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The Bride of the Monster: Kumi Mizuno

FotoThe Bride of the Monster:
Kumi Mizuno

Wir alle, die von den Mittsechzigern bis in die siebziger Jahre in jeden neuen japanischen Monsterfilm (vornehmlich Godzilla) oder deren Wiederaufführungen gelaufen sind, hatten irgendwann die Gesichter der Standard-Darsteller drauf, die wir ebenso wenig missen wollten wie das Monster selbst. Die Gesichter, wie gesagt, aber nicht die Namen. Zum Einen deshalb, weil uns die Namen zu fremd waren, zum Anderen, weil in den Deutschen Titeln nie die Rollennamen wiedergegeben wurden, wodurch eine Identifizierung schwierig wurde.


FotoNun, mittlerweile sind uns die Namen etwas bewusster, es gibt zudem einige Nachschlagewerke oder das Internet.

Als ich kürzlich mal wieder die DVD von FRANKENSTEIN, DER SCHRECKEN MIT DEM AFFENGESICHT in meinem Player zum Kreisen brachte, fiel es mir wieder ein. Als Jugendlicher war ich unheimlich verknallt in die Hauptdarstellerin, Kumi Mizuno. Sofort packte es mich und ich musste mehr wissen.

Wer war/ist sie eigentlich? Und was für Filme hat sie noch gemacht?

Kumi Mizuno ist ein Neujahrskind, wurde am 1. Januar 1937 in Nigata geboren. Ihr eigentlicher Name ist Maya Igarashi. Wenn man den Geschichten Glauben schenken darf, dann entwickelte sie sehr früh ein Interesse für die Schauspielerei. Zu Beginn der 50er Jahre schon besuchte sie folgerichtig eine Schauspielschule. In einer Filmografie wird eine kleine Rolle während dieser Zeit angegeben, in einem Streifen namens ADOLESCENCE (1953), was aber nicht sicher ist. Sie war, wie fast alle angehenden Schauspieler rund um den Erdball, zunächst dem Theater zugetan.

Das Filmdebut erfolgte 1957 in KICHIGAI BURAKU (CRAZY SOCIETY). Dieses geschah noch unter ihrem Geburtsnamen. Schon im nächsten Jahr nahm sie den Künstlernamen Kumi Mizuno an (warum, das ist nicht zu erfahren) und ließ sich für eine Promotiontour der Toho-Studios engagieren. Dabei lernte sie Ishiro Honda kennen, eine echte Regiegröße des Studios und seines Zeichens Regisseur des legendären Films GOJIRA (GODZILLA).

Gefördert durch Honda, kam sie in mehreren Filmen unter, wobei es sich in erster Linie um Dramen und Liebesfilme handelte. Eine erste Zusammenarbeit der beiden folgte 1959 mit UWAYAKU, SHITAYAKU, GODOYAKU (SENIORS, JUNIORS, CO-WORKERS). Ebenfalls 1959 wirkte sie in dem monumentalen Film NIPPON TANJO (BIRTH OF JAPAN) an der Seite des großen Toshiro Mifune mit. In diesem Streifen war übrigens auch ein junger Akira Kubo zu sehen, der später innerhalb der Godzilla-Reihe der beliebteste Darsteller werden sollte.

Die erste Arbeit im Phantastischen Genre mit Ishiro Honda im Regiestuhl erschien im Jahr 1962 mit dem Titel YOSEI GORASU (GORATH). Ein Katastrofenfilm, in dem Honda seiner Vorliebe, den Special Effects, frönen konnte.

„Kumi war nicht nur schön, sondern auch sehr talentiert. Sie spielte sehr intuitiv und brauchte wenig Anleitung.“ (Honda)

Für jemanden wie ihn war das von Vorteil, denn den meisten Berichten zufolge konzentrierte er sich mehr auf das Äußere eines Films. Später sagte er einmal, dass Kumi seine Lieblingsdarstellerin war. Er setzte sie häufig in seinen sowie in den von ihm betreuten Filmen ein.

