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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Totenacker des Grauens (Grusel-Western 9)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Totenacker des Grauens«
Grusel-Western 9 von Dodge McMesser (???)

Juhu, na endlich! Nach all den Wochen, in denen ich mich mit großem Vergnügen durch den staubigen Wilden Westen gekämpft habe, darf ich jetzt mein Lieblingsgenre gleich mit reinrühren und was wäre da besser geeignet, als eine von diesen obskuren Mischserien, die Mitte der 70er Jahre mal ganz kurz bei ›Marken‹ und ›Bastei‹ ihr zweiköpfiges Haupt erhoben.

Sie wurden dann aber wegen nicht existenter bzw. schwer feststellbarer Zielgruppe schnell wieder in den Hades für missglückte Serienmutationen verbannt.

Das Tolle an diesen Chimären ist ja eigentlich, dass damals sich tatsächlich jemand getraut hat, so ein Beinahe-Konzept überhaupt ins Rollen zu bringen und zu veröffentlichen, getreu dem Motto: „Western geht, Grusel läuft, warum also nicht mal beides zusammenkleistern – muss ja der Oberhammer werden!“. (Ob das wohl der Pitch ist, mit dem man Ray Harryhausen die Prämisse für „Gwangis Rache“, also „Cowboys und Dinosaurier“ überredet hatte, an die Arbeit zu gehen…?)

Obwohl der Marken-Verlag ja irgendwie immer das italienische Genrekino des Romanheftuniversums war, also praktisch jeden erfolgreichen Trend der Konkurrenz mal grob und dreist einfach kopiert und dann variantenreich immer neu und quietschbunt verkauft wurde, ohne eigentlich das Funktionierende hinter einer Idee verstanden zu haben (und dafür muss man diesen Rip-Off-Verlag irgendwie total lieb haben) – hier hatte Marken mal die Nase vorn und gab dem Affen 1975 einfachmal Zucker.

Leider sind die Teile inzwischen so rar geworden, dass ich besonderes Glück brauchte, um mal ein paar zu bekommen. In über 30 Jahren Stöberei in meiner Heimatstadt (früher noch in fünf Läden) hab ich vorher von jeder Grusel-Western-Hybridenserie jeweils nur einen Roman mal in der Hand gehabt (und ihn leider nicht gekauft). Wer sie hat, will sie behalten und das verstehe ich nur zu gut.

Aber immerhin, jetzt ist das Depot gut gefüllt, nun kann ich Kostproben machen.

Wer die immerhin 40 Roman bei „Marken“ alle verbrochen hat, hab ich leider nicht erschürfen können, denn da sei das allmächtige Verlagspseudonym „Dodge (Mc)Messer“ vor, der noch nicht einmal bei jedem Band vorne oder hinten oder irgendwo drauf steht und hinter dessen Alias noch gerätselt wird, während beim „Geister-Western“ von Bastei die meisten Inschriften schon entschlüsselt wurden.

Aber, wie ich schon letzte Woche vermerkte: wenn ich nicht weiß, wer es geskriptet hat, hab ich auch weniger Hemmungen, jemanden ans Bein zu pinkeln.

Obwohl: musste ich in diesem Fall eigentlich gar nicht.

Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine Art Trash-Mutation erwartet habe, aber wie eben im italienischen Genrekino ist der Ruf manchmal viel berüchtigter als das tatsächliche Werk, was schließlich vor jedermanns Augen abläuft.

Hier auf jeden Fall habe ich – soweit ich das, produktiv ernüchtert, feststellen muss – genau das bekommen, was vorne drauf steht, nämlich Grusel und Western, so brav nebeneinander angeordnet, dass man immer das eine vergisst, wenn das Andere gerade eine größere Rolle spielt. Und ja, einer von beiden spielt sich immer hübsch in den Vordergrund und das war in diesem Fall der gute, alte Grusel.


Macht aber nichts, denke ich mir, es ist noch kein „mad scientist“ vom Himmel gefallen, der aus Stroh Gold klöppeln oder Kuhscheiße aufs Dach argumentieren konnte, lesbar war das Ergebnis auf jeden Fall. Schmeckt nur

Totenacker des Grauens»Ich genieße deine innere und äußere Abwehr, Manuela.«
Wir befinden uns im Jahre 1890 in San Antonio, Texas.

