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AMANDO DE OSSORIO - Eine kleine Werkschau: Teil 10: Die letzten Drei

Amando de Ossorio - Eine kleine WerkschauTeil 10:
Die letzten Drei

Mitte der 70'er begann der Erfolg der spanischen Horrorfilme schon zu bröckeln. Als zu eindimensional erwiesen die Stoffe, die verarbeitet wurden.

Den Streifen mangelte es meist auch an der ironischen Distanz. Immer wieder die straighten Vampire, Werwölfe, Mumien, alles orientiert am klassischen Design und in standatisierten Verhaltensweisen.

 

Ein weiterer Grund war der Tod des Diktators Franco 1975, denn kurz danach wurden die Zensurbestimmungen gelockert und es begann eine Zeit, in der fast ausschliesslich Filme mit möglichst viel nackter Haut gedreht wurden, denn das Publikum gierte förmlich danach. So sank auch de Ossorios Stern. Seine Reihe um die reitenden Leichen war beendet. Er plante zwar noch einen weiteren Teil, doch es scheiterte daran, dass er keinen mehr fand, der das Projekt noch finanzieren wollte.

DLas Alimanasamit bleibt nur noch zu berichten über einen vergessenen Abenteuerfilm mit Sexszenen und einen missratenen Erotikstreifen, sowie den unwürdigen Abschluss seiner Karriere mit einem gar lächerlichen Monsterfilm. Die internationale Vermarktung spanischer Filme im Allgemeinen brach zum Ende der 70'er Jahre völlig zusammen und es gab weitestgehend nur noch jene mit einem hohen künstlerischen Anspruch zu bewundern. Aber Amando de Ossorio war nun einmal kein Carlos Saura, so blieben ihm weitere Arbeiten versagt.

MEHR NACKTE HAUT
1976 versuchte Amando de Ossorio den neuen Publikumsinteressen Rechnung zu tragen, indem er einen Abenteuerfilm inszenierte und diesen möglicht mit Sex anreicherte. LAS ALIMANAS erreichte die Zuschauer jedoch kaum, sodass er sehr schnell wieder in der Versenkung verschwand. Dabei ging es um drei Männer, die Kunstschätze aus einem Museum in Lima stehlen und auf der Flucht verschiedene Abenteuer in Peru durchleben und sich gegenseitig schliesslich an die Gurgel gehen. Trotz der bemerkenswerten Besetzung mit Fernando Sancho, Frank Brana und Helga Liné fand der Film keine Verbreitung. Der Film geriet recht gewalttätig aber inhaltlich nicht wirklich schlüssig.

Passion ProhibidiaPASIÓN PROHIBIDA (1980) erregte allenfalls noch Interesse aufgrund des damaligen Erotikstars Susana Estrada. Eine Geschichte um Eifersucht und lesbische Liebe. Hier ging es lediglich noch darum, so viel Nacktheit wie nur irgend möglich unter zu bringen.
 
Das uninspirierte Drehbuch de Ossorios zeigte einmal mehr, dass er nicht gerade ein Freund starker Frauen war. Gerade dieser Film zeigte das von mir schon einmal angesprochene altertümliche Frauenbild, das der Regisseur wohl besass. Und obwohl er dem Publikum hier gab, was es wollte, ging der Film ebenfalls unter. Immerhin fand er noch seinen Weg nach Frankreich.

Anmerken sollte man noch, dass de Ossorio ursprünglich den Film LOS CÁNTABROS (1980) nach eigenem Drehbuch inszenieren sollte. Es handelte sich dabei um ein Historienabenteuer.

Leider überwarf er sich mit den Produzenten, die das Projekt an Paul Naschy heran trugen. Jener schrieb das Skript komplett um und inszenierte den Film dann auch. De Ossorios Name wurde komplett aus dem Film getilgt.

