Studium auf und arbeitete wieder in den Fox- Studios, zunächst als Kulissenschieber: „Ich dachte an die Louisenstreet und die Filme, die wir als Kinder dort drehten. Wenn ich es mir genau überlege, hatte ich schon immer im Film spielen wollen. Aber es war mir niemals so bewusst geworden. Filmschauspieler zu werden, war natürlich der heimliche Wunsch vieler Jungen und Mädchen in unserer Gegend. Aber Hollywood war für uns ein Ort, der irgendwo in einer fernen Galaxis lag.“ Über ein Jahr arbeitete er schon in den Fox- Studios, bevor er Anfang 1928 eine kleine Rolle in dem John Ford Film Hangman's House bekam. Er spielte einen irischen Jungen, der vor Gericht stand. Nur knapp eine Minute war er auf der Leinwand zu sehen, trotzdem war er damals mächtig stolz auf sich.

John Wayne mit Lauren Bacall, seiner Partnerin in seinem letzten Film "The Shootist"Im April 1929 bekam Marion Michael eine weitere Chance als John Ford ihn zu sich rief. Er sollte für den Footballfilm Salute versuchen die Klasse seines ehemaligen Trainers Howard Jones zu bekommen. Dafür versprach ihm Ford eine gute Rolle in einem seiner nächsten Filme. Er hatte Erfolg. Gegen Ende des Jahres riskierte er dann in dem Film Men without Woman sein Leben. Wo sechs Stuntmen versagten, rettete Marion Michael den Film. Sechsmal musste er bei rauem Seegang aus einem U-Boot auftauchen. John Ford erinnerte sich: „Als sie einen Blick auf die hohen Wellen und die umher fahrenden Schiffe geworfen hatten, war ihr Mut auf dem Nullpunkt angelangt. Ich war furchtbar wütend, weil alles andere in Ordnung war: der blaue Himmel, der schwarze Rauch in der Ferne, das Blubbern des Wassers und die Schiffe, die ihre Kreise zogen. Nur wenige Minuten und das Ganze würde sich wieder in Luft auflösen. Ich blickte mich verzweifelt um, und dann sah ich auf einmal Duke, Marion Michael. Bevor ich ihn fragen konnte, ob wenigstens er sich traute, tauchte Duke in das Wasser und kam genau an der Stelle empor, wo die Luftblasen an die Oberfläche kamen. Aber er tat es nicht nur einmal, sondern musste sechs mal ins Wasser, bevor wir die Szene vernünftig gedreht hatten. Auf diese Weise nahm er den Platz von sechs Stuntmen ein. Ich dachte damals, das sein Wunsch Schauspieler zu werden, sogar seine Angst überwunden hatte.“ Zum Dank für seine Hilfe setzte John Ford seinen Namen im Vorspann gleich hinter die großen Stars. Danach spielte Marion Michael noch eine kleine Rolle in dem Film Rough Romance, bevor er wieder Requisiten hin und her trug.

1930 sollte er seine erste große Chance erhalten. Der Regisseur Raoul Walsh, ein Freund von John Ford, suchte einen Hauptdarsteller für seinen Film The Big Trail (Der große Treck). John schlug ihm Marion Michael vor. Am 19.April 1930 kam er in Raoul Walsh Büro. Der Regisseur sagte ihm, er solle Schauspielunterricht nehmen und er müsse lernen, wie man mit einem Messer umgehe. Aber bereits nach sechs Unterrichtsstunden gab er auf. Sein Lehrer versicherte ihm, das aus ihm nie ein Schauspieler werden würde. Eine Woche nach den Probeaufnahmen gab ihm Raoul Walsh die Hauptrolle. Der drei Millionen Dollar Film wurde zum Anfang von Marion Michaels Filmkarriere: „Ich war ein Star. Aber glauben sie ja nicht, das ich so viel verdient habe. Der Film hatte ein 3- Millionen- Dollar- Budget und mich haben sie mit 75 Dollar die Woche abgespeist.“ Auf die Frage, warum Raoul Walsh ausgerechnet einem Bühnenarbeiter die Hauptrolle gab, antwortete dieser: „Es lag einfach an der Ausstrahlung von Duke. Wie er seine Schultern hängen ließ, wie er schlurfend dahin ging, wie er mit den Menschen sprach. All das konnte ich in meinem Film gebrauchen. Und dazu kam noch die Tatsache, das ich dringend jemanden für diese Rolle brauchte. Es war bestimmt nicht der beste Film, den ich in meinem Leben gemacht habe. Aber dieser Führer der Wagenkolonne sollte eine gewisse Ehrbarkeit und Aufrichtigkeit ausstrahlen und das tat John Wayne in hervorragendem Maße. Wayne hat immer diese Ausstrahlung gehabt, und er wird sie auch immer haben. Er hat die einzigartige Fähigkeit, eine Rolle unaufdringlich zu spielen. Und das ist viel effektvoller als Übertreibung. Es ist aber nicht so, das er bewusst unterkühlt spielte, denn das ist wahnsinnig schwierig, wenn man es versucht. Bei ihm ist es einfach so, das er nicht übertreiben kann.“ Seit The Big Trail trug Marion Michael Morrison den legendären Künstlernamen John Wayne. Doch der Film fiel beim Publikum durch.