Es ist keine dunkle und stürmische Nacht, aber die beiden scheinbaren Dauersäufer Ed Mallert und sein Kumpel Herb haben Angst – allerdings nur vor dem Sheriff, der generell armen Trinkern wohl immer gern die noch vollen Pülleken klaut. Also gehen sie zum Süffeln auf den lokalen Friedhof, wo es aber auch nicht anheimelnder ist.

Und besser wird es auch nicht, denn Ed sieht erst eine Hand aus dem Grab ragen, dann einen ganzen Frauengeist dem Erdloch entsteigen, der sich sofort auf die Fährte der Schnapsnasen setzt, wie es ihnen in ihrer Panik erscheint. Als Ed schließlich glaubt, kalte Totenfinger zu fühlen, schießt er einfach mal was ab und seinen Kumpel Herb damit auch noch an (in die Hüfte!).

Das bringt die beiden in die Obhut von Sheriff Anderson, der von dem ganzen Untotenkokolores natürlich nur Delirium versteht, obwohl die beiden nicht die ersten Zeugen sind, die angegeben haben, dass auf San Antonios Straßen die Toten wandeln. Er prüft jedoch die Angaben auf dem Friedhof nach, findet aber alles unversehrt, bis auf einen Stofffetzen, der vor seinen Augen verglüht.

Derweil kriegt Saloon- und Hotel(puff)-Besitzer Dan Sloops das andere Ende der Ereignisse zu spüren, denn während er gerade die Tageseinnahmen zählt, sinkt im Raum nicht nur die Temperatur, auch die just vor sechs Wochen abgelebte Maria taucht plötzlich in seinem Blickfeld auf. Sloops ist kein netter Mensch, er hat die naive Maria verführt und dann auch noch runter gemacht, woraufhin sie sich den Strick dort nahm, wo das Wasser am Tiefsten ist. Doch hier steht sie nun, die Halbverweste und lässt sich auch von Kugeln nicht aufhalten. Eiseskälte dräut und Sloops Kehle schnürt sich letal zu…

Das kommt Anderson abseits seiner Gardinen natürlich schwedisch vor, vor allem als Doc Limmers ihm bestätigt, dass es so aussieht, als hätte sich Sloops selbst erwürgt. Das erinnert an einen kurz zurückliegenden Fall, als einem Messerstecher ein ähnliches Schicksal widerfahren war.
Er geht am nächsten Tag mit Ed Mallert und Herb Dayle noch einmal auf den Friedhof und lässt sich die Angaben bestätigen.

Neugierig geworden, begibt er sich in der nächsten Nacht wieder auf den Friedhof, um mal nachzugraben, was an der Geschichte dran ist. Er kommt aber wohl nicht dazu, denn an anderer (Grab-)Stelle werden die Toten aktiv. Er fällt unter den Bann einer übernatürlichen Kälte und dann entsteigt der Geist einer gewissen Jane Pendale der Erde und macht sich auf den Weg, ihren Meuchler Haie Caddo, einem monströsen Schläger, den Hahn zuzudrehen. Bzw. er sich selbst.

Als Anderson wieder aus seiner Starre erwacht, findet er Penhales Grab wieder völlig unberührt, woraufhin er die Holde ausbuddelt, die aber friedlich einliegt – mit Caddos Tabaksbeutel in den Griffeln.
Jetzt greift auch Anderson zu Theorien über Gespenster und böse Mächte und weiht Doc Limmers in seine Vermutungen ein. Er will jetzt auch Marias Grab prüfen, doch bevor es dazu kommt, treibt ihn die Gerüchteküche zur alten Consuela, der „Hexe von San Antonio“, die ja ebenfalls für die „Spukerei“ verantwortlich sein könnte.

In Consuelas Lehmhütte weiß die hutzelhafte Alte auch schon Bescheid, sie spüre das Böse schon seit Wochen in der Luft der Stadt, wie sie angibt. Dann bekommt sie ein Mal wie von einem unsichtbaren Schlag ab! Dunnerschlag!

Das soll natürlich alles Humbug sein, wie der Arzt kurz darauf vermeldet, doch nachdem sie in Marias Grab die Tageseinnahmen von Sloops gefunden haben, eilen sie zu dem alten Besen zurück.
Doch der ist schon unter den Einfluss des Bösen geraten, die Hütte steht in Flammen und glüht zugleich, die Alte zerfällt vor den Augen der Männer zu Staub und aus den glühenden Trümmern krabbelt eine Eidechse und grinst die Männer auch noch an. Satanas!

