Owen, James A. - Wo Drachen sind - Die Chroniken der Imaginarium Geographica

Wo Drachen sind - Die Chroniken der Imaginarium Geographica Band 1 von James A. OwenWo Drachen sind
Die Chroniken der Imaginarium Geographica Band 1
von James A. Owen (Text und Illustrationen)
Aus dem Englischen von Michaela Link
400 Seiten , 16,95 €
ISBN: 978-3-570-13015-5

Verlag CBJ

Die Verbindung zwischen den Welten der Realität und der Fantasie sind viel enger als man es sich gemeinhin träumen lässt - oder als der Mensch gemeinhin weiß. Die drei Oxford-Studenten Jack, John und Charles erleben hautnah wie groß diese Nähe doch ist als sie eine außergewöhnliche Aufgabe erhalten ...

Wer sich von diesem Buch überraschen lassen will, sollte gegen Ende der Rezension seine Augen schließen...

...Spoileralarm!

Keiner der drei jungen Männer hat eine Ahnung was ihnen bevorsteht als sie in einer Nacht während des 1. Weltkrieges in London im Büro des Professor Sigurdsson aufeinander treffen. John wird durch einen Brief des Professors nach London gerufen und reist an - wohlwissend, dass sein Mentor bereits tot ist. Charles sollte ein Manuskript bei dem Professor abliefern und fand die Leiche. Jack schließlich der Jüngste der drei, hat gerade erst einen Studienplatz in Oxford erhalten. Nicht sehr verwunderlich: Der tote Sigurdsson war als Professor an der Universität Oxford tätig.

Der Tod des Professors verbindet die drei jungen Männer und führt sie in Charles Club in der Baker Street 221b (na, klingelt es?). Dort sucht sie ein unbekannter Mann auf, ein großes, in Öltuch gewickeltes Päckchen unter den Arm geklemmt. 

Zu Johns grenzenloser Verwunderung erfährt dieser, dass er jetzt - in Nachfolge des Professors - Hüter der  Imaginarium Geographica ist. Die beiden anderen werden kurzerhand zu seinen Schülern. 

Sie kommen nicht einmal ansatzweise dazu die volle Bedeutung dieser Tatsache zu verstehen, erst gegen Ende des Buches wird ihnen klar was dies heißt. Zunächst einmal müssen sie fliehen. Seltsame Gestalten tauchen auf.

(...) hätte das Auftauchen schattengleicher Gestalten an der Straßenecke gegenüber die jungen Männer aus Oxford mit Leichtigkeit überzeugt. Ihre Verfolger schwangen Schwerter und Speere von ungewöhnlicher Form. Abner noch eigenartiger war, dass sie auf allen vieren zu gehen schienen: Ihre Krallen klackerten auf den Pflastersteien, und nur gelegentlich stellten sie sich aufrecht hin, um zu schnuppern, bevor sie die Ruhe der Nacht mit ihrem ohrenbetäubenden Geheul zerrissen (S. 38/39).

 

Auf ihrer Flucht überschreiten sie die Grenzen zwischen unserer Realität und der Welt des Fantastischen.

Dies umreißt in etwa den Inhalt der 400 Seiten.

Coverausschnitt Indigo KingAlles in allem ist es ein lesenswertes Buch, das Spaß macht und den Leser fesseln kann, wenn auch die Fesselung zu einem ganzen Teil darin besteht zu überlegen warum eigentlich gerade was geschieht. Sicher ist es kein großer Wurf, aber ich habe es nicht bereut es zu kaufen. Mindestens zwei weitere Bände sind in Planung, noch in diesem Jahr (Oktober 2008) soll "The Indigo King" erscheinen, Band drei ist mit "Red Dragon" ebenfalls bereits in Planung.

Mir hat der Schreibstil von James Owen gefallen, gerade die Figur des Charles erinnert mich mit ihrem Humor immer wieder an einen "typischen Engländer", wie ich ihn mir mit trockenem Humor und Understatement vorstelle. Auch sonst tauchen immer wieder Sequenzen auf, die mich breit grinsen ließen.