Serpentde de marSERPIENTE DE MAR (1984)
Das ist er! Sollte irgend jemand einen Trash-Film suchen, den er in einer völlig losgelösten Partyrunde zum Ablachen und Schenkelklopfen zeigen will, dann sei ihm dieser Streifen empfohlen. Möglichst in der deutsch synchronisierten Version, denn diese ist dem Film absolut angemessen dämlich. Leider gibt es ihn nicht auf DVD, man muss sich also mühen, das alte Tape mit den Titel HYDRA – AUSGEBURT DER HÖLLE zu finden.

Die "Geschichte" geht so:

Ein Flugzeug läd eine Atombombe über dem Atlantik ab. Natürlich kommt eine harmlose Seeschlange mit der Strahlung in Berührung – und mutiert zum Riesenvieh. Das Schiff des Kapitäns Pedro Fontan (Timothy Bottoms) wird das erste Opfer des Monsters. Da er ein Alkoholproblem hat, glaubt ihm niemand die Geschichte. Kurz darauf wird die Freundin von Margaret (Taryn Power) von dem Biest gefressen. Natürlich glaubt man auch ihr nicht.

mampfAlso verbünden sich Pedro und Margaret. Sie suchen Professor Wallace (Ray Milland) auf, der zunächst zwar skeptisch ist, ihnen aber hilft. Unterdessen wird auch Pedros Ankläger, Lemaris (Jared Martin), Zeuge der Vernichtung eines Hafens durch die Seeschlange. Die vier folgen der Bestie entlang der portugiesischen Küste. Sie können es zwar stellen, aber nicht vernichten. Das Monster entkommt Richtung Afrika.

Allein die Spielzeugsets und das niedliche Plastikmonster sind eine Reise wert. Wem das noch nicht reicht, dem seien die unterirdischen Schauspielerleistungen empfohlen. Die Dialoge tun ihr Übriges, wobei kaum vorstellbar ist, dass diese im O-Ton mehr Intelligenz besitzen.

Es ist müssig, in diesem Desaster Qualitäten zu suchen, dazu ist der Film einfach zu peinlich. Die Story hat zwar einen Anfang, aber kein Ende. War etwa eine Fortsetzung geplant? Man mag es kaum glauben. Leider konnte ich keinen Kommentar von irgend einem Beteiligten dazu finden.

HYDRA - Das deutsche Video-CoverEs ist im Grunde bitter, dass es so enden musste, nicht nur für Amando de Ossorio. Er vesteckte sich im Übrigen hinter dem Pseudonym Gregory Greens, was aber vermutlich nichts mit dem Ergebnis dieses Films zu tun hatte. Er wurde von vornherein für den internationalen Markt konzipiert, was auch die namhafte Besetzung zeigt. SERPIENTE DE MAR war der letzte Kinofilm des einstigen Oscar-Gewinners Ray Milland (THE LOST WEEKEND, 1945) – ein unwürdiger Abschluss seiner Karriere.

Damit möchte ich die kleine Werkschau schliessen. Fraglos ist SERPIENTE DE MAR nicht das, was man sich dafür wünscht. Danach zog Amando de Ossorio weitestgehend aus dem Filmgeschäft zurück. Wie schon am Anfang erwähnt, gab er die Hoffnung nicht auf. Er schrieb eine grosse Anzahl an Drehbüchern, doch er konnte nicht ein Einziges davon verkaufen. Ob es am letzten Film lag? Wohl kaum. Wenn man die Umsetzungen seiner Drehbücher sich anschaut, dann muss man sagen, dass diese Bücher nicht wirklich gut waren. Wie schon erwähnt, sie enthielten gute Ideen, doch es mangelte an der Ausführung.

Warum danach alles vorbei war, darüber könnte die 2009 erschienene Biografie "Amando de Ossorio – El Ultimo Templario" (Sozusagen das weiterführende Buch zur Dokumentation von 2001) Auskunft geben, so sie denn irgendwann einmal auf dem Internationalen Markt heraus kommt.

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