Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Grausame Kindereien - »American Gothic – Ein amerikanischer Alptraum«

American Gothic – Ein amerikanischer AlptraumGrausame Kindereien
»American Gothic – Ein amerikanischer Alptraum«

Das weltbekannte Ölgemälde „American Gothic“ von Grant Wood, das ein amerikanisches Farmerpaar vor seinem neugotischen Holzhaus zeigt, hat mit John Houghs gleichnamigem Film aus dem Jahr 1987 nur bedingt etwas zu tun, wenngleich das Cover der DVD-Wiederveröffentlichung in erstmals ungekürzter Form ironisch darauf Bezug nimmt.

American Gothic – Ein amerikanischer AlptraumDas Cover der remasterten Version von „American Gothic – Ein amerikanischer Alptraum“ (auch bekannt als „Dark Paradise“) in der ungekürzten Fassung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ zeigt die Hauptdarsteller Rod Steiger und Yvonne De Carlo in derselben Pose wie das Farmerpaar bei Grant Wood. Allerdings hat die Frau hier ein blutiges Messer in der Hand und auch von der bekannten Heugabel des Mannes tropft das Blut. Keine Frage, die ländliche Idylle wird man in dieser Version vergeblich suchen, stattdessen steht die Abgelegenheit und Naturverbundenheit des Farmhauses und seiner Bewohner hier für das pure Grauen. Das Motiv des Hinterwäldler-Slashers hat im Laufe der Jahre ein eigenes Subgenre des Horrorfilms herausgebildet, oftmals als Hillbilly Horror tituliert. Dazu zählen natürlich Klassiker wie Tobe Hoopers „Blutgericht in Texas“ (The Texas Chainsaw Massacre), Wes Cravens „Hügel der blutigen Augen“, die mittlerweile auf sieben Filme angewachsene „Wrong Turn“-Reihe, Eli Roths „Cabin Fever“ oder die selbstironische Persiflage „Tucker & Dale gegen das Böse“. Auch John Houghs „American Gothic“ ist ein Vertreter dieses Subgenres.

American Gothic – Ein amerikanischer AlptraumNach dem traumatischen Verlust ihres Babys hat Cynthia (Sarah Torgov) gerade einen längeren Psychiatrieaufenthalt hinter sich und möchte nun mit ihrem Mann Jeff (Mark Erickson) und zwei weiteren befreundeten Paaren zur Entspannung gemeinsam zum Campen fliegen. Das gecharterte Privatflugzeug hat allerdings eine Panne und muss an einer verlassen wirkenden Insel notlanden. Während Paul (Stephen Shellen) zur Bewachung am Ufer beim Flugzeug zurückbleibt, erkunden die anderen fünf die Insel. Sie finden bald tatsächlich ein verlassenes neugotisches Haus, dessen Einrichtung in den 1920er Jahren steckengeblieben scheint. Strom ist ebenfalls nicht vorhanden. Als nach einigen Minuten Pa (Rod Steiger) und Ma (Yvonne De Carlo), die Hausbesitzer, auftauchen, spitzen sich die seltsamen Ereignisse weiter zu. Das Ehepaar scheint zutiefst gläubig und auch davon überzeugt, dass moderne technologische Errungenschaften Teufelszeug sind. Das Misstrauen der fünf Freunde potenziert sich, als sie Fanny (Janet Wright) kennenlernen, die angeblich knapp 12jährige Tochter des Paares, die aber eher um die 50 Jahre alt sein dürfte. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengrube nimmt die Clique dennoch das Angebot von Ma und Pa an, die Nacht in deren Haus zu verbringen – wobei die beiden mit Nachdruck darauf bestehen, dass Männer und Frauen in unterschiedlichen Zimmern getrennt voneinander unterzubringen sind.

American Gothic – Ein amerikanischer AlptraumJohn Hough ist ein Genreroutinier, der bereits in den 1970er Jahren einige effektvolle Horrorfilme („Draculas Hexenjagd“, „Tanz der Totenköpfe“) inszeniert und später dann drei Episoden zur Gruselanthologie-Serie „Vorsicht, Hochspannung!“ verantwortet hat. Insofern kann sich „American Gothic“ ebenfalls sehen lassen, weil der Aufbau der Atmosphäre und das ungewöhnliche Setting interessant sind. Auch die ausnahmslos gute Besetzung dürfte so manchem Genrefan munden. Obwohl der Film nun erstmals in ungeschnittener Fassung in Deutschland auf DVD vorliegt, sind die Splatterszenen nach heutigem Stand vergleichsweise dezent ausgefallen. Da der Film eher unbekannt ist, dürfte er für viele Genrefans dennoch eine lohnende Entdeckung darstellen. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist von toller Schärfe und großem Detailreichtum, der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) stets gut verständlich. Als Extras gibt es den englischen Originalkinotrailer sowie ein Interview (aus dem Jahr 2017) mit dem Filmmusikkomponisten Alan Parker (14 Minuten), allerdings lediglich im englischen Original ohne Untertitel.


Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.