Derweil ist Ed Mallert nicht nur komplett nüchtern (und Herb auf dem Weg der Besserung), er entwickelt auch wieder seinen sechsten Sinn für Gefahren, die in der Luft liegen.
Kurz entschlossen stiefelt er der Nase nach los und gerät in den spanischen Teil der Stadt mit all seinen verwinkelten Gassen. Irgendwann kommt er an eine Gabelung, links auf einen Kirchplatz zu, rechts in eine düstere Gasse, vor der er gewarnt wird. Gleichzeitig hat er das Gefühl, beobachtet zu werden. Ihm fällt eine Frau mit fein geschnittenen Zügen auf, die in eine Bodega geht. Ein Blick aus ihren Augen lässt Ed nicht mehr los und er folgt ihr später bis in die düstere Gasse, wo sie in einem großen Haus verschwindet. Ed trägt ihr sogar noch ihre Stola nach, wofür sie sich mit einer Berührung bedankt, die ihn wiederum elektrisiert.

Anderson und Kollegen sind inzwischen bei dem Fazit „Rachegeist“ angekommen, denken aber dafür noch recht rational – und fassen natürlich das spanische Viertel deswegen ins Auge, weil es dort ja sowieso spuken soll. Vielleicht kann ja dieser neue, alte Arzt aus Mexiko, dieser Dr. Leruda da mit einigen Informationen aushelfen...
Doch er wird unterbrochen, denn der Spieler und Killer Lefty Brooks ist wieder in der Stadt, der seine Mitspieler praktisch zu Kartenrunden „nötigt“, dann haarsträubend schlecht falsch spielt und aufgebrachte Mitspieler dann immer brutalstmöglich umlegt. Nachweisen konnte man ihm bisher leider noch nichts. Und tatsächlich: in einem Saloon hat Brooks ein neues Opfer bei der Hand, welches der Sheriff und seine Leute gerade noch vor einer Affektreaktion auf das Falschspielen bewahren können. Aber leider ist der Mann schon in seiner Ehre gekränkt worden…

Mallert hat inzwischen in der Bodega erfahren, dass nie eine Frau im Lokal gewesen sein soll, sieht dann die Frau aber in einem morschen Glockenturm zu ihm herunter sehen. Wie in Trance klettert er das marode Bauwerk hinauf und stürzt beinahe von oben zu Tode, doch sein sechster Sinn (und zwei ihn stechende Wespen) halten ihn in letzter Sekunde zurück. Ed kann gerade noch aus dem kollabierenden Turm fliehen.

Derweil hat Brooks sein Ziel erreicht und bei nächster Gelegenheit den Mitspieler Andrew Kerr genügend provoziert, um ihn dann umbringen zu können. Natürlich alles Notwehr, der gebrochene Kiefer, der Unterleibsschuss, der Herzschuss. Für Anderson ist dies jedoch die Möglichkeit zu überprüfen, ob auch hier ein Toter Rache nehmen wird.

Ed klärt derweil Herb auf, dass er inzwischen an eine Art Hexenmeister in dem großen Gebäude glaubt, der die unheimlichen Kräfte ausübt. Er will erneut dort nachforschen, aber Herb haut ihn vorsichtshalber erst mal von den Beinen, um ihn nicht ins Unglück laufen zu lassen.

Dr. Limmers sucht derweil seinen mexikanischen Kollegen, den nicht mehr praktizierenden Dr. Leruda auf, der zufällig in einem großen Gebäude in einer dunklen Gasse wohnt. Bei einem gemütlichen Plausch (die unbekannte Schöne serviert Wein, ein massiger Helfer drückt sich im Haus rum) erfährt Limmers, dass sich Leruda mit der „Umformung von Materie“ beschäftigt, mit dem Bündeln mentaler Energien, mit dem man anderen seinen Willen aufzwingen kann.
Limmers teilt mit Leruda seine Idee über die Rachegeistmorde und erörtert gewisse Theorien, wonach das auch Sterbende praktizieren könnten.