Noch im selben Jahr spielte er neben Marguerite Churchill eine Hauptrolle in dem Film Girls demand Exicitement. Three Girls Lost folgte. Nach diesen beiden Misserfolgen wechselte Wayne zur Columbia- Filmgesellschaft, für die er die drei Filme Men are like that, Range Feud und Maker of Men machte, bevor sie ihn Weihnachten 1931 feuerten.

Danach drehte er für die Mascot-Produktion, er war 23 Jahre alt, die zwölfteilige Serie Shadow of the Eagle unter der Regie von Ford Beebe, die ihn in seiner Karriere nicht weiter brachte. Er ging wieder zur Columbia und spielte neben Walter Brennan die Hauptrolle in den Filmen Texas Cyclone und Two Fisted Law. Im selben Jahr drehte er noch 13 weitere Filme für fünf verschiedene Studios. Seine Gage betrug zu der Zeit 150 Dollar in der Woche.

1932 heiratete er dann endlich seine Jugendliebe Carmen Saenz. Wayne unterschrieb einen Vertrag bei Monogram-Pictures, der ihm langfristig Arbeit sicherte. Sein erster Film für diese Gesellschaft hieß Riders of Destiny und kostete nur 11000 Dollar. Über die Qualität des Films sagte er: „Der Etat war so gering, das wir es uns nur leisten konnten, ein einziges Pferd bei den Dreharbeiten einzusetzen. Deshalb musste ich in der ersten Szene einem Mann ein Pferd stehlen, das er einem anderen Mann gestohlen hatte. Und jeder, der in dem Film ein Pferd brauchte, musste immer wieder dieses eine Pferd stehlen.“

John Wayne spezialisierte sich auf Westernfilme. Während der Dreharbeiten zu Sagebrush Trail lernte er 1933 den Hollywood- Stuntman Yakima Canutt kennen. Er brachte ihm bei, wie man von einem galoppierenden Pferd fällt, ohne sich den Hals zu brechen und wie man richtig mit einem Colt und einem Gewehr umgeht. Seit dieser Zeit machte er alle Stunts selbst: „Ich habe in vielen Filmen versucht, Canutt zu kopieren. Ich bin oft so gegangen wie er, habe so gesprochen wie er und versuchte, immer die Tricks anzuwenden, die er mir gezeigt hatte.“ Auch seinen berühmten Gang, „diesen wiegenden Schritt auf hochhackigen Stiefeln, aus der schweren Hüfte heraus, gesteuert durch schlingernde Bewegungen seiner angewinkelten Arme“, den John Wayne zu seinem Markenzeichen machte, hatte er von Canutt gelernt.

1934 folgten neun weitere Filme The Lucky Texan, West of the Divede, Blue Steel, The Man from Utah, Randy Rides Alone, The Star Packer, The Trail Beyond, The Lawless Frontier und Neath Arizona Skies. 1935 spielte er dann in fünf Filmen: Texas Terror, Rainbow Valley, The Desert Trail, The Dawn Rider und Paradise Canyon.

Bisher hatte John Wayne 45 Filme gedreht, war Vater eines Sohnes Michael und einer Tochter Antonia Maria geworden. Doch der große Durchbruch war noch nicht geschafft. Er drehte weiter Film auf Film, bekam mittlerweile 4000 Dollar Gage. 1936 unterzeichnete er einen Vertrag bei Universal- Pictures über acht Filme, allesamt keine Western, erhielt aber pro Film 6000 Dollar. 1937 ging er zu Paramount, spielte die Hauptrolle neben Gary Cooper in Born to the West, sein Sohn Patrick kam zur Welt, sein Vater starb an einem Herzinfarkt.

