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Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl - Der Mann ohne Schatten

Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl

Der Mann ohne Schatten

 

Der renommierte deutsche Fernsehregisseur Peter Beauvais (1916-1986) nahm sich im Jahr 1967 eines Märchenklassikers aus der Feder von Adelbert von Chamisso an, „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“, die erstmals im Jahr 1814 veröffentlicht worden war. Publikumswirksam mit Götz George in der Titelrolle besetzt, ist der Fernsehfilm nun bei „Pidax Film-Klassiker“ erstmals auf DVD erschienen.

Nicht nur Hans Christian Andersen und die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm sind dafür bekannt, Märchen geschrieben oder von mündlichen Überlieferungen in gedruckte Form gebracht zu haben. Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahrhunderts war auch der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso (1781-1838) in diesem Bereich aktiv und veröffentlichte neben Gedichten und naturwissenschaftlichen Schriften eine Fabel und ein Märchen, dessen Popularität sich bis in unsere Tage hinein bewahren konnte. „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ sollte in einer Zeit, in der man bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland auch noch im Unterhaltungssektor Wert auf Niveau und klassische Bildung legte, zweimal verfilmt. Die erste Version realisierte Hans-Waldemar Bublitz 1955 unter dem schlichten Titel „Peter Schlemihl“. Zwölf Jahre darauf nahm sich dann auch Peter Beauvais des spannenden Märchens an. Beauvais galt in jenen Tagen als einer der renommiertesten Fernsehregisseure des Landes. Besonders gerne verfilmte er klassische Literatur für die Mattscheibe, beispielsweise „Mrs. Cheneys Ende“ nach Frederick Lonsdale, „Onkel Wanja – Szenen aus dem Landleben“ nach Anton Tschechow oder „Die Ratten“ nach Gerhart Hauptmann. Für seine Version von Chamissos Geschichte, die den Titel „Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl“ erhielt, konnte Beauvais für die Titelrolle den damaligen Publikumsliebling Götz George (1938-2016) gewinnen, der mit Rollen in Filmen wie „Wartezimmer zum Jenseits“ oder „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ populär geworden und hier in einer frühen Rolle auch schon dramatisch gefordert war.

Peter Schlemihl (Götz George) ist gerade von einer Reise aus Übersee zurückgekehrt und sucht den gut situierten Albert John (Leopold Biberti) in seinem Anwesen auf, weil er auf seinen Reisen Bekanntschaft mit dessen Bruder gemacht hatte. Bei John ist auch ein seltsamer Mann in Grau (Rudolf Platte) zu Gast, der sich von Peter Schlemihls Schatten fasziniert zeigt. Er schlägt dem jungen Mann einen Handel vor: Dieser soll ihm seinen Schatten verkaufen. Dafür erhält er vom Grauen ein Säckchen, das immer wieder voller Goldmünzen ist, egal, wie viele man herausnimmt. Schlemihl hält seinen Schatten für durchaus entbehrlich und lässt sich auf den Handel ein. Innerhalb kürzester Zeit ist er einer der reichsten Bürger des Landes. Einen anderen Seemann, den redlichen Bendel (Bruno Dallansky), macht er zum Verwalter seines Vermögens. Zahlreiche andere Angestellte, darunter auch der Diener Raskal (Erik Schumann), ermöglichen ihm einen angenehmen Lebenswandel. Doch mit der Zeit muss Schlemihl erkennen, dass die Menschen überaus misstrauisch auf einen Mann ohne Schatten reagieren, und er ist gezwungen, Ort und Zeit seiner Ausflüge nach draußen überaus penibel zu planen.

Die klassische Moralgeschichte hat auch mehr als zweihundert Jahre nach ihrem Entstehen nichts von ihrer Faszination und Spannung verloren. Nach einem etwas zu beschaulichen Beginn (einige Szenen geraten deutlich zu lang) findet auch Peter Beauvais zu den Vorzügen der Vorlage. Neben dem in einer frühen dramatischen Hauptrolle überzeugenden Götz George ist es vor allem Rudolf Platte, der in seiner sinistren und doch unterschwellig sympathischen Rolle des teuflischen Handelspartners Akzente zu setzen versteht. Die zahlreichen Außenaufnahmen und ein recht geschickter Einsatz von visuellen Effekten heben den Schwarz-Weiß-Fernsehfilm zusätzlich über das Niveau vergleichbarer Produktionen aus der Entstehungszeit. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein ganz passables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das noch einige Altersspuren und Aktmarker aufweist, der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist stets gut zu verstehen und entspricht den Möglichkeiten aus der Produktionszeit. Bonusmaterial ist keines vorhanden.  

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