Als Ed wieder zu Bewusstsein kommt, nimmt er Herb den Niederschlag nicht übel, weicht aber von seinen Plänen, das Mädchen zu suchen, auch nicht ab. Der Befürchtung, dass sich ein Hexenmeister im Haus aufhalten könnte, will er mit ein paar von den Mexikanern abgeschauten Tricks begegnen. Herb sieht das nicht so positiv, kann ihn aber nicht aufhalten. Und der Doc sieht erste Parallelen, als Herb ihm kurz darauf von Eds Plan berichtet.

Derweil hat Sheriff Anderson seinen Wachposten bei Kerrs Leiche bezogen und hält sich mittels einer Hutnadel brachial wach. Und tatsächlich: der Tote bewegt sich plötzlich und zieht los.

Bei Kerrs Killer Brooks tauchen dann auch bald die altbekannten Symptome auf, denn die Temperatur sinkt und das Gesicht des Toten stiert dem Killer im Spiegel entgegen. Brooks kämpft dagegen an, doch dann löst sich der Tote auf der Straße vor den Augen des Sheriffs auf, um in Brooks‘ Zimmer zu erscheinen und sein Werk zu verrichten. Hinterher sieht es wieder so aus, als hätte sich das Opfer selbst erwürgt.
Weil die Colts des Killers fehlen, entert Anderson kurz darauf erneut die Leichenhalle und findet die Waffen dort glühend heiß auf der Leiche vor. Nun sind alle langsam davon überzeugt, einem übernatürlichen Mörder hinterher zu jagen – und tatsächlich setzt der Doc seine Hoffnungen auf Ed.

Bei Leruda daheim setzt der alte Arzt seine Nichte inzwischen halb lüstern unter Druck, die natürlich recht angeekelt reagiert. Sein Plan: jede Menge Kohle mit seiner Gedankenkraft zu machen und schließlich über die Stadt, Mexiko, die ganze Welt zu herrschen. (So das Übliche halt!)
Allerdings reagiert er auch eine mentale Störung in seiner Nähe.

Die ist das Werk von Ed, der sich mit einem gekauften Amulett bewaffnet hat und jetzt mit größeren Mühen auf das Grundstück Lerudas gelangt, doch kurz vor dem Haus fällt er in einen unsichtbaren Bann und wird von dem hünenhaften Diener eingesammelt.

Drinnen wird sein Geist jedoch wieder frei und was er für seinen sechsten Sinn hält, erklärt ihm Leruda so, dass Ed selbst medial begabt ist. Ed will natürlich die Frau befreien, doch Leruda verstärkt seinen Bann und schickt Ed aus, den Sheriff und den Doc zu töten. Natürlich würde man Ed dafür hängen, weswegen die hübsche Manuela nicht eben glücklich ist.

Leruda entsendet auch seinen Helfershelfer, der überprüfen soll, ob Ed tut, wie ihm geheißen. Und er tut es – legt gleich drei Gesetzeshüter samt Doc um, worauf die frohe Botschaft zum bösen Leruda überbracht wird.
Doch als sich der gelbgesichtige lüsterne alte Mann auf die schon entblätterte Manuela stürzen will, steht plötzlich der Sheriff in der Tür, mit dem Colt in der Hand. Alles nur getürkt, Ed hatte den Bann außerhalb von Lerudas Haus überwunden.

Noch einmal mobilisiert Leruda all seine psychischen Kräfte und bekommt die Männer auch unter seine Kontrolle, doch Manuela entschlüpft ihm und greift stichhaltig in den Besteckkasten. Ende von Leruda.

Während alle anderen einen Schweigepakt schließen, rollt Ed mit Manuela wenige Tage später mit der Postkutsche davon…

»Sie sind ein gutes Medium, mein Freund!«- »Ich bin Cowboy!«- »Mit ihnen ließe sich was anfangen!«
Wie schon zu bemerken ist, habe ich da gar nicht so viel vom Leder zu ziehen, wenn es darum geht, diesen „mixed bag“-Plot in eine einkondensierte Reihenfolge zu bringen.
Wer immer auch der Autor war, sorgfältiges Schreiben war ihm nicht fremd und so kommt es auch erst gar nicht zu großartigen inhaltlichen Schwächen oder Punkten, wo man sich mal gepflegt die flache Hand vor den Kopf hauen kann.
Das ist alles oberflächlich solide geplottet, samt und sonders mit nachvollziehbar handelnden Personen.

