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Ein Mythos zum Spielen - Malleus Monstrorum

Ein Mythos zum SpielenEin Mythos zum Spielen
Malleus Monstrorum -
Quellenbuch für das Cthulhu-Rollenspiel

Das Grauen in H.P.Lovecrafts literarischen Vorlagen basiert in den allermeisten Fällen eher darauf, dass man die Monstrositäten eben nicht zu sehen bekommt. Sollte man dann doch in den Genuss kommen, einen Blick auf Cthulhu, Nyarlathotep, Shub-Niggurath oder auch nur  auf einige „Niedere Wesen“ zu werfen, bekommt dies den Protagonisten meist nicht sonderlich gut.
H. P. LovecraftEntweder man ist hinterher tot oder man verbringt längere Zeit in einer Nervenheilanstalt (was aus unterschiedlichen Gründen in den zwanziger Jahren nicht als allzu großes Glück angesehen werden kann). Wohl aus diesem Grund gab es zwar bislang allerlei (meist gut gemachte) Spielhilfen für das Cthulhu-Rollenspiel, aber eben bis zum erscheinen der ersten Auflage des Malleus Monstrorum im Jahr 2003 noch kein Monsterhandbuch. Die zweite Auflage erschien im Umfeld der Spielwarenmesse in Essen und daher wollten wir es uns nicht nehmen lassen, uns das (umfangreiche) Teil mal anzuschauen.

Unaussprechliches Grauen – unaussprechliche Namen. Eine Kombination, die bei Cthulhu recht üblich ist. Und nein, werte Leser, hiermit meine ich selbstverständlich nicht den Titel des Bandes, sondern die Namen der cthuloiden Wesenheiten, die in dem 503-seitigen Hardcoverband beschrieben werden. Doch alle Cthulhu-erfahrenen Spieler und Spielleiter werden wohl kaum ernsthafte Probleme mit der Artikulation ihrer Lieblingsgegner haben. Nebenbei bemerkt enthält der Band tatsächlich einen Abschnitt zur richtigen Aussprache der wichtigsten Namen.

503 Seiten? Eine ganze Menge für ein Monsterhandbuch. Doch das dies nicht zu viele sind, belegen Pegasus eindrucksvoll. Nachdem der Umfang der ersten Auflage noch bei 200 Seiten gelegen hatte, zeigt allein schon der erheblich gestiegene Seitenumfang, dass es sich bei der zweiten Auflage um weit mehr als eine bloße Neuauflage handelt. 120 neue Monster, Götter und Kreaturen enthält der vorliegende Band. Bereits mit der Erstauflage ist es der Crew um Cthulhu-Chefredakteur Frank Heller gelungen, eine derart tadellose Veröffentlichung zu publizieren, dass die Aufmachung und auch Teile der Texte es in die mittlerweile bei Chaosium (dem amerikanischen Cthulhu-Verlag) erschienene Ausgabe des Malleus Monstrorum geschafft haben.

Bereits das erste Durchblättern enthüllt etwas, was man sonst von Monsterhandbüchern kaum gewohnt ist: Die einzelnen Kreaturen werden nicht stur mit Kurzbeschreibungen und Regelwerten abgehandelt, die Beschreibung teilt sich genau genommen in drei unterschiedliche Bereiche auf. Diese sind zum einen ein einleitender, literarischer Text, der zumeist aus der Sicht eines Opfers oder Augenzeugen geschrieben ist, und die jeweilige Kreatur in recht stimmungsvoller cthuloider Form vorstellt. Darauf folgt der, auch von anderen Kreaturenbüchern gewohnte, für den Spielleiter bestimmte Text, der Aufschluss über die Erscheinung des Wesens und dessen Verwendung im Spiel gibt. Zum anderen darf natürlich ein Infokasten mit allen spielrelevanten Werten nicht fehlen. Bei etlichen Kreaturen gibt es relativ konkrete Anregungen für die Verwendung in eigenen Abenteuern oder Kampagnen, so dass die praktische Seite aus Sicht des Spielleiters auch nicht zu kurz kommt.

Ein weiterer interessanter Aspekt des Malleus Monstrorum besteht in den Tagebuchauszügen des Sir Hansen Polan. Diese sind über den gesamten Band verteilte, handschriftliche Tagebucheinträge des „bekannten“ Mythosforschers, welcher auch als Dozent an der berühmten Miskatonic University in Arkham tätig ist. Grafisch stimmungsvoll in Szene gesetzt, bekommt der Leser hier also weiteres Hintergrundmaterial zu den Wesen des Cthulhu-Mythos geboten, welches direkt aus der Spielwelt stammt.

Wo wir gerade bei der grafischen Gestaltung sind, sei nur soviel angemerkt. Ebenso wie bei den anderen Cthulhu-Veröffentlichungen des Pegasus-Verlags, wird em Leser auch hier ein überaus schön aufgemachter Band mit haufenweise stimmungsvollen Illustrationen geboten. Im Gegensatz zu anderen Kreaturenbüchern handelt es sich bei den Illustrationen im Malleus Monstrorum jedoch nicht ausschließlich um realistische Abbildungen der jeweiligen Wesenheit. Vielmehr präsentiert Pegasus eine bunte Mischung aus Fotografien, Skizzen und zeitgenössischen Zeichnungen, Abbildungen von Höhlenmalereien und vielen anderen Quellen, da natürlich nicht von jeder Wesenheit wissenschaftlich gesicherte Bilder oder Fotografien existieren. Dies verstärkt meiner Meinung nach die authentische Atmosphäre des Bandes ganz gewaltig und trägt so zum mehr als guten Gesamteindruck bei.

Malleus Monstrorum Doch die umfangreiche Darstellung der einzelnen Kreaturen ist längst nicht alles, was Pegasus dem geneigten Leser präsentiert. Neben einem (wenn auch recht kurzen) Abschnitt zum allgemeinen Umgang mit Kreaturen des Mythos bzw. deren Darstellung und Präsentation im Spiel hat der Band natürlich auch einen umfangreichen Index zu bieten, der sämtliche Erwähnungen der jeweiligen Wesenheit im Band auflistet.

Fazit: Rundum gelungene Neuauflage des Cthulhu-Kreaturenhandbuchs, das sowohl mit seinem Umfang und seiner Aufmachung als auch mit seinem Inhalt gleichermaßen zu punkten weiß. Wirklich eine tolle und noch dazu extrem umfangreiche Sammlung an Monstern, Göttern und Kreaturen, an der kein Cthulhu-Spielleiter vorbei kommt. Weiter so, Pegasus.

Die Daten zum Buch

Malleus Monstrorum

Quellenbuch für das Cthulhu-Rollenspiel
Autoren: Scott David Aniolowski, Sandy Petersen, Lynn Willis, Frank Heller u.a.

Hardcover, 503 Seiten, € 39,95
Pegasus Spiele

 

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