Im selben Jahr war sie in einem weiteren monumentalen Film zu sehen, mit dem Titel CHUSHINGURA – HANA NO MAKI YUKI NO MAKI (47 SAMURAI).

Es folgte ein Film, der der erste Schritt auf dem Weg zu einem Kultstar war. 1963 entstand MATANGO (ATTACK OF THE MUSHROOM PEOPLE), wieder unter der Regie Hondas. Mit dabei auch wieder Akira Kubo. Ein kleiner Horrorfilm über sieben Menschen auf einer einsamen Insel, von denen nicht alle nur Menschen sind. In der Eröffnungsszene sehen wir Kumi, wie sie zum Klang einer Ukulele trällert.

„Er ist einer meiner Lieblingsfilme. Und ja, das bin wirklich ich, die in dieser Szene singt.“ (Mizuno)

FotoDAI TOZOKU (THE SAMURAI PIRATE) (1963) brachte sie wieder mit Toshiro Mifune zusammen. In diesem Piratenfilm spielt sie eine Rebellenführerin, die mehr als ein Mal Mifune das Leben schwer macht. Der Film wartet sogar überraschend mit einigem magischen Schnickschnack auf.

KOKUSAI HIMITSU KEIKATSU: SHIREI DAI HACHIGO (INTERPOL CODE 8) aus dem selben Jahr ist in sofern ein Kuriosum, da er in den USA erst 1966 in einer von Woody Allen umgeschnittenen, umsynchronisierten und mit eigenen Szenen versehenen Version als WHAT'S UP TIGER LILY? erschien. Er schaffte es, das Ganze so zu drehen, dass Kumi mit ihm ein Date in diesem Film hatte.

1965 wieder ein Film mit Honda. Es war der schon vorab angesprochene FURANKENSHUTAIN TAI CHITAI KAIJU BARAGON (FRANKENSTEIN VS. BARAGON). Als Partner hatte sie den amerikanischen Darsteller Nick Adams. Obwohl weder sie Englisch noch er Japanisch konnten, gab es kaum Probleme während der Dreharbeiten, wohl aber in der Freizeit.

Foto„Ich lud ihn nach Drehschluss in mein Haus ein. Er glaubte wohl, dass ich mich in ihn verliebt hatte und machte mir einen Heiratsantrag. Er sagte: >Ich werde mich von meiner Frau scheiden lassen, um bei dir zu sein<. (...)Während er in Japan war, rief er mich jede Nacht an. Ich sprach kein Englisch und musste zu einem Wörterbuch greifen. Er sagte ständig >Kumi, I love You<. (...) Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht in ihn verliebt bin.“ (Mizuno)

Das erste Aufeinandertreffen mit Godzilla fand 1965 in KAIJU DAISENSO (MONSTER ZERO) statt. Wieder stand sie mit Nick Adams vor der Kamera. Der Film machte sie zur Kultfigur. Sie spielte eine Außerirdische, die die Beschützer der Erde, Godzilla und Radon, entführen und gegen Ghidrah antreten lässt. Die Erde ist schutzlos, doch wie immer scheitern die Außerirdischen. Kumi trug einen schicken Raumanzug (den sie, wie beinahe alle ihre Kostüme, selbst entworfen hatte). Darin sah sie so beeindruckend aus, dass ihre dargestellte Figur alles andere in diesem Film überschattete. Es wurde danach sogar Spielzeug hergestellt. Ja, es gab eine Kumi-Mizuno-Actionfigur in den 60ern, eben nach jener Rolle gestaltet.

FotoFURANKENSHUTAIN NO KAIJU: SANDA TAI GAIRA (WAR OF THE GARGANTUAS) von 1966 war mehr oder minder eine Fortsetzung zum Film von 1965. Das Aussehen des Riesen wurde stark verändert, Nick Adams war nicht mehr dabei. So wurde nicht einmal Kumis Rollenname übernommen. Der Amerikaner an ihrer Seite war dieses Mal Russ Tamblyn.