John Wayne in typischer Haltung1939 kam der Durchbruch. John Ford drehte Stagecoach (Höllenfahrt nach Santa Fe) mit John Wayne in der Hauptrolle: „Jetzt da Stagecoach ein Klassiker in der Filmgeschichte geworden ist, kann ich natürlich leicht behaupten, das ich eine ideale Besetzung für die Rolle des Ringo Kid war. Aber in jenen Tagen, als der Film geplant und gedreht wurde, war das überhaupt nicht eindeutig. Jeder sagte damals zu Ford, das er künstlerischen Selbstmord begehe, wenn er einen Schauspieler für die Hauptrolle verpflichtete, der bisher nur in drittklassigen Western gespielt habe. Zu allem Übel kam dann noch die Überlegung, das es sich um eine Produktion handelte, die mehr als eine Millionen Dollar verschlingen würde.“ Der Film wurde zu einem großen Triumph für Hauptdarsteller und Regisseur. Dem Film schloss sich eine Regiearbeit von Raoul Walsh an Dark Command (Schwarzes Kommando), ein Film von John Ford folgte 1940 The Long Voyage Home (Der lange Weg nach Cardiff). Der Film floppte an den Kinokassen, Wayne drehte wieder drittklassige Western, sein viertes Kind Melinda wurde geboren. Er spielte nun in weniger Filmen mit, suchte die Drehbücher sorgfältiger aus. 1941 drehte er nur vier Filme, 1942 folgte dann mit Reap the Wild Wind (Piraten im Karibischen Meer) wieder ein Kassenschlager. 1944 trennte sich John Wayne von seiner Frau, heiratete 1946 Esperanza Bauer. Trotz weiterer Produktionen verblasste sein Ruhm, bis er 1947 an der Seite von Henry Fonda und Shirley Temple in dem John Ford Film Fort Apache (Bis zum letzten Mann) wieder einen großen Erfolg hatte. Red River unter Howard Hawks folgte, dann wieder Filme für John Ford Three Godfathers (Spuren im Sand) und She Wore a Yellow Ribbon (Der Teufelshauptmann). Auch die Kritiker nahmen ihn wieder wahr, auf der amerikanischen Liste der Schauspieler, die die Motion Picture Herald, jährlich heraus brachte, stand er auf dem vierten Platz.

1950 wurde er zum ersten Mal für den Oscar nominiert für seine hervorragende Leistung in Sands of Iwo Jima (Todeskommando), den er aber nicht bekam: „Ich habe den Oscar schon zweimal in Empfang genommen. Einmal für Gary Cooper, ein anderes Mal für John Ford. Aber ich habe ihn noch nie für John Wayne erhalten.“ Im selben Jahr drehte er Rio Grande, wieder unter der Regie von John Ford.

John Wayne war mittlerweile der bestbezahlte Hollywood Star, seine zweite Ehe ging in die Brüche, 112 Filme lagen hinter ihm und er stand auf der Höhe seines Ruhmes: „Es ist bestimmt nicht weil ich billig zu haben wäre. Ich bin im Gegenteil ein Schauspieler, der sehr gut bezahlt wird. Und ich nehme an, das meine beste Eigenschaft die Ehrlichkeit ist. Diese Ehrlichkeit strahle ich auch in meinen Rollen aus, und die Zuschauer nehmen es mir ab, weil es nicht gekünstelt ist. Sie glauben mir einfach die Rollen, die ich in den Filmen spiele. Die Leute haben mich schon so oft in vielen Filmen gesehen, das sie beinahe glauben, ich sei einer aus ihrer Familie.“

1954 spielte er in zwei Filmen die Hauptrolle, die er auch selbst finanzierte: Hondo und The High and the Mighty (Es wird immer wieder Tag). Am 1.November heiratete er, mittlerweile 47 Jahre alt, die jüngere peruanische Schauspielerin Pilar Palette: „Das ist das Schönste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist. Ich habe schon viele wunderbare Sachen erlebt. Aber diese Hochzeit mit Pilar übertrifft alles andere.“ Nach der Hochzeit spielte John Wayne wieder in zwei Filmen die Hauptrolle Blood Ally und The Conqueror (Der Eroberer), bevor am 31.März 1955 seine Tochter Aissa zur Welt kam.

1958 wurde er zum ersten Mal Großvater, drehte unter John Ford The Horse Soldiers (Der letzte Befehl) und unter Howard Hawks Rio Bravo.

