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Im Reich der Urzeit-Monster - »Der sechste Kontinent«

Der sechste KontinentIm Reich der Urzeit-Monster
»Der sechste Kontinent«

Die Amicus Productions hatten mit „Caprona – Das vergessene Land“ Mitte der 1970er Jahre einen dermaßen großen Hit gelandet, dass schnell eine Fortsetzung her musste. Da Milton Subotsky bereits einen anderen Edgar-Rice-Burroughs-Roman zu einem Drehbuch umgeschrieben hatte, dauerte es nicht allzu lange, bis das bewährte Team mit „Der sechste Kontinent“ ein weiteres Dinosaurier-Abenteuer zusammengebastelt hatte. Nun ist auch dieser Film erstmals als Mediabook erschienen.

Der sechste Kontinent„Caprona 2. Teil“ sollte ein Jahr darauf von denselben Machern zwar auch noch folgen und abermals auf einem Pulp-Roman des „Tarzan“-Erfinders Edgar Rice Burroughs („The People That Time Forgot/Im vergessenen Land“) basieren, aber hier wagte man sich nun stattdessen mal nicht in die Antarktis, sondern ins Innere des Erdkerns vor, um ebenfalls auf Urzeitechsen zu treffen. Wie bei den meisten Burroughs-Geschichten kann man auch hier recht deutlich Ideen aus einem literarisch bedeutenderen Vorgängerwerk erkennen. Denn der französische Romancier Jules Verne (1828-1905) hatte sich bereits in seinem erstmals 1864 erschienenen Buch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ auf eine abenteuerliche Expedition ins Innere unseres Planeten begeben – und auch seine Reisegruppe traf damals auf urzeitliche Monster, Riesenpilze und einen unterirdischen See. Viele dürften zumindest die wunderbare Verfilmung des Stoffes von Henry Levin aus dem Jahr 1959 kennen, in der James Mason und der Sänger Pat Boone die Hauptrollen übernahmen. Bei Burroughs und insbesondere in der Adaption durch Amicus Productions wirkt dieser Trip nun ungleich billiger, das Ergebnis taugt deswegen am ehesten als Familienfilm für die Samstagnachmittag-Vorstellungen.

Der sechste KontinentDer Wissenschaftler Dr. Abner Perry (Peter Cushing) hat gemeinsam mit dem Millionär und Abenteurer David Innes (Doug McClure) einen gewaltigen bemannten Bohrer konstruiert, mit dem die beiden Männer das Erdinnere erkunden möchten. Doch bereits bei einer Testfahrt gerät der Bohrer außer Kontrolle und lässt sich nicht mehr manövrieren. Perry und Innes landen viel tiefer im Erdinnern, als sie vorhatten, und stoßen dort auf eine fremde Welt voller ungewöhnlicher Pflanzen – und gefährlicher Monstertiere. In dem Pellucidar genannten Reich treffen sie aber auch auf Menschen, die ihrer Sprache mächtig sind, die dort aber von den schweinsgesichtigen Sagoths versklavt werden, die unter der Kontrolle der Mahar stehen, riesengroßer Monstervögel, die über telepathische Fähigkeiten verfügen. Innes verliebt sich in die hübsche Prinzessin Dia (Caroline Munro), die er aus der Versklavung befreien möchte. Doch bei seinem Versuch, die verschiedenen Menschenstämme im Erdinnern zu vereinen, damit sich diese gemeinsam gegen die Sagoths und Mahars zur Wehr setzen können, gerät das Forscherteam ebenfalls in Gefangenschaft. Zur Belustigung der Vogelwesen muss sich David Innes im Kampf gegen weitere Riesenmonster in einer Arena bewähren…

Der sechste KontinentIm Gegensatz zu „Caprona – Das vergessene Land“ sind die Trickeffekte hier nun deutlich anders umgesetzt. Obwohl es auch hier noch Modelle und Matte Paintings von sehr guter Qualität gibt (insbesondere zu Beginn des Films), hat man auf Handpuppen- und lebensgroße Modelle verzichtet und für die meisten Monster im Stil der japanischen Godzilla-Filme auf Stuntleute gesetzt, die man in Gummikostüme steckte. Der Film kann (oder will?) nicht verheimlichen, dass er mit äußerst bescheidenen Mitteln im Studio produziert wurde. Und dennoch entstanden dadurch mitunter faszinierend schöne künstliche Landschaften, die geradezu psychedelische Qualitäten ausstrahlen. Die fahrige Inszenierung, die immer wieder deutliche Längen entstehen lässt, wird durch den naiven Charme der unbeholfen gestalteten Monster und durch den kauzigen Professor Peter Cushing teilweise entschädigt, der hier eine der seltenen Gelegenheiten erhält, sein komödiantisches Potenzial auszuspielen. Eine filmische Geisterbahnfahrt, die man wahrscheinlich nur im Teenageralter angemessen würdigen kann.

Der sechste KontinentDie Mediabook-Erstveröffentlichung von cmv Laservision (limitiert, nummeriert und mit verschiedenen Cover-Varianten) vereint vorhergehende BluRay- und DVD-Veröffentlichungen des Films in den jeweiligen Fassungen und wurde hier lediglich durch ein wieder einmal sehr lesenswertes und nett bebildertes sechzehnseitiges Booklet mit einem Text von Christoph N. Kellerbach ergänzt. Die technische Qualität sowie die Ausstattung der BluRay entspricht der Erstveröffentlichung von Koch Media aus dem Jahr 2018. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist für das Alter des Films sehr überzeugend, auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Das Bonusmaterial besteht auch hier aus einem Audiokommentar von Regisseur Kevin Connor, Interviews mit Connor (22 Minuten) und Caroline Munro (29 Minuten) aus dem Jahr 2014, in denen die beiden auch auf andere Filmhighlights ihrer Karrieren eingehen, das zeitgenössische Making-Of „A Special Art: Monsters“ (6 Minuten), dem deutschen und englischen Kinotrailer sowie einem „Trailer from Hell“ mit Brian Trenchard-Smith (4 Minuten, aus dem Jahr 2013), die deutschen und englischen Super-8-Fassungen des Films (jeweils 15 Minuten), und einer sehr umfangreichen animierten Bildergalerie.

Kommentare  

#1 Laurin 2023-06-17 10:51
Nun ja, man sollte die Thematik an sich nicht zu ernst nehmen, denn auch die Macher hatten, was die Handlung und die Umsetzung betrifft, das ganze nicht so ernst genommen. Dies macht diesen Monsterstreifen mit einem gehörigen Augenzwinkern allerdings auch wieder recht charmant. Die Monster sind hierbei durch die Bank schlichte Eigenkreationen und haben mit den Dinosauriern genauso viel zu tun wie Ameisen mit Waschbären. Aber sie passen dafür recht gut in diese etwas märchenhaft bis psychedelisch wirkende Kulisse. Und eben Peter Cushing schien hier seinen Spaß gehabt zu haben, als er seiner komödiantischen Seite mal freien Lauf lassen konnte. Der Film ist sicherlich nicht mit so manchen Fantasy-Blockbustern zu messen, allerdings gibt es auch Blockbuster, die mich durchaus eher langweilen konnten.

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