Foto„Er (Adams) war freundlich, im Gegensatz zu Russ Tamblyn, der deutlich unterkühlt war. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er mit seiner Frau nach Japan kam und er sich deshalb nicht mit dem Stab und den Darstellern anfreunden wollte.“ (Mizuno)

Noch ein Mal traf sie auf Godzilla. In dem von Jun Fukuda inszenierten Film GOJIRA, EBIRA, MOSURA: NANKAI NO DAIKETTO (GODZILLA VS. THE SEA MONSTER) spielte sie eine Eingeborene, die einigen gestrandeten Schiffbrüchigen (u.a. wieder Akira Kubo) hilft. Dieser Auftritt sollte zunächst ihr letzter sein, danach machte sie sich leider rar. Sie heiratete, wurde Mutter.

Nur sporadisch war sie in einigen Filmen und TV-Produktionen zu sehen. In den 70ern sind ganze vier Titel verzeichnet. In den 80ern nur 3 Auftritte. Sie widmete sich ganz ihrem Privatleben. Auch in den 90ern waren es nur 5 Titel, meist für das Fernsehen gedreht.

Foto1999 erinnerte man sich in den Toho-Studios ihrer einstigen Berühmtheit durch die SF- und Horrorfilme. Es gab Bestrebungen, sie wieder in einem Godzilla-Film unterzubringen. Zunächst klappte es jedoch nicht.

2002 schließlich durften die Herzen all ihrer Fans wieder höher schlagen. In GOJIRA TAI MEKAGOJIRA (GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA) spielte die große alte Dame dieses Genres die japanische Premierministerin. Nettes Detail am Rande: Ihr Sohn Junichi hatte in diesem Film eine Nebenrolle als Pilot.

„Es war, als würde ich nach Hause kommen. Ich fühlte mich wieder in alte Zeiten versetzt.“ (Mizuno)

Nach eigenem Bekunden hatte sie Spaß daran und deutete an, dass sie gern weiter machen würde. Was dann auch geschah. Nur zwei Jahre später trat sie in dem vorläufig letzten Godzilla-Film GOJIRA: FAINARU UOZU (GODZILLA: FINAL WARS) auf. Dieser Streifen ist bislang auch der letzte Eintrag in ihrer Filmografie. Ich persönlich finde es schade, denn in diesen beiden letzten Filmen hat sie trotz des hohen Alters (immerhin wird sie am 1.1.2008 71 Jahre alt) eine sehr gute Figur gemacht. Ich musste feststellen, dass ich sie immer noch mag.

FotoIhre Filmografie umfasst in der imdb.com 72 Titel. Ich habe mich für eine Auswahl jener Filme entschieden, die dem Phantastischen Genre zuzurechnen sind.

 

1961 ANKOGUGAI NO DANKON (BLUEPRINT OF MURDER)

1961 DANGAI NO KETTO (KILL THE KILLER!)

1962 YOSEI GORASU (GORATH)

1962 DOBUNEZUMI SAKUSEN (OPERATION X)

1963 DAI TOZOKU (DER LÖWE DES GELBEN MEERES)

1963 MATANGO (ATTACK OF THE MUSHROOM PEOPLE)

1964 SHIKONMADO: DAI TATSUMAKI (SHIKONMADO: BIG TORNADO)

1965 FURANKENSHUTAIN TAI CHITEI KAIJU BARAGON

(FRANKENSTEIN – DER SCHRECKEN MIT DEM AFFENGESICHT)

1965 KAIJU DAISENSO (BEFEHL AUS DEM DUNKEL)

1966 FURANKENSHUTAIN NO KAIJU: SANDAI TAI GAIRA

(FRANKENSTEIN - ZWEIKAMPF DER GIGANTEN)

1966 GOJIRA, EBIRA, MOSURA: NANKAI NO DAIKETTO

(GODZILLA UND DIE UNGEHEUER AUS DEM MEER)

1984 FUSHIGI NA KOALA BLINKY

(TV-Zeichentrickserie – nur Stimme)

2002 GOJIRA TAI MEKAGOJIRA (GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA)

2003 MIRROR WO FUKU OTOKO (THE MAN WHO WIPES MIRRORS)

2004 GODZILLA: FAINARU UOZU (GODZILLA: FINAL WARS)

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