1960 begannen dann die Dreharbeiten zu einem Film, den John Wayne seit vierzehn Jahren verwirklichen wollte: The Alamo. Er finanzierte, produzierte, drehte und spielte eine Hauptrolle in dem Film. In weiteren Hauptrollen waren sein Sohn Patrick, Richard Widmark, Richard Boone und Laurence Harvey zu sehen. Der Film wurde für United Artists gedreht, und kostete zwölf Millionen Dollar. 4000 Statisten und 1500 Pferde wurden beschafft, allein für die Ernährung des Teams und der Stars wurden 250000 Dollar bezahlt. Nach 81 Tagen waren die Dreharbeiten beendet: „Der Film hat 12 Millionen Dollar gekostet, aber es war für mich viel mehr, weil ich alles, was ich besaß, in diesen Film gesteckt habe. Ich habe Freunde und Banken um Geld anpumpen müssen, sonst wäre Alamo niemals zustande gekommen. Sehen sie sich eine Szene in dem Film an, und sie können tausende von Menschen erkennen, die ich alle bezahlen musste.“ Der Film spielte kaum seine Produktionskosten ein, wurde für zwölf Oscars nominiert, bekam aber keinen.

An der Seite von James Stewart folgte der John Ford Film The Man Who Shot Liberty Valance (Der Mann der Liberty Valance erschoss) und mit Hardy Krüger der Howard Hawks Film Hatari, bevor John Wayne am 22.Februar 1962 zum sechsten Mal Vater wurde, ein Sohn John Ethan.

Im September 1964 ging John Wayne in ein Krankenhaus, um einen seit Jahren stetig schlimmer werdenden Husten untersuchen zu lassen. Ein Lungentumor wurde diagnostiziert. Innerhalb von fünf Tagen wurde er zweimal operiert und kurz darauf ein drittes Mal, da Lungengewebe geplatzt war. Am 8.Oktober verließ er das Hospital, der Presse gegenüber sagte er: „Man hat mir einen Lungentumor entfernt.“ Auf die Frage, ob es Krebs gewesen sei, antwortete er: „Ich nehme es an.“ Dann blieb es monatelang still um den Duke. Aus gesundheitlichen Gründen wurde der Film The Sons of Katie Elder (Die Söhne der Katie Elder) verschoben: „Ich habe zwei schwere Operationen hinter mir. Sie haben meinen Brustkasten geöffnet und einen Teil der Lunge entfernt. Dabei mussten sie mir auch noch eine Rippe wegschneiden. Ich nehme mit Sicherheit an, das es sich dabei um eine Krebsgeschwulst handelte. Ich hatte das Glück, das es frühzeitig erkannt wurde. Und wenn ich mit meiner Geschichte jemanden dazu bringen kann, schon bei den ersten Anzeichen zum Arzt zu gehen, um sich gründlich untersuchen zu lassen, würde es mich sehr freuen. Ich habe auch gelernt, das man über eine Krankheit wie Krebs sprechen kann. Sie ist nicht wie früher die Lepra, denn man kann gegen Krebs schon ganz viel machen. Ich habe ihn besiegt, weil die Ärzte ihn frühzeitig erkannt haben. Dann habe ich auch gelernt, mich der Operation zu unterziehen. Ich muss ihnen zugeben, das ich mich am Anfang wahnsinnig dagegen gesträubt habe, weil sich alles in mir sperrte, den Krebs in meinen Lungen anzuerkennen. Aber dann sah ich ein, das die Operation das einzige Mittel war, um den kleinen Krankheitsherd entfernen zu lassen. Als sie dann dieses Ding weg operiert hatten war die Welt wieder in Ordnung. Natürlich beinhaltet jede Operation ein Risiko. So war es auch bei mir. Dadurch, das ich nach der Operation so viel husten musste, war es nötig, mich ein zweites Mal zu operieren. Und das war sehr hart, wie sie sich vorstellen können, wenn man eine Operation glücklich überstanden hat. All das passierte dann innerhalb von fünf Tagen. Aber ich habe Patienten gesehen, denen es viel schlechter ging als mir. Und ich habe mir dann gesagt, das ich trotz allem noch sehr viel Glück hatte. Ich freue mich, das ich bald gesund bin und meinen nächsten Film machen kann.“

John WayneIm Februar 1965 drehte er dann endlich The Sons of Katie Elder. Ein Jahr später wurde er am 22.Februar wieder Vater, ein Mädchen Marisa und er spielte neben Robert Mitchum in dem Howard Hawks Film El Dorado. Zwei Kriegsfilme folgten The Green Berets (Die grünen Teufel) und Hellfighters (Die Unerschrockenen), bevor er 1969 in Henry Hathaways True Grit (Der Marshal) den grantigen Sheriff Rooster Cogburn spielte, für den John Wayne am 7.April den Oscar bekam.