Ausschnitt einer Illustration von J.A. OwenDer Autor, der im Buch als ein Freund von Kai Meyer bezeichnet wird, hat ebenfalls die Illustrationen des Buches entworfen. James Owen hat bereits mit Kai Meyer zusammen gearbeitet, ist Autor und Illustrator der US-Serie Starchild, die im Verlag Coppervale erscheinen. Die Illustrationen in "Wo Drachen sind" sind eine großartige Bereicherung der Geschichte, besonders die Bilder der Drachenboote (siehe Cover) sind faszinierend und ich schaue sie mir immer wieder gerne an. Alles Weitere weiter unten - aber wie schon erwähnt: Wo Spoiler sind.

Achtung - Spoiler ahead!

 

Meine Verwirrung begann als ich (neugierig wie immer) die letzten Seiten des Buches vorab las. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen, vermutlich hätte sich an meinem Urteil zu dem Buch aber nichts geändert.

Wie sich herausstellt sind die drei Helden des Buches niemand anderes als drei der großen Fantasyautoren: J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis und Charles Williams. 

Ebenso illustere Personen wie Johannes Kepler, Shakespeare und Goethe, Dante und Poe, Twain und Jules Verne gehörten zum Kreis derer, die die Aufgabe erhalten hatten den Atlas der Welt der Fantasy, der "Imaginarium Geographica" zu behüten. Sie alle hatten die Aufgabe mit dem Schutz dieses Atlas auch die Welt des Fantastischen an sich zu beschützen. 

Die Tatsache, dass sich die Welt der drei Oxfordianer John, Jack und Charles in Aufruhr befindet (es ist der erste Weltkrieg und John beispielsweise leidet unter einer Traumatisierung durch die Erlebnisse an der Front), spiegelt die Katastrophe wieder, die sich im Archipel der Träume ereignet hat: Der Winterkönig versucht die Macht über das Reich der Fantasie an sich zu reißen. Und hierzu benötigt er die Imaginarium Geographica.

Ausschnitt Cover Red DragonGemeinsam mit dem eigenartigen Mann, der in Baker Street 221b zu ihnen gestoßen ist und einer ganzen Reihe anderer Mitstreiter nehmen sie die Aufgabe an.

Owen bietet in seinem Buch eine faszinierende Erklärung dafür an, wie es den großen Meistern der Literatur und Erfindung gelungen sein mochte, die Fantasie für ihre Geschichten aufzubringen: Es war keine Fantasie sondern die Darstellung dessen, was sie als Hüter der Geographica im Archipel der Träume erlebt und gesehen haben. Eine tolle Idee. 

Es verwirrte mich sehr ab dem zweiten Drittel des Buches zu wissen wer diese drei Helden nun eigentlich waren, allerdings hatte es den Vorteil, dass ich so einen kleinen Wissensvorsprung für das Verständnis um die Geschehnisse im Buch zu haben. Im Buch stolpert man laufend über Andeutungen, Geschichtensplitter und Personen aus Literatur und Dichtung. Teilweise war ich mehr damit beschäftigt diesen Dingen zu folgen als bei der Handlung zu bleiben. Mit beiden Händen hat Owen in die Bücherregale gegriffen. 

Im Grunde ist dies keine schlechte Idee, sie hat meiner Ansicht nach einen großen Charme. Allerdings wird die von ihm erzählte Geschichte so verwirrend, mächtig und vollgestopft, dass man teilweise die Fäden nicht mehr verfolgen kann. Vieles bleibt ungeklärt, viele Dinge werden angerissen, aber nicht weiter verfolgt. Ob dies in Aussicht auf die Folgebände geschieht bleibt abzuwarten.

Auf einer der Videoplattformen des Internet gibt es ein Video zu bestaunen in dem Owen seine Idee nochmals vorstellt - laut Angaben zum Video offensichtlich zur Präsentation bei einem der großen Filmstudios.

Abbildungen:
Mit Ausnahme des dt. Covers entstammen die Abbildungen einem Blog von J.A. Owen namens "The Wonder Cabinet - Words from the Romantic Underground" (Link führt zu einer Seite außerhalb der Zauberspiegel-Seiten)

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