Das macht die Mixtur aber nicht weniger fremdartig.
Effektiv gesehen ist „Totenacker des Grauens“ (auf dem Totenacker passiert hier übrigens gar nicht so viel Schauerliches) ein straighter Gruselroman mit Rachetouch, der nur irgendwie zufällig im späten 19.Jahrhundert in Texas spielt und deswegen die Inspektorenrolle von einem Sheriff und die Geisterjägerrolle mit dem sechsten bis siebten Sinn von einem Cowboy eingenommen wird.
Damit haben sich die Wildwestbezüge dann auch eigentlich schon, denn man könnte die Handlung eins zu eins um 75 Jahre nach vorn bewegen, aus dem Doc einen Gerichtsmediziner machen und schon rollt ein moderner Gruselkrimi von altem Schrot und Korn.

Klar, wir haben monströse Stallknechte, böse Kartenhaie und mädchenverführende Saloon-Schweinigels, aber sogar dafür könnte man Entsprechungen einbringen. Da ist nicht viel mit Westen.

Niemand hier hält sich ewig mit Unglauben oder Aberglauben auf, nach einiger Diskussion ist die Herangehensweise an die Vorfälle doch recht modern und auch der Gesetzeshüter verdingt sich mehr wie ein moderner Detektiv, der der Sache forsch auf den Grund geht.

Ebenso modern kommt dann auch in der zweiten Hälfte der klassische Mad-Scientist-Subplot ins Laufen, mit irrem Psychoarzt, der eine Art von Suggestiv-Telekinese losläßt. Warum er dabei unbedingt diese speziellen Leichen ihren Tod rächen lässt, wird allerdings nicht so ganz klar, wenn Leruda hinterher, neben gelegentlich mental nachgeholfenem Manuela-Poppen (nicht in diesem Heft lesbar, natürlich), eigentlich nur dick Kohle machen will.

Doch dann machen sich doch noch einige Untiefen aus: Warum die Toten immer einen Gegenstand von ihren Opfern mit sich nehmen und diese dann heiß für menschliche Berührungen, aber sonst nichts entflammend mit im Grabe liegen, wird leider nicht erklärt. Ob nun wirklich die Toten aufstehen oder nur ihre Geister, wird bei den hinterher immer unberührten Gräbern auch nie so ganz klar.
Und da ist der logisch nicht ganz flugfähige Moment, wo Leruda ordentlich Geriebenes bei der Aktion abfegen möchte, aber die Tageseinnahmen von Snoops (die wohl recht beachtlich sind) einfach bei dessen Toten im Grabe belässt.
All das, dieses psychisch-magische Zeugs ist nicht ausreichend ge- oder erklärt, die Episode mit der alten Hutzelhexe als Sahnehäubchen obendrauf, wobei zwar immer von einem weiteren bösen Einfluss geredet wird (The Devil himself, maybe?), aber außer einer grinsenden, nicht brennbaren Eidechse davon keine Spur zu finden ist.

Atmosphärisch geraten ist jedoch die Sequenz mit Ed – der eine unglaubliche Entwicklung vom Dauersüffler zum Detektiv mit Mentalblockade durchmacht – in dem brüchigen Glockenturm und auch seine Stadtdurchquerung San Antonios in das „spanische, verwinkelte Viertel“ mit den „verfallenen Häusern“ allenthalben erinnert frappierend an eine ähnliche Sequenz in Lovecrafts „Das leuchtende Trapezoeder“. So lassen sich aus klassischen Vorbildern doch immer die atmosphärischsten Momente zaubern.

Also: ein wenig mehr zu Motivation des Rachemotivs am Anfang hätte ich mir nach hinten raus schon noch gewünscht, wenn dann der „bad guy“ doch wieder nur „simply bad to the bone“ ist – aber wie soll man solch obskure Genrerezepturen auch ohne ausreichend Zeit zu einem homogenen Ganzen verschmelzen, wenn der Abgabetermin einfach nur im Rücken drückt.

Als Kuriosum hab ich das aber durchaus genossen und würde die Reihe am besten gleich noch einmal testen, vielleicht auch, um festzustellen, ob dieser Standard gehalten wurde. Oder ob der helle Wahn vielleicht doch noch einzieht...mal schauen...

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