1970 spielte er die Hauptrollen in Chisum, Rio Lobo und Big Jake, 1972 folgte The Cowboys, 1973 Cahill (Geier kennen kein Erbarmen). Seine Frau trennte sich von ihm. Er probierte sich in einem neuen Genre, dem Polizistenfilm, aus: Mc Q, 1974 und Brannigan (Ein Mann aus Stahl), 1975 wurden beide ein Kinoerfolg.

Sein allgemeiner schlechter Gesundheitszustand machten Krankenhausaufenthalte immer wieder nötig. 1975 drehte er mit Katharine Hepburn Rooster Cogburn (Mit Dynamit und frommen Sprüchen), 1976 dann an der Seite von James Stewart und Lauren Bacall The Shootist (Der Scharfschütze), seinen letzten Film unter der Regie von Actionspezialist Don Siegel, der froh war als seine Arbeit mit dem kantigen Duke zu Ende war.

Seit 50 Jahren stand John Wayne nun schon vor der Kamera. Auf die Frage, ob er sich wie eine Legende fühlte, sagte er: „Ich kann dazu nur sagen, das es schon eine große Belastung ist, wenn man zu Lebzeiten als Legende herumläuft. Aber der Filmvorspann war als Kompliment für mich gedacht, und so habe ich es auch aufgefasst, denn ein durchschnittlicher Schauspieler bringt es nur auf zwanzig Berufsjahre und ich habe einige mehr hinter mir.“

Über die Handlung des Films The Shootist sagte er: „Der beste Teil des Films ist der, wenn die Leute in dem Film merken, wie es um die Hauptperson bestellt ist. Ein Mann stirbt für sich allein vor einem heroischen Hintergrund.“

Der todkranke John Wayne bei seinem letzten Auftritt bei der Oskar Verleihung1978 und 1979 folgten wieder Krankenhausaufenthalte und Operationen, bei der letzten hatte man ihm den kompletten Magen entfernt. Zum letzten Mal sah man John Wayne am 9.April 1979 als er den Oscar für den besten Film überreichte, und mehr Applaus bekam als der Preisträger.

John Wayne starb am 12. Juni 1979 im Kreis seiner Kinder und Enkelkinder im Ucla Medical Center in Los Angeles.


Quellen
Carpozi: John Wayne, seine Filme- sein Leben; Heyne- Filmbibliothek
Ricci: John Wayne und seine Filme; Citadel Filmbücher bei Goldmann, Hrsg. Joe Hembus
Bernd Schulz: John Wayne; Moewig Verlag
Joe Hembus: Westernlexikon

 

Kommentare  

#16 Armin 2017-03-22 14:34
Seit meiner Jugend ist John Wayne mein Lieblingsschauspieler, weil er eben sich bemühte, sein Leinwandimage auch im wahren Leben zu verkörpern.
Heute dagegen gibt es all diese Möchtegerns, Goodlooker und Gesichtsvermieter, die auf der Kinoleinwand den Actionhelden SPIELEN und sich im wahren Leben GEGEN privaten Waffenbesitz engagieren - jämmerlich!

Damals herrschte eben noch ein anderes Klima in Hollywood - heute dürfen kaum noch klare Aussagen gegen den linken Mainstream gemacht werden!
#17 Manfred Körber 2018-02-06 13:44
Ich mag John Wayne und halte ihn für einen coolen Typen, der in erster Linie sich selber spielt. Dass sein Film "The Alamo" überhaupt nominiert wurde, wundert mich sehr. Lauter Stars, die mitspielten, aber ein schlechter Film, seine Figuren total übertrieben dargestellt und völlig realitätsfremd. Auch "Rio Grande" hat mich total enttäuscht, weil dieser Film alle Klischees bedient, die vorstellbar sind. Da gibt es die bösen, primitiven, besoffenen Indianer, die Kinder stehlen und schlecht schießen, die tapferen Blauröcke, die schlechten Kaffee trinken müssen und die gut aussehende Offiziersfrau, die ihrem entfremdeten Gatten die Klamotten wäscht und bügelt. Am Ende wird der alternde Held noch mit einem stumpfen Pfeil fast erschossen und die jungen Helden sowie ein indianischer Helfer bekommen einen Orden. Die Handlung 14 Jahre nach dem Civil War, ans Töten gewöhnt war man nun damit beschäftigt, die Indianer abzuschlachten. So ein Film hätte schon 1950 verboten gehört.

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